𝒔𝒑𝒓𝒊𝒏𝒈 | »Aufblasbare Palmen«
K A P I T E L || 73
{Emma Clark}
Zunächst sieht es so aus, als würde ich tatsächlich gewinnen. Shawn muss einen Becher nach dem nächsten trinken. Grinsend verlagere ich mein Gewicht von einem Fuß auf den anderen, während ich Shawn dabei zuschaue, wie er den Becher austrinkt.
»Pass nur auf, dass ich dich nachher nicht nach Hause tragen muss«, grinse ich ihn schadenfroh an. Shawn kontert jedoch geschickt: »Wieso, du hast dann ja das Problem und nicht ich!«
Ein verschmitztes Grinsen liegt auf seinem Gesicht, das entweder dem Alkohol oder seiner puren Schadenfreude verschuldet ist. Eventuell ist es auch eine Kombination aus beidem. Wenn ich so darüber nachdenke, dann hat er Recht. Betrunkene nach Hause zu schaffen ist echt nicht das Gelbe vom Ei.
Ohne, dass ich es wirklich bemerke, beginnt sich das Blatt allmählich zu wenden. Shawn trifft nun viel öfter den Becher, der vor mir steht. Skeptisch setze ich ein Bier nach dem anderen an meinen Lippen an und trinke es aus.
»Na, wer sieht jetzt alt aus?«
Lachend verdrehe ich meine Augen. Oder war es vielleicht doch eher der Boden der sich dreht? An sich ist Bier nicht unbedingt geeignet, um sich voll laufen zu lassen. Ich meine es ist nur Bier. In Kombination mit den Jello Shots und wenn man die Menge bedenkt, scheint es nun doch seine Wirkung zu zeigen.
»Wie sieht's bei dir aus, wollen wir so langsam Mal aufhören und schauen, wo sonst gerade einigermaßen ertragbare Musik läuft?«, fragt Shawn nach einer Weile und stützt sich mit seiner rechten Hand auf dem Tisch ab. Im selben Moment scheint er es jedoch noch zu bereuen, denn sein Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse. Ein leises Glucksen rutscht mir heraus. Der Tisch ist überschwemmt und muss kleben, wie sonst was.
Allein schon aus diesem Grund würde ich nie Bier Pong bei mir zu Hause spielen. Die Leute, die diesen scheiß später wegräumen müssen tun mir wirklich leid.
»Klingt wie eine wirklich tolle Idee«, antworte ich und drehe mich zu der Tür um. In dem Moment, in dem wir das Zimmer verlassen ertönt auf dem Gang ein neues Lied. Es dringt vermutlich aus einem der offenen Zimmern heraus. Schon nach den ersten paar Takten weiß ich, dass es eins von Shawns Liedern ist.
»Wer wohl diese grauenhafte Musik angemacht hat?«, grinse ich in Shawns Richtung.
Shawn verkreuzt seine Arme und setzt ein selbstgefälliges Grinsen auf :»Also der Typ hat wirklich Geschmack.«
Lachend verdrehe ich meine Augen.
»Typ? Du meinst wohl eine aus deinem Fankreis. Nenn mir auch nur einen Typen, der deine Musik mag und dir nicht an die Wäsche will«
»Du schaffst es immer wieder gemein zu sein und mir dabei zu sagen, wie unglaublich heiß du mich doch findest. Das schafft auch nicht jeder. An der Stelle also ein Kompliment an dich. Sicher, dass du es nicht bist, die mir an die Wäsche will?«
Dafür erntet er einen Seitenhieb mit dem Ellenbogen. Daraus folgt wiederum, dass er beinahe gegen die Wand donnert, da er das Gleichgewicht verliert.
»Bild dir ja nichts ein«, sage ich noch und strecke meine Nase provokant in die Höhe. Shawn reibt sich immer noch die Stelle, in die ich ihn getroffenen habe. Dabei sieht er ein wenig pampig aus.
»Die Rippe ist jetzt bestimmt gebrochen«, schmollt er weiter. Irgendwie habe ich bei Personen, die ich mag, immer das dringende Bedürfnis sie zu dissen. Vor allem bei Shawn. Keine Ahnung wieso.
Ohne weiter darüber nachzudenken frotzele ich: »Awww der kleine Shawn hat ein Aua, wir bitten seine Mutter an die Kasse, um ihn abzuholen.«
Irgendwie sollte ich nach dem Streit vorhin nicht unbedingt so weiter machen, aber da ich jetzt ein kurzes Lachen über Shawns Gesicht huschen sehe, nehme ich an, dass er es verkraften wird. Im nächsten Moment, ich weiß gar nicht, wie mir geschieht, liege ich in einer aufblasbaren Palme, die sich unter meinem Gewicht nach hinten biegt und unangenehm quietscht. Shawn hält sich den Bauch vor lachen. Ich jedoch blinzele nur irritiert und mache dabei keine Anstalten aus der Palme aufzustehen. Hat er mich jetzt geschubst? Sieht ganz so aus. Das ganze ist so schnell passiert, dass ich gar nicht mitbekommen habe, wie es passiert ist.
»Du musst aber ganz schön schwer sein«, gibt der Braunhaarige nun von sich.
»Ich weiß nicht, sag du es mir«, murmele ich und springe auf. Ehe er weiß, wie ihm geschieht, klebe ich auch schon auf seinem Rücken, wie ein Klammeräffchen. Der Sinn der Aktion erschließt sich nicht so ganz, ist aber aus einer Kurzschlussreaktion heraus entstanden. Eigentlich wollte ich ihn ja tackeln, habe dann aber gesehen, dass jemand hinter ihm steht und habe es gelassen. Da ich nun schon in Schwung war, ist mir nichts anderes übrig geblieben, als mich an ihm festzuhalten.
Shawn dreht seinen Kopf so weit es geht zu mir.
»Definitiv sehr schwer.«
Ich verdrehe meine Augen und trete ihn ein wenig, ehe ich kontere: »Vielleicht bist du auch einfach ein Waschlappen, der keine Muskeln hat!«
»Das sehen meine Fans aber anders«, gibt er nun selbstbewusst von sich. Am liebsten würde ich ihm eins mit meiner Handtasche überziehen, aber dann würde ich vermutlich Gefahr laufen noch einmal in dieser Palme zu landen oder noch schlimmer, auf dem Boden. Also verkneife ich mir das Ganze lieber und verdrehe stattdessen einfach erneut meine Augen.
Schnell verkünde ich: »Los, auf zu den Jello Shots!«
»So soll es sein«, murmelt Shawn und macht sich mit mir auf dem Rücken auf den Weg. Getragen zu werden hat schon etwas für sich. Vielleicht sollte ich jemanden engagieren, der mich auf einer Sänfte zur Uni trägt. Oder am besten von einer Vorlesung zur nächsten.
Ohne weiter etwas zu sagen reicht mir Shawn einen Jello Shot und nimmt sich schließlich selber einen. Vermutlich lässt er mich nur deshalb nicht schon längst wieder runter, weil er beweisen will, wie stark er doch ist.
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