Kapitel 6
KAPITEL 6
~ Marco's Sicht ~
Während Kane auf meinem Schoß saß, saß Nico bei May, als wir die Pizza belegten.
"Mama, magst du auch Peperroni?", fragte Kane seine Mutter und hielt ihr die Peperoni unter die Nase.
Angewidert rümpfte May die Nase und schüttelte ihren Kopf.
"Nein", meinte sie und verteilte mit Nico den Schinken auf der Pizza. Aber mystischerweise, landete die Hälfte vom Schinken in Nicos Mund.
"Nico, du bist kein Eichhörnchen, dass sich Nüsse in den Mund stopft."
"Nüffe?", fragte mein Neffe mit vollem Mund.
May lachte leise. "Kau lieber mal auf. Mit vollem Mund spricht man nicht."
"Isso", meinte Kane.
"Geht ihr beiden wieder ins Wohnzimmer spielen?", fragte ich nachdem wie die Pizza fertig belegt hatten.
"Okay", meinte Nico und sprang von May's Schoß. Kane rutschte von meinen Oberschenkeln ab und eilte seinem Cousin hinter her.
"Schiebst du das Ding da rein?", fragte May mich und schob das Backblech zu mir.
Als ich aufstand, grinste ich sie frech an. "Das hast du schon so oft zu mir gesagt."
May verdrehte die Augen. "Hast du heute einen ganzen Clown gefrühstückt?"
"Nein, eineinhalb Clowns", antwortete ich trocken und schob das Backblech in den Ofen. Klappe zu, Ofen an und zur Exfreundin gewandt.
Ich blickte May an und sie genervt zu mir. Sie konnte es noch nie leiden, wenn man sie länger beobachtete. May rümpfte die Nase und blickte mich fragend an.
"Hab ich was in meinem Gesicht kleben?"
Ich grinste wieder. "Hach, das hast du mich auch schon so oft gefragt."
"Tja, die gute alte Zeit, huh?", murmelte May ironisch.
"Joah", meinte ich und nickte. Ich lehnte mich an den Kühlschrank und starrte die Küchenzeile vor mir an, während May den Tisch anstarrte.
"Kane läuft tagsüber ohne Windeln rum."
"Cool", meinte ich.
"Naja. Manchmal ist er noch ziemlich undicht."
"Uncool", meinte ich.
"Naja wie auch immer. Ich bin bei den Jungs", sagte May und war wie ein Flitzebogen aus der Küche verschwunden. Merkwürdig. Suspekt. Verwirrend. Ulkig. Merkwürdig. Weird. Das war May manchmal gewesen, wenn sie nichts weiß, mit einer Person anzufangen.
Aber hallooo? Das war doch ich hier gewesen. Sonst war sie doch nie so in meiner Gegenwart gewesen.
Seufzend ließ ich meinem Kopf hängen und dachte darüber nach, dass sie vielleicht ein wenig angesäuert deswegen war, dass ich das mit dem Weihnachtsmann gerissen habe. Oder das mit dem GOT-Teil?
Oder war es doch mein Verbergungsausraster von vorhin, was May gerade leicht sauer machte.
Ich beschloss sofort das Gespräch mit ihr zu suchen und begab mich sofort ins Wohnzimmer. May saß mit den beiden kleinen auf den Boden und spielte mit den Transformer-Autobots herum.
"Krieg ich Bumblebee?", fragte May Kane.
"Nein", meinte Kane und fuhr mit dem Auto über den Boden, während Nico mit Optimus Prime durch die Gegend heizte. May musste sich mit einem Decepticon zuschlagen geben. Aber ich sah ihr an, dass sie es auf das schwarzgelben Auto in den Händen ihres Sohnes abgesehen hat.
"Wieso gibst du deiner Mutter nicht den Camaro?"
"Das ist Bumblebee", verbesserte Nico.
"Ja. Aber das Auto ist ein Chevrolet Camaro SS."
"Nein", meinte Nico" Das ist Bumblebee."
"Nico, ich bin viele Jahre älter als du. Viele, viele Jahre. Ich hab mehr Ahnung. Bumblebee ist ein Camaro."
"Nei-hen!"
"Doch!"
"Nei-hen!"
"Do-hoch."
"Mag dich nicht mehr", meinte Nico trotzig.
"Ich dich auch nicht mehr."
Während May sich zu Kane drehte, blickte Nico mit weit aufgerissenen Augen May an.
"Du, du gibst mir jetzt den Chevy, oder du kriegst keine Pizza", sagte May und riss Kane das Auto aus der Hand.
"Eeeeey!", meinte Kane und brach sofort in Tränen aus.
Und Nico der May immer noch fassungslos, wegen dem ich mag dich auch nicht mehr anschaute, tat es meinem Sohn gleich.
Das Ergebnis: zwei kleine weinende Kinder. Und die Schuldige saß dazwischen, blieb unbeeindruckt und spielte mit dem Spielzeug-Autobot herum.
