17- Echte Zicken
Das Kapitel muss ich nochmal überarbeiten, aber ich wollte es trotzdem schon hochladen, da jetzt lange keins mehr kam 🙈♡
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Verdammt, ich sollte echt aufhören, mir alles so zu Herzen zu nehmen.
Als wir eine Weile über den See gefahren waren und nun endlich die Mitte erreicht hatten, drehten sich die Jungs zu uns um und Tim fragte, "Wollen wir jetzt rutschen?"
"Klar doch," erwiderte die Brünette und schenkte Tim ein strahlendes Lächeln.
Daraufhin wandte June sich in einem -meiner Meinung nach- viel zu hochnäsigen Ton an sie, "Aber ich dachte du magst es nicht, zu rutschen, Betty. Oder habe ich mich da nur verhört?"
Betty wirkte jetzt ziemlich nervös und versuchte das mit einem Lachen zu überspielen, "Du hast dich eindeutig verhört. Rutschen macht Spaß!"
Die Blonde mischte sich jetzt auch mit ein, "Also ich dachte, du hättest gesagt, dass Rutschen nur was für Kleinkinder ist. Stimmts, June?"
"Stimmt, Lexa."
Tim warf den Jungs einen komischen Blick zu und wandte sich dann mit gekrunzelter Stirn an die Mädchen. "Okaaay, könnt ihr vielleicht eure Decken ein wenig zur Seite räumen, damit wir dann nicht alles voll tropfen?"
"Klar," sagte Lexa und die Drei räumten endlich ihre Sachen weg.
Auch ich stand auf und schloss mich den Jungs an.
Die ganze Zeit über hatten wir viel Spaß und ich versuchte so gut es ging, den Mädchen auszuweichen. Um ehrlich zu sein, hatte ich schon wieder keine Lust mehr, weil die da waren. Warum musste sie auch ausgerechnet heute zum See kommen?
Ausgerechnet an dem Tag, an dem ich etwas mit meinen Brüdern unternehmen wollte, bevor sie dann am Wochenende wieder verschwanden. Doch ich wollte mir von June, Betty und Lexa nicht den Tag verderben lassen und zwang mich einfach da zu bleiben.
Ich sagte also einfach gar nichts und lächelte einfach. Wenn man still ist und trotzdem lächelte, wird auch niemand unangenehme Fragen stellen.
Das alles ging ungefähr eine halbe Stunde gut und dann musste ja etwas Blödes passieren.
Ich wollte gerade wieder die Leiter hochklettern, als June von hinten kam und mich einfach wegschubste. Sofort wandte ich mich ihr zu und funkelte sie wütend an. Was zum Teufel sollte das den?
"Sorry, aber du warst im Weg," sagte sie gehässig und zuckte mit den Schultern.
Ich schaute mich kurz um, aber niemand beachtete uns. Meine Brüder spielten mittlerweile mit Nate Wasserball, während Tim und Callum mit Lexa und Betty beschäftigt waren.
Außerdem wäre ich nicht ich, wenn ich das einfach so auf mir sitzen lassen würde. Also drehte ich mich zu ihr und sagte, "Geht's dir eigentlich noch ganz gut? Du kannst mich nicht einfach so wegschubsen!"
"Und warum nicht?" fragte sie lächelnd und klimperte mit ihren Wimpern, in denen noch ein paar einzelne Wassertropfen hingen, die durch diese Bewegung auf ihre Wangen fielen.
Will die mich eigentlich verarschen?!
Ihre Worte ließen mich sofort wütend werden und ich rief aufgebracht, "'Warum nicht?'. 'Warum nicht?!' Ich glaub, du spinnst! Du kannst hier nicht einfach herkommen und die Leute schubsen! Geht's noch?"
Vielleicht steigerte ich mich einfach zu tief rein, aber ich ließ nicht zu, dass June mit mir einfach so herumspielte! Das konnte sie meinetwegen mit ihren Freunden machen, aber nicht mit mir!
Offenbar zeigten meine Worte Wirkung, denn für einen kurzen Moment spiegelte sich Überraschung in ihren Augen wieder und ihr Mund blieb offen stehen. Doch dann schloss sie ihn sofort wieder und ihre Miene verdüsterte sich.
"Hallo? Wir redest du mit mir!" Sie drehte sich zu den anderen, die nach meiner Ansprache den Kopf zu uns gedreht hatten. "Habt ihr gehört, was sie gesagt hat? Das ist ja unverschämt!" Sie wandte sie wieder mir zu. "Du solltest wohl besser nach Hause gehen, solche Leute wie dich brauchen wir hier nicht!"
