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Crash (Larry/Side Ziall)

Die ursprüngliche Kurzgeschichte ^-^ Diejenigen, die von meinen One Shots kommen, kennen sie schon - "Aftermath" ist der erste neue Teil :)

Viel Spaß!

Plot: Louis schafft es, nach einem Unfall selbst als Patient eingeliefert zu werden.

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HARRY

„Du solltest ihn wirklich endlich zu einem Date einladen."

Liam war so lautlos an mich herangetreten, dass ich beinahe aus der Haut gefahren wäre, als er plötzlich direkt in mein Ohr sprach. Entsetzt schrak ich hoch und ließ prompt einen beachtlichen Schwall Kaffee über meinen weißen Arztkittel schwappen. Zum Glück war das Getränk schon einige Minuten alt und somit nicht mehr kochend heiß, aber ich war trotzdem dazu gezwungen, meinen Blick von der Person zu nehmen, die ich wie gebannt über den Tresen der Rezeption hinweg die ganze Zeit über beobachtet hatte.

Und das war fast schlimmer als die eingesaute Arbeitskleidung.

„Liam, du Idiot!" Ernüchtert ließ ich den nun nur noch zu zwei Dritteln gefüllten Becher auf dem Schreibtisch niedersausen, um dann den braunen Fleck auf meiner Kleidung zu begutachten. Missmutig hob ich den Kopf, als mein Kollege neben mir vor Lachen beinahe einen Stapel Patientenakten vom Tisch fegte. „Schon gut, Payne. Es ist unfassbar witzig, ich hab es verstanden."

Liam gluckste noch ein bisschen vor sich hin, bevor er sich endlich die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischte und seinen Schreibtischstuhl in meine Richtung drehte. „Hast du auch den Sinn meiner eigentlichen Botschaft verstanden?"

Mein eingeschnapptes Schweigen war Antwort genug.

Kopfschüttelnd schnappte sich Liam meinen Becher, um ungeniert einen Schluck daraus zu nehmen. „Du hast ihn buchstäblich mit den Augen ausgezogen. Wüsste ich nicht, dass du Hals über Kopf auf ihn stehst, würde ich dich als unheimlichen Psycho-Stalker abstempeln, Harold."

Meine Wangen fühlten sich plötzlich merkwürdig heiß an. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst", murmelte ich undeutlich als Antwort, während ich mich wieder dem Bericht zuwandte, an dem ich arbeitete. Beziehungsweise arbeiten sollte. Im Moment war ich ja viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, ein bestimmtes Mitglied des Pflegepersonals anzustarren.

Liam hatte Recht: Wahrscheinlich war ich ein Psycho-Stalker. Zumindest benahm ich mich wie einer, und das nicht erst seit gestern.

Dennoch wagte ich es, kurz noch einmal zur Tür des Pausenraums hinüber zu spähen, an der Louis Tomlinson eben noch mit seinem Handy in der Hand gestanden hatte. Natürlich war er mittlerweile weg. Automatisch sah ich mich um, konnte ihn jedoch nirgends mehr entdecken. Enttäuscht presste ich die Lippen aufeinander und rief mir erneut das herzerwärmende Lächeln ins Gedächtnis, das der junge Mann beim Telefonieren auf den Lippen getragen hatte.

Mit wem er wohl telefoniert hatte? Doch wohl nicht etwa mit ... seinem Freund? Seine Freundin konnte es weniger gewesen sein, da ich wusste, dass er so wie ich mit dem weiblichen Geschlecht beim besten Willen nichts anzufangen wusste. Zumindest nicht aus romantischer Perspektive. Beim Gedanken daran, dass Louis, mit dem ich schon seit eineinhalb Jahren recht eng befreundet war, nun ganz frisch und ohne mein Wissen einen festen Freund haben könnte, verwandelte sich mein liebeskranker Magen in einen Knoten. Es war wirklich zum Steinerweichen.

