Kapitel 89
KAPITEL 89
~ May's Sicht ~
Gelangweilt schob ich den Einkaufswagen durch die Gänge des E-Centers. Ich hatte meine Behördengänge hinter mir und war eben einkaufen. Marco war beim Training und Kane im Kindergarten.
Thomas war gestern noch aus dem Krankenhaus gekommen, so wie Manuela uns es noch mitteilte.
Apropos Manuela. Ich fand diese auf einer Sitzecke zwischen den Regalen bei den Süßigkeiten und Zeitung lesend.
"Manu?", fragte ich und hielt mit dem Einkaufswagen vor ihr.
Manu blickte von der Zeitung auf und wirkte irgendwie ertappt.
"May", meinte sie und faltete die Zeitung wieder zusammen, ehe sie diese auf den Stapel zurück legte. "Was machst du denn hier?"
Ich blickte zum Einkaufswagen und dann wieder zu Manuela. "Mensch, ich wollte doch eigentlich einen Nähkurs besuchen. Ich denke ich bin hier falsch", antwortete ich ironisch.
Manu verdrehte leicht die Augen und seufzte. "Bevor du mich fragst, ja, ich bin von zu Hause abgehauen. Thomas strapaziert meine Nerven. Jede halbe Stunde muss er aufs Klo-"
"Und dann haust du einfach ab?"
"Ja", nickte Manu. "Hab ich ja gerade gesagt."
"Mensch, hast du ihn auf dem Klo vergessen?", meinte ich.
"Nein, aber in der Badewanne."
"Wie lange bist du hier?"
"Eineinhalb Stunden", nuschelte Manuela.
"Du hast deinen Ehemann seit eineinhalb Stunden in der Badewanne sitzen lassen?"
Manuela nickte. "Eigentlich sitzt Thomas schon zweieinhalb Stunden in der Badewanne."
"Dann bin ich mal der Meinung, dass wir ihn aus der Badewanne holen, bevor er sich auflöst."
Ich schob den Einkaufswagen beiseite und klatschte in die Hände.
"Bist du mit dem Auto da?", fragte ich Manu.
"Dann fährst du bei mir mit", meinte ich.
Nachdem ich vor dem Wohnhaus von Manuela und Thomas hielt, stiegen wir beide aus und so schnell konnte ich gar nicht gucken, da hat mir Manuela die Schlüssel des Astons aus der Hand gerissen, sprang auf den Fahrersitz und war mit quietschenden Reifen weggefahren.
Fassungslos blickte ich den sich immer weiter entfernenden Aston Martin hinter her.
Meine Handtasche war noch im Auto, aber wenigstens hatte ich mein Handy in der Hosentasche.
Als ich näher zur Haustür ging, hörte ich Thomas schon rufen.
"Manuelaaaaaa! Wenn du nicht gleich hier auftaucht, reich ich die Scheidung ein! Hast du unser Eheversprechen vergessen."
Ich schnappte mir dem Stein, wo der Schlüssel versteckt war und prokelte das Ding heraus.
Nachdem ich die Tür aufgeschlossen hatte legte ich Schlüssel und Stein auf die Anrichte und hörte Thomas wieder rufen.
"Du hast jetzt nicht das Haus verlassen, Schnuppel!", rief Thomas. Er war im unteren Badezimmer.
"Nee, ich bin nicht Manuela", meinte ich und ging ins Badezimmer.
Thomas lag in der Badewanne und blickte mich verwirrt an. "Was machst du den hier?", fragte Thomas mich.
Ich erzählte ihm schnell, von der Manuela hat mir mein - oder Marco's - Auto geklaut und ist abgehauen.
"Ah, kannst du mich hier rausholen?", fragte Thomas mich. "Meine Hackbällchen lösen sich schon auf, nachdem sie abgefroren sind."
"Ja, muss ich ja wohl", grummelte ich und schnappte mir ein Handtuch, was ich Thomas zu warf.
"Hier, deck damit deine Hackbällchen und deine Bockwurst ab", meinte ich.
"Klar", sagte er und machte was ihm geheißen.
"Okay, dann ziehen wir dich mal raus", meinte ich zuversichtlich und stellte mich an den Rand der Badewanne. Ich hielt Thomas meine ausgestreckten Arme entgegen und er hielt sich fest, rutschte aber wieder weg. Ein Duft von Mango stieg in mir in die Nase.
"Ist das Mango?", fragte ich.
"Ja, meine Mangokörperbutter", antwortete Thomas. "Macht aalglatte Haut."
Der Apfel fällt echt nicht weit vom Stamm bei der Familie.