Dann schob sie noch ein empörtes 'Pfff' hinterher, verschränkte die Arme vor der Brust und drehte sich beleidigt weg.
Ich hörte meine Brüder lachen und sah wie Tim die Augen verdrehte, während Nate rief, "Jetzt spiel hier nicht die beleidigte Leberwurst, June. Das steht dir nicht."
Für einen kurzen Augenblick war ich froh, dass Nate mich verteidigte, aber June pfefferte sofort zurück. "Du verteidigst sie auch noch?! Hast du nicht gehört, was sie gesagt hat?"
Nun mischte sie auch Tim mit ein. "Ja, hat er. Genau wie wir anderen. Und sie hat recht: Du kannst sie nicht einfach schubsen."
"Das hab ich doch gar nicht!" verteidigte sie sich.
Ich zog scharf die Luft ein und stempte die Hände in die Hüfte. "Na klar, das hast du wohl gemacht! Ich denk mir sowas doch nicht aus!"
Bevor June noch etwas erwidern konnte, mischte sich Lexa mit ein. "Also ich glaube June."
"Ich auch," sagte Betty.
Gerade als ich ansetzten wollte, um etwas zu erwidern, sagte Jamie, "Das ist doch jetzt egal, Leute! Wir sind hier, um Spaß zu haben und nicht um uns zu streiten!"
Verräter.
Auch wenn ich wusste, dass er Recht hatte, wurde ich doch von einer tiefen Traurigkeit erfasst. Zwar war er auf keiner Seite, doch ich hätte mir gewünscht, dass mein Bruder Partei für mich ergriffen hätte.
Jemy wusste, was für Zicken June und die anderen Mädchen waren. Er wirkte von dieser ganzen Situation ziemlich genervt und kam auf uns zugeschwommen.
June warf mir noch einen letzten, vernichteten Blick zu und gesellte sich dann zu ihren Freundinnen.
Jemy kam zu mir hoch und setzte sich neben mich. Mittlerweile war mir wirklich die Lust vergangen. "Alles okay?" fragte er und ließ ebenfalls die Füße ins Wasser baumeln.
"Ja, klar. Junes Verhalten nervt nur," meinte ich und zuckte mit den Schultern.
"Solche Leute sollte man eigentlich ignorieren."
"Ja, stimmt schon. Ich ignoriere sie ja auch, so gut es eben geht, aber sie macht es einen echt schwer," sagte ich und stieß einen Seufzer aus. "Oder wie würdest du reagieren, wenn die so offensichtlich über einen lästern, so dass es jeder hört."
Er blickte fragend zu mir. "Was haben sie denn gesagt?"
Ich wusste nicht, ob ich ihn das erzählen soll, da Jemy bekannt dafür ist, sehr schnell überzureagieren. Geduld ist zwar auch nicht Jamies Stärke, aber er versucht meist immer den ein oder anderen Witz zu machen und bringt sich dadurch meist in Schwierigkeiten. Die beiden sind in der Hinsicht, die genauen Gegenteile. Jamie setzt auf höhnische Worte, Jemy eher auf Taten. Jamie ist ein Freund von Warnungen, Jemy eher von Drohungen. Zudem wirkt Jemy auch die meisten Menschen sehr humorlos, da er so gut wie nie lacht. Er schaut immer drein, wie sieben Tage Regenwetter, während Jamie so gut wie über alles lachte.
"Naja, vorhin haben sie gesagt 'Die ist aber fett.' oder sowas in der Art und dabei haben sie mich angeguckt. Als sie meinen Blick bemerkt haben, haben sie sich dann wieder abgewandt," sagte ich und rümpfte die Nase. "Bin ich wirklich fett?"
"Wenn du noch einmal so einen Scheiß sagst, dann schubs ich dich ins Wasser," sagte er trocken. "Und sollten die Mädchen -egal ob June oder irgendeine andere aus deiner Schule- irgendwie schlecht über dich reden, dann sagst du mir das, klar?"
Ich lächelte bei diesen Worten. "Klar."
"Gut. Und jetzt komm. Es ist ziemlich langweilig, nur dazusitzen und Trübsal zu blasen. Findest du nicht?" Doch er erwartete keine Antwort und ließ sich ins Wasser gleiten.
Ich folgte ihm und lächelte dabei. Mein Bruder hatte echt ein Talent dafür, mich in jeder Situation wieder aufzumuntern.