Louis Tomlinson war einer der Krankenpfleger hier im Klinikum und hatte schon vor meiner Zeit als Assistenzarzt hier gearbeitet. Dafür, dass ich für gewöhnlich kein großer Spezialist für das Knüpfen sozialer Kontakte war, war mir dieser junge Mann erstaunlich schnell ins Auge gestochen – er war frech, hatte eine große Klappe und war noch dazu auffallend klein. Abgesehen davon besaß er jedoch eine wunderbare Persönlichkeit, verkörperte eine verdammt kompetente Fachkraft und scheute keine Mühen, wenn es darum ging, Patient oder Arzt helfend zur Hand zu gehen. Über die letzten eineinhalb Jahre hinweg, in denen wir zu großen Teilen die gleichen Schichten gearbeitet hatten, waren wir zu meiner großen Begeisterung gute Freunde geworden und waren auch privat im gleichen Freundeskreis unterwegs.

Doch da ich nicht umhinkam, mir ständig sehnsüchtig auszumalen, wie es wohl wäre, mehr als nur ein Kumpel für ihn zu sein, war ich meistens angespannt, nervös und peinlich berührt, wenn wir uns allein irgendwo trafen. Sollte Louis das schon bemerkt haben und sich darüber wundern, ließ er sich jedenfalls nichts anmerken – er war in meiner Gegenwart nach wie vor er selbst.

Und das war gut so. Ich liebte ihn nämlich so wie er war.

„Ich weiß halt wirklich nicht, wovon du sprichst." Dieser Satz verließ meinen Mund so trotzig, dass er geradezu danach schrie, argumentativ in seine Einzelteile zerlegt zu werden.

Liam, ein weiterer Assistenzarzt unserer Gruppe und einer meiner besten Freunde, verdrehte die Augen und vergrub theatralisch das Gesicht in den Händen. „Wann siehst du es denn endlich ein, dass Tommo genauso an dir interessiert ist wie du an ihm? Ihr zwei seid so blind, dass es wehtut."

Seufzend ließ ich mich in die Lehne meines Stuhls zurücksacken. „Woher zur Hölle willst du das denn wissen, hm? Kannst du vielleicht Gedanken lesen?" Zwar gab ich damit indirekt zu, tatsächlich Gefühle für Louis zu hegen, aber da Liam mich ohnehin schon vor Monaten durchschaut hatte, wäre Geheimniskrämerei an dieser Stelle völlig nutzlos.

Liam war ein absolutes Ass, wenn es darum ging, Empfindungen zu erspähen und dann mit dem Verkuppeln zu beginnen. Und den entsprechenden Personen wie ein besonders nervtötender Teufel damit in den Ohren zu liegen. Dass er es bei Louis und mir trotz vieler Versuche noch nicht auf die Reihe bekommen hatte, frustrierte ihn gewaltig, womit er sich auch nicht wirklich hinterm Berg hielt.

„Wärst du zu Zayns Party letztes Wochenende gekommen, würdest du das nun auch wissen." Liam sah sich verstohlen um, ob sich unser Ausbilder Dr. Higgins in der Nähe befand, bevor er zwei Kuchenriegel aus der Tasche seines Kittels hervorzauberte. Einen davon warf er mir zu, bevor er den anderen in Rekordgeschwindigkeit aufriss und ihn sich auf einmal in den Mund stopfte.

Dr. Higgins hasste es, wenn seine Schützlinge außerhalb der Pausenzeiten herumsnackten, selbst wenn wir nur Rezeptionsdienst schoben. Mit Kaffee kam er gerade noch klar (solange man ihn nicht so wie ich verschüttete), aber sobald er irgendwo auch nur ein Stück Essen aus Liams quasi unerschöpflichem Vorrat herumliegen sah, endete das meistens nicht allzu spaßig. Vor allem für Liam, dem er dann als Strafe Kistenweise Papierarbeit aufbrummte. Natürlich ließ mein Kollege sich trotzdem nicht davon abhalten, sämtliche seiner Taschen mit Kuchen-, Müsli- und Schokoriegeln zu füllen und diesen Vorrat im Laufe eines Arbeitstages dann auch zu leeren.

So viel zu Liam Payne.

„Du weißt genau, dass ich mit meiner Forschung für die Doktorarbeit beschäftigt gewesen bin. Ich musste endlich ein paar Ergebnisse abliefern." Angestrengt versuchte ich, nicht zu starren, als Liam als Nächstes einen Müsliriegel hervorholte diesen ebenfalls im Ganzen in seinen Mund wandern ließ.

Dieser Typ war manierenmäßig eine echte Zumutung.

