KAPITEL 84

~ Marco's Sicht ~

Ich packte gerade meine Sachen für die Reise nach München ein. Das Topspiel gegen die Bauern stand heute Abend an.
Gestern waren wir drei noch bei meinen Eltern zum essen gewesen. Es gab Gulasch.
Ich zog den Reißverschluss meiner Tasche zu, die auf meinem großen neuen Bett lag, was seit einer Woche oder so da war und blickte zu Kane, der auf dem Bett saß und mir zu schaute.
Er hatte sich im Kindergarten richtig gut gemacht, isst jetzt sogar zu Mittag dort und schläft sogar seit Donnerstag da.
"Mit?", fragte Kane mich hoffnungsvoll.
"Nein, das wird zu spät für dich werden", meinte ich und checkte mein Handy, ob Auba mir geschrieben hat.
Ja. Ich musste immer noch hin und her gefahren werden. Und ich war froh, endlich bald noch mal neu mit dem Führerschein anzufangen. Mal wieder. Lust hatte ich jetzt nicht gerade. Aber ich musste es ja tun, damit ich endlich nicht mehr den anderen auf den Keks gehen konnte, weil ich von A nach B gefahren werden will.
Auf jeden Fall blickte Kane mich mit den großen braunen Augen und zog seine Schmollschnute auf.
"Wirkt eh nicht bei mir", stellte ich klar und blickte auf mein Handy.
Eine Nachricht von Auba.

Auba: Huuuuuuup Huuuuuuup! C'mon Bruh!

Ich: Bin ja auf dem weg!

Auba: What?

Ich: I'm on the way, cunt!

Auba: Fuck you bitch!

Ich steckte mein Handy wieder weg und blickte zu Kane.
"Sagst du Papa Tschüss?", fragte ich ihn.
"Ja, okay", meinte er und ich nahm Kane auf den Arm und drückte ihn an mich. "Tüss."
"Ja, Tschüss", sagte ich, drückte Kane einen Kuss auf den Mund und ließ ihn dann auf seinen Willen runter.
Er lief in sein Zimmer und wenig später hörte ich es scheppern. Ich ließ hinter her, da ich dachte, er hat sich weh getan, aber er hatte nur die Kiste mit den Legos umgekippt.
Ich holte meine Tasche aus dem Schlafzimmer und ging nach unten. May stand auf der Treppe und blickte aus dem Fenster.
"Was machst du da?", wollte ich wissen.
"Auba beobachten", meinte sie.
Ich blickte ebenfalls nach draußen und sah Auba mir einem Tuch seine Autofelgen polieren.
"Wie steht er da schon? Drei Stunden oder fünf Minuten", lachte ich.
"Sechseinhalb Minuten. Vier davon poliert er jetzt schon seine Reifen", antwortete May.
"Wie lange stehst du hier?"
"Acht Minuten."
May stopfte sich Gummibärchen in den Mund.
Hauptsache an Verpflegung hatte sie gedacht.
"Hm", machte ich nur und schnappte mir die geschlossene große Gummibärchentüte.
"Krieg ich einen Abschiedskuss. Wir sehen uns erst heute Nacht wieder."
"Hm", machte sie nur und starrte wieder aus dem Fenster.
"May?"
"Was ein Hintern", nuschelte sie nur.
Grummelnd zog ich das Rollo runter und May blickte endlich zu mir.
"Hör auf meinen Kollegen auszuchecken", grummelte ich eifersüchtig.
"Das war Spaß, Mensch. Nein. Also Auba hat ja auch einen Arsch in der Hose, auf jeden Fall, tschöööö", sagte May nur und zog mich in einem Kuss. "Jetzt geh und zieh diesen bayrischen Pissern die Lederhosen aus."
"Zu Befehl, Weib", grinste ich und verschwand mit der Tüte Gummibärchen nach draußen.
Ich wusste, dass May das Rollo hoch gezogen hat und Auba wieder beobachte, um mich zu ärgern.
"Auba", meinte ich und er blickte zu mir.
"Wurde Zeit", sagte er und tippte auf sein Handgelenk.
"Deine Uhr - anderer Arm", machte ich.
Auba blickte verwirrt auf seine Handgelenke. "Dammit", fluchte er nur.

Am Trainingsgelände stand der Mannschaftsbus schon da, genau wie der Rest der Meute. Auba und ich waren wieder die letzten und das passte Thomas Tuchel überhaupt nicht.
Nach einem kleinen Einkauf machten wir uns dann auf dem Weg zum Flughafen, der ja nicht weit entfernt war.
Ich saß neben Julian, der auf einem uralten Gameboy Tetris zockte.
Ich hatte langweile und spamte einfach mal den Kanisterkopf von Robin zu.