"Aalglatt, huh", murmelte ich. "Jetzt weiß ich woher Marco das hat."
"Was meinst du?", fragte Thomas.
"Ist egal. Versuchen wir es nochmal", meinte ich und streckte ihn wieder meine Arme entgegen.
"Auf ein gutes Gelingen", entgegnete Thomas und hielt sich wieder an meinen Armen fest.
Mit einem Ruck versuchte ich ihn hochzuziehen, jedoch flutschte Thomas wieder zurück, ich verlor das Gleichgewicht und machte einen Köpper ins kalte Badewasser.
"Oh mein Gott!", kreischte ich auf und sah gar nichts weil mir meine nassen Haare - nachdem ich aufgetaucht war - im Gesicht hangen. Ich drückte mich an den Rand der Badewanne hoch und ließ mich nach meinem fast Tod neben die Badewanne fallen.
"Ich hab Hackbällchen unter dem Wasser gesehen", keuchte ich. "Und ich glaube ich hatte die im Gesicht."
"Jaja, du bist fast ertrunken!", meckerte Thomas herum. "Jetzt hol mich hier raus!"
Irgendwie schaffte ich es doch, Thomas aus der Badewanne zu hieven.
Ich legte ihn auf den Läufer im Hausflur, nachdem ich ihn an den Knöcheln aus dem Bad gezogen hatte.
"May, beim besten Willen, meine Eier schleifen über den Boden!", hatte Thomas herum gemeckert.
"Ja, dieses Quietschen und Klatschen ist nicht zu überhören", knurrte ich genervt und schob den Läufer mit meinem Fuß unter seinen Hintern.
"Gott, das Handtuch ist verrutscht!", meinte ich und schlug mir die Hände vors Gesicht.
"Stell dich nicht so an, Mensch. Als ob du noch nie in deinem Leben das Genital eines Mannes gesehen hast."
"Hab ich", sagte ich. "Bloß sehen die deines Sohnes nicht so aus, als ob er sich die ums Oberschenkel wickeln muss, damit er nicht drüber stolpert."
"Wenn's dich beruhigt, in ein paar Jahren sackt auch bei Marco alles in Richtung Erde."
"Sackt, im wahrsten Sinne des Wortes. Nur, dass ich das bei Marco nicht mehr erleben werde, da ich gerade lesbisch geworden bin."
"Handtuch ist an seiner gewohnten Stelle", meinte Thomas. "Schieb mich weiter."
Ich nahm die Hand von den Augen und zog Thomas an den Knöcheln ins Wohnzimmer.
Ich ließ ihn erstmal kurz liegen, weil mein Handy klingelte.
"Hey, ich hab das Handtuch verloren!", rief Thomas als ich mit dem Handy am Ohr das Wohnzimmer verließ.
Ich schloss die Tür hinter mir zu und hörte Marco verwirrt fragen: "Ist das mein Dad?"
"Ja", antwortete ich. "Erkläre ich dir, nachdem du mir gesagt hast wieso du mich anrufst."
"Wollte dich fragen, ob du mich abholen könntest."
"Du, ich wünschte ich könnte. Aber da deine Mutter mir die Autoschlüssel aus der Hand gerissen hat und mit durchdrehenden Reifen abgedampft ist, wird das schwierig."
"Bitte!?", fragte Marco nach verwirrter.
"Ja, wie gesagt. Lange Geschichte."
"Warte mal", meinte Marco. "Auba du musst mich mitnehmen und bei meinen Eltern absetzen. Meine Freundin kann nicht."
"Klar!", hörte ich Auba sagen.
"Wenn ich zu hause bin, klärst du mich bitte auf?"
"Das muss ich sowieso", sagte ich und fuhr mir durchs nasse Haar. "Kannst du noch mal einen Stopp zu hause einlegen und mir Klamotten mitbringen?"
"Ja, was brauchst du?"
"BH und ein T-Shirt."
"Oh man, klar. Was mich dann wohl erwarten wird."
"Eine Freundin die lesbisch geworden ist", nuschelte ich.
"Nö-nö, das sehe ich nicht ein. Dich biege ich schon wieder gerade und das noch heute abend."
"Na dann. Quassel nicht. Beeilung."
"Maaaaay!", rief Thomas.
"Bis gleich", sagte ich und legte auf.
"Waaaaaas!", rief ich ebenfalls und kam ins Wohnzimmer. Ich legte mein Handy auf den Esstisch und wandte mich wieder zu Thomas.
"Du musst mich bitte auf die Couch legen."
