𝒘𝒊𝒏𝒕𝒆𝒓 | »Blumen«
K A P I T E L || 35
{Emma Clark}
Während Shawn und ich auf ein Taxi warten, herrscht die ganze Zeit Stille. Irgendwie hat mein Anfall von irgendwas, ich weiß nicht einmal was in mich gefahren ist, die Stimmung ruiniert.
Er mache alles kaputt. Das musste ich ihm ja unbedingt an den Kopf schmeißen. Dabei war ich insgeheim froh, dass er mich davor bewahrt hat, wie eine Idiotin dazustehen. Das würde mir jedoch niemals über die Lippen kommen. Trotzdem frage ich mich, warum er jetzt so schlecht gelaunt ist.
Immerhin hat er mich von der Veranstaltung weggezogen. Was, wenn ich wirklich gerade Spaß gehabt hätte? Wer weiß, was noch mit Michael passiert wäre?
Okay. Jetzt reicht es. Ich habe mir schon viele dumme Dinge eingeredet, aber das ist mit Abstand das Dümmste. Wieso will ich diesen Typen überhaupt noch? Ein tiefer Seuftzer entflieht mir. Diesen Typen hatte ich doch abgehakt. Das, was mich vermutlich am Meisten frustriert, ist, dass ich noch nichts in meinem Leben erreicht habe.
Ich wollte immer so viel, doch was ist daraus geworden? Nichts. Der Baumarkt ist daraus geworden. Ich sitze schon zu lange in dieser Übergangslösung fest und es macht mich wahnsinnig.
»Es tut mir leid.«
Langsam drehe ich meinen Kopf zu Shawn. Er schaut in die andere Richtung. »Anscheinend hat er sich verändert und du willst dich noch einmal auf ihn einlassen oder so...Es sah nur nicht aus, als hättet ihr geredet.«
»Nein. Mir tut es leid. Was du gemacht hast war absolut richtig. Ich weiß ja nicht einmal, ob er sich geändert hat, weil ich nicht wirklich mit ihm geredet habe. Er ist ein Arsch. Das ist alles. Du hast mich nur davor bewahrt, wie ein Trottel dazustehen. Dabei bin ich genau das.«
Nun ist es mir doch über die Lippen gekommen. Shawn dreht sich zu mir, doch in dem Moment kommt das Taxi. Er hält mir, wie der perfekte Gentleman es eben so macht, die Tür auf. Wenn Michael nur ein bisschen so wie er gewesen wäre, dann wäre das alles vermutlich gar nicht erst eskaliert.
Shawn steigt auf der anderen Seite ein und nennt dem Taxifahrer meine Adresse. Irgendwie scheint er ein wenig angepisst zu sein. Ich kann nicht so recht deuten, warum. Anstatt mich anzuschauen, sieht er die ganze Fahrt nur aus dem Fenster.
Vielleicht bilde ich mir auch nur irgendwas ein.
»Wollen wir morgen Grand Hotel weitergucken?«, frage ich, um die Stille zu brechen.
»Mhm.«
Frustriert lehne ich mich zurück gegen den Ledersitz des Taxis, der inzwischen kalt geworden ist. Mein Blick schweift dennoch wieder zu dem Braunhaarigen. Zu seinen braunen Haaren, die perfekt sitzen und zu seinem Gesicht, das aus seideweicher Haut besteht.
»Wir wären da.« Die Stimme des Taxifahrers reißt mich aus meinen Gedanken und hält mich davon ab ihn noch mehr anzustarren. Was mache ich hier überhaupt?
»Wir sehen uns morgen«, sagt Shawn, als ich aussteige. Auch wenn er ein wenig seltsam drauf ist, zaubert es mir ein Lächeln auf die Lippen. Ich schlage die Taxitür zu und bezahle den Fahrer. Shawn insistiert zwar darauf, dass er das übernimmt, aber da habe ich schon bezahlt.
Die Kälte attackiert mich von allen Seiten, als ich mich auf den Weg zu meiner Haustür mache.
-
Der nächste Morgen bringt Katerstimmung mit sich. Nicht, dass ich so viel getrunken hätte, dass es mir jetzt scheiße geht, ich habe nur schief geschlafen und daher Nackenschmerzen. Außerdem kleben Mascarareste unter meinen Augen. Gefühlt bekommt man nie alles weg, egal wie sehr man es auch versucht. Aus diesem Grund trage ich fast nie Mascara oder viel Schminke. Am nächsten Morgen fühlt man sich echt scheiße.
Nach einer Weile, in der ich mich im Bett hin und her gewälzt habe, stehe ich schließlich auf und gehe duschen. Bevor ich mich heute Abend mit Shawn treffe, muss ich noch eine Schicht im Baumarkt übernehmen. Es geht mir auf den Sack, in diesem Loch festzustecken. Ich meine gestern hatte ich die Chance Michael die Meinung zu geigen, aber stattdessen bin ich immer noch das kleine Mädchen von der Highschool. Was hat sich schon verändert?
Mit einem Kaffee in der Hand mache ich mich auf den Weg zu der U- Bahn. Immerhin hat sich etwas verändert. Ob das jetzt besser ist, ist fraglich. Mein Auto ist immer noch nicht in der Werkstatt. Ich setze mir das einfach als meinen Neujahrsvorsatz. Während ich so darüber nachdenke, fällt mir auf, dass sehr bald schon Weihnachten ist. Weihnachten heißt Familie und das ist fast unannehmbar. Wenigstens ist Sabrina da und ihr Freund ist definitiv annehmbar.
Ehrlich gesagt wundert es mich, dass Ashtons Freund ebenfalls ertragbar ist. Ganz im Gegensatz zu Ashton. Viel mehr Freude breitet sich dadurch jedoch nicht in mir aus. Weihnachten ist einfach ein Mastfest. Jedes Jahr komme ich mir vor, wie ein Schwein, das gemästet wird, um im neuen Jahr geschlachtet zu werden.
»Guten Morgen, Estelle«, begrüße ich sie, als ich im Baumarkt eintrudele. Estelle sieht mich Augen verdrehend an.
»Es ist schon fast Mittag.«
Ich antworte genervt: »Tut mir leid, du Wächterin der Zeit. Wollte dir nur hallo sagen.«
Die Brünette lacht ein wenig und verzieht sich wieder hinter den Tresen, während ich ins Lager gehe, um mich umzuziehen. Jedes Mal frage ich mich erneut, wer diese unglaublich unschmeichelhaften Uniformen entworfen hat.
»Jemand hat dir Bluuumen geschickt«, trällert Estelle, als ich nach Vorne komme.
»Echt?«
Wer würde mir bitte Blumen schicken?
»Bestimmt sind sie von deinem Loooveeeer!«
»Shawn und-«, setzte ich an, doch in diesem Moment fällt mir ein, dass Shawn und ich ja offiziell zusammen sind. Inoffiziell sind wir jedoch nur befreundet.
Ihre Augen weiten sich:»Was?«
»Nichts, nichts. Wir haben uns nur gestern gestritten. Bestimmt hat er die Blumen deshalb geschickt.«
Das ist gelogen. Aber irgendwie nur halb. Immerhin haben wir uns nicht richtig gestritten, sondern nur angeschwiegen. Warum er auf einmal so pampig reagiert hat, weiß ich nicht.
»Guck Mal. Da ist eine Karte dabei.«
»Emma...die sind nicht von Shawn.«
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