Kapitel 3
Percy's Sicht
Mit einem Grinsen im Gesicht nickte ich zustimmend. Zeus hatte mir soeben erlaubt Annabeth zurückzuholen. Mein Grinsen verschwand aber sofort wieder, als mein Blick auf Poseidon landete. "Da das jetzt geklärt ist, würde ich gerne mit Poseidon reden.", sagte ich laut und zog so die Aufmerksamkeit der Götter wieder auf mich. Ich überlegte kurz, ehe ich mit den Fingern schnippste und Poseidon und mich wegteleportierte. Erst im Nachhinein fiel mir dann auf, dass das meine Identität als Gott verriet.
Ich hatte uns in einen verlassenen Garten im hinteren Teil des Olymps teleportiert und zur Sicherheit (man konnte nie wissen, wann die Götter jemanden beobachteten) stellte ich ein Siegel auf, das uns vor den Augen und Ohren der Götter schützte. Ich stand mit dem Rücken zu Poseidon gerichtet, sein Blick brannte fast schon ein Loch in mich hinein. Von meinen eigenen Gedanken belustig schmunzelte ich leicht, ehe ich mich zu ihm umdrehte. Was jetzt kam, würde schwer sowohl für ihn, als auch für mich, werden. Das Lächeln verschwand von meinem Gesicht. "Poseidon, wie viel bedeute ich dir ?", fing ich an, während ich in Kreisen um ihn herum lief. Unterbewusst hielt ich ihn mit meinen Kräften an einer Stelle fest, damit er sich nicht wegbewegen konnte. "Percy, du bist alles für mich. Du bist mein Sohn !" Mein Gesichtsausdruck verzog sich, als ich das Wort Sohn aus seinem Mund hörte. "Was würdest du alles für mich tun ?", fragte ich, während ich die nächste Runde um ihn herum begann. Seine Nervosität rollte fast schon in Wellen von ihm ab. Dabei war ich doch sein Sohn, wir waren doch ein Herz und eine Seele.
"Was sollen diese komischen Fragen ? Ich weiß nic-" Mit einem lauten Knurren, auf das Lýkos stolz gewesen wäre, unterbrach ich ihn. "Beantworte die Frage." Zufrieden hörte ich wie der Meeresgott schluckte. "Ich würde alles für dich tun, du hast es verdient. Dein Dienst für uns, vorallem mich, ist bewundernswe-" Schon wieder unterbrach ich ihn. "Kurze Antworten, ich brauche deine Schmeicheleien nicht." Das schien ihn aus seiner Traumwelt zurückgebracht zu haben. Jetzt hatte er verstanden, dass er nicht mit Percy redete, der ihn praktisch anhimmelte und alles für ihn tun würde. Er sprach mit Percy, der sich beherrschen musste, um ihn nicht anzugreifen und die Wahrheit aus ihm hersauszuquetschen.
"Poseidon, würdest du mich anlügen ?" Meine Schritte verlangsamten sich, ich war gespannt was er nun antworten würde. Doch bei seiner Antwort konnte ich nicht anders als laut aufzulachen. "Du hast nur die Wahrheit verdient, ich habe dich noch nie angelogen und ich werde es auch in der Zukunft nicht tun." Lüge. Ich schnaubte. "Alle Aussagen in diesem Satz sind falsch."
Abrupt kam ich zum Stehen, ich stand nun hinter ihm. "Was meinst du ?", fragte der Gott mich, wobei ich die Unsicherheit in seiner Stimme aber deutlich heraushören konnte. "Was bin ich ?" Gekonnt ignorierte ich seine Frage und stellte meine eigene. "Ein Halbgott. Mein Sohn, ein Held." Seufzend schüttelte ich den Kopf. "Poseidon, ich glaube nicht, dass du verstehst worauf ich hinaus will." Sein verwirrter Blick brachte mich dazu weiterzureden. "Alle deine Aussagen waren schon wieder falsch. Du lernst nicht dazu.", murmelte ich und schüttelte gespielt enttäuscht den Kopf. "Was kann Apollo absolut gar nicht leiden ?" Ich fing wieder an um ihn herumzulaufen. "Wenn eine Wolke die Sonne verdeckt ?", antworte Poseidon mir, wobei es eher wie eine Frage klang. "Falsche Antwort. Nächster Versuch." Ich konnte praktisch schon sehen wie die Rädchen in seinem Kopf sich drehten. "Wenn jemand eine Krankheit verursacht ?" Ein weiterer Seufzer verließ meinen Mund. "Wieder falsch. Du lässt nach, Poseidon."
