Kapitel 38
POV Lee:
Ich starrte in den von Wolken überzogenen Abendhimmel. Wieso? Wieso?! Wieso nur hätte ich nicht nachdenken können. Wieso hatte ich es ihr erzählt? Das war der wohl schwerste Fehler meines Lebens. Hätte ich nicht einfach schweigen können? Aber nein, natürlich musste ich, sturer Dummkopf, mit der Wahrheit herausplatzen. Trotzdessen hatte ich nicht diese Reaktion erwartet! Ich hätte niemals gedacht, dass sie es mir verbieten würde! Ja, einmal hab ich es kurz einfach so gesagt, aber ich hätte niemals wirklich gedacht, dass sie das tun würde. Ich meine, sie ist meine Mom und war schon immer der sichere Halt für mich. Sie hatte immer hinter mir gestanden, selbst wenn ich mich über den ganzen Körper tätowieren lassen würde oder eine Dreiecksbeziehung zu zwei Mädchen hätte, sie wäre für mich da gewesen. Aber wieso nur sagte sie nicht einmal, dass es sie beeindruckte? Chamelia zu sein war kein Klacks. Ich hatte immernoch Wunden von den ganzen Kämpfen und die Leute brauchten mich genauso wie alle anderen Avengers. Ich konnte es nicht fassen wie ich mich so in einem Menschen getäuscht hatte, und dazu noch in meiner eigenen Mutter, die ich dachte so gut gekannt zu haben. Ich wollte nicht zurück nach Hause. Heute nicht und morgen nicht. Ich würde nicht ,,damit aufhören", wie Mom es verlangte.
,,Damit aufhören.", wiederholte ich nochmal flüsternd zu mir selbst und lachte bitter. Als wäre es so einfach. Mom hatte doch keine Ahnung! Ich setzte mich auf und sah auf die Straßen New Yorks herunter. Zum Glück war übermorgen Wochende. Da konnte ich auch die ganze Zeit von Zuhause wegbleiben. Ich konnte draußen schlafen und mir aus meinem Zimmer ab und zu Dinge holen, natürlich nur wenn meine Eltern arbeiten waren. Genauso wie Essen und Trinken, zur Not klaute ich Geld aus meinem Zimmer und kaufte mir damit was. Ich war nicht mehr Moms kleines perfektes Töchterchen, dass keine Ziele und Träume hatte und keine eigenen Wege ohne Mami gehen konnte. Ich war jetzt siebzehn und trug selbst die Verantwortung meiner Entscheidungen, ich wählte selbst meine Lebensziele! Sie musste das endlich akzeptieren.
Mein Sinn klingelte und ohne zu Zögern umarmte ich Spidey, der gerade zu mir aufs Hochhaus geschwungen kam. Ich kuschelte mich fest an ihn ran, überrascht hob er die Hände, doch schloss sie dann um mich und erwiderte die Umarmung. Lange blieben wir so stehen, ich sog seinen männlichen After-Shave Duft ein und genoss die Wärme, die aus seinem Körper ausging und uns wohlig umarmte. Ich spürte wie ich mich entspannte und es mir besser ging. Dann ließ er mich los, legte seine Hände auf meine Schultern und sah mich besorgt und sich wundernd aus seinen Spiderman-Augen an. ,,Alles in Ordnung?"
Ich erzählte ihm die ganze Geschichte während wir zusahen, wie die Wolken ab und zu den schon sanft leuchtenden Mond verschleierten und ihn wieder zeigten und der Himmel nach und nach dunkler wurde. Als ich geendet hatte schwieg er.
,,Bei...Tante May war das anders, sie hatte mich im Spiderman Anzug erwischt, ohne Maske.", ich spürte wie schwer es ihm fiel, ihren Namen in den Mund zu nehmen. Er war sehr tapfer.
,,Und war sie sauer? Oder hat es dir verboten?"
Er schüttelte den Kopf.
,,Nein. Sie hat mich unterstützt, bei allem so gut es ging geholfen."
,,Ja meine Mom ist aber nicht so lieb. Sie ist schrecklich anhänglich, übervorsichtig und ängstlich, sie will dass ihre kleine, süße Lee ein perfektes Leben hat und so ist, wie sie es sich wünscht.", murmelte ich und äffte ihr nach.
,,Nah.", sagte er sanft und drehte den Kopf zu mir, um mich anzusehen.
,,Hattest du jemals das Gefühl, nicht geliebt zu werden? Von deiner Mom, meine ich."
,,Nein...", rannte ich leise nach kurzem Schweigen.
,,Siehst du. Sie meint es doch nicht böse, Lee. Sie liebt dich und das ist ihr Weg, es dir zu zeigen. Auf dich aufzupassen so gut es geht. Nur vergisst sie dabei, dass du demnächst volljährig bist und dein eigenes Leben führst. Dinge selbst ausprobieren musst. Nur wenn man einmal selbst vom Ast gefallen ist, weiß man, nicht mehr draufzuklettern. Verstehst du?", erklärte er ruhig, während er auf den Sonnenuntergang sah. Ich sah ihn von der Seite an. ,,Du hast Recht. Aber ich werde trotzdem nicht zurück nach Hause gehen. Sie kann es mir nicht verbieten.", meinte ich stur und ballte die Fäuste. Genau in diesem Moment ertönte Schreie von Unten auf der Straße und sofort sprangen wir beide vom Gebäude, ich landete sicher mit den Flügeln, die wieder einfuhren. Spidey landete eine Sekunde später neben mir auf dem Boden.
