Fr., 2o. - So. 22. Januar 2o23
Herzlichen Glückwunsch an die Frau, die es geschafft hat, eine meiner größten Leidenschaften zu einer meiner größten Unsicherheiten zu machen :D Und das innerhalb von zwei Minuten. Respekt dafür.
Aber fangen wir von vorne an:
Ich hatte dieses Wochenende eine Ausbildung zum Schwimmassistenten (heißt ich darf nun offiziell Schwimmunterricht mit betreuen und Prüfungen abnehmen). Um ehrlich zu sein, bin ich nicht sicher, ob ich das überhaupt hätte machen dürfen, lol. Aber jetzt habe ich das Ding halt.
Die anderen Kursteilnehmer waren auch mega cool drauf und haben keine doofen Fragen gestellt, als ich auf einmal mit "Schlagstock" zur Kneipentour kam (natürlich haben sie gefragt , was ich da habe, aber das dann einfach akzeptiert).
Ich habe mich in der Gruppe echt wohl gefühlt, weil ich nicht wanders behandelt, aber trotzdem Rücksicht auf mich genommen wurde (zB ich wurde gefragt, ob der Sitzplatz vom Lichteinfall gut ist, ich wurde direkt angesprochen, mir wurden die Sachen in die Hand gelegt, anstatt dass ich danach greifen musste, ...).
Die Teilnehmer waren also komplett in Ordnung und die Jugendherberge auch (abgesehen von der Beleuchtung in den Zimmern). Kommen wir zu den Ausbilder.
Ich hatte ihnen vor dem Lehrgang nichts von meiner Beeinträchtigung gesagt, aber sobald ich gemerkt habe, dass ich bei den nächsten Übungen (Praxis im Wasser) eine deutliche Beeinträchtigung haben werde, ihnen das mitgeteilt (bzw einer der beiden. Aber ich bin ausgegangen, dass die auch miteinander kommunizieren). Ich habe auch gleich gesagt, dass dieses Becken ein Problem sein wird, da es relativ dunkle Fliesen hatte, keine vernünftige Beleuchtung und aufgrund der großen Fensterfront total gespiegelt hat. Außerdem war das so ein Multifunktions-Becken. Zehn Meter Nichtschwimmerbereich, fünf Meter Übergang und dann zehn Meter 3,80 Meter Tiefe für die Sprungtürme.Sie hat auch nochmal nachgefragt, sodass ich mich eigentlich ziemlich verstanden und aufgehoben gefühlt habe.
Dann haben wir uns erstmal mit Wassergewöhnung und -bewältigung beschäftigt. Alles gar kein Problem, weil wir uns ja in die Situation von kleinen Kindern einfühlen mussten und dementsprechend nichts wirklich anspruchsvolles tun mussten.
Dann kam die erste kritische Situation.
Wir wollten dann Rollwende üben. Es war schon dunkel, weshalb es echt anstrengend war (weil alles so schlecht beleuchtet war und kein Licht von draußen mehr reinkam).
Der Ausbilder hatte uns in der Mitte des Beckens versammelt und erklärt, was wir tun sollten. Dann sind alle losgeschwommen und ich halt mittendrin. Hatte daraufhin erstmals eine Panikattacke. Ich bin dann immer mega ruhig und zone aus, weshalb man das bei mir meistens nicht mitkriegt. Irgendwie habe ich es dann zurück an den Rand geschafft, ohne in jemanden rein zu schwimmen. Dort bin ich dann die nächste Viertelstunde verweilt, während die anderen weitergeübt haben. A. (die Ausbilderin) hat das sogar mitbekommen, mich nett angegrinst und dann weiter mit anderen gesprochen.
Sie hat nicht mitbekommen, dass ich eine Panikattacke hatte, weshalb ich ihr nicht böse bin. Aber sie wusste von Anfang an, dass mir das Becken im Hellen schon zu dunkel war. Da sehe ich es in ihrer Pflicht (vor allen nach ihrer Ansprache, dass jeder Schwimmen sollte und insbesondere behinderte Personen nicht ausgegrenzt werden dürfen), dass sie mir Tipps gibt, wie ich das auch als Sehbehinderte hinbekomme, bzw eine andere Aufgabe etwas Abseits bekomme.
Diese Situation fand ich an sich noch nicht so schlimm. Der wirkliche Grund für das Kapitel kommt erst jetzt. Legt Essen und Trinken weg und setzt euch hin, jetzt wird es heftig.
Ich möchte nochmal betonen, dass sie gesagt hat, dass man mehr auf Behinderte achten, nicht diskriminieren und halt einfach generell gleichwertig behandeln sollte - in erster Linie super Lebensgrundsatz. Sollte man sich dann aber auch dran halten.
Die letzte "Übung" des Lehrgangs war nämlich, dass wir zweier Teams bilden und dann jeweils Feedback und Verbesserungsvorschläge zum Schwimmstil des anderen geben. Die Idee fand ich super, da man Gelerntes anwenden und Fehler verbessern konnte, die einem selber nie aufgefallen wären.
