K A P I T E L || 41

{Emma Clark}

»Ich halte das System für besser, als in der USA. Immerhin belegst du hier Kurse, die dir für dein Studium etwas bringen. Bei uns zählen eben auch die Fächer, die man vielleicht gar nicht braucht«, sagt Jack nachdenklich. Zustimmend nicke ich.

»Da bin ich derselben Meinung. Man hat noch einmal die Chance sich richtig ins Zeug zu legen.«

Meine Noten von der Highschool sind an sich nicht schlecht, nur kann ich mich noch verbessern. Bis jetzt bin ich jedes Jahr kontinuierlich besser geworden, während es bei anderen genau umgekehrt war. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das kommende Semester unglaublich wird. Die Studienzeit soll toll sein und ich bin absolut bereit dafür. Zusätzlich bin ich auf meiner absoluten Wunschuni.

»Das Restaurant ist gleich hier«, murmelt er und deutet auf das Chinarestaurant, das rechts von uns auftaucht. Leuchtende Buchstaben, die ich nicht verstehe, da sie in chinesisch sind, pranken über dem Restaurant. Die Sonne stürzt rosarot in den Horizont und verleiht damit allem eine weiche Oberfläche.

»Chinesisch. Interessant. Eigentlich bevorzuge ich die thailändische Küche, aber manchmal hat chinesisch auch etwas für sich«, murmele ich, als ich aussteige. Jack und ich machen uns auf den Weg zu dem Eingang, wo wir direkt empfangen und zu einem kleinen Tisch geführt werden.

Das Restaurant ist winzig, aber es hat definitiv etwas für sich. Innen ist es angefüllt mit dem typischen Kitsch, aber was wäre es schon ohne das. Das gehört ja irgendwie dazu.

»Es ist wirklich nett hier«, sage ich lächelnd zu Jack. Er grinst mich an und streckt mir eine Karte, die vor ihm lag, entgegen. Er selbst hat auch eine.

Während er sich überlegt, welches Essen er bestellen soll, überlege ich, wie Shawn mir alles nur vortäuschen konnte. Ich nehme dann wohl einmal die pikante Ente auf Verrat und dazu die doppelten Lügenrollen. Dass ich mich selbst in Rage rede, merke ich erst, als ich die Karte ausversehen an einer Ecke zerknicke.

»Wir müssen auch nicht hier essen, wenn du nicht magst«, murmelt Jack auf einmal und sieht von seiner Karte auf. Ich zucke zusammen und eröte.

»Tut mir leid. Es hat nichts mit dir oder dem Restaurant zu tun. Mir will Shawn nur nicht aus dem Kopf gehen.«

Jack schließt seine Karte und legt sie vor sich hin. Dann stützt er seinen Kopf auf seinen Händen ab.

»Das kenne ich. Meine Ex ist mir auch noch ziemlich lang im Kopf herumgespukt. Immerhin haben du und Shawn euch gerade erst getrennt. Da ist es kein Wunder, dass du die ganze Zeit daran denkst«, antwortet er lächelnd. Er ist echt süß. Man kommt nicht drum herum zu sagen, dass er nicht nur äußerst süß ist, sondern auch verdammt heiß.

Mit Shawn war ich nie zusammen und das ganze ich-habe-mich-in-dich-verliebt-Gedöns war sowieso nur fake, daher kann ich das sagen, ohne mich schlecht zu fühlen.

»Da hast du vermutlich Recht. Es ist trotzdem doof. Immerhin sitze ich in echt netter Gesellschaft und denke trotzdem an meinen Ex«, gebe ich zurück. In Gedanken füge ich hinzu, dass er nicht einmal mein echter Ex ist, sondern nur ein dahergelaufenen Popstar.

Jetzt tue ich es schon wieder. Meine Gedanken wollen einfach nicht aufhören und das nervt gewaltig. Damit heize ich bloß meine eigene schlechte Laune an.

»Nette Gesellschaft, so so. Freut mich, dass du das so siehst.«

Seine Augen machen eine Bewegung, die stark nach einem Zwinkern aussieht.
Hat er mir gerade zugezwinkert?  Während ich das so rekapituliere, taucht die Bedienung neben mir auf.

»Was darf es für sie sein?«, fragt die Asiatin in einem freundlichen Tonfall. Ich habe ganz vergessen, mir etwas auszusuchen. Da Jack anscheinend schon weiß, was er essen möchte, bestellt er. Um nicht doof dazustehen, sage ich einfach, dass ich dasselbe nehme.

»Du nimmst dasselbe, wie ich? Was ein Zufall«, grinst er. Das bringt mich dazu, dass sich meine Mundwinkel nach oben schieben.

»Ja, so sehe ich das auch.«

Er hat mir vorhin wirklich zugezwinkert. Jack Gilinsky hat mir zugezwinkert. Ob ich gleich auch keine Talente habe, eins scheint mir dann doch zu gelingen: Berühmte, heiße Typen um den Finger zu wickeln. Wer hätte das gedacht. Vor allem, was ist aus meinen Regeln geworden?

»Du bist echt süß«, murmelt Jack, scheint dann jedoch vor seinen eigenen Worten zurückzuschrecken, denn er zuckt kurz, ehe er sagt: »Es tut mir leid.«

Ich kann es mir nicht verkneifen, mich über ihn lustig zu machen: »Wie du mich einfach schamlos anbaggerst.«

»So war das nicht gemeint...Ein Welpe ist auch süß und den baggere ich nicht an!«, versucht er sich zu verteidigen. Lachend verdrehe ich meine Augen. Verlegen schlägt er die Augen nieder. Das wiederum finde ich süß.

»Deiner Meinung nach bin ich also wie ein Hund.«

Dumm, dass ich es einfach nicht lassen kann, ihn zu ärgern. Es macht nun einmal Spaß ihn aufzuziehen. Wer hätte gedacht, dass Jack-Frauenaufreißer-Gilinsky rot werden kann. Er meinte zwar, dass er schüchtern sei, er kam jedoch immer eher wieder draufgängerischer Badboy herüber.

»Nein, so meinte ich das doch nicht. Du bist gemein!«

Er schmeißt mit dem gefalteten Schwan nach mir. Unerwarteter Weise fange ich ihn ab.

»Du bombardierst mich mit einem Schwan? Die Dinger sind gefährlich!«, grinse ich. Ich halte das Ding zwischen Daumen und Zeigefinger hoch, dann schmeiße ich es zurück.

»Verdient! Immerhin kannst du keine Komplimente annehmen!«

Lachend verdrehe ich meine Augen. Das war ja wieder einmal typisch.

»Du versuchst dich doch nur rauszureden! Immerhin hast du eine Lady mit einem Schwan bombadiert!«, antworte ich. Damit lege ich ein etwas eingeschnapptes Gesicht auf.

Suchend sieht sich Jack um: »Eine Lady? Wo?«

Dafür kassiert er einen Tritt unter dem Tisch. Erschrocken holt er aus irgendeinem Grund mit seinen Armen aus und erwischt fast die Kellnerin, die uns gerade die Getränke bringt. Tadelnd schüttele ich meinen Kopf, kann mir jedoch ein Lachen nicht verkneifen.

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