𝒂𝒖𝒕𝒖𝒎𝒏 | »Abholdienst«
K A P I T E L ||12
{Emma Clark}
Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen bin ich auf dem Weg zum Flughafen. Dieses Mal, um meine Schwester abzuholen.
Zwingen musste meine Mutter mich nicht, ich bin viel mehr freiwillig hier. Immerhin ist sie mein Lieblingsfamilienmitglied. Da kann man auch Mal zum Flughafen fahren. Die Spuren von gestern Nacht sind noch immer nicht wirklich verschwunden, der Typ hängt mir nach, wie schon lange nichts mehr.
Okay. Er ist also Shawn Mendes. Fein. Was soll's? Aber ist es darum klug, sich auf einen Deal mit ihm einzulassen? Wahrscheinlich nicht.
Ich biege ab. Damit fahre ich in das Terminal. Dieses Mal muss ich nicht das Parkhaus aufsuchen, da Sabrina mir angekündigt hat, dass sie rauskommt.
Dieser Deal war von vorneherein nur ein Scherz. Niemand von uns beiden hätte gedacht, dass wir ihn wirklich eingehen. Gehe ich den Deal ein, dann stehe ich in der Öffentlichkeit. Das ist ein verdammt großer Preis für jemanden, den man nicht kennt. Jedoch würde ich Marc damit eins auswischen können...Bei diesem Gedanken umklammere ich das Lenkrad fester.
Ich halte vor dem Terminal und hoffe, dass Sabrina bald kommt, da ich verbotener Weise in der Taxi Spur stehe. Wie immer enttäuscht sie mich nicht. Nur ein paar Minuten später sehe ich sie aus der Tür kommen. Ohne Koffer. Dafür hat sie Finn im Schlepptau, der zwei Koffer trägt. Zumindest denke ich, dass es Finn ist, da er ihren Markenkoffer hinterherzieht und sie sich angeregt unterhalten.
Als ich aussteige, um mit den Koffern zu helfen und meine Schwester zu begrüßen, fasse ich Gesprächsfetzen auf.
Definitiv ein Markenzeichen unserer Familie: Wir sind unfassbar laut.
»Jonas ist nicht wegen mir zu dieser Party gekommen. Diese Freizeitnutte Laura schon, also wegen dir.«
Ich muss mir ein Lachen verkneifen. Wie ich sie vermisst habe. Meine Schwester flucht immer was das Zeug hält.
»Laura kann mich mal.«
»Siehst du«, murmelt meine Schwester, ehe sie ihm keine Beachtung mehr schenkt und auf mich zukommt.
»Emma!«, sie zieht mich in eine Umarmung, obwohl es ihr immer unangenehm ist, da ich größer bin.
»Hab dich vermisst!«, sage ich und erwidere die Umarmung.
»Ich bin auch noch da«, merkt Finn nach einer Weile an. Sabrina und ich kichern.
»Finn, nehme ich an«, sage ich und strecke meine Hand aus.
»Soso, ihr zwei habt wohl über mich geredet«, grinst er arrogant mit einem Lächeln, bei dem ich verstehen kann, was meine Schwester an ihm findet. Obwohl ich sagen muss, dass er nicht unbedingt mein Typ ist. Ich halte mich eher an die Braunha-. Lassen wir das.
»Nur darüber, wie sehr du dich selbst überschätzt«, setze ich entgegen und mache den Kofferraum auf. Ich will einen Koffer nehmen, doch Finn reißt ihn mir mehr oder weniger aus der Hand.
»Ich denke, dass ich das besser kann«, gibt er mit einem Zwinkern von sich. Ich werfe meiner Schwester einen vorwurfsvollen Blick zu, ehe ich ihm den Koffer wieder entreiße und schnell in den Kofferraum packe. Den anderen stellt dann doch Finn rein, weil er ihn schon fest umklammert hält.
»Schau mich nicht so an, er kann auch charmant sein«, gibt Sabrina von sich, ehe sie sich nach vorne zu mir setzt.
Im Laufe der Fahrt hat sich das sogar als wahr entpuppt. Ich sehe in den Rückspiegel zu Finn, der mit seinem Blick auf meiner Schwester liegt.
»Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?«, frage ich und es kommt mir vor, wie ein Deja-Vú. Vermutlich, weil ich Ashton und Jack genau dasselbe gefragt habe.
Wieso haben eigentlich beide meine Geschwister plötzlich eine feste Beziehung? Sollte es mich beunruhigen, dass ich nicht ansatzweise in der Nähe von einer bin?
»Stehst du auf dem Schlauch?«, fragt sie, was wohl darauf gemünzt ist, dass sie mir eigentlich immer alles am Telefon erzählt, »Lange Geschichte, aber der saß in der Bar, in der ich arbeite.«
»So so.«
Wenn ich es mir recht überlege, hat sie mir damals schon von einem Typen aus der Bar erzählt, doch irgendwie habe ich Finn und ihn nie zu einer Person zusammen bekommen.
Jetzt macht alles Sinn.
»Achsooo«, sage ich.
»Hab mich Grad schon gewundert.«
Finn schaut uns etwas irritiert an. Ihn haben wir schon lange abgehängt.
»Ich wusste nicht, dass du jemanden mitbringst. Willst du dann überhaupt noch bei mir schlafen? Finn und du würdet theoretisch bei mir ins Bett passen und ich könnte auf der Couch schlafen...«, sage ich und sehe abwechselnd zu Finn und zu Sabrina.
»Ich denke ein Hotel wird besser für uns alle sein, aber danke«, murmelt Finn, ehe meine Schwester etwas dazu sagen kann. Ich sehe zu ihr.
»Du warst schon so lange nicht mehr hier, da musst du eigentlich bei mir schlafen«, sage ich eindringend.
»Ich weiß nicht...wird das nicht sehr eng mit Finn?«
Ich seufze: »Ihr könnt es euch ja noch einmal überlegen. Kommt erst einmal zu mir mit und entscheidet euch dann.«
»Na gut«, brummt Finn. Ich kann ihm ansehen, dass er lieber ins Hotel will. Bei dem Gedanken, weshalb er das will, wird mir schlecht. Sich Geschwister beim Sex vorzustellen ist echt ekelhaft.
»Ich bin gespannt, wie deine Wohnung aussieht. Seit du sie hast, war ich noch nicht einmal da», sagt Sabrina, um das Thema zu wechseln.
»Ich sage ja, dass wir uns zu selten sehen.«
»Mh. Ich auch», gibt Finn von sich, um zu verdeutlichen, dass er noch da ist. Ich verdrehe meine Augen und grinse.
»Wir sind da«
In diesem Moment parke ich vor meiner Wohnung und steige aus dem Auto aus.
»Lass mich dieses Mal die Koffer tragen. Das war vorhin nicht böse gemeint«, sagt Finn zu meiner Überraschung.
»Jeder trägt einen? Immerhin seit ihr meine Gäste«, schlage ich vor.
Der blonde Mann verzieht sein Gesicht, nickt aber schließlich. Ich sehe, wie meine Schwester von der Seite ihre Arme um seinen Bauch schlingt. Er sieht sie liebevoll an und drückt ihr einen Kuss auf die Stirn, Ehe er sich einen der zwei Koffer nimmt.
{12}
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