K A P I T E L || 49

{Emma Clark}

Wenn ich mich vor Jack hätte blamieren wollen, dann wäre ich mit ihm in eine Karaoke Bar gegangen und hätte lauthals 'Toxic' von Britney Spears gesungen. Aber das hatte ich eigentlich nicht vor. Ich würde sagen, das Blamieren kommt erst, wenn wir schon zusammen sind. Dieser Plan ist wohl gescheitert.

Anstatt elegant zu unserem Tisch zurrückzukehren, stolpere ich über eine Handtasche, die irgendjemand unachtsam auf den Boden gelegt hat. Wer auch immer zu dumm ist, einen geeigneten Platz dafür zu finden, hat es gar nicht verdient, die praktischen Vorteile einer Handtasche zu nutzen.

In meinem ganzen Leben bin ich, zumindest glaube ich das, noch nie so unelegant auf die Fresse gefallen. Gut, wie kann man auch elegant auf die Fresse fliegen. Doch wenn ich mir die ganzen Frauen in Grand Hotel anschaue, dann scheint es zu funktionieren. Vielleicht liegt es daran, dass es nur eine Serie ist und in Wirklichkeit niemand so hinfällt. Wärend ich also auf dem Boden der Bar liege und mir überlege, wie ich diese Demütiung hätte umgehen können, spüre ich, wie mein Knöchel zu pulsieren anfängt. Das ist nicht gut.

Jack, der sich schon die ganze Zeit über mich gebeugt hat, hilft mir dabei aufzustehen.

»Geht es dir gut?«, fragt er besorgt. Abgesehen davon, dass das alles ganz und gar unattraktiv aussah und mein Knöchel vermutlich just in diesem Moment anschwillt, geht es mir wirklich super. Absolut super.

»Autsch«, kommt aus meinem Mund, als ich beim Aufstehen auftrete. Dann füge ich jedoch gleich hinzu, dass es mir gut geht. Der Sänger scheint mir das  jedoch nicht so recht zu glauben, denn er zieht eine Augenbraue hoch und setzt ein besorgtes Gesicht auf.

»Jetzt fühle ich mich verantwortlich dafür, dass du dir wehgetan hast«, murmelt er und nimmt den Eisbeutel entgegen, den ihm ein Kellner bringt. Wieso fühlt er sich denn verantwortlich? Die blöde Handtasche stammt ja nicht von ihm. Er kann nichts dafür, dass die Menschen so dumm sind. Das ist wirklich lächerlich.

»Du bist doch nicht dafür verantwortlich, dass ich hingefallen bin«, sage ich und drücke den Eisbeutel gegen meinen Knöchel.

»Nein, aber ich habe dich hierher geschleppt. Wärst du nicht hier, dann wärst du auch nicht hingefallen«, erklärt er. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Irgendwie ist das ja echt süß.

Darauf antworte ich schließlich: »Du hast Glück, dass du heiß bist, denn das, was du sagst, macht absolut keinen Sinn.«

»Du willst damit sagen, dass ich zwar hübsch, aber dumm, bin? Also datest du mich nur, weil du mich heiß findest«, stellt er fest und grinst. Ich nicke, »So sieht es aus Mc Steamy.«

»Ich glaube du musst schleunigst ins Krankenhaus, wil du dir deinen Kopf angeschlagen hast. Wieso habe ich es nur zu Mc Steamy geschafft? Wieso nicht Mc Dreamy?«

In meine Kopf antworte ich »Weil Shawn Mc Dreamy ist«.

Aber nicht, weil ich ihn heiraten wollen würde. Nur, weil er genauso ein Idiot ist, wei Mc Dreamy. Schon immer, seit ich Grey's Anatomy zum ersten Mal geschaut habe, war ich für Dr.Sloan. Mc Steamy ist nicht nur heißer, sondern weiß auch, was er will.

»Aber bitte nicht ins Seattle Grace Hospital, da sterben sie ja alle weg wie die Fliegen.«

-

Also gut, ich bin jetzt eine Woche krank geschrieben und habe einen Gips. Romantischer geht unser Date wohl kaum. Obwohl mein Knöchel nur geprellt ist, mussten sie den Gips anlegen. Jack war die ganze Zeit bei mir und hat mich mit schlechten Witzen aufgeheitert.

Irgendwie konnte ich nicht anders, als die ganze Zeit daran zu denken, wie es wohl wäre, wenn Shawn da gewesen wäre. Vermutlich...ach keine Ahnung. Ist sowieso ein dummer Gedanke.

»Du hast mir noch nicht gesagt, warum ich Mc Steamy bin...Abgesehen von meinem blendenden Aussehen natürlich«, lacht Jack während er die Frage stellt. Ich muss grinsen.

»Na ja, dein überdurschnitliches Ego ist auch ein Überschneidungspunkt«, ergänze ich. Jack, der sich mittlerweile auf den Stuhl neben mein Bett gesetzt hat, verdreht die Augen und piekst mir vorsichtig in die Seite.

Schmollend forderd er mich dazu auf: »Jetzt sag schon.«

»Damit dein Ego noch weiter wächst?«, grinse ich. Damit lehne ich mich zurück und lasse mich in die Kissen fallen.  Mein Blick fällt auf meinen Gips. Ganz toll. Wie soll ich damit arbeiten? Vor allem jetzt, wo ich Abteilungsleiterin werden soll.

»Bitte?«, versucht er es erneut. Das ist doch lächerlich. So spannend ist meine Antwort auch nicht. Immerhin klaue ich aus Grey's Anatomy. Ich weiß nicht, wie tief man dafür sinken muss.

»Na gut. Es ist nicht so spannend, wie du denkst. Mc Steamy, weil ich ihn immer lieber mochte, als Mc Dreamy. Der ist immer so unentschlossen. Außerdem ist Mark später viel verantwortungsbewusster. Nach dem Motto harte Schale weicher Kern. Deshalb, okay?«

»Das ist süß«, murmelt er. Na toll, jetzt bin ich süß. Es gibt vermutlich schlimmeres, als süß zu sein. Aber besser ist es heiß und begehrenswert zu sein. Vermutlich habe ich die Chance jedoch schon verpasst. Immerhin sitze ich hier mit einem Gipsfuß.

»Du schaust so merkürdig. Habe ich etwas falsch gemacht?«,  fragt er. Ich werde etwas rot, während ich meinen Kopf schüttele.

»Es ist nur...Ich wollte nicht, dass unser Date so endet... Ich hatte gedacht, dass unser Abend vielleicht einen schöneren Ausklang hat. Schließlich habe ich ein Gips und bin nicht wirklich...Na ja du weißt schon.«

Jack zieht eine seiner buschigen Augenbraue in die Höhe.

»Nein, ich weiß nicht«, murmelt er und steht dabei auf. Danach setzt er sich an mein Bett, bevor er fortfährt: »Ja, vielleicht wäre es schöner, wenn du gesund wärst, als mit einem geprellten Fuß. Aber mir ist es egal, wie wir zusammen Zeit verbringen, solange ich bei dir bin. Schon klar, das klingt total beschissen kitschig und wenn du das irgendwem verrätst, dann bist du dran.«

»Klar, ich erzähle es niemandem, sodass dein Fuckboy Image keinen Knacks bekommt«, lache ich.

»Sehr gut«, antwortet er, bevor er mich in seinen Arm zieht, sodass ich meinen Kopf auf seine Brust legen kann.

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