Beeindruckenderweise schaffte er es trotzdem, amüsiert zu schnauben. „Weißt du was? Das glaube ich dir sogar. Du bist ja auch ein unverbesserlicher Workaholic!", glaubte ich durch all das Essen in seinem Mund hindurch verstehen zu können. „Es würde dir nicht schaden, statt deiner Fachbücher mal etwas anderes mit in dein Bett zu nehmen. Zum Beispiel etwas namens Lo..."

„Was konntest du denn auf der Party so Wissenswertes in Erfahrung bringen?", schnitt ich ihm das Wort ab, bevor er womöglich irgendjemanden der restlichen Kollegschaft auf unser Gesprächsthema aufmerksam machen konnte. „Außer, dass Pfeffi wie Zahnpasta schmeckt?"

Liam hörte für einen Moment mit dem Kauen auf, um das Gesicht zu verziehen. „Komm mir bloß nicht mit Pfeffi. Das ist grünes Gebräu der Hölle." Dann schien ihm erneut einzufallen, dass er ja eigentlich Bericht erstatten wollte. „Also gut. Du weißt ja, dass Zayns Freund Tommos bester Kumpel ist, nicht wahr?"

Angestrengt kramte ich in den viel zu vielen Schubladen meines Gedächtnisses. „Meinst du den kleinen Blonden? Neil Homan, oder wie er heißt?"

Liam warf einen Kugelschreiber nach mir. „Niall Horan. Lass dich mit dem Neil-Kram bloß nicht von Zayn erwischen. Der macht dich kalt."

Das war eine begründete Sorge. Unser Kollege Zayn Malik war zwar wirklich eine Seele von Mensch, aber wenn jemand auch nur ansatzweise Stuss über seinen Freund redete, sollte diese Person schleunigst die Beine in die Hand nehmen.

Nun, eigentlich wusste ich nur zu gut, wie Zayns Freund wirklich hieß.

Die peinliche Wahrheit war nämlich folgende: Niall Horans Name war deshalb fest und fehlerlos in meinem Gedächtnis verankert, weil ich ihn anfangs für Louis' festen Freund gehalten und ihn auf verzweifelter Suche nach Gegenbeweisen auf sämtlichen sozialen Medien gestalkt hatte. Zu meiner unglaublichen Erleichterung hatte sich dieser Verdacht als unbegründet erwiesen. Die beiden wohnten als beste Freunde aus Schulzeiten zusammen in einer WG, tauchten in ihrer Freizeit fast überall gemeinsam auf und verhielten sich praktisch wie Brüder. Und irgendwann hatte ich dann auch peinlich spät festgestellt, dass Niall offenbar schon seit einem knappen Jahr mit Zayn liiert war.

Schämen sollte ich mich ja schon ganz dezent.

Immerhin arbeitete ich jetzt schon seit eineinhalb Jahren meiner Assistenzarztzeit fast jeden Tag mit Zayn und Liam als Kollegen zusammen, und brachte es nicht auf die Reihe, über deren Privatleben wenigstens in den Grundzügen informiert zu sein. An der Stelle durfte ich gar nicht daran denken, dass ich zum Beispiel auch keine Ahnung hatte, wo die beiden ursprünglich aufgewachsen waren.

Liam hatte Recht: Ich war ein übereifriger Workaholic mit Tunnelblick auf den Facharzttitel.

Wobei dieser Tunnel eine beachtliche Abzweigung in Richtung Louis Tomlinson besaß.

Mein Kollege hatte unterdessen ungerührt fortgefahren. „Auf jeden Fall war Niall auf der Party so sturzbesoffen, dass er nur noch wirres Zeug von sich gegeben hat. Zumindest dachten alle, dass es nur wirres Zeug ist." Er grinste mich an. „Er hat damit getönt, dass Louis ihm die ganze Zeit mit diesem unfassbar heißen Assistenzarzt in den Ohren liegt. Ich zitiere: Der mit den grünen Augen und den langen Locken. Dreimal darfst du raten, an wen mich diese Beschreibung erinnert. Hahaha. Ha."

