Kapitel 32
KAPITEL 32
~ May's Sicht ~
Ich hatte mich schnell geduscht und mich weiter fertig gemacht, ehe ich wieder aus dem Badezimmer kam. Marco saß auf der Couch und schien ziemlich nachdenklich zu sein. Das Handy lag vor ihm auf dem Couchtisch, während er darauf schaute und noch nicht einmal blinzelte.
Ich hatte keine Ahnung, wie ich die Situation jetzt überwältigen sollte. Erstens saß Marco da Oberkörper frei und die Decke war um seine Hüfte gewickelt, zweitens, hatte ich keine Ahnung, was er hatte und ich wollte die Stimmung nicht mit einen dummen Spruch kaputt machen.
Das mit den dummen Sprüchen lag mir in unnötigen Situationen einfach.
War es wegen gestern Nacht, oder was war los?
Eigentlich wollte ich zu Kane, aber der konnte doch mal kurz warten. Ich ging ins Wohnzimmer und setzte mich neben Marco auf die Couch. "Alles cool?", fragte ich ihn.
Er schüttelte nur seinen Kopf.
"Sagst du mir, was nicht cool ist?", hakte ich weiter nach und blickte Marco eindringlich an.
Er blickte zu mir. "Hab nur Stress mit meinem Berater. Er ist ziemlich angepisst deswegen, dass ich ihn nicht bescheid gegeben habe, dass ich Dortmund für ein paar Tage verlasse."
Ja, selbst sein Berater wusste noch nicht mal bescheid, dass Marco und ich ein Kind hatten, obwohl er mich schon ein paar mal gesehen hatte. Aber da war ich eben noch nicht schwanger gewesen.
Ich atmete tief durch. "Wieso sagst du ihm nicht die Wahrheit darüber, dass du einen Sohn hast?"
"Dann ist das der dritte Strike und dann kann ich mir einen neuen Berater suchen."
"Dritter Strike?"
"Ja, der erste war wegen meiner Führerschein-Lüge, der zweite eben, weil ich einfach abgehauen bin und der dritte wird es sicherlich sein, dass ich ihn nicht gesagt habe, dass ich schon seit fast drei Jahren Vater eines Sohnes bin und mich dahin verkrochen habe."
Er machte eine Pause und blickte mich hilfesuchend an.
"Er hat Kevin auch einfach so nach drei Fehltritten rausgeschmissen."
"Kevin hat auch kein Kind. Er hat höchstens jemanden mit einem Döner beworfen, in eine Hotellobby gepisst und ist mit keine Ahnung wie viele Sachen durch die 30er Zone gerast. Das, was du gemacht hast, die zwei letzten Sachen, sind noch nicht mal ansatzweise so schlimm, wie Kevins Schandtaten. Du hattest Gründe, dass du so reagiert hast. Ruf ihn an und sage, dass du sobald du wieder in Dortmund bist, mit ihm in aller Ruhe reden willst, da du ihn was wichtiges zu sagen hast. Und wenn er dich wegen der Lüge namens Kane rauskickt, werde ich ihn auflauern und ihn sowas von den Arsch treten, das er sich gewünscht hätte, nicht so gehandelt zu haben."
Marco schmunzelte leise. "Du bist verrückt."
Ich dachte über den Satz nach. "Naja, verrückt nicht gerade. Eher beschützerisch gegenüber den Leuten die einen Platz in meinem Herzen haben."
Ich hatte es ehrlich gesagt kommen sehen, dass das jetzt kommt. Als Marco seine Arme um mich schlang und gegen seine nackte Brust drückte. Es war mir gerade so Wumpe, dass Marco das mit Absicht machte. Ich genoss seine Nähe einfach nur und schlang meine Arme um ihn herum.
Nach der Umarmung die ungefähr fünf Minuten ging, gab ich Marco seine alten Klamotten. Sein schwarzes T-Shirt, wo drei mal Shut Up drauf stand, eine helle verwaschene Jeans und sogar noch eine Boxershorts von sich.
"Ich hab schon die ganze Zeit dieses T-Shirt gesucht", meinte Marco.
