Kapitel 182
KAPITEL 182
~ May's Sicht ~
Als die ersten Gitarrentöne von Dark Times abgespielt wurden, zuckte ich erschrocken zusammen. Schnell machte ich den Wecker aus und schaute auf die Uhr. Es war 12 Uhr in der Nacht. Gruselstunde für die einen an einem normalen 31. Mai 2016.
Für mich vermutlich auch, nur damit ich Marco wecken konnte, um ihn als erster zu gratulieren und er mich dann bis zur Abfahrt nach Frankfurt ignorieren wird.
Mein Mann ist wieder ein Jahr älter. 27. Mir wird es im November nicht anders ergehen. Da hatte ich ja Geburtstag. Ich drehte mich zu Marco, nachdem ich das Nachtlicht angemacht hatte. Er schlief tief und fest. Nicht mehr lange. Ich zog die Schublade des Nachtschränkchen auf und holte die Tröte und das Konfetti raus. Den Partypapphut setzte ich mir auf den Kopf, dann drehte ich mich mit der Tröte in dem Mund zu ihm.
Töööörööööööö.
Marco fuhr erschrocken hoch und ich bewarf ihn mit Konfetti. Entsetzt blickte er mich an, als das bunte Konfetti an seinem Kopf vorbeiflog.
Jetzt war er hellwach.
"Hi", grinste ich zuckersüß.
"Ehm, juten Tach", entgegnete er und zog mir die Tröte aus den Mund bevor ich wieder rein pusten konnte.
"Happy Birthday, Hubbyyyyy", quietschte ich und fiel meinen Mann um den Hals.
Er lachte nur. Yeih. Er riss mir nicht den Kopf ab, da ich ihn mitten in der Nacht geweckt habe. Marco schlang sofort seine Arme um meinem Rücken und zog mich zu sich, als er sich im Kissen fallen ließ.
Dann drückte er mir etliche Küsse auf den Mund. "Danke", grinste er und zog mir den Hut vom Kopf. "Mach den ab. Danke." Er schmiss den Weg und drückte mir einen Kuss auf den Mund.
"Wie wäre es mit Geburtstagssex?", fragte ich ihn und drückte ihn mehrere Küsse auf den Hals- meine Hand wanderte gleichzeitig unter die Decke. Marco war Oberkörperfrei und trug nur eine Boxershorts. Viel zum ausziehen war nicht da.
"Du, dass erste Mal seit Jahren werde ich wieder von dir an meinem Geburtstag geweckt. Das ist bisher das zweite Mal- zwar mitten in der Nacht. Ja gut. Ist egal. Aber wenn du schon deine Hand in meiner Buxe hast - wie jetzt, dann fordere ich aber Höchstleistung von dir", lachte er und küsste mich kurz.
"Soll ich die Handschellen rausholen?", ärgerte ich ihn.
"Wenn du diejenige bist die am Bett gefesselt ist und der ich als Geburtstagswunsch ärgern darf", grinste er und zog meine Hand aus seiner Boxershorts, ehe er mich von sich runterhob und neben sich aufs Bett drückte. Er legte sich auf mich und fing an mich leidenschaftlich zu küssen. Ich erwiderte den Kuss.
Marco zog die Decke über uns drüber und drückte mir immer wieder leidenschaftliche Küsse auf den Mund. Ich wollte mich so gern an ihn festklammern und ihm den Rücken zerkratzen, aber es ging ja nicht. Meine Hände waren am Bettgestell gefesselt. Das ist so frustrierend, wenn man den Freund nicht berühren kann. Pardon. Ehemann.
"Kannst du mich bitte abmachen?", brachte ich zwischendurch hervor.
Marco musste plötzlich laut aufdröhnen, aber ich presste schnell meine Lippen auf seine, damit er ruhig war. Wenn ich ein wenig lauter wurde, drückte er mir seine Hand auf den Mund.
Das war echt schon eine Meisterleistung beim Sex mit Marco leise zu sein.
Ich löste mich von Marco der verschmitzt und schwer atmend auf mich sinken ließ.
"Machst du mich los, bevor du einschläfst?", fragte ich ihn.
"Hm", nickte er und griff nach den Schlüsseln. Er setzte sich auf mich drauf und schmiss die Decke weg, da ihm anscheinend ziemlich warm wurde.
"Papa! Happy Börsday", kreischte Kane. Marco ließ schreiend den Schlüssel fallen, schmiss sich auf mich und zog die Decke über uns, als Kane ins Zimmer stürmte.
Wenn er nicht verstört für sein Leben war, nachdem er seine Mama gefesselt am Bett gesehen hatte weiß ich auch nicht weiter.
"Spielt ihr Cowboy und Indianer?", fragte er uns.
"Ja, so in der Art", sagte Marco und fischte seine Boxershorts vom Boden. Irgendwie schaffte es Marco sich diese anzuziehen- unter der Decke. Dann flutschte er unter der Decke hervor und brachte Kane schnell ins Zimmer.
Ich war so fertig, dass ich sofort einschlief. Als ich ein paar Stunden später von Marco geweckt wurde, war ich nicht mehr ans Bett gefesselt.
"Du. Kane muss in den Kindergarten und ich muss auch los. Jetzt. Ich dachte, du bist die ganze Zeit schon wach und machst dich fertig", meinte er und drückte mir leichte Küsse auf die Schulter. "Na komm, Schatz. Wo sind meine Geschenke?"