Naive Hoffnung zupfte an meinem emotionalen Empfindungsvermögen. „Du veräppelst mich doch." Niemals könnte sich ein so offener, überall beliebter Mensch wie Louis für einen arbeitsversessenen, introvertierten Typen mit dem Freundeskreis im Radius eines misslungenen Steinwurfs interessieren. Einen Typen wie mich.

Liam zuckte die Schultern. „Louis hat ihm danach eine reingehauen und Zayn dazu genötigt, ihn ins Bett zu verfrachten. Ich glaube nicht, dass er sich am nächsten Morgen daran erinnert hat. Und ich gehe schwer davon aus, dass Louis inständig darauf hofft, dass auch die restlichen Gäste zu dicht waren, um wirklich etwas mitbekommen zu haben. Ist ja schon ziemlich peinlich, hm?"

Während des Sprechens hatte er in seiner anderen Tasche nach einem weiteren Snack gefischt, dessen Verpackung er nun gierig aufriss – genau in der Sekunde, als jemand hinter uns herantrat und uns beiden gleichzeitig eine Hand auf die Schulter fallen ließ. Liam schreckte derartig zusammen, dass er die Kontrolle über den Schokoriegel in seinen Händen verlor – und in dem beherzten Versuch, diesen vor einem Fall auf den dreckigen Boden zu retten, meinen Kaffee endgültig über den Haufen räumte.

Geistesgegenwärtig stieß ich meinen Stuhl zurück und schaffte es damit gerade noch, der braunen Fontäne zu entgehen. „Mann, Payno! Kannst du nicht aufpassen?!"

„Nein!" Liam war schon unter den Tisch getaucht, um nach seinem Essen zu angeln. „Nein! Das war mein letztes Snickers!"

Lautes Lachen hinter uns verriet mir, dass Liams Panik vollkommen unbegründet gewesen war – es handelte sich nämlich nicht um den snackphobischen Dr. Higgins, sondern um Zayn Malik, der sich nun an unserem Leid erquickte.

„Malik, du Freak! Sieh, was du getan hast!" Anklagend hielt Liam ihm sein nun schmutzbedecktes und zerknautschtes Snickers hin, dessen aufgerissene Verpackung beim Fall irgendwohin flöten gegangen war. „Wegen dir muss ich jetzt verhungern."

Ungerührt riss Zayn ihm den Riegel mit spitzen Fingern und angeekeltem Gesicht aus der Hand, um ihn in den Mülleimer segeln zu lassen. „Du hattest dieses Teil stundenlang in der Tasche, es ist komplett zerschmolzen und sieht aus wie ein Kotzbrocken. Bist du sicher, dass du das überhaupt noch essen wolltest? Außerdem hast du in deinem Spind sicherlich noch drei Kartons voll, so wie ich dich kenne."

Er nickte zu dem Kaffeeteich am Boden und dem älteren Fleck auf meinem Kittel. „Habt ihr Spaß?"

Liam schnitt ihm eine Grimasse. „Rezeptionsdienst. Wonach sieht es denn aus, hä?"

Warnend streckte ich den Zeigefinger vor seinem Gesicht empor. „Hör auf zu jammern, immerhin ist deine Schicht gleich vorbei. Zayn und ich sind heute doppelt eingeplant."

Zayn nickte zustimmend, während Liam ein trotziges Grunzen von sich gab und sich statt einer Antwort nach einem Taschentuch umsah.

Seufzend stand ich auf und bahnte mir einen Weg zwischen unseren Stühlen und der braunen Lache hindurch. „Ich hole mal ein paar Papiertücher. Meine Füße sind von der ewigen Sitzerei sowieso schon eingeschlafen."

Liams Gesicht hellte sich auf. „Du kommst doch sicherlich am Snackautomaten vorbei. Kannst du mir ..."

„Nein."

Sein steinerweichendes Gejammere verfolgte mich quer über den breiten Gang hinweg bis zur Toilettentür und verstummte erst, als ich diese nachdrücklich hinter mir geschlossen hatte. Breit grinsend lehnte ich mich für einen Moment von innen dagegen und schloss die Augen. Auch wenn wir einander praktisch ununterbrochen neckten und einander um die Wette die unangenehmeren Jobs zuschoben, waren wir drei ein gutes Team.