"Marco wird bald da sein, dann machen wir das. Ich kann dich beim besten willen nicht noch mal hoch heben. Das in der Badewanne war schon eine Tortur. Ich bin immer noch nicht Hulk."
"Da in der Badewanne und gestern hast du es auch geschafft. Also-", forderte Thomas mich auf.
"Nur Geduld."
"Ich friere mir den Hintern ab."
Ich schnappte mir die zusammengelegte Wolldecke von der Couch, schüttelte diese aus und schmiss diese auf Thomas runter.
"Doch nicht die Decke. Ich mag keine Baumwolle. Gehst du nach oben und holst meine Decke vom Bett."
"Kein Wunder, dass deine Frau abgehauen ist", nuschelte ich.
"Und ein Bier noch. Wird schwierig in liegen zu trinken, aber weshalb haben Manu und ich aus dem Malle-Urlaub unser selbst gebautes Trichter-Trink-Schlauch-Gerät mitgebracht."
"Sonst noch einen Extrawunsch? Eine Pizza? Ein Kissen? Die aktuelle Ausgabe des Playboys?"
"Kein Wunder, wieso Marco nie damit aufgehört hat, dich zu lieben. Du hast genauso eine große Klappe wie seine Mutter-"
"Wie war das?", fragte ich hellhörig.
"Das du genauso eine große Klappe hast wie Manuela."
"Nee, das andere."
"Was das andere?", fragte Thomas zickig.
"Das was du davor gesagt hast."
"Was meinst du?"
"Vor der ich hab genauso eine große Klappe wie Manuela-"
"Das mit dem Trichter-Trink-Schlauch-Gerät aus Malle?"
"Nein, um Gottes Willen, das ihr Männer auch immer so ein Kurzzeitgedächnis haben müsst."
"Aaaaah", machte Thomas.
"Was- hat da jemand was gerallt?", wollte ich wissen.
"Ja, nee, was ist denn jetzt mit dem Bier, den Kissen und der aktuellen Ausgabe des Playboys?", fragte Thomas und blickte zu mir.
"Wie wäre es mit einem Maulkorb und eine Überholung deines Hirns, damit du nicht mehr alles vergisst. Geschweige was Sarkasmus und Ironie ist."
"Das mit dem Bier, dem Kissen und dem Playboy?"
"- war ein Scherz", beendete ich Thomas frage.
"Wie die Alte ey", motzte Thomas herum.
"Wie die Alte ey", ahmte ich Thomas nach und ging zur Haustür wo es klingelte.
Gott sei dank, war es Marco gewesen, der mich erstmal bekloppt angeguckt.
"Es hat nicht geregnet-", stellte er fest.
"Hat es auch nicht", grummelte ich.
"Verdammt, was ist denn passiert?", fragte Marco und kam rein. Er schmiss die Trainingstasche auf den Boden und zog Schuhe und Jacke aus, während ich ihn die Situation schilderte.
Er schien nur noch mehr verwirrt.
"Wo ist meine Mutter jetzt?", fragte er.
Ich zuckte mit den Schultern.
"Und mein Papa?"
"Liege hier in der Stube vor die Couch und deine Freudin lässt mich hier einfach liegen!", rief Thomas. "Keine Ahnung was sie für ein Problem hat. Aus der Wanne hat mich die kleine Meckerliese noch raus bekommen, aber jetzt bin ich ihr zu schwer."
"Du warst auch mit Mangokörperbutter eingeschmiert. Dich konnte man wie ein Schnitzel in der Pfanne durch die Badewanne schieben, weil so glitschig und butterig warst!", meckerte ich ebenfalls herum.
"Wie deine Mutter, Marco. Wie deine Mutter!"
"In meiner Trainingstasche sind Klamotten für dich. Ich hieve Papa schon auf die Couch. Zieh du dich erstmal um", sagte Marco zu mir gewandt, während er ins Wohnzimmer ging.
"Danke", grummelte ich und schnappte mir die Trainingstasche. Auch wenn ich im Bad war, konnte ich Marco meckern hören.
Ich verstand zwar nicht die Worte, aber an seinem Tonfall, war es offensichtlich, dass er am motzen war. Ich band meine Haare zu einem Dutt zusammen und hang meine nassen Klamotten über die Heizung, ehe ich das Badezimmer verließ.
Ich schmiss die Trainingstasche an die Treppe und ging ins Wohnzimmer. Thomas lag bereits auf der Couch, bis zum Kinn zugedeckt und drehte sich beleidigt von seinem Sohn weg, der ihn trotzdem noch ein Kissen unter den Kopf legte.