"No way, der verwandelt sich ja in Bumblebee!", rief May erstaunt, als sie herausgefunden hatte, dass man den Chevy zu einem Roboter umbauen konnte.
Kane und Nico die Zuflucht bei mir gesucht haben und sich die Augen ausheulten, vergruben ihre Köpfe in meinen Schultern.
Fassungslos und irritiert blickte ich May an.
"Was ist nur los mit dir?", flüsterte ich ihr zu.
Sie blickte mich unschuldig an. "Was? Kindheitstraum. Ich wollte schon immer mal Bumblebee sein."
"Das mein ich nicht. Du hast zwei Kinder zum weinen gebracht?"
"Und?"
"Du...hä...aber...die beiden weinen. Du bist fies!"
"Ja, du bist fies", stimmte Nico schluchzend zu. "Ganz böse. Eine Hexe."
"Ey", meinte Kane und schubste seinen Cousin an der Schulter zurück.
"Kane, nicht schubsen!", mahnte ich. Kane drückte sich von mir weg, und ging zu May.
"Bist keine Hexe", meinte er und setzte sich zu May auf den Schoß, die im Schneidersitz auf den Boden saß.
Sie überließ Kane Bumblebee und er grinste zufrieden. Die Tränen waren wie getrocknet.
Nico der auch auf hörte zu weinen, blickte immer noch angesäuert zu Kane, der ihn geschubst hatte.
"Das mein Auto", meinte Nico und wollte auf Kane zugehen. Aber ich hielt den Kleinen am Arm zurück.
"Nico, wir teilen. Lass deinen Cousin mit dem spielen."
"Nö!"
"Cool, dann kriegst du keine Pizza", meinte May.
"Hexe", motzte Nico herum.
"Teufel", gab May zurück.
"Können wir hier nicht in Peace and harmony leben?", fragte ich verzweifelt.
"In was?", fragte Nico.
"Frieden und Harmonie."
"Aha, hab Hunger", bemerkte Nico.
"Mensch die Pizza", meinte ich und warf die Arme nach oben.
Ich stand vom Boden auf und forderte May auf mit zukommen.
Eigentlich brauchte ich keine Hilfe dabei, die Pizza aus dem Ofen zu kriegen.
Ich wollte mich nur bei ihr für meinen Ausraster entschuldigen. Sie war die Person gewesen, die ich gar nicht anfahren wollte.
"Reagierst du immer so, gegenüber Kleinkindern, wenn ein Erwachsener, vorher fies zu dir ist?", fragte ich May in der Küche.
"Er ist mein Sohn. Ich darf ihn Ärgern", meinte May trocken und reichte mir die Geschirrtücher, nachdem ich den Ofen aufgemacht und mich vergewissert hatte, dass die Pizza fertig war.
War sie. Aber so ziemlich fertig. Sie war sogar schon leicht braun.
"Und Nico?"
"Er war fies zu mir und ich zu ihm. So lernt er, dass er nicht jeden beleidigen kann und es zurück bekommt, wenn er eine große Klappe hat."
Ich dachte nach. "Auch wieder wahr."
Ich holte die Pizza raus und May drückte die Klappe des Ofens zu, ehe sie ihn ausschaltete.
"Wieso hast du mich mit rüber genommen? Soll ich die Pizza kalt blasen?"
Ich schnaubte belustigt.
Wegen meiner Zweideutigkeit und das ich immer kindisch bei Worten wie blasen reagierte, kassierte ich einen leichten Klapps auf den Hinterkopf.
"Du bist immer so kindisch, Marco", meinte May entsetzt.
"Aber du hast es mit mir ausgehalten und bist das Risiko eingegangen, dass ich mich fortpflanze-"
"Und eine schlimmere Spezies, als Marco entsteht? Ja, total. Das wird noch im Desaster enden, wenn es zwei von euch gibt."
"Haha, eigentlich wollte ich mich nur bei dir entschuldigen. Ich wollte dich nicht so blöd anmachen. Und mein divenhafter Ausraster tut mir auch leid."
"Hättest 'nen Oscar dafür verdient."
"Lass das nicht den Leo Dicaprio hören."
"Oder den Goldenen Umberto. Dann ziehst'e mit Kevin gleich."
"Der goldene Umberto. Das ist jeder Manns Traum", lachte ich.
"Zurück zum Thema. Sorry, wenn ich mich einmische. Was ist mit Caro und dir?"
"Die blöden Kleinigkeiten. Sie dreht nur durch, wenn ich den Klodeckel oben lasse."
"Oder die Tür offen lässt, wenn du auf dem Klo sitzt", meinte May und schnitt eine leichte Grimasse.
"Es tut mir immer noch leid."
