𝒂𝒖𝒕𝒖𝒎𝒏 | »Fan-Fictions«
K A P I T E L || 17
{Emma Clark}
Ich suche Finn unter all den Köpfen, die aus der Menschenmenge heraus ragen. Meine Schwester ist eindeutig zu klein, um sie von hier aus zu sehen. Ihr Verlobter dagegen auffällig, wie eine Leuchtboie.
»Ah, ich sehe euch«, sage ich und lege auf, als ich den Blondhaarigen erkenne.
»Warum seid ihr nicht einfach im Café sitzen geblieben?«, frage ich vielleicht ein bisschen zu pampig. Heute morgen habe ich keinen Kaffee getrunken und das merkt man. Zu Mal ich gehofft hatte, dort einen zu trinken.
»Mir war langweilig. Kann ich ja nichts dafür, wenn du so lange brauchst«, antwortet meine Schwester. Ich verdrehe meine Augen und stecke mein Handy in meine Hosentasche.
Gemeinsam machen wir und auf den Weg, um den CN Tower zu besichtigen.
»Hab letztens auf Wattpad eine Shawn Mendes Fan-Fiction gelesen. Schon witzig. Ich halte mich lieber an richtige Bücher«, erzählt meine Schwester und ich verschlucke mich fast an meiner eigenen Spucke. Hat sie gerade Shawn Mendes gesagt?
»Alles gut?«, Finn sieht mich ernsthaft besorgt an. Dass Shawn auf einmal überall ist, ist vermutlich meine verstärkte Wahrnehmung. Wie bei Schwangeren, die auf einmal nur noch Schwangere sehen.
»Alles super. Was ist eine Fan-Fiction?«, frage ich, nachdem ich fertig gehustet habe.
Meine Schwester schreibt schon seit geraumer Zeit Bücher und veröffentlicht sie auf einer Plattform namens Wattpad. Man kann definitiv sagen, dass sie das Handwerk beherrscht. Ich wünschte, ich wäre so talentiert. Man kann damit rechnen, dass sie wahrscheinlich sehr bald groß rauskommt.
»Das ist eine Geschichte, bei der du einen Prominenten als Protagonisten wählst. Du baust um ihn herum eine Geschichte«, erklärt Sabrina. Ich nicke und sehe sie nachdenklich an.
Es gibt Menschen, die eine Geschichte schreiben, in der Shawn vorkommt? Das ist irgendwie...seltsam. Aber natürlich tun sie das. Er ist ein Teenie Schwarm.
»Das klingt interessant. Vielleicht sollte ich mir Mal Wattpad runterladen«, sage ich plötzlich. Mir ist gar nicht klar, was aus meinem Mund kommt. Irgendwie werde ich neugierig.
»Ach auf einmal?«, hakt meine Schwester patzig nach.
»Dann kann ich deine Bücher lesen und du musst sie mir nicht mehr zuschicken.«
Nachdem wir gefühlt jede Sehenswürdigkeit in Toronto abgeklappert haben, so wie es Touris machen würden, verabschiede ich mich und mache mich auf den Weg nach Hause.
Hey neuer bester Freund. Morgen Sushi und Grand Hotel? Bei mir?
Ich drücke auf senden. Gerade, als ich mein Handy ausschalten will, bekomme ich eine Nachricht.
Hey Emma, ich musste gerade an dich denken...Ich wünsche dir einen schönen Tag.
Ist Marc von allen guten Geistern verlassen? Wie kann er nach allem, sogar, nachdem ich ihm einen Kinnhaken verpasst habe, denken, dass alles okay ist?
Ich habe heute zwar fast den ganzen Tag mit meiner Schwester verbracht, dennoch schicke ich ihr einen Screenshot.
ICH TÖTE IHN.
Sei Mal nett. Ich will wissen, was er will.
Ich verdrehe meine Augen, willige jedoch ein. Mich würde auch interessieren, was er will. Besser gesagt, was in seinem hübschen, aber seltsamen Köpfchen vorgeht.
Dieser Junge ist mir noch immer ein Rätsel. Was soll das? Das Einzige, was mich jetzt wieder aufmuntern kann, ist Netflix. Wenn Gott mich mit Marc auf die Probe stellen will, dann ist er wohl doch nicht so nett, wie ich immer dachte.
Nach einer Weile erhalte ich eine Antwort von Shawn.
Klingt nach einem Plan. Du musst mir aber erst einmal verraten, wo du denn wohnst.
Ich schicke ihm meine Adresse, bevor ich ins Bett gehe. Schlafen ist jetzt das Einzige, was mich von meiner unendlichen Langeweile ablenkt.
-
Nachdem ich Marc gestern geantwortet habe, hat er noch einmal geschrieben, aber sonst kam nichts mehr von ihm. Wieso habe ich noch einmal auf meine Schwester gehört? Jetzt fühle ich mich wie der größte Trottel. Das schlimmste an der ganzen Sache ist jedoch, dass er in meinem Kopf Riverdance veranstaltet. Ich muss die ganze Zeit an ihn denken und das macht mich einfach nur völlig wahnsinnig.
»Gibt's bei dir eigentlich etwas neues? Ich meine, hast du deine Bewerbung geschrieben?«, weckt mich Estelles Stimme aus meiner Trance.
»Mh? Bewerbung...Jaja.«
»Hast du mir zugehört?«, will Estelle wissen, doch alles verschwimmt zu einem Brei. Wieso komme ich einfach nicht dahinter, was er will?
»Hören. Dir. Ich meine ja«, stammele ich.
Im nächsten Moment spüre ich, wie zwei Hände meine Schultern umschließen. Ich werde plötzlich durchgerüttelt, weshalb ich meinen Blick wieder auf das zierliche Mädchen richte, das vor mit steht. Zuvor war mein Blick bloß unfokussiert in die Ferne gerichtet.
»Irgendwas stimmt doch nicht mit dir«, sagt sie dann. Ich seufze.
»Marc macht mich wahnsinnig«, stoße ich frustriert aus und lehne mich zurück, sodass ich mehr oder weniger auf meinen Fersen stehe.
»Ich dachte den hast du hinter dir gelassen! Kein Rückfall bitte!«
»Keine Sorge«, verkünde ich, »Aber er hat mir gestern geschrieben. Es macht mich wahnsinnig, dass ich nicht weiß, was in seinem Kopf vorgeht und jetzt muss ich die ganze Zeit wieder an ihn denken...Was hat er damit denn bezweckt? Habe ich ihm nicht schon deutlich genug gezeigt, dass ich nichts mehr von ihm will? Muss er denn auf meinem Herz herumtrampeln, als wäre es eine Hüpfburg? Ich will nicht an ihn denken!«
»Ach du meine Güte. Du empfindest ja immer noch was für ihn.«
Traurig schüttele ich meinen Kopf und antworte: »Nein. Er ist ein Arsch.«
»Nur weil er ein Arsch ist, heißt das nicht, dass du ihn automatisch vergessen kannst. Manchmal tut es mehr weh zu wissen, dass man die Person nach allem immer noch liebt, als das was sie einem tatsächlich angetan hat, nicht wahr?«
Ich denke über das nach, was sie gesagt hat. Es tut tatsächlich weh, zu wissen, dass ich mir immer noch den Kopf über ihn zerbreche. Es tut weh, weil ich weiß, was er mir angetan hat und trotzdem nicht aufhören kann. Ich fühle mich dadurch so schrecklich dumm.
»Vermutlich hast du irgendwie recht.«
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