"Hier, Sturkopf", grummelte Marco. "Willst du nicht noch dringend was los werden."
Marco stupste sein Vater an.
"Ja, ich hasse diese Decke. Hol mir die andere", grummelte Thomas.
"Nö", sagte Marco. "Lass deine Scheißlaune nicht an mir aus- schon recht nicht an May. Das ist nur ein Hexenschuss und bald wieder vorbei. Du kannst froh sein, dass es nicht die Bandscheibe war."
"Hm", machte Thomas nur.
Marco wandte sich zu mir. "Versuchst du irgendwie meine Mutter zu erreichen? Irgendwie?"
Sorgenfalten bildeten sich auf Marco's Stirn und ich nickte.
Ich versuchte es zig mal bei Manuela, bis sie endlich ran ging, war eine halbe Stunde verflogen.
"Na endlich, Manu wo bist du denn?", fragte ich sie und setzte mich auf die Treppe.
"Stehe vor dem Haus", meinte sie. "Was macht mein Ehemann?"
"Liegt auf der Couch und meckert nur herum. Er macht selbst nicht vor Marco und mir halt."
"Dann komm ich mal rein", sagte Manuela und damit war das Gespräch beendet.
Ich öffnete ihr die Tür und sie hielt mir reumütig die Autoschlüssel hin die ich mir schnappte.
Manuela ging direkt ins Wohnzimmer und ich schloss die Tür hinter mir.
"Ach, das gnädige Fräulein ist auch mal wieder im Hause", bemerkte Thomas, als Manuela das Wohnzimmer betrat.
"Ich kann auch gleich wieder gehen", stellte Manuela klar.
"Bloß nicht. Ihr drei seit mega unfreundlich zu mir, aber da du meine Ehefrau bist-"
"Wir sind nur so motzi zu dir, weil du hier der Motzki bist", warf Marco dazwischen.
"Blah blah", machte Thomas nur.
"Wie wäre es mit einem danke und tut mir leid für meine Freundin? Die hat dich aus der Badewanne gezogen, nachdem sie da drinnen gelandet war?"
"Wie wäre es, wenn du zur Abwechselung mal die Klappe hältst, Marco?", stellte Thomas die Gegenfrage.
"Boah, wenn du dich wieder beruhigt hast, dann kannst du dich ja bei mir melden. Sorry, Mama. Wir fahren jetzt."
"Kann euch nicht dran hindern."
"Man, man, man", grummelte Marco und kam ins Wohnzimmer.
Wir zogen Jacken und Schuhe an und Marco schnappte sich die Trainingstasche. Wir verabschiedeten uns von Manuela und dem Motzki und machten uns nicht gleich auf den Weg nach Hause, sondern zum Supermarkt. Ich musste ja immer noch einkaufen.
"Wäre mein Vater nicht so ein Arsch gerade gewesen, hätte ich gelacht, da du in die Badewanne gefallen bist", murmelte Marco und schmiss das Vollkornbrot in den Einkaufswagen den ich schob. Ich lehnte mich an den Griff an und rollte immer weiter, während Marco die Sachen rein schmiss.
"Glaub ich", nickte ich und konnte Marco davon abhalten, die Eier in den Wagen zu pfeffern. Ich hielt seine Handgelenke fest und Marco blickte irritiert.
"Das wäre schief gegangen", meinte ich und nahm ihm die Packung ab, die ich in den Wagen legte.
"Irgendwie schon", stimmte Marco zu. "Ist man einmal dabei alle Sachen rein zu werfen bleibt man dabei."
"Stimmt", sagte ich und wir gingen weiter.
"Auf jeden Fall, danke ich dir, dass du meinen Vater aus der Badewanne gezerrt hast."
"Ist eben Familie."
Marco blickte mich grinsend an und kam zu mir. Er drückte mir einen kleinen Kuss auf die Lippen. "Sag mal, muss ich es dir noch eigentlich austreiben, lesbisch zu werden."
"Versuch's doch", lachte ich.
"Sowas ist doch unerhört!", polterte eine alte Frau los. Marco und ich wichen aus unserer Knutscheinlage zurück und blickten zur alten Dame mit Krückstock, die neben einen älteren Mann stand. Bestimmt Mann und Frau.
"Schatz, lass mich doch die Bohnen essen", meinte der Mann.
"Du kriegst davon aber immer solche Blähungen und sprengst deine Erwachsenenwindel, Klaus-Herbert."
"Ach, Lieselotte", sagte der Mann nur und warf verzweifelt die Arme in die Luft. "Dir kann man es auch nicht recht machen. Iss kein Knoblauch, iss keine Bohnen, iss nicht wieder die Haftcreme."