Ich: Du?

Das Du schrieb ich bereits sicherlich schon zum hundertsten Mal.

Robin: Alter, was los? Muss lernen hab morgen Prüfung!

Ich: Weiß ich jetzt - interessiert mich nicht.

Ich: Du?

Ich: Du?

Ich: Du?

Robin: Konzertiere dich lieber mal auf dich. Du bist in letzter zeit so spielerisch gar nicht mehr da.

Ich: Ich hab in den letzten drei Spielen, je ein Tor gemacht?

Robin: I know. Just kidding. Will dich los werden.

Ich: Gegen Hoffenheim, gegen Darmstadt, gegen Paok! Alle drei Spiele gewonnen. Gegen Paok war ich sogar der Captain der Crew!

Robin: Ich weiß es immer noch. Ich hab kein Gedächtnis wie ein Goldfisch!

Ich: An und zu mal doch ;)

Robin: Fick dich und lass mich lernen. Wenn ich die Prüfung nicht schaffe, kann ich mein Studium vergessen, da ich mein Stipendium verlieren werde...

Ich: Ist ja gut. Alter? Du studierst gar nicht?

Robin: Alter? Doch. An der Technischen Universität hier in Dortmund du Lauch?

Ich: Weiß ich doch ;) Lern, Streber!

Robin: Sterb doch

Ich: Das imperativ von sterben wird mit 'i' gebildet du bildungsallergiker ;)

Robin: Leck mich doch. Und Sterb doch

Ich: Und der Robin macht den Kevin. Yeeeh-haaaw

Robin: Du cowboy schießen Tore für Dortmund heute ja. Tschüss du pissnelke

Ich: Ja. Dann nerve ich Marcel.

Robin: endlich.

Danach hat mich Robin tatsächlich gebloggt. Ich wusste das er morgen eine Prüfung hatte und ich wusste das er einen freien Kopf brauchte weil er nur noch am lernen war. Und das, was er geschrieben hat, dass ich ihn nerve, das meinte er nicht so. Er war froh, dass ich ihn für eine Weile abgelenkt hatte. Auch wenn er das nicht zeigte. Ich kenne Robin eben und weiß wie er tickt.

Ich: Marceeeeeeeel Forelleeeeeeee

Marcel: Denk nicht mal daran Bov!

Ich: An was?

Marcel: Mich voll zu spamen. Bin arbeiten.

Ich: Sonntags?

Marcel: die Werkstatt hat heute tag der offenen Tür

Ich: Dann viel Spaß noch.

Marcel: Ja. Bis dann.

Dann spame ich eben May voll. Sie war online, s ich ihr aus Langeweile einen sinnlosen Roman schrieb.

May: Textest du mich aus langweile voll, dann trete ich dir in die Eier!

Verdammt. Woher wusste sie- Robin und Marcel.
Ich löschte den ganzen Text und schrieb May noch mal von vorne.

Ich: Hatte ich nicht vor^^

May: Und Kane ist ein Mädchen. Tüüüürlich, Junge. Tüüüürlich.

Ich: Züüüüsch Mädchen.

May: :D

Ich: Was macht ihr?

May: Du bist noch nicht mal vor einer halben Stunde los?

Ich: Ich bin gelangweilt :(

May: Merke ich schon.

Ich: Nee, im Ernst. Was machst du?

May: Suche nen Job

Ich: Wurde auch mal Zeit

May: Sehe ich genauso.

Ich: Schon was bestimmtes?

May: nö, scrolle durch und lese mir alles durch. Bisher noch nichts was mir Spaß machen könnte.

Ich: Was wolltest du noch mal werden?

May: Automechanikerin- like my best friend, hab doch Ausbildungsplatz sicher gehabt, aber neeeeeeein, baaaaam, Braten in der Röhre!

Ich: Es tut mir leid das meine Spermien so flink sind.

May: Oh man

Ich: Oh Frau

May: Du hättest die damals mit dem Kescher deiner Kindheit einfangen sollen, so wie mit den Kaulquappen, gestern beim essen deiner Eltern in der Regentonne!

Ich: Ich bitte zu entschuldigen, dass ich während des Koitus keinen Kescher zur Hand gehabt habe!

May: Wie dem auch sei. Das Thema ist Vergangenheit, nich

Ich: Ja, ich werde den Kescher in Zukunft immer griffbereit halten, wenn wir uns der Leidenschaft hingeben.

May: Du bist ein Idiot

Ich: Du bist eine Idiotin.