Als er keine weiteren Versuche machte, meine Frage zu beantworten, gab ich nach. "Die richtige Antwort wären Lügen gewesen. Apollo, der Gott der Wahrheit, hasst Lügner. Und weißt du was du bist, Poseidon ?" Meine Augen trafen seine. Aber ich brach den Blickkontakt ab und setzte meine Runden fort. "Du, Poseidon, bist ein Lügner." Der beschuldigte Gott setzte zum Reden an, doch ich hob nur eine Hand und ließ ihn verstummen. "Und weißt du auch wieso ? Die Antwort ist eigentlich ganz einfach..." Mittlerweile war Poseidon den Tränen nah, aber ich fühlte nichts, vor ein paar Monaten hätte ich mich bestimmt noch um ihn gesorgt, aber sobald ich die Wahrheit erfahren hatte, war Poseidon nicht mehr als ein einfacher Gott. Wir waren nicht verwandt. Wir kannten uns nicht.
"Poseidon, du bist ein Lügner, weil du andere zu deinem eigenen Wohlbefinden benutzt. Während diesem Gespräch hast du mich insgesamt schon sieben Mal angelogen. Was möchtest du damit bewirken ?" Erwartungsvoll starrte ich ihm in die tränengefüllten Augen. "Möchtest du, dass ich dir diene. Möchtest du meinen Einschätzungssinn trüben ? Möchtest du, dass ich dir glaube ?" Wieder keine Antwort. "Poseidon, ich habe jeden Grund dich zu töten." Das brachte ihn dazu etwas zu sagen. "Das kannst du nicht !", rief er laut und versuchte sich vergeblich zu bewegen, ich hielt ihn immer noch an der selben Stelle fest. "Fünf Zustände der Trauer: 1. Stufe - Verleugnung. Ich kann dich töten, Poseidon. Ich kann deine Existenz dazubringen sich selbst aufzulösen.", informierte ich ihn in einem heiteren Ton. Er sah mich einfach nur fassungslos an, dabei war er es selbst, der mich dazu brachte, ihn so sehr zu hassen. "Wusstest du, dass ich über weitaus mehr Kräfte als nur Wasser Kontrolle habe ?" Diesmal war ich wirklich neugierig. Würde er jetzt zugeben, dass er wusste, dass Wasser für mich kein Limit darstellte, gab er indirekt auch zu, dass ich nicht sein Kind war. Kein Kind des Poseidon hatte Kontrolle über alles. Wobei ich mir auch nicht ganz sicher war, ob ich nun wirklich alles kontrollieren konnte. "Nein, dessen war ich mir nicht bewusst." Leicht genervt schüttelte ich den Kopf. "Schon wieder eine Lüge." So langsam sollte er doch verstanden haben, dass ich wusste, dass er mir beinahe mein ganzes Leben verschwiegen hatte. "Ich gebe dir jetzt die Chance alle deine Lügen mir gegenüber aufzuklären." Meine Augen waren auf sein Gesicht fixiert, jede Emotion würde sofort von mir bemerkt werden. "Ich habe dich nicht angelogen !", schrie er nun wütend, sein Gesicht war in eine Fratze verzogen und der Boden fing leicht an zu beben. "Fünf Zustände der Trauer: 2. Stufe - Wut. Kannst du bitte wiederholen was du gerade eben gesagt hast ? Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich gerade eine weitere Lüge gehört habe, aber ich will ja keine voreiligen Schlüsse ziehen.", sagte ich nachdenklich, musste mir dabei aber ernsthaft das Grinsen verkneifen. Das Erdbeben wurde stärker, dunkle Wolken zogen sich am Himmel zusammen.
"Darf ich dich daran erinnern, dass ein Halbgott sterben würde, wenn er dem direkten Zorn eines Olympiers ausgesetzt ist ?" Das Erdbeben ebbte augenblicklich ab. Eigentlich hatte ich nicht von mir gesprochen, ich hatte mein Dasein als Halbgott nämlich abgeschlossen, für mich gab es nur noch die Ewigkeit, in der ich verweilen würde.
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