Brustschwimmen war noch normal und ein paar Kleinigkeiten wurden ausgebessert. Anschließend Kraulen und da bin ich grottig, was an meinen Augen liegt. Ich drehe den Kopf nach vorne, anstatt zur Seite, weil ich die Bahn aus dem Augenwinkel nicht sehe. Dadurch verliere ich das Gleichgewicht, meinen Rhythmus und sehe nur noch lächerlich aus.
Da kam sie dann an und meinte: Ich weiß, dass das wahrscheinlich auch mit an deinen Augen liegt, aber du musst an deiner Kopfhaltung arbeiten. Dadurch verlierst du das Gleichgewicht, blablabla (halt genau das, was ich schon selber wusste, lol).
Sie hat mir dann auch Tipps gegeben (die ich auch schon kannte), aber die waren alle für "Normalsehende" und nicht hilfreich für mein eigentliches Problem. Dafür meinte sie aber:
A.: Schön, dass hier auch jemand mit Grobfehler ist. Die anderen können das eigentlich alle ganz gut, dann kommt es ganz gelegen, mal zeigen zu können, was da für große Fehler entstehen können.
Cool. Sie hat halt selber erkannt, dass das an meinen Augen liegt und trotzdem weitergeredet... Sie hat dann gefragt, ob das nur an meinen Augen liegt oder dass ich das einfach nicht kann. Ich meinte beides, weil ich nicht immer alles auf meine Behinderung schieben möchte, um zu verhindern, dass ich sie als Ausrede für alles benutzen, was ich nicht kann (war in diesem Fall im nach hinein dumm).
Dann kam Rückenschwimmen, was auch wieder normal war, und zum Schluss Streckentauchen. Kriege jetzt schon wieder Aggressionen deswegen.
Wie gesagt, war dieses Becken komplett ungeeignet (sogar einige der anderen hatten Schwierigkeiten, aber nur bei mir war es anscheinend erwähnungswert). Man kann Streckentauchen nicht (bzw schwer) auf 3,80m Tiefe machen und der Arbeitsauftrag lautete, etwa auf der Hälfte zu tauchen. Das Ding ist, dass da immer noch die Schräge war. Die ist nämlich schräg genug, dass man dagegen tauchen und sich verletzen kann. Ich habe ein eingeschränktes Sichtfeld. Um diese Schräge erkennen zu können, MUSSTE ich den Kopf anheben, weil es zusätzlich ja auch noch dunkel war! Dementsprechend bin ich natürlich aufgetaucht, weil der Kopf wie ein Steuer ist. Mir war das schon vorher bewusst und war stolz, es überhaupt versucht zu haben.
A.: Deine Kopfhaltung... Dadurch bist du aufgetaucht. Da frage ich mich echt, wie du normalerweise die 25m schaffst.
Ich: Unser Becken ist halt heller und eben...
A.: Aber dein Kopf ist bei jeder Schwimmart dein Problem... Ich weiß, das liegt bestimmt auch mit an den Augen, aber ich frage mich ernsthaft, wie du deine ganzen Abzeichen bekommen hast.
Da ist es. Sie meinte einfach, dass ich aufgrund meiner Behinderung nicht schwimmen kann und meiner Abzeichen (die ich mir alle mit jahrelangen Training erarbeitet habe, trotz meinet Beeinträchtigung) nicht gerecht werde. Obwohl ich, bevor wir das erste Mal ins Wasser sind, gesagt habe, dass dieses Becken nicht mit meinen Augen kompatibel ist.
Ich habe ihr dann nochmal gesagt, dass das nur am Becken liegt, aber sie hat einfach nur mitleidig gelächelt und ich habe mich gefühlt, als würde ich nur nach Ausreden suchen. Ich musste meine Tränen unterdrücken und der Fakt, dass sie es vor anderen Teilnehmern gesagt hat, die Kraulen und Tauchen können, war einfach nur erniedrigend.
Ich habe mich noch nie für meine Behinderung geschämt, bis zu diesem Moment. Ich war immer stolz darauf, so viel bei der DLRG erreicht zu haben, obwohl ich behindert bin. Jetzt habe ich (momentan) gar keine Lust, jemals wieder zu meinem Training zu gehen - denn da sind Menschen, die Kraulen und "vernünftig " Tauchen können, während ich es nicht mal schaffe, gerade rücken zu schwimmen, ohne mich an der Wand festzuhalten, weil ich keinen Fixierpunkt halten kann, weil es zu hell ist.
Ich weiß, dass diese Frau nur Scheiße gelabert hat und dass ich verdammt stolz auf meine Abzeichen sein kann. Trotzdem tat es weh und trotzdem hat es Zweifel geschaffen.
Ich habe mich noch nie in meinem Leben so behindert gefühlt.
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