Kapitel 23
KAPITEL 23
~ May's Sicht ~
Die Tage vergingen und es war mittlerweile Donnerstag. Ich war noch nicht mal beim Amt gewesen, habe mich aber trotzdem schon mal nach Wohnungen in Dortmund umgesehen. Sah aber auch nicht besser aus mit den Wohnungen.
So wie ich es in den Nachrichten mitbekommen habe, musste Marco aus Frankfurt, wo er mit der Nationalmannschaft war, wieder abreisen, da er verletzt ist.
Gebrochener Zeh, oder so. Da fällt mir ein, dass er nach dem Spiel gegen Hertha irgendwas gemurmelt hat, dass er Schmerzen im Zeh hat. Dann ist das anscheinend schon schlimmer geworden.
Ich saß im Wohnzimmer und schaute um neun Uhr morgens Frauentausch, während ich nachdenklich die Wäsche zusammenlegte.
Kane saß neben mir auf der Couch und reichte mir immer wieder die Klamotten. Als es an der Tür klingelte, blickte ich auf.
Wer besucht mich denn schon freiwillig?
"Besuch", meinte Kane.
"Naja oder wieder die Post", meinte ich, schmiss meinen BH bei Seite und ging zur Tür.
Ohne in den Hörer der Freisprechanlage zu sprechen, drückte ich auf den Summer.
Als ich Schritte im Hausflur hörte, öffnete ich einen Spalt die Tür.
Verblüfft schaute ich zu Marco, der die letzte Stufe nahm und direkt zu mir blickte. Er trug sein Kap mit den Affen, ein schwarzes Shirt mit V-Ausschnitt und eine helle verwaschene Jeans.
"Hey", meinte er und stand ungeduldig vor der Tür.
"H-hallo, was machst du hier?"
"Vor deiner Tür stehen und atmen, du Idiotin", meinte Marco neckend.
"Das du atmen tust ist öffentlichen, genau wie du hier stehst", entgegnete ich und trat bei Seite, damit Marco eintreten konnte.
"Wie zum Hering bist du hier hergekommen, ohne Lappen?", fragte ich und schloss die Tür.
"Wie der Tunfisch es wollte, gab es einen Privatjet, der bis nach Braunschweig geflogen ist und dann einen Taxifahrer, der mich vor dem Hotel beim großen Kino und Bahnhof gefahren hat. Da am Bahnhof die Busverbindungen eh alle gut laufen, bin ich in die 795 in Richtung Akazienstraße, bin ein Stück zu Fuß und nun bin ich hier", erklärte Marco. "Ich bin heute um vier aufgestanden, bin dann duschen gewesen, hab mir die Beine mit einem billig Rasier rasiert, das war echt grenzwertig. Nicht mehr viel und man hätte mich im Zoo zu den Affen stellen können. Hab mich zig mal geschnitten, sodass mein Bein aussieht, als hätte sich ein psychisch labiler Jugendlicher mit einer Klinge an meinen Beinen ausgetobt. Dann bin ich ausgerutscht, hab eine Riss in die Duschkabine mit meinem Hintern geschlagen, dann hab ich Kane geweckt, wir haben gefrühstückt. Oh hey und geatmet haben wir auch. Wenn ich es mir ganz recht entsinne, tun wir das gerade immer noch. Yeeeeih."
"Ich hab's ja kapiert. Ich fasse mich in Zukunft kurz", meinte Marco lachend und hielt mir den Mund zu.
Ich kniff nur die Augen zusammen und zog seine Hand von meinem Mund.
"Schuhe aus und geh ins Wohnzimmer", meinte ich und ging zurück ins Wohnzimmer.
Kane der in der Wäschewanne rumwühlte, hatte noch nichts mitbekommen, was mich wunderte.
"Kane, wir haben hohen Besuch", verkündigte ich.
Er schaute auf, an mir vorbei, grinste breit und dann schrie er: "Papa!"
Kane sprang von der Couch und lief Marco direkt in die Arme.
"Hey, kleiner Borusse", grinste Marco und hob Kane hoch, dieser schlang sofort seine Arme um Marco's Nacken. "Wie geht's dir?"