"Ich bin verstört. Mein Leben lang. Für immer und ewig. Dieses Bild geht mir nicht mehr aus den Kopf. Leute, die den Krieg miterlebt haben, haben nicht ansatzweise so ein schlimmes Trauma erlebt, wie ich an diesem Tag. Das Bild hat sich in mein Gedächtnis gebrannt. Es geht nicht mehr weg. Selbst wenn ich einen Autounfall gehabt hätte, mein Gedächtnis verloren hätte, wäre das, genau das Bild, das erste was in meinen Gedanken auftauchen wird. Es verfolgt mich im Schlaf."
"Ich hab nur gepinkelt!", rechtfertigte ich mich.
"Ich kenne keinen, der mit hauchroten Kopf auf dem Klo sitzt und pinkelt."
"Du vielleicht. Bei deiner immer wieder auftretenen Blasenentzündungen?"
"Marco, wir wissen beide, dass es nicht deine Kopfhörer waren, die in die Schüssel geploppt sind."
Ich konnte nicht ernst bleiben und fing an zu lachen. "Du bist bekloppt, ehrlich."
"Nein, verstört mein Leben lang", verbesserte May mich.
"Hol die Kinder, bevor die Unterhaltung noch peinlicher für mich wird."
"Du gibst es zu, dass es nicht deine Kopfhörer waren?"
"Es waren meine Kopfhörer."
"Wieso der hoch angestrengte rote Kopf und die Äderchen auf deiner Stirn?"
"May, bitte. Ich hab ehrlich nur gepinkelt."
"Du? Im Sitzen?"
"Ja, Dinge ändern sich nun mal. Sei es die Haarfarbe oder die Pinkelangewohnheiten eines Menschen."
"Du sitzt nur auf dem Klo, wenn es von großer Bedeutung ist, da du angst hast, ein eierloser Kobold kommt die Rohre rauf und schneidet dir die Klöhten ab?"
"Klöhten? Bin ich ein Hund?", fragte ich. "May, das mit dem Kobold in der Toilette ist ein Trauma meiner Kindheit. Du hast keine Ahnung, wie fies Yvonne immer zu mir war."
Ja, die Geschichte mit dem Kobold in der Toilette, der nur darauf wartet, mir die Kronjuwelen abzutrennen, damit er seinen Verlust ersetzen kann.
"Ich war klein und ein Kind."
"Deine Schwester meinte, das sei vor drei Monaten gewesen."
"Bullshit, Bullshit", machte ich. "Bullshit."
"Schneid die Pizza zu recht, oder der Kobold wird dich heute Nacht heimsuchen. Ich hol die Kinder."
"Das ist nicht witzig", meinte ich. "Kind-heits-trau-ma!"
"Es war vor drei Monaten. Deal with it."
May klopfte mir aufmunternd auf die Schulter und verließ die Küche. Ich wandte mich grinsend zur Pizza.
Jaja. So ist das zwischen uns. Immer dieses fertig machen des anderen, aber auf die witzige Art.
Yvonne meinte selbst mal: "Scheiß auf Mike und Molly. Ich zieh mir lieber Marco und May rein."
Und für einen kleinen Moment fragte ich mich wieso das nicht wie früher war?
Wieso das alles hier nicht für immer sein kann?
"Essen!", riefen die beiden Wirbelkinder und stürmten in die Küche. Gefolgt von May.
"Du solltest dir die Pizza schneiden und nicht den Daumen", bemerkte May, als sie neben mir stand. Ich blickte auf die Pizza runter und sah, dass mein Daumen am bluten war. Toll. Geschnitten. Wenigstens war die Pizza nicht mir meinem Blut verkeimt.
May schnappte sich schnell ein Zewatuch und ich wandte mich zu ihr, damit sie eher sporadisch das Tuch um meinen Daumen wickeln konnte.
"Danke", meinte ich.
"Setz dich zu den Jungs. Ich schneide die Pizza schon."
Ich blickte May an, wie sie noch mal das Tuch fester rumwickelte.
"Machst du mir nachher noch ein Pflaster drauf?", fragte ich.
"Bob der Baumeister, die Minions, Monster AG, findet Nemo-"
"Du hast echt solche Pflaster?"
"Nee. Normale braune. Aber ich kann dir gerne das Wappen von Winterfell draufmalen."
Feixend blickte May mich mit ihren braungrünen Augen an und ich rümpfte nur die Nase.
"Das hälst du mir ewig vor?", fragte ich sie.
"Bis du wieder was reißt, was nichts für unseren Sohn geeignet ist. Und jetzt geh zu den beiden, bevor die noch das Besteck vom Tisch essen."
"Dein Befehl ist Befehl, Milady."
"Geh, Dorftrottel", sagte sie und schubste mich in Richtung Tisch.
"Ist ja gut, Hulk."
"Gibt's Pizza?", fragte Kane mich heiter.
"Wenn Mami sich beeilt, kriegen wir Pizza und keiner wird verhungern."
"Yeeeeih", riefen Nico und Kane im Chor. Ich lachte nur.
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