Unter Dr. Higgins Obhut als Ausbilder befanden sich auch noch zwei junge Kolleginnen, die jedoch momentan beide krank waren. Momentan machte mal wieder ein grässlicher Magen-Darm-Virus die Runde, der einen beachtlichen Teil der ärztlichen Belegschaft fest im Griff hatte – der Grund dafür, warum Zayn und ich zu einer Doppelschicht verdonnert worden waren.

„Na, krasser Tag heute?"

Mein Kopf flog förmlich empor, als genau jene Stimme direkt vor mir ertönte, die wie Musik in meinen Ohren war und die mich für gewöhnlich innerlich auf kitschigen rosaroten Wolken davonschweben ließ.

Oh nein.

Ich sah aus wie ein Freak, der in Kaffee gebadet hatte. Und ausgerechnet jetzt musste ausgerechnet er ...

Louis Tomlinson war eben vor mir ans Waschbecken getreten, um seine metallene Trinkflasche am Wasserhahn zu auffüllen. Bemüht um Unauffälligkeit bedacht, nahm ich sein Äußeres in mich auf und versuchte, dabei nicht einen allzu entrückten Gesichtsausdruck aufzusetzen. Weiches braunes Haar (zumindest malte ich mir in meinen Tagträumen aus, dass es unfassbar weich war), ein warmes Lächeln auf den Lippen, lebhaft funkelnde hellblaue Augen, die mit seinem Lächeln um die Wette strahlten. Außerdem trug er in Form von Jeans und schwarzem T-Shirt seine gewöhnliche Privatkleidung, also war er offenbar gerade dabei, seine Schicht für heute zu beenden.

Dann erst ging mir auf, dass er ja immer noch auf eine Erwiderung von mir wartete. „Ähm ... kann man so sagen." Innerlich schlug ich mir die flache Hand an die Stirn. Ich wurde in Sachen sozialer Interaktion einfach nicht besser. Vor allem, wenn es sich bei meinem Gegenüber um ihn handelte.

Zu meiner Erleichterung machte sich Louis nichts aus meinem Gestammel, sondern verzog mitfühlend das Gesicht. „Ich hab schon mitbekommen, dass bei euch einige fehlen. Uns Pfleger hat das Virus zum Glück noch nicht so arg im Griff. Kommt aber bestimmt auch noch."

Ich nickte mit einem nervösen Lächeln, verzweifelt nach Worten suchend, mit denen ich reagieren konnte, doch mein blöder Kopf blieb natürlich leer.

Louis warf mir einen prüfenden Blick zu, während er seine Flasche zuschraubte und seitlich in seine Umhängetasche wandern ließ. „Dein Kaffee hat heute wohl ein paar Umwege gemacht."

Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass er von dem unübersehbaren braunen Fleck auf meinem ansonsten tadellos weißen Arztkittel sprach. Sofort lockerte sich meine Anspannung um einen Hauch, als mir ein Lachen entschlüpfte. „Ja ... meine Kollegen haben beide einen schrägen Sinn dafür, einem das Leben schwer zu machen. Nicht einmal das Wachheitselixier wird einem vergönnt."

So witzig war diese Aussage eigentlich gar nicht gewesen, aber Louis darauffolgendes Lachen war so herzhaft, dass warme Wellen der Zuneigung meinen Körper durchströmten. „Das kann ich mir gut vorstellen. Auch wenn ich mich eigentlich nicht beschweren kann, immerhin versorgt Payno mich ständig mit Essen."

Grinsend schüttelte ich den Kopf, geradezu verzückt über die Tatsache, dass die Atmosphäre zwischen uns immer lockerer wurde. „Liam und seine Snacks. Damit ist er wohl schon bei der ganzen Belegschaft legendär." Ich zögerte, bevor ich scheu auf seine Straßenkleidung verwies und dabei hoffte, dass mein Blick nicht unbewusst an bestimmten Stellen hängenblieb. „Du machst für heute Feierabend?"

„Ja, Gott sei Dank." Der junge Mann gab ein glückliches Seufzen von sich, bevor er wieder grinste und auf die zweite Tasche deutete, die ich zuvor gar nicht gesehen hatte – kein Wunder, ich war ja viel zu sehr auf ihren Besitzer fixiert gewesen. „Bin mit Niall zum Sport verabredet. Ein bisschen abreagieren und so."

