𝒂𝒖𝒕𝒖𝒎𝒏 | »Tote Enten«
K A P I T E L || 20
{Emma Clark}
Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist er weg. Ich erinnere mich daran, dass wir noch ewig geredet haben, bevor ich so müde wurde, dass ich eingeschlafen bin.
Er hat gesagt, er habe heute einen Termin mit einem Magazin und müsse deshalb früh raus.
Meine Augen wandern zu der Uhr. Es ist halb neun. So lange habe ich gar nicht geschlafen. Ein Gänen entfährt mir und schlagartig werde ich wieder müde. Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass Shawn geschrieben hat.
Das ist wirklich süß, wenn man bedenkt, dass er bereits gesagt hat, dass er früh los muss.
Hey Emma,
es tut mir leid, dass ich so früh los musste...Falls du nacher Zeit hast, ich habe zwischen dem Interview und dem Meeting ein wenig Zeit. Wir könnten in den Park gehen und Enten füttern. Bring aber kein Öko Brot mit! Wir wollen ja kein About a Boy Fiasko.
Ich muss so sehr an mich halten, nicht gleich laut loszulachen, dass ich irgendwann aufgebe. Mehrere Male lese ich mir seine Nachricht durch. Ich frage mich, wie er auf Enten füttern im Park gekommen ist. Außerdem hätte der letzte Satz von mir stammen können.
Ich tippe schnell eine Antwort, in der ich sage, dass ich mich gerne mit ihm treffen würde und lege mein Handy weg.
»Shawn war gestern da«, sage ich zu meiner Schwester, direkt nachdem sie den Anruf abgenommen hat.
»Und ihr hattet Sex?«
Meine Augen verdrehen sich schon fast von alleine.
»Nein«, lache ich, kann mir einen patzigen Unterton jedoch nicht verkneifen, während ich fortfahre: »Wir sind bloß Freunde.«
»Hör Mal, Männer und Frauen können nicht nur befreundet sein. Einer von beiden ist immer geil auf den anderen. In einer Stunde in dem Café, das bei dir um die Ecke liegt. Ich glaube deine Schwester muss dich Mal wieder zu Verstand bringen.«
Ich seufze und willige ein. Schließlich muss ich ausnutzen, dass meine Schwester gerade in der Stadt ist. Eine Person zum Reden kann nie schaden.
Eine Stunde und etliche Kaffees später, sitze ich in dem kleinen Café und bestelle mir ein Espresso, während ich auf meine Schwester warte. Im nächsten Moment schneit sie durch die bimmelnde Tür herein und hält nach mir Ausschau. Ich kneife meine Augen auf der Suche nach Finn zusammen, doch ihr Verlobter ist nirgendwo zu sehen.
Ich winke sie zu mir rüber, merke allerdings, dass sie mich schon entdeckt hat. Schließlich ist das Kaffee nicht so groß. Dennoch ist es ziemlich überfüllt. Jeder flüchtet sich ins Warme, in der Hoffnung dem kalten Wind zu entfliehen und den Herbst mit einem Muffin einzuleiten.
Dieses Café, dafür ist es bekannt, hat die besten Schokomuffins der Welt.
»Finn hat heute angeblich was Besseres vor, als sich mit mir zu beschäftigen. Ich frage mich, was der ausheckt. Der macht die ganze Zeit auf großes Geheimnis, das macht mich wahnsinnig«, leitet Sabrina das Gespräch ein.
Gespielt bestürzt frage ich, während ich mich an die Brust fasse:»Ach, ich bin nur die zweite Wahl?«
»So sieht's aus.«
Sie wendet sich der Kellnerin zu, die in diesem Moment zu unserem Tisch kommt und meinen Espresso abstellt.
»Für mich auch einen Espresso bitte«, bestellt sie.
Das dürre Mädchen mit den Aschblonden Haaren wendet sich mir zu. Hinter ihrer Brille versteckt sie den gelangweilten Ausdruck in ihren Augen.
»Darf es sonst noch etwas sein?«
»Ja. Einen Schokomuffin bitte«, sage ich und sehe zu ihr hoch. Sie atmet geräuschvoll aus und nickt.
»Ihre Bestellung kommt gleich.«
Die Kellnerin verlässt unseren Tisch und macht sich auf den Weg zum Tresen.
»Also. Erzähl.«
Ich sehe meine Schwester an.
»Hab ich doch schon. Shawn war gestern bei mir und ist dann heute morgen früh gegangen«, antworte ich und blicke auf den Muffin, der vor mich auf den Tisch geschoben wird.
»Aha!«, Sabrina klingt zufrieden. Als hätte sie damit den Beweis, dass etwas gelaufen ist.
»Kein Sex.«
»Ich glaub auch. Ist er schwul? Welcher Kerl bleibt denn über Nacht einfach nur so bei dir? Soll das ein Scherz sein?«, schießt meine Schwester los. Ich verdrehe meine Augen. Ist es so schwer zu verstehen, dass Shawn und ich nur befreundet sind?
»Es ist nichts gelaufen und er ist nicht schwul. Wir sind bloß Freunde. Wirklich. Anderes Thema«, sage ich und beiße in den Muffin rein. Ein wohliges Gefühl macht sich in mir breit. Der flüssige Kern des Gebäcks zerschmilzt auf meiner Zunge.
-
Ich lasse mich auf die Bank fallen, die so kalt ist, dass ich sie durch den Stoff meiner Jeans spüre. Irgendwie ist die Idee ja süß, Enten füttern zu gehen.
»Warten sie etwa auf jemanden?«
Ich lache.
»In der Tat«, antworte ich.
»Etwa auf einen gutaussehenden, jungen Mann?«, fragt Shawn. Ich verdrehe meine Augen, muss aber schmunzeln.
»Ich würde eher sagen auf einen aufgeblasenen Superstar mit zu viel Selbstbewusstsein.«
Der Junge hält sich gespielt entsetzt mit seiner rechten Hand das Herz.
»Das hat mich jetzt verletzt«, sagt er dramatisch.
»Zja. Irgendjemand muss dich ja auf den Boden bringen, damit du nicht überkackst«, lache ich. Shawn zieht einen Schmollmund.
»Guck Mal, wie süß!«, sage ich und deute auf eine kleine Baby Ente, die vor unsere Füße läuft.
»Schamlos lenkst du vom Thema ab«, murmelt Shawn. Mein Kopf schwingt zu ihm rüber.
»Okay. Willst du dich noch weiter selber beweihräuchern?«, frage ich.
Er grinst: »Nun ja...Es gäbe da bestimmt noch so einiges...Aua!«
Ich boxe ihn in die Seite.
»Was soll das?«, fragt Shawn und reibt sich über die Stelle.
Ich zucke mit meinen Schultern: »Sorry not sorry«
Shawn wirft den Enten ein paar Krümel hin. Sofort zingeln sie sich rund herum. Irgendwie ist es beruhigend ihnen zuzusehen. Vermutlich machen es deshalb so viele Rentner. Eine beruhigende Tätigkeit, die Abwechslung von dem öden Alltag bietet.
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