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Zehntes Kapitel

DORCAS MEADOWES

Dorcas Meadowes gab nicht auf. Niemals. Für sie war Aufgeben das gleiche wie verlieren – keine Option. Vor allem nicht, wenn man in einer Welt lebte, die einem immer wieder zeigte, wie schwer es war, sie zu ertragen. Entschlossenheit und Ehrgeiz waren der Grund gewesen, weshalb der Sprechende Hut keine Sekunde gezögert hatte, sie nach Slytherin zu schicken. Und dafür hatte sie ihn damals gehasst.

Slytherin, ein Haus, das mit Stolz und Ehrgeiz glänzte, aber ebenso mit Vorurteilen und verkrusteten Ideologien. Sie wollte nicht Teil eines Hauses sein, in dem Muggelstämmige verachtet wurden. Für Dorcas war das eine bittere Ironie.

Zum einen, weil sie eine Muggelstämmige war, in einem Haus, das sie und ihresgleichen als minderwertig ansah. Zum anderen, weil sie die Idee, dass manche Menschen mehr wert waren als andere von Grund auf verachtete. Sie hatte auf ihrer alten Schule genug Erfahrungen damit gemacht aufgrund ihrer Herkunft ausgeschlossen und benachteiligt zu werden. Damals war es ihre Haut gewesen, in Hogwarts war es ihr Blut, das sie zu einem Außenseiter machte.

Dorcas war nicht naiv. Sie wusste, dass sie kämpfen musste und dass ihr Weg steinig sein würde. Ihr Schlafsaal war ihre erste Herausforderung. Sie war in ein Zimmer gekommen mit drei weiteren Hexen.

Eine davon hatte Dorcas von Anfang an nicht ausstehen können und Dorcas machte keinen Versuch das zu ändern. Sie wusste, dass sich manche Menschen niemals ändern würden und Narcissa Black war eine von ihnen.

Dolores Umbridge hingegen war das Gegenteil. Dorcas hasste sie von Anfang an. Dieses künstlich süße Lächeln, das sie immer auf ihren Lippen trug, war nichts weiter als eine Maske, hinter der sie sich versteckte. Dorcas fand das lächerlich. Wenn sie eins wertschätzte, dann war die Ehrlichkeit. Etwas, von dem Dolores wohl noch nie gehört hatte.

Allerdings schien Narcissa Dolores ebenso wenig zu mögen, weswegen sie ihre meiste Zeit mit Dorcas verbrachte. Egal wie oft sie sie ignorierte oder harsch anredete, Dolores schien immernoch der festen überzeugen sie seien Freunde. Sie hatte eine Art, sich in alles einzumischen, vor allem in Sachen, die sie nicht das geringste angingen. Und als sie einmal beschlossen hatte, das gesamte Zimmer in Pink zu dekorieren, hatte Dorcas ernsthaft darüber nachgedacht, sie zu verhexen. Nicht, dass sie die Gelegenheit dazu bekommen hätte.

Emma Vanity war schneller gewesen. Emma war impulsiv, temperamentvoll und hatte eine unverkennbare Fähigkeit, Drama anzuziehen. Sei es den Lehrern zu widersprechen und Hauspunkte zu verlieren, oder Mitschüler, die sie wegen ihrer Muggel Stämmigkeit verspotteten, zu verhexen. Sie war niemand dem man sagen konnte wie sie sich zu benehmen hatte und genau das machte sie zu Dorcas' erster und einziger Freundin in Hogwarts.

In ihren früheren Jahren an Hogwarts sind vor allem Emma und Dolores oft gegeneinander geraten. Am Anfang ihres zweiten Jahres kamen sie keinen Tag aus, ohne sich gegenseitig anzuschreien. Irgendwann hatten ihre ständigen Streitereien dazu geführt, dass Dolores aufhörte mit ihnen abzuhängen und ihre Zeit bevorzugt allein verbrachte. Dorcas war das nur Recht.

Von da an waren es nur noch sie und Emma. So hatten sie die letzten drei Jahre verbracht. Sie waren sich in vielen Punkten äußerst ähnlich – wie auch unterschiedlich.