Beim Thema Verabreden musste ich mir auf die Lippe beißen. Durfte ich Liams Worten von vorhin Glauben schenken? Oder war das nur einer seiner Versuche, Louis und mich zu verkuppeln, und er hatte sich die Geschichte nur schnell aus den Fingern gesaugt? Wahrscheinlich eher Letzteres. Ich würde mich nur blamieren, wenn ich Louis nun zu einem Kaffee oder zum Essen einlud.

Oder sollte ich ihn doch fragen? Es wäre doch sicherlich nicht ...

„Auf Netflix läuft diese eine neue Actionserie", platzte es im nächsten Moment völlig unvermittelt aus Louis heraus. „Hast du Lust auf einen Marathon?"

Ich konnte ihn nur anstarren, während mein Gehirn versuchte, die neueste Information zu verarbeiten. Hatte er ... mich gerade tatsächlich gefragt, ob wir uns zu einem Serienabend treffen konnten? Wir beide? Nur wir beide?

Oh Gott.

Noch während ich sprachlos in der Gegend herumstand, fummelte Louis verlegen am Riemen der Umhängetasche herum. „Ich meine, nur wenn Zeit hast, natürlich. Ich hab den Titel leider vergessen, aber nachdem wir ja auch so den gleichen Film- und Buchgeschmack haben, dachte ich mir, ich frag dich einfach mal, ob du ..."

„Klar", fiel ich ihm etwas zu atemlos vor Euphorie ins Wort, während ich versuchte, nicht vor Begeisterung zu platzen. „Ich meine ... sehr gerne! Es ist mir eigentlich ziemlich egal, wie die Serie heißt, Hauptsache ..." Ich verstummte peinlich berührt.

Hauptsache, du bist dabei.

„... Hauptsache Action", vollendete ich den Satz etwas lahm. Mein Gesicht fühlte sich schon wieder so irritierend heiß an. Tatsächlich wusste ich jetzt schon, wie dieser Serienabend verlaufen würde: Ich würde die meiste Zeit damit verbringen, heimlich Louis anzustarren und die Hälfte der Handlung verpassen. Und mich nebenbei auch noch an jeder Ecke, die zu finden war, blamieren.

Von dem her gesehen war es wirklich völlig irrelevant, was auf dem Bildschirm lief oder wie der Titel lautete. Wahrscheinlich könnte er sogar Shaun das Schaf einlegen, und ich würde es nicht einmal bemerken.

Auf Louis' Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. „Hast du morgen Abend frei?"

Nach kurzem Überlegen nickte ich. „Jup. Morgen schiebt Liam die Doppelschicht."

Mein Herzschlag beschleunigte sich um ein Vielfaches, als Louis mich erneut begeistert anstrahlte. „Sehr cool! Niall ist morgen den ganzen Tag nicht da, von dem her könnte ich unser Wohnzimmer anbieten."

Sein Grinsen bekam einen Dämpfer verpasst, als er einen Blick auf die Uhr warf. „Apropos Niall. Er wollte mich vor ziemlich genau zehn Minuten abgeholt haben. Sieht ganz so aus, als sollte ich seine Geduld nicht unnötig strapazieren. Er ist eine waschechte Dramaqueen und kann extrem nachtragend sein."

„Klar, kein Problem." Mein Magen flatterte, als ich mich von der Tür wegbewegte, um Louis den Weg frei zu machen – und auch, um endlich diese verfluchten Papiertücher einzusacken, wegen denen ich ursprünglich hierhergekommen war.

Gemeinsam verließen wir die Toilette, wobei wir noch weiter eifrig beratschlagten, um wie viel Uhr wir starten und welches Essen wir besorgen wollten. Dementsprechend war es keine große Überraschung, dass wir auf unserem Weg zum Aufzug (wohin ich Louis natürlich unbedingt noch begleiten musste) völlig blind am berüchtigten Niall Horan vorbeiliefen, der eben aus dem Treppenhaus kam.

„Hey, Lou!" Der Blondschopf joggte auf uns zu, auf beiden Handflächen jeweils einen Motorradhelm balancierend. Sein Nike-Funktionsshirt erinnerte mich daran, dass die beiden ja zum Sport verabredet waren, und angesichts der schwarzen Schutzhose und den beiden Helmen war er offenbar mit seinem Motorrad gekommen, um seinen Mitbewohner direkt von der Arbeit abzuholen. „Sag bloß, du wolltest den Aufzug nehmen, du fauler Sack."