"Toll", kicherte Kane.
"Papa geht's trotz Aua im Zeh wunderbar", grinste Marco und drückte Kane einen Kuss auf die Wange. "So jetzt helfen wir Mama bei der Wäsche."
Marco ließ Kane runter und dieser lief zurück zur Couch.
Marco ging hinter her und zog Kane zu sich auf den Schoß, nachdem er sich gesetzt hatte.
"Na da helfe ich der Mama doch liebend gerne dabei die Wäsche zusammenzulegen", grinste Marco breit und zog aus der Wäschewanne einen meiner Strings auf seinem Zeigefinger hervor.
Grinsend blickte er zu mir und seine Augen brachen Bände.
Meine anscheinend auch, als er nämlich meine Unterhose zu mir warf und sich dann doch lieber den vielen einzelnen Socken zuwandte.
Ich legte den String zu den anderen und legte weiter Kane's Unterhosen zusammen.
"Schau mal Kane, Ohrenschützer für den Winter", lachte Marco und zog meinen neongelben BH hervor, den er Kane auf den Kopf setzte.
"Nee", meinte Kane und zog sich den BH von Kopf den er genauer anguckte. "Der is' für Mamis Milchtüten."
"Was bringst du ihm bei?", fragte Marco grinsend.
"Nicht so viel Unsinn wie du ihm. Stichwort Game of Thrones, Stichwort lügen, Stichwort A-Wort, wo wir drauf sitzen."
"Arsch", meinte Kane lachend.
"Hey, da möchte jemand in dem Ofen der Nachbarshexe", meinte ich.
"Nein!", kreischte Kane panisch.
"Was?", fragte Marco.
"Hab ihm Hensel und Gretel vorgelesen. Die alte Hexe haben wir nach Frau Meier die alte Nachbarin getauft", erklärte ich kurz. "Krieg ich meinem BH?"
"Ja", meinte Kane und reichte mir diesen.
Schnell legte ich den BH weg und wandte mich wieder den restlichen Klamotten zu.
Durch knallhartes Teamwork und der total bedeutenden, wir reichen der Frau die Wäsche, damit sie die selbst zusammenlegen kann- Schwerstarbeit der Jungs, räumte ich die Klamotten in den Kleiderschrank im Zimmer von Kane.
Als ich die Türen von meinem Kleiderschrank zuknallte, stand Marco plötzlich neben mir.
"Gott", meinte ich erschrocken und hielt mir mein Herz.
"Sorry, war beabsichtigt", meinte Marco locker. "Kane guckt gerade dem glatzköpfigen Zeichentrickjungen namens Carlo. Können wir reden?"
"Hey Kids ich bin Carlo", summte ich.
"Nee, dieses: ich bin schon groß und vier, komm doch und spiel' mit mir. Ich lad dich ein ich bin Carlo", sang Marco.
Ich lachte laut los. "Ach, Marco. Die Serie heißt Caliou oder so."
"Achso."
"Aber süß das du eins-A das Lied mitsingen konntest."
"Ich kann es halt. Im ernst. Welcher vierjährige hat keine Haare auf dem Kopp? Oder ist er krank? Hat der Krebs oder erblich bedingten Haarausfall?"
"Hör einfach auf zu reden", meinte ich und klopfte Marco auf die Schulter. "Wenigstens über minderwertige Kinderserien."
Ich ging in die Küche und Marco folgte mir.
"Warst du eigentlich schon beim Amt und hast dir einen Termin geben lassen?", fragte Marco mich, nachdem ich ihn was zu trinken angeboten hatte.
"Nee, ich ruf die Bratze mir der chronischen-Augen-verdreher-Krankheit und den dunklen dicken Nasenhaaren an und lass mir einen Termin geben", meinte ich und schüttete ein Glas mit Cola Light an, was ich Marco reichte, der auf dem Stuhl am Küchentisch saß.
"Dann wirst du glaub ich nach Dortmund weitergeleitet und bist nun deren Problem."
"Hoffentlich nicht lange", murmelte ich und schnappte mir mein Handy.
