𝒔𝒑𝒓𝒊𝒏𝒈 | »Überraschung«
K A P I T E L || 60
{Emma Clark}
»Gegangen, wie Milan? Das kann man doch überhaupt nicht miteinander vergleichen! Ihr kanntet euch schon Jahre und er ist nicht gegangen, weil er sich in dich verliebt hat, sondern weil er sich in Joanna verliebt hat. Was kann ich denn für meine Gefühle?«, antwortet er mit einem Schnauben.
»Du kannst nichts dafür...Aber Camila-«, fange ich den Satz an, doch werde unterbrochen.
»Jetzt hör doch auf mit Camila. Du redest wie eine verletzte Ex, nicht wie jemand, der keine Gefühle hat!«
Wie bitte? Was soll das denn? Er versteht einfach nicht den Punkt, den ich zu machen versuche. Es war eine blöde Idee mich mit Shawn zu verabreden. Selbst, wenn es gut laufen würde und wir alles hinter uns lassen könnten, dann würde es nichts bringen, weil Jack denkt, wir wären zusammen gewesen. Mich mit meinem Ex treffen? Lieber nicht, obwohl ich es genau in diesem Moment tue. Das ist jedoch etwas anderes. Eine Sache zu klären ist nicht dasselbe, wie einen auf best friends zu machen. Das alles war sowieso nie echt. Keine Ahnung, was ich damals erwartet habe. Freundschaft kann man nicht erzwingen.
»Du verstehst einfach nicht, was ich damit ausdrücken will. Shawn, hast du einfach einen Ausweg aus dem Deal gesucht und deshalb deine Gefühle vorgeschoben?«, kommt es auf einmal aus meinem Mund.
»Was?«, platzt es unelegant aus Shawn heraus. Er wirkt total irritiert. »Wie kommst du darauf?«
»Wegen...ihr«, sage ich und versuche nicht schon wieder den Namen Camila laut auszusprechen. Gott, jetzt klinge ich tatsächlich wie eine eifersüchtige Ex.
»Klar. Camila. Schon wieder. Was willst du überhaupt? Du bist doch mit Jack zusammen!«
Während ich aufstehe und mir meinen Mantel schnappe murmele ich: »Ich habe keine Ahnung.«
Das ist sowieso alles total bescheuert.
»Warte...«, höre ich auf einmal. Überrascht drehe ich mich um. Erwartungsvoll sehe ich Shawn an.
»Das hab ich nicht so gemeint. Es ist nur so, dass ich dich vermisse und das als beste Freundin. Emma, mittlerweile empfinde ich nicht mehr so für dich. Gut, vielleicht ein bisschen, aber das kann sich legen. Wenn du erwartest, dass ich mich für meine Gefühle entschuldige, dann liegst du falsch. Aber es war falsch, wie ich mit der Situation umgegangen bin. Es war erpresserisch...«
Wieso hat er das nicht schon viel früher gesagt und zwar genau so? Nachdem die Bombe geplatzt ist, lasse ich mich wieder am Tisch nieder. Erleichterung macht sich in mir breit. Ärger verschafft einem nur Pickel und Stress. Nichts von beidem kann ich gebrauchen. Vor allem nicht, wenn ich im April an der Uni anfange.
»Mir tut es auch leid...Ich habe vielleicht etwas überreagiert. Hast du Lust heute Abend chinesisches Essen zu bestellen und mir dabei zu zuschauen, wie ich das Kleid meiner Schwester nähe, während eine Folge Grand Hotel läuft?«, gebe ich zu meinem Erstaunen von mir. Was ist aus »Es ist Jack gegenüber nicht fair.«geworden? Am besten informiere ich ihn darüber.
»Klar...nur habe ich das Gefühl, dass Jack das wahrscheinlich nicht so gerne sieht.«, gibt Shawn genau in diesem Moment, als könnte er meine Gedanken lesen, zu bedenken.
»Da ist was dran...Aber da du jetzt mit Camila zusammen bist, sollte es kein Problem sein.«
»Ähm Emma...-«
»Bis nacher, ich muss jetzt los...!«
Bei dem letzten Satz bin ich drauf und dran aus dem Café zu verschwinden. Meine eilige Flucht hat dieses Mal nichts mit Shawn zu tun, ich habe nur auf das Familiendinner vergessen, das in gut zehn Minuten stattfindet. Was ist eigentlich in letzter Zeit mit mir los? Hat mein Gehirn Löcher bekommen, so wie Schweizer Käse? Vermutlich.
Diese Löcher sind definitv von Shawn und Jack verursacht worden. Jack ist heute morgen noch nach LA geflogen und Shawn...Das mit ihm hat sich ja jetzt geklärt. Ein kalter Windstoß kommt mir entgegen, weshalb ich meinen Mantel enger um mich schlinge. Dennoch ist der Wind wärmer, als die Wochen zuvor. Es wird eindeutig Frühling. Besser gesagt, es ist Frühling.
Da mein Auto funktionstüchtig ist, kann ich auf die dreckige U-Bahn und den Vortrag meiner Mutter verzichten. Zwar bin ich nicht in zehn Minuten da, aber in fünfzehn Minuten könnte ich es schaffen, wenn ich nicht alle Geschwindigkeitsbeschränkungen einhalte. Vielleicht habe ich Glück und die Rede über Pünktlichkeit fällt kürzer aus.
»Da bist du ja!«, begrüßt mich Sabrina und zieht mich an dem Ärmel meines Mantels ins Haus.
»Ist ja gut!«, zische ich. Schnell hänge ich meinen Mantel auf und setzte mich an den Esstisch, an dem schon die ganze Familie sitzt. Entschuldigend blicke ich in die Runde und hebe mir die richtige Entschuldigung dafür auf, wenn Mom aus der Küche kommt.
Überrascht frage ich, als mein Blick auf das Gedeck gegenüber von mir fällt:»Wieso ist da noch ein gedeckter Platz?«
»Hat es dir deine Schwester nicht gesagt?«, stellt mein Vater die Gegenfrage. Mom wird mich nicht verkuppeln wollen oder? Sie weiß doch, dass ich einen Freund habe.
»Nein, was-«, setze ich an, doch werde von einer bekannten, rauchigen Stimme unterbrochen, die Dad Angstschweiß auf die Stirn zaubert. Mir allerdings ein Lächeln ins Gesicht.
»Grandpa!«, quietsche ich und springe vom Stuhl auf.
»Du solltest es deiner Schwester doch ausrichten!«, zischt mein Vater Sabrina zu. Den Rest bekomme ich nicht mit, weil ich zu sehr damit beschäftigt bin, meinen Großvater zu umarmen.
Grinsend frage ich ihn : »Was treibt dich hierher?«
»Die Verlobung deiner Schwester. Außerdem habe ich meine Enkel vermisst!«, antwortet er. Während sein Blick zu Ashton und dann wieder zu mir schwebt, bleibt er kurzzeitig an Dad hängen, was ihm eine finstere Miene entlockt. Grandpa konnte Dad noch nie leiden. Dad hingegen hat einfach nur Angst vor dem Mann, dem er die Tochter geklaut und in einen anderen Bundesstaat entführt hat.
»Dich besonders«, murmelt er mir noch zu, ehe er sich setzt.
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