Mittlerweile amüsierte ich mich wirklich. Ich spielte mit den Jungs Wasserball, während die Mädchen sich wieder auf das Trettboot legten.
Nate verhielt sich auch ganz normal. Er ignorierte mich nicht, aber er kam mir auch nicht besonders nah. Ob ich darüber froh oder traurig sein sollte, wusste ich nicht.
Der See ist sehr uneben. Der rechte Teil des Sees ist ungefähr drei Meter tief. Die linke Seite dagegen maximal zwei Meter. In der Mitte -wo wir uns befanden- reichte das Wasser gerade mal über meine Brust. Daher konnte man super hier Ball spielen.
Als uns dann irgendwann die Lust verging, schwammen wir wieder zum Boot.
"Jetzt habt ihr wohl keine Lust mehr, oder wie? Gerade wo wir drei auch mitspielen wollten!" sagte June und zog einen Schmollmund.
Ich verkniff mir jegliches Kommentar dazu und stieg die kurze Leiter hoch. Mit viel Mühe schaffte ich es sogar, nicht die Augen zu verdrehen.
"Na gut, wie ihr wollt. Ich spiele noch eine Runde mit," sagte Nate und schnappte sich den Ball von Tim.
"Gut, ich auch," meinte Tim und wandte sich zusammen mit Nate ab.
Jamie schaute den beiden nach und seufzte dann laut, "Okaaay, ich auch. Schließlich bin ich der Beste in dem Spiel."
"Super!" rief Lexa und sprang ins Wasser.
Betty und June folgten ihr. Ich stand direkt am Rand des Bootes und hatte ihnen mein Gesicht zugewandt, doch als June an mir vorbei lief, streckte sie die Hand aus und drückte meine Schulter nach hinten.
Ich verlor das Gleichgewicht und ruderte für einen kurzen Moment mit den Armen, doch das nützte nichts, denn im nächsten Augenblick flog ich auch schon ins Wasser. Allerdings fiel ich so, dass mein Rücken auf das flache Wasser knallte und meine Haut brannte.
Kurz tauchte ich mit meinem Kopf unter Wasser, doch sofort war ich wieder oben an der Luft, da jemand seine Arme um meine Beine und um meine Schultern geschlungen hatte und mich so fest hielt.
"Ich hab dich," sagte Callum und hielt meinen Kopf über Wasser, so dass ich ordentlich atmen konnte.
Ich allerdings stand im Moment total unter Schock. Zwar hatten Callums Arme mich abgefangen, doch leider erst, als ich schon im Wasser war. Daher bin ich mit meinen flachen Rücken auf die Wasseroberfläche aufgeprallt. Tränen sammelten sich in meinen Augenwinkel, einerseits wegen dem Brennen und andererseits -und das ist der Hauptgrund- aus Wut auf June. Wie konnte diese verdammte, eingebildete Ziege mich einfach so vom Boot schubsen?
Callum ließ mich los und schaute mich besorgt an. "Geht's? Das hat sich nicht gut angehört, wie du aufs Wasser gefallen bist." Erst prüfte er meinen nun feuerroten Rücken, dann wandte er sich an June, die zu uns runter blickte, "War das wirklich nötig?"
Sie zuckte nur mit den Schultern und sagte, "Das war doch nur Spaß."
Nun verdrehte sie die Augen und stieg dann selbst ins Wasser. Sie schwamm an Jemy vorbei, der ziemlich finster drein blickte.
"Ist schon okay, Jemy. Ich geh jetzt besser nach Hause. Mir ist die Lust vergangen," sagte ich und wandte mich von Callum und ihm ab.
"Warte, dann nimm wenigstens das Auto. Wir kommen schon irgendwie wieder zurück," erwiderte Jemy.
Ich drehte mich nicht zu ihm um, da er nicht meine Tränen in den Augen sehen sollte. Nicht der Schmerz war der Grund dafür, dass ich weinte, sondern... sondern das alles. Es war einfach so verletzend, dass June so fies war.
"Halt! Warte, Jordan!" rief Callum. "Jemy, ich fahre Jordan nach Hause. Ich muss sowieso los."
Schnell wischte ich mir meine Tränen weg und schaute über meine Schulter, wo ich Callum sehen konnte, der zu mir aufgeholt hatte.
Mein Blick richtete sich allerdings auf etwas hinter Callum. Es war Nate, der mir hinterher starrte.
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