"Hoffentlich", stimmte Marco zu und trank einen Schluck von der Cola.
Nachdem ich mir gleich für morgen, also Freitag einen Termin hab geben lassen, war ich leicht froh, dass das auch schon mal vorbei war.
"Kaum zu glauben, dass ich hier einfach rausgeschmissen werde", murmelte ich. "Ihr beiden lebt erstmal bei mir, bis du eine Wohnung in Dortmund gefunden hast. Ich Miete ein Lagerraum für die Möbel. Dann haben wir wenigstens das geklärt."
"Was ist mit Caro?", fragte ich verwirrt.
"Die ist weg. Ich hab Schluss gemacht und ihr gesagt was Sache ist mit Kane. Sie ist gleich noch am ersten Tag raus und zu ihren neuen Macker."
"So schnell hat die einen Neuen? Respekt", meinte ich.
"Schon während der Beziehung, May. Hat sich auch noch von ihm schwängern lassen."
"Was macht dich da so sicher, dass das Kind doch nicht von dir sein könnte?", fragte ich sofort.
"Ich hoffe es mal nicht", murmelte Marco.
"Ich hoffe mit dir", meinte ich.
"Mama, hab Durst", bemerkte Kane und kam in die Küche.
"Lass das mal den Papa machen", sagte Marco und klatschte in die Hände. "Was willst du denn?"
"Kakao", meinte Kane.
"Dann kriegt Kane eben seinen Kakao."
Da ich nichts in der Küche verändert hatte und Marco sich auskannte, war es für ihm kein Problem sich zu recht zu finden.
Ich ließ die beiden Jungs machen und verließ die Küche, um kurz für kleine Schottische Mädchen zu gehen.
"Oh, Fu-Fukushima!", hörte ich Marco fluchen, nachdem es schepperte.
"Hm", machte ich und drehte vor der Badezimmertür um, ehe ich zurück in die Küche ging. Während Kane rausgelaufen kam, fischte Marco die Glasscherben zwischen den ganzen Kakaopulver auf.
"Ich hab dir gesagt Kane, dass du warten sollst und das da noch keine Milch drinnen ist!", meckerte Marco herum, während sich Kane in seinem Zimmer versteckte.
"Mach das mal schön sauber", grinste ich und lehnte mich an die Tür um Marco zu beobachten. Marco schaute auf und blickte mich an.
"Oh, du möchtest mir helfen?", fragte Marco mich grinsend.
"Nee, nee. Mach du mal. Ich verbessere dich, falls du einen Fehler machst."
"May, ich bitte dich. Hier kannst du keine Fehler machen. Gehst du mit nem nassen Lappen drüber und gut ist."
"Schätzchen, dass ist der Fehler. Gehst du mit einem nassen drüber, verschmierst du den ganzen Pulver auf den Fliesen. Nimmt Handfeger und Kehrblech."
"Wenn das andere Schätzchen so will", lachte Marco.
"AAAAH!", kreischte Kane, sodass Marco und ich vor Schreck zusammen fuhren. "Pinne! Pinne! Bin weg!"
Aufgelöst kam Kane aus dem Zimmer gerannt, lief an der Tür der Küche vorbei, wohin auch immer, auf jeden Fall hatte er seinen kleinen BVB-Rucksack hinter sich her gezogen.
"Bestimmt wieder eine kleine Spinne", meinte Marco.
"Ich hole mein Haarspray", meinte ich.
"Oder du nimmst den Staubsauger, saugst die ein und lässt den Sauger noch laufen!"
"Ich hole mein Haarspray und das Feuerzeug."
"Das erklärt den Brandfleck im Kinderzimmer an der Wand, hinter der BVB-Flagge", lachte Marco. "Kein Feuer, May."
"Dann mach du die weg", sagte ich zu ihm.
"Warte, ich mach das hier weg und dann kümmere ich mich um die Spinne", sagte Marco.
"Ich gucke mal nach Kane", meinte ich und ging in den Wohnungsflur. Kane's Schuhe waren weg und die Wohnungstür stand offen.
"Kane", murmelte ich und lief auf den Hausflur.
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