Emma sagte, was sie dachte. Ohne Filter, ohne Nachdenken, ohne es in Erwägung zu ziehen, was andere von ihr dachten. Für sie war die Wahrheit immer das wertvollste, egal ob es jemanden nun verletzte oder nicht. Dorcas hatte das am Anfang sehr genervt. Sie war so erzogen worden das man den Leuten nicht widerspricht, vor allem nicht vor Autoritätspersonen. Sie schätzte Wahrheit, sie würde nicht lügen niemals, aber sie wusste, dass sie nicht zu sprechen hat, wenn sie niemand dazu auffordert. Andererseits bewunderte sie Emma's selbstbewusste auftreten auch ein wenig, egal wie nervig oder unhöflich sie es fand.

In den letzten Jahren hatten sie sich beide viel verändert. Dorcas hatte gelernt für das, was sie glaubte, einzustehen, und Emma hatte...zumindest gelernt, wie sie aus einer schwierigen Situation ohne Bestrafung rauskam. Trotzdem war Emma immernoch die laute von den beiden. Dorcas hatte keine Bedenken mehr die Stimme zu heben, aber sie bevorzugte es Menschen zuzuhören. Anders als Emma hatte sie auch gelernt zu akzeptieren, dass ihre Mitschüler ihr egal was sie tat Beleidigungen an den Kopf werfen würden. Sie hatte gelernt sie auszublenden.

„Warum lässt du sie das sagen?" hatte Emma sie einmal gefragt, nachdem ein älterer Schüler Dorcas' Herkunft ins Lächerliche gezogen hatte. Dorcas hatte nur mit den Schultern gezuckt. „Weil es doch sowieso nichts bringt. Sie werden nicht aufhören uns als minderwertig anzusehen"

„Und? Das heißt nicht, dass sie damit durchkommen sollten!" Emma hatte ihn später verhext. Dorcas hatte es kommen sehen, aber sie hatte nichts gesagt. Sie wusste, dass Emma nicht anders konnte. Sie musste immer einen Kampf anfangen.

Emma belegte Wahrsagen für Dorcas, und Dorcas kämpfte sich durch Arithmantik für Emma. Seit diesem Jahr spielten sie sogar beide im Slytherin-Quidditch-Team. Vor allem bei den Trainings zeigte sich, dass Emma vor nichts und niemandem Angst hatte, geschweige denn Respekt. Sie hatte sich stundenlang darüber aufgeregt, dass nicht sie Quidditch Kapitän geworden war, sondern Rabastan Lestrange

„Er ist unser Hüter und trotzdem lässt er jeden Ball durch! Er kann nicht einmal seinen eigenen Job richtig machen, wie soll er da, denn auch noch das Team unter Kontrolle halten! Und jeder weiß, dass er die Position nur hat, weil er ein Lestrange ist!"

Dorcas konnte ihren Frust nachvollziehen – nicht, weil sie selbst so investiert in Quidditch war, aber weil sie in den vier Jahren, die sie bereits an Hogwarts verbracht hatte, wusste wie es war, wenn man obwohl man besser als jemand ist, trotzdem nicht die einem zustehende Anerkennung bekommt. Allerdings war das eins von vielen Dingen, die zwar furchtbar ungerecht waren, sie aber nicht ändern konnte. Deswegen versuchte sie einfach sie zu ignorieren. Emma ging es nicht so. Sie nutzte jede Gelegenheit um ihre Meinung zusagen, weshalb ihre Quidditch Training auch meistens daraus bestanden, dass Emma und Lestrange ununterbrochen aneinandergerieten. Sie wusste, dass er sie nicht rausschmeißen würde – er konnte nicht. Ohne Emma als einer der drei Jäger würden sie vermutlich jedes Spiel verlieren und sie waren dieses Jahr sowieso schon schlecht aufgestellt. Emma war sich dessen mehr als bewusst. Sie war nicht dämlich, sie lernte zwar nicht für die Schule und ihre Noten waren dementsprechend, aber sie war dennoch sehr clever.