Ich blickte zu Marco. "Ich dachte, die meinte uns", flüsterte ich.
"Dachte ich auch", lachte Marco und zog mich wieder in einen Kuss zurück.
"Entschuldigung", hörte ich die Frau sagen.
"Marco", nuschelte ich, doch der schien das gar nicht mit zugekommen dass die Oma neben uns stand.
"Marco!", sagte die Oma streng.
Erschrocken fuhr ich zurück, als die alte Oma meinen Freund die Krücke über den Hinterkopf zog.
"Hallo?", fragte ich entsetzt, während Marco sich den Hinterkopf rieb.
"Sie belegen den ganzen Gang."
Marco drehte sich um. "Also bitte", machte er. "Sie können doch wohl hinter uns lang gehen. Da ist doch genug Platz."
"Nein, ich will an der mit den Suppendosen lang gehen."
"Gehen Sie doch da bei den Suppentüten lang", meinte Marco.
"Freundchen, werden Sie ja nicht frech!", drohte die Oma und hielt Marco die Krücke ans Kinn.
"Bin ich doch gar nicht", sagte Marco verdutzt.
"Weg da!", sagte die Oma und schubste uns bei Seite.
"Lieselotte, lass deine schlechte Laune nicht immer an deine Mitmenschen aus!", rief der Mann panisch und eilte seiner Frau hinter her.
"Diese Jugend von heute", motzte Lieselotte weiter rum.
"Diese Renter von heute", grummelte ich.
Marco und ich erledigten unseren Rest des Einkaufs. Er schob den Einkaufswagen zum Aston, während ich den Käsekuchen vertilgte, den ich mir beim Bäcker gekauft hatte.
Marco blickte verblüfft zu mir, als er die Tüten in den Kofferraum räumte.
"Waf den?", fragte ich mit vollem Mund.
"Hast du gerade, den Weg vom Bäcker bis zum Parkplatz drei Stücken Käsekuchen vertilgt?", fragte er uns räumte die sechser Wasserflaschen hinter her.
"If kanfs halsch", brummte ich.
"Merke ich schon", grinste Marco. "Aber wenn es schmeckt. Die anderen beiden Stücken waren ja für Kane und mich gewesen. Aber was will ich denn auch. May und Käsekuchen - eben eine innige Romanze."
"Wenfs legal wäfe würfe if die heiraten."
"Es ist legal mich zu heiraten", hörte Marco raus.
"Käfekufen", sagte ich und schluckte den Rest runter. Ha! Da war ja noch ein Stück. Das landete auch gleich in meinem Mund.
"Stimmt, wie wage ich es auch nur, mich über den Käsekuchen zu stellen."
"Fenau", nickte ich.
Nachdem ich den Kuchen vernichtet hatte, schob ich den Einkaufswagen zurück ins Einkaufswagenhäuschen - Mensch, was ein Wort.
Marco stand neben dem Wagen und trank seine Buttermilch von Müller mit dem Zitronenkeks-Geschmack.
Ich nahm ihn die Flasche ab und probierte einen Schluck. Das schmeckte wie Käsekuchenteig.
"Jesus!", stöhnte ich und Marco entriss sich der Flasche.
"Das ist meins. Du hast dein Käsekuchen gehabt", knurrte er.
"Ja. Hauptsache nicht mit der Freundin teilen."
"Heul nicht rum, Bæ", sagte Marco.
"Klar, Bov", entgegnete ich. "Was heißt Bov eigentlich?"
"Google."
"Also Schwertransporter ist es schon mal nicht", meinte ich, nachdem ich das gegoogelt habe.
"Wieso nicht?", fragte Marco belustigt.
Bov. So wurde Marco immer von Marcel genannt.
"Du bist zu anfällig für Verletzungen", sagte ich.
"Ja, stimmt", stimmte Marco zu.
"Schiffsbug? Nein", meinte ich.
"Schiffsbug?", lachte Marco.
"Bov ist dänisch für Bug."
"Ich denke das passt. Es ist schwedisch für Gangster- also Bov."
Marco klatschte in die Hände. "Die Kandidatin hat hundert Punkte."
"Hundert Punkte sind wie viel in Euro?", grinste ich.
"Hundert Punkte sind hundert Steine, meine Liebe. Und nun lass uns fahren. Die Sachen müssen in den Kühlschrank und wir haben noch einen Sohn in der Krippe, der dringend abgeholt werden muss."
Tatsache es war schon kurz nach drei, wie ich feststellte als ich auf die Uhr auf meinem Handy blickte.
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