"Ich hab noch mehr Sachen von dir. Das du die nicht vermisst hast."
"Das T-Shirt habe ich vermisst", sagte Marco und zog es sich über.
"Ist eben mein Lieblingsshirt", entgegnete ich. "Frühstücken wir und dann begebe ich mich in Richtung Jobcenter, yeih."
"Platz nicht immer so vor Freude", lachte Marco und ich schnitt nur eine Grimasse.
Ich schnappte mir Kane der am Spielen war und verließ das Kinderzimmer, damit Marco sich weiter umziehen konnte.
Nachdem wir gemeinsam gefrühstückt hatte und Marco wieder eine Essensschlacht anzetteln wollte, aber ich meinte, dass es dieses Mal für ihn tödlich ausgehen würde, ließ er es doch bleiben und ich konnte mich keine halbe Stunde später auf den Weg zum Jobcenter machen.
Während ich im Wartebereich darauf wartete, dass die Frau endlich mal auftauchen wird, damit wir wieder eines dieser ach so spannenden Gespräche durchführen konnte, hatte ich mein Handy hervor gezogen und spamte aus langweile einfach Mal Marco bei Whatsapp voll.
Marco: Bist du gelangweilt? xD
Ich: Ja, ich muss hier noch warten bis Frau Nasenhaar mich dran nimmt.
Marco: Dich dran nimmt? Hast du eine Ahnung, wie zweideutig das gerade war? xD
Ich: Ich vergaß, du bist so ein Kindskopf xD Was macht Kane?
Marco: Atmen
Ich: Und du?
Marco: Atmen
Ich: Im ernst was macht ihr?
Marco: Atmen, kannst du nicht lesen? xD
Ich: Sobald ich wieder da bin, zieh ich dir die Eier lang
Marco: Es ist mir lieber, wenn du mir die Ohren lang ziehen würdest ;)
Ich: Ich vergaß, das zweite Mal, deine Eier wurden ja schon missbraucht.
Marco: Ge-nau
Ich: Ich hasse es zu warten...
Marco: Merk ich, deshalb schreibt du mich auch voll :D
Ich: Ge-nau
Marco: Mein Bildschirm ist geprengt :(
Ich: Ist das gestern passiert, als du im Badezimmer auf die Fresse geflogen bist?
Marco: Liebevoll wie eh und je
Ich: :D
Marco: Ja, ich dachte erst das wäre mein Popoknochen gewesen, aber das war nur mein Bildschirm :(
Ich: Sei froh, dass es nur dein iPhone war.
"Hey, May", hörte ich die Frau sagen, als sie aus der Tür kam. Anscheinend hatte sie es noch nie im Leben gehört zu Siezen oder so.
Ich schaute auf, gerade als Marco zurückgeschrieben hat und steckte das Handy in die Handtasche.
"Morgen", meinte ich und folgte ihr in den Raum.
Das Gespräch ging geschlagene zwei Stunden und ich wäre der Frau am liebsten an den Hals gesprungen. Sie war ja da um mir zu helfen und war auch eigentlich ganz schön nett, aber ihre Nasenhaare und immer dieses Augenverdrehen, dass ging mir doch gewaltig gegen den Strich und machte mich leicht aggressiv.
~ Marco's Sicht ~
Während ich also mit Kane im Kinderzimmer saß und wir beide ein ganz schönes Chaos anrichteten, war May also bei diesem Gespräch gewesen und wartete nur darauf, bis May zurück nach Hause kommt.
"Raus gehen", meinte Kane, nachdem er lustlos den Turm aus bunten Bausteinen umgetreten hatte, den ich mit aller Mühe zusammen gebaut hatte.
"Mensch, Kane", meinte ich und blickte ihn fragend an. "Geht's noch?"
"Geht's bei dir?", fragte er nur lieb und nett und schnappte sich meine Hand. "Raus gehn."
Er wollte mich in Richtung Tür zerren, aber der Knirps kriegte das ja nicht hin, weil wegen Gewicht und so.
"Kane, ich habe keine Wohnungsschlüssel, wir müssen warten bis Mama nach Hause kommt."