Dorcas hatte sich oft gefragt ob Emma nicht genauso gut nach Gryffindor gepasst hätte. Die Überheblichkeit, die Rücksichtlosigkeit, ihre Furchtlosigkeit, wenn es darauf ankommt zu tun was sie für richtig hält. Vermutlich wären sie und Emma dann niemals Freunde geworden. Was, wenn sie all die Jahre allein geblieben wäre? Würde sie dann immer noch dieselbe Dorcas Meadowes sein? Ohne Emmas Ansteckende, selbstbewusste, rebellische Persönlichkeit?

Sie verbrachte viel Zeit damit über solche Gedanken nachzudenken. Was wäre, wenn.... Worüber sie allerdings nie nachgedacht hatte, war was passieren würden, wenn sie Emma plötzlich keine Freunde mehr waren. Im Nachhinein hasste sich Dorcas dafür ein wenig. So wäre sie zumindest vorbeireitet gewesen.

„Miss Meadowes, nehmen wir an, ich möchte einen Ghoul finden – wo würden Sie mir raten zu suchen?" Die Stimme von Professor Bagshot durchschnitt die Stille im Raum mit seiner üblichen Mischung aus Überlegenheit und lauernder Strenge.

Dorcas hob den Kopf und sah ihn an. Für einen Moment überlegte sie. Dieses Jahr hatten sie noch nichts über Ghoule behandelt, was nur eines bedeuten konnte: Bagshot erwartete, dass sie die Antwort nicht wusste. Er liebte es, seine Schüler in solche Fallen zu locken, besonders die aus Slytherin.

Doch Dorcas hatte Glück. Ihr früherer Verteidigungslehrer hatte oft von seinem eigenen Ghoul erzählt, der in seiner Scheune hauste. Sie richtete sich ein wenig auf und antwortete ruhig: „In einer alten Scheune, Professor

Bagshot zog eine Augenbraue hoch. „Oder auf einem Dachboden. Und wenn ich keinerlei Vorstellung davon hätte, wie ein Ghoul aussieht – wie würden Sie ihn beschreiben?"

Dorcas zog ihre Erinnerungen an den nervigen, aber informativen Ex-Professor heran. „Menschenähnlich, aber kleiner. Gräuliche Haut, ausgesprochen hässlich und gruselig – aber ungefährlich."

Bagshot nickte, doch sein Blick blieb kritisch. „Und deshalb haben sie welche Klassifizierung vom Zaubereiministerium erhalten, Miss Meadowes?"

„XXX, Professor," sagte Dorcas, ohne zu zögern.

Ein spöttisches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Inkorrekt. Fünf Punkte von Slytherin."

Dorcas spürte, wie sich ein Knoten in ihrem Magen bildete, aber sie hielt sein Blick stand. Aus dem hinteren Teil des Klassenzimmers drang unterdrücktes Kichern, vor allem von der Seite der Gryffindors. Die Gryffindors hatten Verteidigung mit ihnen zusammen, und nichts bereitete ihnen größere Freude, als Punkteverluste für Slytherin mitzuerleben.

„Sie stehen unter der Klassifizierung XX, Miss Meadowes. Vielleicht sollten Sie sich das noch einmal genauer anschauen,"

Während der Professor mit seiner monotonen, endlosen Vorlesung fortfuhr, wanderte Dorcas' Blick zu Emma, die neben ihr saß. Sie hatte keine Miene verzogen, als Bagshot Dorcas mal wieder Punkte abgezogen hatte. Keine bissige Bemerkung, kein Protest. Noch vor ein paar Wochen hätte Emma das nicht durchgehen lassen. Sie hätte Bagshot mit ihrem üblichen Feuer entgegnet, hätte ihn zur Rede gestellt, und sich selbst dabei wahrscheinlich auch noch ein paar Punkte gekostet. Aber jetzt schwieg sie.

Es war nicht verwunderlich. Sie und Dorcas seit Halloween kaum ein Wort miteinander gewechselt. Sie hatten öfters Meinungsverschiedenheiten, aber sie hatten nie Streit. Zumindest keiner der nicht darin geendet hatte, dass Dorcas sich nach ein paar Stunden beruhigt und entschuldigt hatte, ob es ihre Schuld nun war oder nicht. Dieses Mal hatte sie sich nicht entschuldigt. dieses Mal hatte Emma für ein paar Tage nicht einmal anschauen können. Danach war es zu spät gewesen. Deswegen wusste sie nun nicht, was sie tun sollte. Sie wusste nicht ob ihr Streit sich wieder legen würde, oder ob sie Emma für immer verloren hatte.

Dorcas hasste die Unsicherheit. Sie hatte gelernt, dass sie auf niemanden zählen konnte außer auf sich selbst. Emma war dafür die Ausnahme gewesen – bis jetzt. Dieses Schweigen, dieser Riss zwischen ihnen, setzte Dorcas um einiges mehr zu als sie zugeben wollte. Sie vermisste Emma, denn auch wenn sie gerade neben ihr saß, war sie für Dorcas unerreichbar.

Im Laufe der Stunde hatte auch Gryffindor mehrere Punkte verloren. Punkte gewinnen war bei Bagshot unmöglich. Zumindest hatte es noch niemand aus ihrem Kurs geschafft. Ein paar Mal hatte Dorcas geglaubt, dass es so sein würde. Eine Gryffindor – Evans – hatte es einmal geschafft, auf eine Frage zu antworten mit etwas das Bagshot selber nicht wusste. Natürlich hatte er ihr erstmal Punkte abgezogen, allerdings hatte er ihr die Punkte wieder zurückgeben müssen als er festgestellt hatte, dass sie im Recht war. Allerdings zählte das Dorcas' Meinung nach nicht. Die andere Person aus ihrem Kurs die es fast geschafft hatte war Narzissa Black, bei der die Situation ähnlich gewesen war.

Am Anfang des Schuljahrs hatten sie und Emma gewettet, wer von beiden es zuerst schaffen würde. Dorcas hatte ihre Karten auf Evans gelegt, auch wenn sie eine Gryffindor war, sie war immerhin nicht Black.

Den Nachmittag hätte sie vermutlich damit verbringen sollen, ihren Astronomie Aufsatz zu schreiben. Die Abgabe rückte bedrohlich näher, und heute war einer dieser unerträglichen Tage, an denen der Unterricht erst um Mitternacht stattfand. Nicht, dass Dorcas vorher schlafen würde. Trotzdem hasste sie es, zu so später Stunde noch unter freiem Himmel zu stehen und über Sternenkonstellationen zu schreiben, während der Wind ihr ins Gesicht schnitt.

Aber der Aufsatz konnte warten, zumindest bis nach dem Abendessen. Jetzt saß sie in ihrem Schlafsaal, eine Bürste in der Hand, und zog sie langsam durch Pandora Lestranges seidiges, weißes Haar. Vor ihr saß das jüngere Mädchen mit verschränkten Beinen auf dem Bett, ihre Augen groß und glänzend, während sie unaufhörlich plauderte. Wie sie in die Situation geraten konnte, wusste Dorcas nicht sicher.

„Meine Mutter hat mir immer die schönsten Frisuren gemacht," hatte Pandora ihr auf einmal erzählt. In ihrer Stimme schwang eine Mischung aus Nostalgie und Stolz mit. „Es sah immer so elegant aus – Flechtkronen, kleine Schleifen aus Haarsträhnen... manchmal hat sie Perlen eingeflochten!". Sie hatte Dorcas gefragt ob sie flechten könne und als diese es bejaht hatte, konnte sie ihr den Wunsch den abschlagen. Pandora erinnerte sie ein wenig an einen Welpen, mit ihren schwarzen Kulleraugen, bei denen man den Wunsch verspürte, ihr die Welt zu schenken.

Dorcas hatte in den letzten Minuten nicht viel gesagt, sondern nur zugehört, während ihre Finger routiniert Strähne für Strähne in gleichmäßige Zöpfe fügten.

„Du machst das echt gut," sagte Pandora plötzlich und drehte sich halb zu ihr um. „Wie oft hast du das schon gemacht?"

Dorcas zuckte mit den Schultern. „Ein paar mal. Ich flechte vor den Quidditch-Spielen immer Emmas Haare. Sie sagt, es bringt Glück." Dorcas merkte erst nachdem sie es ausgesprochen hatte, dass sie es gesagt hatte, als wäre es etwas das sie immernoch tun. Als würde Emma bei dem nächsten Spiel noch zu ihr kommen und sie darum bitten würde.

„Emma Vanity? Die Emma Vanity? "Pandora kicherte. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass sie stillsitzt, während jemand ihre Haare macht!", die Ironie, dass diese Aussage von Pandora kam, ließ Dorcas ein wenig schmunzeln.

„Das tut sie auch nicht," erwiderte Dorcas. „Aber ich sage ihr immer, dass ich sie, wenn sie nicht stillsitzt, verhexen werde"

Pandora lachte, ein heller, unbeschwerter Ton, der den Raum füllte. „Ich wünschte, ich könnte auch so flechten. Aber bei mir selbst kriege ich nie etwas hin."

Pandora war nett, vielleicht etwas seltsam, aber nicht unangenehm. Im Gegenteil, ihre kindliche und unbesorgte Art wirkte sehr angenehm auf Dorcas. Pandora war ehrlich und das gefiel Dorcas so sehr an ihr. Egal wie seltsam das was sie sagte, klangen mochte, sie wusste, dass Pandora es immer ernst meinte.

Und irgendwie war Dorcas tatsächlich hier gelandet, ihre Finger in den Haaren eines Mädchens, das sie am Anfang des Schuljahres noch nicht einmal wirklich gekannt hatte.

Sie hatten vor ein paar Wochen vor Halloween angefangen sich zum Lernen zu treffen, oder besser gesagt damit Dorcas ihr Nachhilfe gab. Sie war erst ein wenig skeptisch gewesen als Pandora zu ihr gekommen war, immerhin kannten sie sich so gut wie gar nicht. Allerdings hatte irgendetwas sie dazu gebracht nicht abzulehnen. Sie bereute das keinesfalls. Pandora war eine Freundin, von der sie nicht gerechnet hatte, dass sie sie je haben würde. Zurückschauend kam ihr das vollkommen lächerlich vor.

Sie hatten die Nachhilfe Stunden nach kurzer Zeit nur noch dazu genutzt sich zu unterhalten. Irgendwann war es normal geworden, dass sie sich auch so trafen. Um miteinander zu reden oder um zu Malzeiten zu gehen. Auch wenn sie wusste, dass es dämlich war, sagte die Stimme in Dorcas Kopf ihr manchmal, dass sie Emma ersetzten würde. Auch wenn sie es nicht wollte, hatte sie sich deswegen oft schuldig gefühlt. Außerdem konnte Emma, wann auch immer sie wollte mit Dorcas reden. Nur wollte sie eben nachdem was Dorcas getan hatte, nicht mehr mit ihr reden.

„Fertig," sagte Dorcas schließlich und band den zweiten Zopf mit einem kleinen Band fest, das Pandora ihr gereicht hatte.

Pandora sprang vom Bett und lief zum Spiegel, um ihr Werk zu begutachten. Ihr weißes Kleid wirbelte dabei um ihren Körper. „Oh, die sind wunderschön! Danke, Dorcas!"

Dorcas zuckte nur mit den Schultern. „Kein Problem."

Pandora drehte sich zu ihr um, ihre Augen funkelten. „Kann ich dir mal etwas fragen?"

Dorcas' Augenbraue hob sich erneut, aber sie nickte langsam. „Du wirst es doch sowieso tun". Pandora stellte ihr oft Fragen.

Pandora setzte sich wieder aufs Bett, ihre Hände nervös ineinander verschlungen. „Hast du jemals das Gefühl, dass du... allein bist? Selbst wenn Leute um dich herum sind?"

Dorcas hielt inne. Die Frage traf sie unerwartet, und für einen Moment wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Pandoras Fragen waren meistens absurd. Meistens hatten sie etwas mit Magie oder Magischen Kreaturen zu tun. Andererseits passte es auch zu Pandora solche persönlichen Fragen einfach so aus dem nichts zu stellen.

„Ja," sagte Dorcas schließlich leise. Sie dachte an Emma. An die vergangenen Wochen die sie im Unterricht Seite an Seite verbracht hatten und doch nicht zusammen. „Kann ich dich auch etwas fragen?". Pandora blinzelte überrascht, aber sie nickte, ohne zu zögern. „Natürlich."

Dorcas atmete tief ein und wählte ihre Worte mit Bedacht. Sie musste sich anstrengen ihre Worte nicht abwertend klingen zu lassen. „Warum bist du mit Regulus Black befreundet?"

Es war eine gefährliche Frage, und Dorcas wusste das. Es fühlte sich an, als ob sie eine Tür öffnete, die bisher zwischen ihr und Pandora stets geschlossen geblieben war. Die beiden hatten nie wirklich über solche Themen gesprochen – Familie, Politik, Blutstatus. Solche Themen waren in Slytherin keine bloßen Meinungsverschiedenheiten, sondern Grundsatzfragen. Die Meinung, die du gegenüber diesen Themen hattest, bestimmte ob du dazu gehörst oder ob du als Blutsverräter angesehen wirst. Nicht dass Dorcas e dazu gehört hätte.

Pandora schwieg einen Moment. Ihre Finger spielten nervös mit einer losen Strähne ihres Zopfs, den Dorcas ihr zuvor geflochten hatte. „Du magst ihn nicht besonders, oder?" fragte sie schließlich, als wollte sie Zeit gewinnen.

„Das stimmt," antwortete Dorcas ohne Umschweife. Sie verschränkte die Arme und sah Pandora direkt an, ihre Augen forschend. „Aber das ist keine Antwort."

Pandora seufzte und senkte den Blick. „Er ist nicht so, wie du denkst," sagte sie leise.

Dorcas schnaubte skeptisch. „Das sagst du nur, weil du ihn magst. Aber Regulus Black ist ein Blutpurist, Pandora. Das ist keine Meinung, das ist eine Tatsache. Er denkt, dass Hexen und Zauberer wie ich weniger wert sind als er. Sag mir, wie ich da falsch liege."

Pandora hob den Kopf, und in ihren dunklen Augen glomm ein Funken Trotz. „Er ist nicht wie du denkst," wiederholte sie, diesmal fester. „Er ist wie du."

Dorcas stockte, der Vergleich traf sie unerwartet. „Wie bitte?" Ihre Stirn legte sich in tiefe Falten, und ihr Tonfall verriet, dass sie sich ernsthaft fragte, ob sie sich verhört hatte.

Pandora ließ sich nicht beirren. „Er trägt eine Maske," sagte sie, ihre Stimme ruhiger, aber mit einer gewissen Dringlichkeit. „Er zeigt seine Gefühle nicht, weil er denkt, dass sie ihn verletzlich machen. Das glaubst du auch. Ihr beide lasst niemanden an euch heran, weil ihr Angst habt, was sie sehen könnten."

Dorcas öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch sie schloss ihn wieder, unfähig, sofort zu widersprechen. Pandora hatte eine unangenehme Art, Dinge zu sehen, die Dorcas selbst nicht einmal aussprechen wollte.

„Und wenn schon, was soll das beweisen?" entgegnete sie schließlich, ihre Stimme scharf wie eine Klinge. „Das ändert doch nichts daran, dass er mit den Werten seiner Familie übereinstimmt. Weshalb sollte er sich sonst mit seinem Bruder streiten?"

Die Fehde zwischen den Black-Brüdern war in Hogwarts fast legendär. Jeder wusste davon, dank Sirius' lauter, unverblümter Art, alles in ein Drama zu verwandeln.

Pandora sah Dorcas an, ihr Blick durchdringend und unerschütterlich. „Du verstehst das nicht," sagte sie, und es war weder ein Vorwurf noch eine Entschuldigung, sondern einfach eine Feststellung. „Seine Familie verlangt von ihm, diese Werte nach außen hin zu vertreten. Aber das heißt nicht, dass er sie auch wirklich verinnerlicht hat. Die Erwartungen, die solche Familien an dich stellen, Dorcas... sie sind wie ein dichtes Netz. Es legt sich so eng um dich, dass dir die Luft zum Atmen fehlt. Und je mehr du dich dagegen wehrst, desto enger zieht es sich zusammen."

Dorcas zögerte kurz, sie war es nicht gewöhnt Pandora so zusehen, so...traurig. Pandora, die normalerweise immer positive Energieverbreitete und tiefe Unterhaltungen mied.

„Das mag ja alles sein, aber du bist doch auch aus so einer Familie. Die Lestranges, du weißt doch was über euch gesagt wird, Pandora. Sie sagen, ihr seid gefährlich. Dass ihr alle völlig wahnsinnig seid und Muggelgeborene hasst. Aber ich weiß, dass du nicht so denkst."

Pandoras Mundwinkel zuckte kurz, fast so, als würde sie lächeln, doch es kam nicht ganz durch. „Genau. Ich denke nicht so. Aber glaubst du, das hat je jemanden interessiert? Ich bin eine Lestrange. Egal, was ich tue, das ist immer das Erste, was die Leute sehen. Weil die Familie wichtiger ist als einer selbst, weil es das ist, was zählt-"

Dorcas öffnete den Mund, doch Pandora hob eine Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. „Doch vor allem bin ich ein Mädchen. Sobald ich alt genug bin, werden meine Eltern einen Ehemann für mich suchen und mich verheiraten. Ich bin vielleicht als Lestrange geboren, aber auf mir lastet nicht die Verantwortung diese Familie fortzuführen. Aber Regulus? Er ist ein Black und nachdem Sirius alles tut, um seiner Familie zu zeigen, dass er sie verabscheut, ist er laut Reg so gut wie enterbt. Das bedeutet, dass Regulus nicht nur ein Black ist, sondern auch der einzige männliche Erbe seiner Familie. Das ist nicht nur ein Name, Dorcas, das ist ein Vermächtnis. Seine Familie erwartet von ihm, dass er ein Symbol ihrer Werte ist. Dass er sie repräsentiert – ob er es will oder nicht."

„Aber er will es, oder nicht?" Dorcas' Stimme war jetzt schärfer, dringlicher. „Er teilt doch diese Überzeugungen, sonst würde er sich nicht von Sirius abwenden!"

Pandora zögerte und senkte den Blick. „Er..." Sie schien mit sich zu ringen, wie viel sie sagen konnte. Dorcas hatte den Verdacht, dass Black ihr diese Dinge im Vertrauen gesagt hatte. Dorcas verstand zwar nicht, wieso Pandora loyal gegenüber ihm war, aber Loyalität war etwas, dass sie zumindest respektieren konnte. „Es ist komplizierter, als es aussieht. Manchmal macht man Dinge, weil man keine andere Wahl sieht. Nicht, weil man wirklich daran glaubt."

„Das klingt nach einer Ausrede," murmelte Dorcas, aber ihre Stimme war nicht so fest, wie sie es gerne gehabt hätte.

„Vielleicht." Pandora sah sie wieder an, ihre Augen jetzt ruhiger, fast bittend. „Aber manchmal muss man daran glauben, dass Menschen mehr sind als die Masken, die sie tragen. Und manchmal..." Sie schaute Dorcas direkt an. „Manchmal lohnt es sich, an das Gute in jemandem zu glauben, auch wenn es schwer zu sehen ist."

Dorcas schwieg. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob sie beeindruckt oder frustriert war. Doch eines war klar: Pandora Lestrange war viel mehr als nur ihre Familie. Und auch wenn sie versuchte die Stimme in ihrem Hinterkopf auszublenden, sagte sie ihr, dass vielleicht, nur vielleicht, Regulus Black das auch war.

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