Louis grinste, während er seinen besten Freund mit einer herzlichen Umarmung begrüßte. Es war schon rührend, wie sich die beiden jedes Mal wieder über jedes einzelne Treffen freuten, als hätten sie einander wochenlang nicht gesehen, obwohl sie ja im wahrsten Sinne des Wortes unter einem Dach lebten.

„Ertappt. Sorry, Ni, hab mich noch ein bisschen verquatscht."

Niall musterte mich mit einem schelmischen Blick, dessen Bedeutung ich nicht ganz einordnen konnte. „Das sehe ich."

„Niall." Warnend sah Louis ihn an.

Was auch immer die beiden daraufhin in stiller Kommunikation untereinander ausgetauscht hatten, es fand ein abruptes Ende, als Niall über unsere Schultern hinweg eine andere Person von Interesse erspähte. Kurzerhand drückte er Louis die beiden Motorradhelme an die Brust. „Bin gleich wieder da."

Das zum Thema, er wollte Louis „vor zehn Minuten abgeholt haben".

Amüsiert beobachteten wir, wie er geradewegs auf den am Schalter stehenden Zayn zuhielt und diesen auf Zehenspitzen stehend mit einem Kuss begrüßte. Zayns Augen strahlten nur so vor zärtlicher Zuneigung, als er ein paar Worte mit seinem Freund zu wechseln begannen, und wollte dessen Hand am Ende gar nicht mehr loslassen, als dieser sich nach einigen Momenten wieder zum Gehen wandte.

Aus den Augenwinkeln stellte ich fest, dass Louis ein geradezu entrücktes Lächeln auf dem Gesicht trug. „Die zwei sind schon irgendwie süß."

Ich konnte ihm nur zustimmen. Mein eigener Kopf zermarterte sich schon mit sehnsüchtigen Vorstellungen, Louis vielleicht irgendwann auf die gleiche verliebte Art und Weise ansehen zu dürfen. Seine Hand in meine nehmen und festhalten zu können, wie Zayn es so selbstverständlich bei Niall tat. Die beiden hatten wirklich unfassbares Glück miteinander.

Wenn ich dieses Glück doch nur auch hätte. Vorzugsweise mit dem Menschen neben mir.

„Okay, wir können." Ein sichtlich gut gelaunter Niall kam zu uns zurückgeschlendert und klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter, bevor er direkt zum Treppenhaus weiterlief. „War schön, mal wieder auf dich zu treffen, Harry."

Angesichts dessen, dass Niall in aller Sportlichkeit statt des Aufzugs die Treppen gewählt hatte, verdrehte Louis ernüchtert die Augen. „Natürlich. Bleibt mir denn gar nichts erspart? Noch eine entspannte Schicht, Harry, und bis morgen. Ich freu mich!" Und damit drückte er mir kurzerhand einen schnellen Kuss auf die Wange, bevor er sich eilig umdrehte und seinem Kumpel hinterherlief.

Ich war viel zu sprachlos, um überhaupt noch einen Abschiedsgruß herauszubringen. Und als ich mich mental wieder einigermaßen im Griff hatte, war die Tür zum Treppenhaus schon hinter den beiden zugefallen und es zu spät für eine Antwort.

Erst als Liam mir die Papiertücher aus den Händen riss (die sich ja immer noch dort befanden), schrak ich aus der Schocktrance empor, in die Louis mich mit seinem Kuss versetzt hatte.

Louis hatte mich geküsst. Zwar nur auf die Wange, aber immerhin. Das war mehr, als ich mir jemals zu erträumen gewagt hätte. Louis hatte mich geküsst.

Louis hatte ...

Oh Gott. Zum dritten Mal.

Und ich war noch dazu mit ihm verabredet. Morgen Abend. Bei ihm. War das ein ... Date? Egal. Es war eine Verabredung zu zweit mit Louis Tomlinson, das war weltbewegend genug.

Heiliger Strohsack. Wie sollte ich bis morgen Abend überleben, ohne dabei vor Nervosität einen Herzinfarkt zu erleiden?