May: Wie gesagt, du gleich Idiot.

Ich: Dein Idiot by the way :*

May: Na prima ^^

Ich: :'(

May: Warte ich fange mit dem Kescher deine Tränen auf, du Memme

Ich: Such dir einen Job!

May: Bin dabei, wenn du mich nicht virtuell ablenken würdest!

Ich:!!!!!!!!!!

May: WORLD WAR AUSRUFEZEICHEN!!!!!!!!!!

Ich:!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

May:!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Ich: Gott sind wir dumm :^)

May: Der smiley trifft genau deine große Nase :D

Ich: Bitte penetriere Sie sich Ihre Patella ;-*

May: Nee

Ich: Wie die Nase eines Mannes so auch sein Johannes ^.^

May: Trifft bei dir nicht zu, merkste?

Ich: Blödi :X

May: Wie ich dich vor dem Spiel aufbaue, nich

Ich: Ja, man. Bin so motiviert, wenn du mich immer fertig machst.

May: Immer die unterstützende Freundin ;)

Ich: Du mobbst mich aber :X

May: *knuddeltmarcodurch*

Ich: *erwidertdieumarmungnichtsonderntrittmaybeleidigtindierippen*

May: *schreitvorschmerzaufundziehtdieunterbuxevonmarcogensonnemondundsterne*

Ich: *weintnachseinermamiweilwegenbaumundzerquetschtengenitalienkokosnusscremetorte*

May: *denktsichwaslousbeimarcoundlachtundweihnachtsüberraschungsschokoladenkalender*

Ich: *weintimmernochundflehtnachtiefgekühltenerdbeerenundschapptsichhausschuhundverklopptmaydamitundlachtundweintundgulaschvonmamiistdasbesteever*

May: *denktdasübertriebenwirdundsetztdiesemsinnlosenmülleinendeindemsiesagtichsetzedenmülleinendeundhöreauf*

Ich: *stimmtdersachezudassdiesesacheübertriebenwurdeundmeintdaserkopfichliebedichschmerzenhatwegendemzulesenweilwegenbaumeinhörnersindulkig*

May: Meine Augen brennen. Hab ich mich verlesen?

Hah, vermutlich hat sie die geheime Nachricht bekommen und entziffert und hoffentlich als gut empfunden.

Ich: Ich denke nicht, nein ;-)

May: Ja, gut. Ich habe Eishörner gelesen, weil wegen deswegen Simpsons und so xD

Ich: Dein ernst? ^^

May: Die Folge kam gestern, die haben Thomas und ich geguckt, weshalb er Nico ein Eis gegen die Stirn geklascht hat?

Ich: Das werde ich nicht vergessen. Wieso auch. Aber naja egal. Sind am Flughafen angekommen. Schreibe dir sobald wir gelandet sind.

May: *wünschdennachtragendenidioteneinengutenflugundhofftdaraufdassnichtmitlufthansageflogenwirdweilwegenbaumundentschuldigtsichwegenvergewaltigungichhabsgelesenderaugenunddenktsichdassdiebayernauseinandergenommenwerdenunddaswoodyeintorschießtundendehaltstoppneinichliebedichauchhieristobstimhausmansiehtshieristobsthaaaaaltstopphetztredeichichhabnendöneraufdenkopfichbinderkevineverybodywaskungfufightingende*

"Mein Gott, übertreib", nuschelte ich und kniff die Augen zusammen um diese verwaltigung der Augen zu entziffern. "Alter, nee."
Nach der Hälfte konnte ich beim besten willen nicht mehr weiterlesen, da meine Augen brannten.
Der Bus hielt außerdem an und Thomas rief: "Falls ihr es schon mitbekommen habt, wir sind am Flughafen!"
"Ach was", hörte ich Auba sagen.