Ein Transporter sauste in enormer Geschwindigkeit durch die Straßen, rammte Straßenschilder und Fahrzeuge, die am Straßenrand geparkt waren. Polizeisirenen erklangen in der Ferne. Sah mir nach einen Raub oder einer Kidnapp-Aktion aus.
,,Wir müssen ihn stoppen!", schrie ich, Spiderman nickte und schwang sich auf den Transporter zu, um ihn mit seinen Netzen zu stoppen. Jedoch wurde er wegen einer Druckwelle davongeschleudert und fiel zurück. Das Fahrzeug aber bretterte in gefährlicher Geschwindigkeit auf den Zebrastreifen zu, auf dem acht Menschen liefen, unter ihnen auch vier Kinder und ein Baby im Kinderwagen. Scheiße! Sofort rannte ich zum Zebrastreifen.
,,Schnell! Aus dem Weg!", brüllte ich mit klopfendem Herzen. Doch die Kinder waren zu abgelenkt aufgrund eines süßen Hundes, der an der Leine eines alten Mannes ging. Es lief alles so langsam, die Sekunden zogen sich wie Kaugummi, als der Transporter auf die Menschen zuraste. Ich konnte nichts tun! Sie werden alle sterben! Kurz bevor der Wagen die Menschen tödlich verunglücken konnte, stoppte plötzlich alles. Ich spürte keinen Aufprall, keinen Schmerz, keine Schreie. Nur, dass ich mit zusammengekniffenen Augen und schräg in die Luft ausgebreiteten Armen stand. Ich öffnete langsam die Augen und was ich sah, raubte mir den Atem. Die Menschen waren dicht um mich herum versammelt. Um uns herum schützte uns eine grün-leuchtende, durchsichtige Schutzhülle, wie ein Halbkreis kam sie von meinen ausgestreckten Händen aus und umhüllte uns alle bis auf den Boden. Die Zeit schien stillzustehen. Dann aber krachte der Transporter gegen die Schutzkugel, die leicht vibrierte von dem Druck. Das Fahrzeug prallte ab, fiel auf die Seite vom Aufprall und blieb mit sich immernoch drehenden Reifen so liegen. Spiderman starrte mich an, er hatte den Fahrer mit Netzen gefesselt. Langsam, ganz langsam nahm ich meine Hände runter, die Schutzblase löste sich langsam in hellgrünen Rauch auf, der kurz in der Luft um uns herum waberte und dann verschwand. Wie gebannt starrte ich auf meine Handflächen, die bis gerade eben noch leicht hellgrün geglüht und geleuchtet hatten.
Die Menschen um mich herum nahmen wieder etwas Abstand und klatschten. Doch von all dem bekam ich irgendwie nichts mit. Polizei traf ein und befreiten aus dem Wagen hinten drin zwei Mädchen, die entführt wurden. Sie hatten nur Prellungen wegen dem Aufprall, sonst ging es ihnen gut.
Spiderman kam zu mir und sah prüfend meine Handflächen an. Dann nickte er übertrieben schnell. ,,Jap. Warum nicht?", sagte er leicht und trocken als wäre es das normaler der Welt, eine Schutzhülle aus den Handflächen entstehen lassen zu können, dass ich lachen musste. Wir entfernten uns von dem Trubel, verabschiedeten uns und ich entschied, noch schnell zuhause aus meinem Zimmer meine Decke und Kissen, genau wie eine Wasserflasche, mein Handy und eine Packung Cockies zu holen, unbemerkt kam ich durchs Zimmer rein. Dann klopfte es an der Tür, ich machte mich sofort unsichtbar und Mom sah in mein Zimmer. Ich war so sauer auf sie! Sie seufzte und ging wieder, die Tür schloss sich. Zum Glück wurden auch alle Gegenstände unsichtbar, die ich in meinen Händen hielt. Wäre ja komisch, Cockies schweben zu sehen. Nur bei Personen oder Tieren ging es leider nicht. Ich schlüpfte wieder durchs Fenster raus und achtete darauf, es genauso offen zu haben wie davor. Mom durfte nichts merken. Ich kletterte blitzschnell zurück auf das Hochhaus und breitete meine Decke so aus wie eine Matraze, auf die ich mich legte. Die andere, dünnere Decke legte ich über mich. Dann atmete ich aus, entspannte mich und ließ den Anzug wieder mit der Nanotechnologie verschwinden. Ich sah in die Sterne, die wie Glitzersteine funkelten. Ich hatte eine neue Fähigkeit- die, eine Schutzblase zu erstellen. Wow.
1378 Wörter
Hey Leute :)
Morgen geht's weiter.
Bis da-han!
<3 <3 <3
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro