Achtes Kapitel
REGULUS BLACK
Regulus hatte Pandora Lestrange anfangs nicht gemocht. Wenn er jetzt darüber nachdachte, schien es ihm geradezu lächerlich. Pandora, mit ihren gewagten Theorien über Magie, ihren revolutionären Ideen zu Zaubertränken und ihrer liebenswürdigen Art, die selbst ihn berührte, wie konnte er so blind gewesen sein? Natürlich, damals hatte er sie nicht wirklich gekannt. Und außerdem waren sie gerade einmal acht Jahre alt gewesen.
Es war ein warmer Sommertag gewesen, wobei jeder Tag den Sirius und er außerhalb von Grimmauld Platz 12 verbrachten als warm bezeichnet werden konnte. Das Haus hatte einfach etwas eiskaltes an sich, egal ob die Sonne schien oder nicht oder ob es Winter oder Sommer war. Da war diese Kälte, die sie einfach nicht losließ. An diesem Tag allerdings besuchten sie Freunde der Familie. Die Lestranges. Ihre Mutter hatten ihnen, vor allem Sirius, oft genug gesagt, Die Lestranges seien eine der einflussreichsten Familien in der magischen Gesellschaft, hatte sie erklärt, und es sei unabdingbar, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Na und? Hatte Sirius darauf spöttisch geantwortet, als würde ihn der Stand der Lestranges wenig beeindrucken. Wir sind die Erben des vornehmen und gar alten Hauses der Blacks. Ihre Mutter hatte ihn dafür geschlagen. Danach hatte Sirius nichts mehr gesagt, sie hatten geschwiegen auf dem Weg zu dem Haus der Lestranges.
Als sie schließlich vor dem prunkvollen Anwesen der Lestranges ankamen, zogen Regulus und Sirius beide unwillkürlich die Schultern hoch. Die Villa war ein imposantes Gebäude mit schwarzen Marmorsäulen, die den Eingang flankierten, und hohen, schmalen Fenstern, die wie leere Augen in die Umgebung starrten. Das gesamte Grundstück war in einen düsteren Glanz gehüllt, der nicht von dieser Welt zu stammen schien.
Die Lestranges – Mr. und Mrs. Lestrange – begrüßten sie mit einer Kälte, die Regulus an die Flure von Grimmauldplatz erinnerte. Die Kinder wurden ihnen mit einer förmlichen Strenge vorgestellt: Rodolphus, der Älteste, Rabastan, der Mittlere, und schließlich Pandora, das jüngste Kind.
Rodolphus und Rabastan wirkten wie Ebenbilder ihres Vaters: dunkles Haar, scharf geschnittene Gesichtszüge und Augen, die alles zu durchbohren schienen, was sie ansahen. Pandora hingegen war das genaue Gegenteil. Sie und ihre Mutter waren so unheimlich ähnlich, dass Regulus im ersten Moment glaubte, einen Geist vor sich zu haben. Beide hatten schneeweiße Haare, die im Licht fast silbern schimmerten, eine Haut so blass wie Porzellan und graue Augen, die nicht kalt waren, sondern schlicht... leer.
Das Abendessen verlief genau so unangenehm, wie Regulus es befürchtet hatte. Die Erwachsenen führten steife Gespräche über Politik, Reinblutideale und die wachsende Bedrohung durch Muggel. Rodolphus und Rabastan brachten sich eifrig ein, ihre Worte klangen wie auswendig gelernte Phrasen. Mrs. Lestrange hingegen schwieg während des gesamten Essens. Sie saß am Kopfende des Tisches und rührte kaum ihre Gabel. Regulus hatte fast das Gefühl, sie würde sich nur bewegen, um das Licht auf ihrem Besteck einzufangen – wie ein Schatten, der zum Leben erwachte.
Pandora sprach ebenfalls kein einziges Wort. Stattdessen verbrachte sie den Großteil des Essens damit, Regulus anzustarren. Es war kein feindseliger Blick, nicht einmal neugierig, aber durchdringend genug, dass er sich unwohl fühlte. Es war, als könnte sie direkt in ihn hineinsehen, seine Gedanken lesen, seine Zweifel spüren.
Am Ende des Essens fühlte Regulus sich erleichtert, als sie endlich aufstehen und in den Salon wechseln durften. Sirius wurde von Rodolphus und Rabastan weggelockt, die ihm aufgeregt von Hogwarts erzählten. Der Älteste hatte gerade erst seinen Brief erhalten und prahlte damit, dass er sicher nach Slytherin kommen würde. Wie alle wahren Lestranges, hatte er mit einem Blick auf Sirius gesagt, der nichts erwiderte.
Regulus blieb allein im Salon zurück, bis er plötzlich ein leises Räuspern hinter sich hörte. Er drehte sich um und sah Pandora, die mit ihren kleinen, blassen Händen ein Buch hielt. Ohne ein Wort reichte sie es ihm. Es war ein alter, verstaubter Band mit goldenen Lettern auf dem Einband: Die Geheimnisse der uralten Magie.
Das ist mein Lieblingsbuch, sagte sie schließlich, ihre Stimme leise und melodisch, als hätte sie lange geübt, wie Worte klingen sollten. Du siehst aus, als würdest du es mögen.
Regulus starrte sie an, überrascht, dass sie sprach und noch überraschter, dass ihre Worte aufrichtig klangen. Danke, murmelte er, bevor er sich wieder fasste. Ich... Ich mag Bücher über Magie. Pandora lächelte. Danach sprachen sie nicht mehr, sondern saßen einfach nur nebeneinander.
Nach diesem Abend trafen sie sich öfter. Ihre Eltern schickten sie weg da sie wichtiges zu besprechen hatte und Sirius und Rabastan verließen sie meistens ebenfalls, was ihn und Pandora allein zurück lies.
So war es auch an einem stillen Nachmittag, den sie im Garten der Lestranges verbrachten. Regulus saß auf einem alten Stein, die Knie angezogen, während Pandora barfuß im Gras stand und mit einem Stock Kreise in den weichen Boden malte.
Hast du dich je gefragt, warum wir Zauberstäbe brauchen? fragte sie plötzlich, ohne aufzusehen.
Regulus runzelte die Stirn. Na ja, damit wir zaubern können?
Pandora ließ den Stock fallen und sah ihn an, als hätte er gerade etwas sehr Dummes gesagt. Aber was ist, wenn wir das gar nicht müssen?
Natürlich müssen wir! Das steht in allen Büchern! Regulus verschränkte die Arme, als ob das die Diskussion beenden würde.
Doch Pandora ließ sich nicht so leicht abschütteln. Vielleicht sagen die Bücher das nur, weil niemand ausprobiert hat, ob es auch anders geht.
Das ist Quatsch. Regulus schüttelte den Kopf. Wie soll das denn gehen? Einfach so? Er wedelte mit der Hand durch die Luft, als wollte er einen Zauber wirken.
Vielleicht. Pandora grinste schelmisch. Hast du's denn jemals versucht?
Nein, natürlich nicht! Das macht keiner!
Na ja, ich hab's versucht, sagte sie und setzte sich ins Gras, direkt vor ihm. Ihre farblosen Augen funkelten vor Neugier. Manchmal, wenn ich ganz still bin und die Augen schließe, fühle ich etwas. Es ist wie... kribbelnder Wind in meinen Fingern. Das könnte Magie sein.
Regulus starrte sie an, unsicher, ob er beeindruckt oder skeptisch sein sollte. Du meinst, du kannst zaubern ohne einen Zauberstab?
Vielleicht. Sie zog ihre Knie an die Brust und legte das Kinn darauf. Oder vielleicht nur ein kleines bisschen. Aber ich glaube, wenn man wirklich weiß, wie's geht, dann kann man viel mehr. Magie ist überall, Regulus. Man muss sie nur finden.
Er schwieg eine Weile und betrachtete den Stock, welchen sie hatte fallen lassen. Das klingt... seltsam.
Seltsam ist gut! Pandora sprang auf und wirbelte herum, ihre blassen Haare flogen im Wind. Alle tollen Sachen fangen seltsam an!
Sie hatten oft solche Unterhaltungen geführt. Manchmal war es Pandora, die eine geniale Theorie hatte, die Regulus ihr nicht glaubte. An anderen Tagen erzählte er ihr etwas, was er in einem seiner vielen Bücher gelesen hatte, und sie zweifelte ihn an.
Er hatte erwartet, dass sie in Hogwarts beste Freunde sein würden, allerdings hatte Pandora sich schnell mit Priscilla Nott angefreundet, mit der sie ein Zimmer teilte und aus irgendeinem Grund schien sie ihn nicht zu mögen. Was für Regulus komplett unlogisch war, immerhin kannten sie sich nicht einmal! Pandora hatte sich furchtbar gefühlt als sie Regulus gesagt hatte, dass Priscilla nichts mit ihm zu tun haben wollte und dass sie aber mit Priscilla befreundet sein wollte.
Sie hat sonst niemanden Reggie
Regulus hatte ihr gesagt das es ok war, immerhin hatte er Barty. Sie hatten sich bereits im Hogwarts Express kennengelernt und gehofft zusammen nach Slytherin zu kommen. Barty war ein wenig komisch, er redete durchgehend von irgendwelchen magischen Wesen und kannte Namen von denen Regulus noch nie gehört hatte. Er fand es allerdings unglaublich interessant neues zu lernen, so kam es, dass Barty und er stundenlang über irgendwelche Themen redeten. Barty erzählte ihm, dass es ein Wesen namens Occamy gab, dass aussah, wie eine Mischung aus einer Schlange und einem Vogel und dafür bekannt war, choranaptyxisch zu sein. Was heißt choranaptyxisch? Hatte Regulus gefragt. Barty hatte mit den Schultern gezuckt und sie hatten zusammen beschlossen es sobald es ging in der Hogwarts Bibliothek nachzulesen. Regulus hatte Barty im Austausch dagegen von den Sternen erzählt und davon, dass seine gesamte Familie am Nachthimmel vereint war. So waren sie Freunde geworden, beste Freunde.
„Hast du je darüber nachgedacht, dass unsere Zauberstäbe möglicherweise mehr über uns wissen als wir selbst?", Pandora hielt ihren Zauberstab vor sich und schaute ihn eindringlich an. Sie saßen zusammen auf Pandoras Bett, mit dem Ziel ihre Hausaufgaben zu machen. Regulus' Konzentrationsspanne war wie gewöhnlich ein wenig länger gewesen.
„Ich meine, jedes Hexenkind weiß, dass ein Zauberer nur dann sein volles Potential erreichen kann, wenn er mit seinem Zauberstab ihm Einklang steht und dass Zauberstäbe aus verschiedenen Materialen, verschiedene Zauberer lieber mögen. Also müssten sie doch mehr oder weniger einen Einblick in unsere Seele haben, oder?", sie beobachtete immernoch ihren Zauberstab, als ob sie dort ihre Antworten finden würde, aber Regulus wusste, dass sie von ihm eine Antwort haben wollte.
„Ich denke nicht, dass sie dabei bewusst vorgehen, ich glaube es ist eher etwas, dass sie generell spüren. Ob zum Beispiel die Aura eines Zauberers eher dunkel oder hell ist.". Pandora schien mit der Antwort zufrieden zu sein, denn sie legte ihren Zauberstab neben sich und wandte sich wieder ihrem Aufsatz für Wahrsagen zu. Sie hatten die letzten zwei Tage so verbracht, zusammen lernend. Entweder in der Bibliothek oder in Pandoras Schlafsaal, je nachdem ob Nott dort war. Sie mochte Regulus immer noch nicht, allerdings schien sie sich in letzter Zeit gut mit Avery zu verstehen, weshalb sie immer weniger Zeit mit Pandora verbrachte. Regulus wusste nicht ob es ihr etwas ausmachte, wenn doch ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Er wollte sie nicht dazu drängen mit ihm zu reden, ihm war es ganz lieb, wenn sie es nicht taten. Er selbst war froh, dass Pandora ihn nicht drängte, über das zu sprechen, was ihn beschäftigte. Doch er spürte ihre Blicke, wenn sie über ihren Büchern saßen, und wusste genau, dass sie darauf wartete, dass er das Schweigen brach. Sie wollte, dass er mit ihr darüber redete, was passiert war. Darüber, dass er Barty ignorierte. Warum er keinen Versuch unternahm, das, was auch immer zwischen ihnen stand, zu klären. Aber Regulus war entschlossen, das Thema nicht anzusprechen.
Der „Streit", wenn man es überhaupt so nennen konnte, hatte am Freitag begonnen. Seitdem hatte er kein Wort mehr mit Barty gesprochen. Er hatte ihn schlichtweg ignoriert, als würde er nicht existieren. Barty schien das jedoch kaum zu kümmern. Stattdessen verbrachte er jede freie Minute mit Rosier. Die beiden waren in den letzten Tagen praktisch unzertrennlich. Regulus konnte nicht leugnen, wie sehr ihn das stach. Monatelang hatte er sich Sorgen gemacht, dass Pandora und Barty sich zu gut verstehen könnten, dass sie irgendwann Freunde werden würden und er zwischen ihnen außen vor bliebe.
Er hatte sich Mühe gegeben, das zu verhindern, und sich in seiner Eifersucht fast lächerlich gemacht. Doch all das war letztlich umsonst gewesen. Barty hatte sich trotzdem jemand anderen ausgesucht, jemanden, der offensichtlich interessanter oder einfach besser war als er. Das schlimmste war, dass Regulus es gewusst hatte, er hatte Bartys Miene am ersten Schultag gesehen, als sie Rosier zum ersten Mal getroffen hatten. Aber Regulus hatte sich nicht auf sein Kopf verlassen, wie er sollte, sondern einfach auf sein Herz gehört und gehofft, dass es nichts ändern würde. Diese Erkenntnis schmerzte, aber Regulus weigerte sich, es zu zeigen. Seine Worte waren nüchtern, seine Miene ausdruckslos, seine Haltung unnahbar. Er war ein Black, und Schwäche zeigen war keine Option. Doch Pandora durchschaute ihn, das wusste er. Sie tat es immer. Es war, als hätte sie eine besondere Fähigkeit, seine Masken zu durchdringen und die Wahrheit dahinter zu erkennen.
Ein leises Klopfen erklang, bevor die Tür zum Schlafsaal vorsichtig geöffnet wurde. Regulus blickte auf und erkannte sofort die Person, die eintrat: Dorcas Meadowes. Sie war Jägerin im Slytherin-Quidditch-Team und ein Jahrgang über ihm. Außerdem war sie Muggelgeborene – eine Tatsache, die in ihrem Haus oft Anlass für Feindseligkeiten war, von denen Meadowes sich jedoch nie einschüchtern ließ. Die Slytherin trat ein paar Schritte in den Raum und ließ ihren Blick ruhig über die Anwesenden gleiten. Ihre Haltung war, wie immer, makellos. Regulus hatte schon zuvor festgestellt, dass es beinahe unmöglich war, Dorcas Meadowes zu lesen. Ihr Gesichtsausdruck verriet nichts, aber es war keine kalte Maskerade, wie sie Regulus selbst oft aufsetzte. Vielmehr wirkte sie, als wüsste sie etwas, was alle anderen nicht wussten, ein Rätsel in menschlicher Gestalt. Pandora hingegen hatte Meadowes nicht bemerkt. Sie war tief in ein Buch vertieft, sodass Regulus sie sanft anstupsen musste.
Er nickte kurz in Meadowes' Richtung, und Pandora folgte seinem Blick. Für einen Moment schien sie verwirrt, doch dann erhellte ein breites Lächeln ihr Gesicht. „Dorcas! Hi!" rief sie freudig und winkte sie zu sich. Ohne zu zögern, rutschte Pandora ein Stück zur Seite, um Platz auf dem Bett zu machen. Regulus bemerkte, dass es langsam recht eng wurde, aber Pandora schien das nicht im Geringsten zu stören.
„Tut mir leid, ich habe völlig die Zeit vergessen", entschuldigte sich Pandora mit einem leicht verlegenen Lächeln, während Meadowes sich auf den freien Platz setzte. „Ist doch nicht schlimm", erwiderte Meadowes ruhig. Ihre Stimme war tief und durchdrungen von einer Ruhe, die Regulus unwillkürlich beeindruckte. Es war das erste Mal, dass er sie sprechen hörte. Obwohl sie eine enge Freundin von Vanity war – einer der Slytherin-Treiberinnen, deren laute Stimme während des Quidditch-Trainings fast schon das Kommando übernahm – hielt Meadowes sich oft im Hintergrund. Sie sprach selten, aber Regulus wusste, dass man sie deswegen keinesfalls unterschätzen durfte.
„Womit genau brauchst du Hilfe?" Meadowes wandte sich an Pandora, ihre Aufmerksamkeit voll auf das jüngere Mädchen gerichtet. Damit war auch Regulus' Frage beantwortet, was Meadowes hier zu suchen hatte. Er konnte sich nicht erinnern, die beiden je zusammen gesehen zu haben, und Pandora hatte nie erwähnt, dass sie befreundet wären. Aber sie hatte vor ein paar Tagen beiläufig angemerkt, dass sie einen älteren Schüler um Unterstützung in Verteidigung gegen die dunklen Künste gebeten hatte. Regulus hätte ihr natürlich auch helfen können, aber sie wussten beide, dass er als Lehrer nicht besonders geduldig war.
Während Pandora zu sprechen, begann und die Zauber beschrieb, mit denen sie Schwierigkeiten hatte, hörte Meadowes aufmerksam zu. Regulus bemerkte, wie ernsthaft sie Pandoras Worte aufnahm, und ihm wurde klar, dass seine Anwesenheit nun wahrscheinlich überflüssig war.
Er wollte die beiden nicht stören, also beschloss er sie allein zu lassen. „Ich gehe in die Bibliothek, ein paar Bücher zurückbringen", sagte er schließlich und stand auf. Er sammelte seine Schulsachen ein und machte sich bereit, den Raum zu verlassen. „Oh, kannst du vielleicht mein Buch mitnehmen?" Pandora hielt ihm das Exemplar hin, dass sie am Tag zuvor ausgeliehen hatte. „Ich hatte vergessen, dass ich es schon gelesen hatte." „Klar." Regulus nahm das Buch entgegen und nickte kurz in Meadowes' Richtung. „Meadowes." „Black", erwiderte sie knapp, ihre Stimme weiterhin ruhig.
Damit verließ Regulus den Raum. Als er die Treppen hinunterstieg, hörte er schon das Gekicher aus dem Gemeinschaftsraum bevor er ihn betrat. Er erkannte die Stimmen sofort, außerdem kam er aus einem der Mädchenschlafsäle, das würde für Gerüchte sorgen. Nicht, dass es ihn interessierte. Gerüchte waren nur leere Worte, nichts, was einem etwas anhaben konnte, es sei denn man ließ es zu. Regulus hatte nicht vor das zu tun.
Avery, Wilkes, Mulciber und Rosier hatten sich wie gewohnt auf den beiden Sofas im Gemeinschaftsraum der Slytherins verteilt. Nott war ebenfalls bei ihnen, sie saß halb auf Averys Schoß und schien gerade mit Rosier – dem Älteren, nicht Evan – eine angeregte Unterhaltung zu führen. Evan war nicht dabei, was Regulus registrierte, ohne sich weiter Gedanken darüber zu machen. Es war Mulciber, der ihn als Erster bemerkte. Seine Augen fixierten Regulus, und ein schiefes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, doch er schwieg. Selbst Mulciber war klug genug, es nicht mit Regulus aufzunehmen. Das hatte Regulus ihnen gleich im ersten Jahr deutlich gemacht.
Damals, als sie noch versucht hatten, seine Freundschaft und seinen Respekt zu gewinnen – weil er ein Black war, ein Name, der Macht und Status bedeutete. Die Zeiten hatten sich geändert. Sie respektierten ihn zwar nicht mehr, doch immerhin ließen sie ihn in Ruhe. Keiner von ihnen sagte etwas als er an ihnen vorbei ging, obwohl er sie über ihn reden hören konnte als er die Treppen zu seinem eigenen Schlafsaal hinaufging.
Er wusste, dass die Chance groß war auf Barty und Rosier zu treffen, allerdings musste er wirklich ein paar Bücher zurückgeben und die lagen nun mal auf seinem Tisch. Kaum hatte er die Tür geöffnet, bestätigte sich seine Vermutung. Rosier und Barty saßen zusammen auf Bartys Bett, beide in ihre jeweiligen Bücher vertieft. Es war ein vertrautes Bild; genauso hatten sie die letzten beiden Tage verbracht. Wann immer Regulus sie sah, waren sie über Bücher gebeugt und manchmal in hitzige Diskussionen vertieft, deren Inhalt ihn nichts anging und die er auch gar nicht wissen wollte.
Er blendete jegliche Gefühle die er für Barty empfunden hatte aus. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Mit ausdrucksloser Miene ging Regulus zu seinem Schreibtisch, wobei er die Blicke der beiden spürte. Doch er erwiderte sie nicht. Es war einfacher, Barty nicht anzusehen. Stattdessen schnappte er sich seine Bücher und verließ den Schlafsaal so schnell wie möglich wieder. Er konnte Barty nicht für immer aus dem Weg gehen das wusste er. Spätestens nach einer Woche würde er Regulus dazu zwingen mit ihm zu reden, was Regulus gar nicht gefiel.
Zumindest war es früher so gewesen, vielleicht hatte Barty aber auch beschlossen, dass er ihn nicht mehr brauchte, schließlich hatte er ja Rosier. Regulus wusste nicht worauf er hoffen sollten. Dass Barty ihn ignorierte und sein Schweigen akzeptierte, damit er sich nie mit diesem Schmerz auseinandersetzen musste? Oder dass Barty ihn konfrontierte, weil es bedeutete, dass er ihm noch wichtig war. Regulus wusste nicht, was er fühlte, aber viel schlimmer war, dass er nicht wusste, was er fühlen wollte.
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