𝒔𝒑𝒓𝒊𝒏𝒈 | »Trinkspiele«
K A P I T E L || 72
{Emma Clark}
»Okay Leute, Trinkspiel!«, schreit auf einmal ein Junge durch die Gegend, den ich vorhin schon wahrgenommen habe, als er mich halb über den Haufen gerannt hat. Bei seiner Koordination, die wahrscheinlich seinem Alkoholkonsum verschuldet ist, kann man ihm jedoch nicht besonders böse sein.
Außerdem hat Shawn gerade noch verhindert, dass ich in den Tisch falle, auf dem die ganzen Getränke stehen. Katastrophe abgewendet, also muss ich nicht kleinkariert sein und ewig darauf rumhacken.
Mein Blick fällt auf Shawn. Er zuckt mit den Schultern.
»Warum nicht«, antwortet er auf meine ungestellte Frage. Damit machen wir uns auf den Weg in den Kreis, der sich gebildet hat und setzen uns auf einen Stuhl. Besser gesagt, Shawn setzt sich hin und ich mich auf die Lehne. Er macht zwar Anstalten, mir Platz zu machen, doch ich halte ihn davon ab.
»Na jetzt bin ich aber Mal gespannt, was kommt«, murmelt er und blickt in die Runde. Als jemand einen kleinen Zettel herausholt und versucht ihn mit seinen Lippen anzusaugen, habe ich eine schlimme Vorahnung.
»Das ist doch dieses behinderte Spiel...wie heißt es noch gleich? Saugen und blasen oder so...«, erkläre ich, während ich dabei zusehe, wie der Zettel schon beim ersten Mal herunter fällt und die beiden Betroffenen sich küssen müssen.
Shawn lacht und zieht seine Augenbrauen zusammen: »Saugen und blasen?«
Entschuldigend hebe ich meine Hände in die Luft und verteidige mich: »Ich habe mir das nicht ausgedacht.«
Dann, nachdem ich wieder einen Blick in die Runde geworfen habe, sage ich: »Ich bin raus Leute.«
Einige verdrehen ihre Augen und eine, die vermutlich schon einiges mehr als ich intus hat, legt ihren Kopf schief und fragt: »Warum?«
Dabei lallt sie das Wort so sehr, dass man sie kaum noch verstehen kann.
Dennoch antworte ich: »Ich habe einen Freund.«
»Ach das haben doch voll viele hier. Setz dich wieder hin!«, sagt nun jemand anderes. Ich schüttele meinen Kopf und will mich gerade auf den Weg zu den Getränken machen, als Shawn mich an meinem Handgelenk packt und zu sich dreht.
»Du wirst mich hier doch nicht alleine lassen oder?«, fragt er ängstlich und wirft einen schnellen Seitenblick in die Runde voller Mädchen, die es gar nicht abwarten können, diesen Zettel fallen zu lassen. Ein kurzer Lacher entflieht meinem Mund, bevor ich meinen Gesichtsausdruck wieder auf ernst zurücksetze.
»Du wirst das schon überstehen.«
Shawn sieht mich verzweifelt an. Dann scheint er eine Lösung gefunden zu haben: »Getränke holen klingt super! Mein Hals ist schon ganz trocken und ich habe heute Abend noch gar nichts richtiges getrunken. Ich komme mit!«
Eine Welle der Enttäuschung geht durch den Raum. Verständlich. Wer würde nicht Shawn küssen wollen?
Moment. Das habe ich jetzt nicht gedacht. Aus der Perspektive eines Fangirls gesehen, ist das nachzuvollziehen. So habe ich das gemeint. Damit drehe ich mich schlagartig um und mache mich dieses Mal wirklich in die Richtung der Getränke auf. Shawn weicht einen Schritt zurück, um nicht von meiner Tasche erfasst zu werden.
»Gibt es hier nicht noch mehr Räume, die für die Party offen sind?«, fragt Shawn und sieht mich an. Ich hebe meinen Blick von den Jello Shots.
»Wer ist eigentlich auf diese Idee gekommen?«, spreche ich meine Gedanken laut aus und antworte dann, »Glaube schon. Wollen wir Mal nachschauen, was da so los ist? Am besten bevor die wütende Menge kommt und dich mit Knüppeln nieder schlägt. Wobei, die Jungs sind dir vermutlich dankbar...«
Shawns rosige Lippen formen ein kleines Lächeln. Dann kneift er seine Augen zusammen und mustert mich: »Willst du damit etwa sagen, dass ich allen die Show stehlen würde?«
»So kann man es ausdrücken. Aber bild dir ja nichts ein. Ich werde immer dafür sorgen, dass du trotzdem auf dem Boden bleibst!«
»Da ist sie wieder...Die liebreizende Emma, die nicht einmal ein Kompliment so stehen lassen kann.«
»Ach bitte. Du wirst doch den ganzen Tag lang angeschmachtet. Da tut es dir gut, zur Abwechslung wie ein normaler Mensch behandelt zu werden. Oder soll ich dich wieder zurück in deinen Fankreis bringen?«, murmele ich und deute mit meinem Finger auf die Gruppe, die immer noch dieses seltsame Spiel spielt.
Ich bekomme sehr wohl mit, wie einige der Mädchen verstohlen Blicke rüber zu Shawn werfen.
»Das bedeutet doch nichts...«, murmelt Shawn etwas gereizt.
»Oh sorry, Majestät!«, sage ich und bemerke, als ich es sage, dass das vielleicht der falsche Ton war. Dennoch.
»Lass uns einfach in einen anderen Raum gehen.«
Damit geht er vorraus und lässt mich stehen. Wenn ich ihm nicht hinterher gehen würde, wäre es zumindest so. Es wirkt auf jeden Fall nicht so, als hätte er vorgehabt, mit mir den Raum zu verlassen, auch wenn er das gesagt hat. Ich beschließe, das einfach zu ignorieren. Vielleicht spielt irgendwer hier ja Bier Pong.
Shawn schaut in ein paar der Zimmer herein und dreht wieder um. Irgendwann landen wir sogar tatsächlich bei einem Raum mit Bier Pong. In dem Zimmer würde ich danach nicht sauber machen wollen. Der ganze Boden klebt nach dem Spiel immer. Es muss ätzend sein, wenn man über sowas mit Socken laufen muss.
»Ich bin dafür, dass wir hier bleiben!«, sage ich und stelle mich vor Shawn. Er zuckt mit seinen Schultern, sieht sich um und nickt schließlich. Grinsend laufe ich auf den Bier Pong Tisch zu.
»Na traust du dich gegen mich anzutreten?«, fordere ich Shawn heraus und sehe ihn an.
»Wenn du wirklich spielen willst«, antwortet er und grinst. Dann macht er sich auf den Weg zu der anderen Seite des Tisches. Irgendwie hätte ich jetzt erwartet, dass er wieder sein Siegesgetue ablässt. Vermutlich ist er vorsichtiger geworden seit den letzten beiden Malen, bei denen ich ihn komplett fertig gemacht habe. Mal sehen, wie gut er zielen kann. Aus irgendeinem Grund ist der Wettkampfsgeist in mir geweckt. Vielleicht, weil ich es liebe, gegen Shawn zu gewinnen.
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