"Will raus gehen, jetzt!"
"Kane, nein, wir müssen auf Mama warten. Und jetzt hör auf rumzuzicken, oder wir gehen heute gar nicht mehr raus!", entgegnete ich streng und blickte Kane eindringlich an.
Er kniff die Lippen aufeinander und ließ sich trotzig auf seinen Hintern fallen- verschränkte wie immer die Arme vor der Brust.
"Du bist so eine Diva", meinte ich und verdrehte die Augen, ehe ich aufstand und das Zimmer verließ. Ich ging ins Wohnzimmer und machte die Couch, wo noch die Decken und Kissen lagen. In die kleine Holzkiste neben der Couch, stopfte ich die Kissen und die Decke rein, ehe ich die Couchkissen richtig hinstellte. Als ich mich zur Wohnzimmertür drehte, stand Kane da und blickte mich an.
"Was denn?", fragte ich ihn und klopfte das Kissen aus.
"Spielen?", fragte er und zog seinen Dackelblick auf.
"Wenn ich hier fertig bin", meinte ich und wandte mich wieder der Couch zu. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, dass Kane wieder das Wohnzimmer verließ und ich brachte das hier erstmal zu Ende.
Als ich eine Tür zu knallen hörte, dachte ich schon, dass May wieder kam.
"May?", fragte ich und ging in den Wohnungsflur. Keine May und noch viel weniger kein Kane. Ich huschte durch die kleine Wohnung und schaute mich in jedem einzelnen Raum um, hinter jeder verdammten Ecke und fand außer einen Oreo hinter der Couch, keinen Kane.
Schnell lief ich in die Küche und blickte aus dem Küchenfenster und da sah ich Kane, wie er den Weg mit seinem Mini BVB-Fußball entlang ging, direkt auf die Straße zu.
"Verdammte Scheiße!", fluchte ich auf und lief schnell in den Flur, um mir meine Schuhe anzuziehen. Ich hatte mir von der Kommode irgendwelche Schlüssel geschnappt, die genauso aussahen wie die die May immer für sich und die Wohnung hatte und stürmte nach draußen.
"Kane!", rief ich und schaute mich auf den Hof um, doch von ihm war nichts zu sehen. Er war vermutlich schon die Treppen hochgelaufen und sich vom Acker gemacht.
Mit meinem beschissenen angeschlagenen gebrochenen Zeh, lief ich zu den Treppen und nahm zwei auf einmal. Ich blickte mich auf der Straße um, auf den Fußweg. Kein kleiner Junge in BVB Schlafstrampler und mit einem BVB-Ball.
Panisch fuhr ich mir durchs Gesicht und flitzte wie durch ein Irrer durch die Nachbarschaft. Ein Familienvater mit seinem Vater hatte mich komisch angeblickt und meinte zu seinem Kumpel, ob er blind ist, oder tatsächlich den Reus an sich vorbeilaufen gesehen hat.
Ich lief zu den beiden zurück.
"Hey, entschuldigung", meinte ich nett, aber trotzdem panisch.
"Biste nicht der Reus?", fragte mich der dicke Typ.
"Nein, ich sehe ihn nur verdammt ähnlich. Haben sie einen kleinen blondhaarigen Jungen, in einem BVB-Strampler gesehen. Er ist ungefähr drei Jahre alt, geht mir bis zu den Knien?"
"Alter, Harry, dass is der Reus", meinte der andere. "Meine Tochter wird durchdrehen. Kann ich ein Foto von dir machen."
"Nein, ich habe gerade andere Probleme!", antwortete ich und lief weiter. "Vielen Dank für ihre hilfreiche Auskunft, Männer!"
"Kane! Kane! KANE!", schrie ich, als ich wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Nachbarschaft lief. "May, bringt mich um. Ich bin so was von tot."
Verzweifelt setzte ich mich nach zwanzig Minuten auf eine Steinmauer und vergrub meinen Kopf in meinen Händen.
Wieso musste mir das ausgerechnet jetzt passieren? Wieso ausgerechnet jetzt und heute?
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Marco und Nico heute @DortmunderGirlReus
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