„Na? Wart ihr erfolgreich?" Liam grinste mich an, während er mich unbarmherzig zur Rezeption zu bugsieren begann. „So zehn Minuten lang zu zweit auf dem Klo."

Ich versetzte ihm einen wütenden Stoß, dem dieser Trottel natürlich mit einem flinken Haken geschickt auswich. „Halt die Klappe, Li! Wir haben nur geredet. Und jetzt wisch den Koffeinsee unter dem Tisch auf, bevor Higgins kommt und dich zur Schnecke macht. Vor allem, wenn er das Snickerspapier daneben sieht."

„Meine Schicht ist schon seit fünfzehn Minuten zu Ende!", protestierte er prompt. „Ich bin nur noch hier, weil Zayn jetzt dann in den OP muss und du ja auf Nimmerwiedersehen im Klo verschwunden warst. Mit Louis, wohlgemerkt. Da mussten wir ja annehmen, dass das länger dauern kann."

„Die paar Sekunden schaffst du jetzt auch noch, du Riesenbaby."

Beleidigt schob Liam mich aus dem Weg, bevor er mit den Papiertüchern unter den Tisch tauchte. „Das werde ich dir nie vergessen, Harold." Sein finsterer Blick landete auf Zayn, der stirnrunzelnd über einem Tablet hing. „Und was ist mit dir? Solltest du nicht schon längst weg sein? Oder hat dir dein Neil-Loverboy den Verstand weggeknutscht?"

Zayn ließ das Tablet sinken. „Was?"

Glücklicherweise hatte er die Sache mit dem Neil-Loverboy offenbar nicht mitbekommen, und Liam war schlau genug, es angesichts Zayns jetziger voller Aufmerksamkeit nicht zu wiederholen. „Äh, nichts."

„Alle hergehört!"

Zayn und ich drehten uns um, als Dr. Higgins Stimme aus dem Gang hinter uns erklang, während Liam beim Versuch, unbemerkt unter dem Schalter hervorzukriechen und gleichzeitig das Snickerspapier unauffällig einzuschieben, laut knallend mit dem Hinterkopf gegen die Tischkante krachte.

„Fuck ey!"

Higgins musterte Liam prüfend, als dieser sich fluchend hochrappelte und sich den hochroten Kopf hielt, während er in der anderen Hand noch immer einen Stapel Papiertücher hielt. „Payne? Was treiben Sie denn noch hier?"

Liam verzog keine Miene. In der Tasche seines Kittels raschelte es verdächtig. „Ich ... nichts. Bin schon weg."

Eilig wollte er sich an mir vorbeischieben und einen unschuldigen Abgang hinlegen, doch Higgins hielt ihn mit ausgestrecktem Arm zurück. „Nicht so schnell. Ihre hoffentlich vorhandene fachliche Kompetenz könnte noch gefragt sein." Sein Tonfall klang unheilvoll.

„Größere Karambolage unten an der Kraftfahrstraße. Achtzehn beteiligte Fahrzeuge inklusive eines Motorrads, mindestens zwölf Verletzte, vier davon schwer. Wir sind die nächstgelegene Klinik, also machen Sie sich auf einen Run gefasst. Malik, Ihre OP wurde angesichts des Notfalls abgesagt. Styles, Rezeption übernimmt eine der Schwestern. Payne, schmeißen sie die Snickersverpackung weg."

Unser Ausbilder wartete unsere betroffenen Reaktionen gar nicht ab, sondern forderte uns mit einem knappen Pfiff zum Mitkommen auf. „In die Notaufnahme, alle drei. Jede Hand wird gebraucht. Hopp hopp hopp!"

Mit blanken Gesichtern dackelten wir hinter Higgins her zum Aufzug. Achtzehn beteiligte Fahrzeuge? An den Motorradfahrer mochte ich gar nicht denken. Die erwischte es bei Verkehrsunfällen bekanntlich ja immer am schlimmsten, vor allem bei solchen Unfällen, wo so viele Verkehrsteilnehmer aufeinander- beziehungsweise gegeneinander trafen.

Ich fing Liams und Zayns Blicke auf und nickte ihnen zu, während ich mich innerlich für das bevorstehende Chaos zu wappnen versuchte.

Ich hatte so ein Gefühl, dass die nächsten Stunden dramatisch werden würden.

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