Im Flugzeug steckte ich mir gleich meine Kopfhörer in die in die Ohren und spielte meine Bring me the horizon Playlist ab. Ich hab die nur angefangen zu hören, da May sie einfach mal gehört hatte und ich sie sofort als gut befand. Ist eben mal was anderes als Chris Brown und The Weeknd.
Natürlich sofort wieder das Lieblingslied von May ab.
Throne. Das Lied fetzt so richtig und brachte mich vor jedem Spiel in Spiellaune. Nachdem ich Throne gehört habe, brauchte ich entspannend für meine Ohren und spielte Angel von The Weeknd ab.
Ich hatte das Lied wohl zu laut, denn plötzlich wurde Mo - der wieder gesund war und spielen darf, ist alles in Ordnung bei ihm - theatralisch mitgerissen und er brüllte das Lied mit.
Ich zog die Kopfhörer an meinen Ohren und blickte diesen Idioten an.
"OH I HOPE YOU'LL FIND SOMEBODY UHUHUUUH I HOPE YOU'LL FIND SOMEBODY!"
Natürlich hielt Mats vor uns gleich die Kamera drauf, während ich mich wegschmiss.
"Herr Leitner würden Sie-", versuchte es die Stewardess im netten und Ton, aber Mo war in seinem Element. "I HOPE YOU'LL FIND SOMEBODY TO LOOHOOOHOOOVE. SOMEBODY TO LOOHOOOHOOOVE. SOMEBODY to loohoove. Yeih. Yeih. Yeih. Yeih."
"Herr Leitner!", meinte die Frau etwas strenger.
"Moritz!", zischte ich und stupste ihn mit den Ellenbogen in die Rippen.
"Ja?", fragte Mo, als wäre gerade nichts merkwürdiges passiert.
Er blickte zur Stewardess. "Landen wir gleich?"
"Noch nicht. Aber ich Bitte Sie, dass Sie ruhig bleiben", bat die Stewardess und ging weg.
"Sorry, Stew!", brüllte Mo hinter her.
"Mo, reiß dich mal am Riemen", sagte Thomas uns kam zu uns. "Hat dir deine Mutter wieder nicht die Medikamente gegeben?"
Das ganze Flugzeug fing an zu lachen, während Mo grummelnd im Sitz zurück sank und schmollte.
Thomas ging grummelnd zurück zu seinem Platz und ich wandte mich zu Mo.
"Fünf Minuten vorbei?", fragte ich ihn.
"Joah", nickte er. "Aber das Lied-" Mo blickte zu Mats. "Alter, hast du das gefilmt?"
"Quatsch. Ich doch  nicht", sagte Mats und legte das Handy weg. "Wollte nur nach einem Foto fragen. Erik ist auch mit drauf."
Mats blickte Mo und mich an und wir beide nickten nur.

Ich: Gesund und ohne Absturz in München gelandet :)

Ich schrieb May eine Nachricht, als ich gerade die Stufen des Fliegers runter ging. Gerade als ich unten stand, fluchte Auba herum und purzelte wie eine Abrissbirne die Treppen runter.
Ich ließ meine Tasche fallen und blickte zu Auba, der auf dem Boden lag und auf französisch herumfluchte.
"Are you okay?", fragte ich ihn und hielt ihm die Hand weg.
"Yes", sagte er und rappelte sich mit meiner Hilfe wieder auf. Trotzdem hielt er sich den Rücken.
"Sure?"
Er nickte und schnappte sich seine Tasche und ging cool weiter, als hätte er keinen Abgang gemacht. Mo der hinter Auba war, hielt sich lachend an Geländer fest und hielt den ganzen Verkehr auf.
"Mo geh!", hörte ich Erik ungeduldig sagen.
"Isso", meinte Adrian.
"Ist ja gut", sagte Mo und ging die Treppen runter. Erik aber warf Mo am Hinterkopf mit einer Bananenschale ab, Mo drehte sich zu Erik, verpeilte die Stufe und war der nächste der die Treppen runterstürzte.
Erik gröhlte los, als Mo neben mir knallte.
"Hoit de fotzn", grummelte Mo und hielt sich die Rippen.
"Äh, ich glaube, Mo hat sich weh getan?", meinte ich.
"Ach was", meinte Mats.
"Eine Rippe ist durch", stöhnte Mo unter Schmerzen.
"Das weißt du?"
"Ja hab das oft", meinte Mo und wurde von Erik und Adrian gezogen.
"Krankenwagen?", fragte Adrian.
"Geht schon", winkte Mo ab. "Kann mich nicht bücken, gib mir die Tasche."
Ich reichte Mo seine Tasche und er ging zum Gebäude.
"Er hätte sich auch das Genick brechen können", meinte ich zu  Erik.
"Ja, hat er aber nicht", meinte dieser trocken.
"Mensch, da muss ich Helga die Bananenschale wohl das Taschengeld kürzen und sie zum Küchendienst verdonnern", meinte Thomas und hob die Bananenschale von der Stufe auf, die er Erik auf dem Kopf setzte. "Nimm deine Frau, das nächste mal an die Leine."
Wir Jungs gröhlten wieder los.
Tuchel war aber heute in Stimmung und am dissen.
"Was ist mit ihm?", fragte Julian begeistert und lachte.
Ich wischte mir die Tränen der Freude aus dem Gesicht und ging zu meiner Tasche. "Dunno", meinte ich, als ich mich wieder eingekriegt hatte.