Da keine Zeit mehr dazu war, mich fertig zu machen. Schmiss ich mich sofort in frische Klamotten und band meine Haare zu einem Dutt zusammen, dann drückte ich Marco seine Geschenke in die Hand - Illy war draußen schon am Hupen. Kane flog fast vor Schreck über die Koffer seines Vaters.
"Tschüss Papa. Bis in Frankreich", sagte Kane und umarmte seinen Papa fest, nachdem ich Marco die kleinen Geschenke in die Hand gedrückt hatte, die er erst in Frankfurt auspacken wollte.
Na gut, wenn er so will.
Nachdem Marco Kane runter gelassen hatte, wandte sich mein Ehemann zu mir. Er nahm mich fest in den Arm.
"Schade, dass wir nicht mein Geburtstag feiern können", bemerkte er traurig.
"Wir beide haben ja schon gefeiert", meinte ich und drückte ihn näher an mich heran. "Ich liebe dich."
"Ich dich noch viel mehr", antwortete Marco und küsste mich zum Abschied lange und innig.
"Isst du schon wieder Mama?", hörte ich Kane Fragen, der sich anzog.
"Hab ich schon heute Nacht", flüsterte Marco mir belustigt ins Ohr. "Schmecken tust du auch."
"Ja, Papa hat mich gegessen", lachte ich nur.
"Mama, dann musst du mal besser kochen, dann ist er dich nicht", bemerkte Kane.
"Genauso frech wie die Mama", sagte Marco und drückte Kane und mir noch mal einen Kuss auf den Mund.
"Ich liebe euch!", sagte Marco, als er mit seinem Gepäck vor die Tür verschwand.
"Ich liebe dich auch", sagte ich.
"Ich liebe mich auch Papa", sagte Kane und schnappte sich seinen Rucksack. "Papa hat mir Brot gemacht."
"Super."
"Ciaociao", sagte Marco lachend und machte die Tür zu.
"Da ist er weg", sagte ich und schnappte mir die Autoschlüssel. Ich wartete noch bis die Männer abgedampft waren, ehe ich Kane in den Kindergarten fuhr - mit mehr als Verspätung, da ich wieder einmal kotzen musste, obwohl ich nichts gegessen habe. Das hatte ich schon seit Berlin jetzt- zwei Wochen ungefähr. Besser geworden ist es auch nicht. Aber auch noch schlimmer. Pinkeln musste ich auch oft. Es hat sich also nichts geändert.
"Mama, wirst du krank?", fragte Kane mich, als ich vom Klo im Kindergarten kam.
"Hm, ich melde mich krank und fahre dann zum Doktor", antwortete ich.
"Oke", sagte Kane und sprang herum. "Dann gute Besserung", er sprang mir ans Bein und ich drückte ihn einen Kuss auf die Stirn, dann ließ ich den Jungen auf seine Mitmenschen los.
Als ich im Camaro saß, rief ich direkt mal Marcel an.
"Hey, Keule. Mir geht's total beschissen. Kotze die ganze Zeit. Es geht echt nicht. Könnt ihr auf mich heute verzichten?", sprach ich sofort los. "Dann fahr ich zum Doc."
"Was hast du denn?", fragte Marcel besorgt.
"Bin ja kein Arzt. Aber ich kotze die ganze Zeit", bemerkte ich.
"Ja, fahr erstmal nach Hause und ich komme rum", sagte er.
"Du musst arbeiten?"
"Du kannst wohl schlecht fahren, wenn du die ganze Zeit kotzen musst", sagte er. "Ich fahre dich dann."
Dann hatte er auch aufgelegt und eine halbe Stunde später stand er tatsächlich vor meiner Tür.
"Hab einen Termin gemacht. Muss in einer stunde da sein", sagte ich, als ich ihn die Tür öffnete. Marcel trat ein und umarmte mich.
"Du legst es darauf an, krank zu werden?", fragte ich ihn. Er machte die Tür hinter sich zu und zog seine Schuhe aus.
"Du. Ich denke, das ist nicht ansteckend", bemerkte er und hielt mir eine Apothekentüte hin.
Ich schaute rein und zog einen Schwangerschaftstest vor. Will er mich verarschen?
Wütend funkelte ich ihn an. "Ist das ein Scherz? Ich kann nicht mehr schwanger werden? Das ist unmöglich? Musst du mir so einen reinwürgen."
"Piss auf den Test, du schlecht gelaunte Ziege!", motzte Marcel genauso zurück, als er mich ins Gästebad schob. "Mein Gott. Genauso schlimm, wie damals mit Kane in der Schwangerschaft."
"Weißt du, ich bin gerade so drauf klar gekommen, dass ich nicht mehr-", Marcel knallte die Tür zu und meckerte genauso herum wie ich.
"Piss auf den Test jetzt!", rief er.
"Wenn du dann ruhig bist", grummelte ich.
Ich saß auf dem Klo und musste echt wieder pinkeln. Den Test hielt ich runter. Erschrocken fuhr ich zusammen, als Marcel reinkam.
"Dein Ernst?"
"Ich hab dich schon oft nackt gesehen. Seit wann hast du ein Intimpiercing?"
"So kann ich nicht Pinkeln. Dreh dich um", zischte ich.
Marcel drehte sich um und ich pinkelte eben auf den Test.
Ein paar Minuten später saßen wir beide im Wohnzimmer und warteten darauf, bis der Test irgendwas anzeigte. Ich starrte die Wand an, während Marcel angespannt auf den Test blickte.
"Nimmst du noch die Pille?"
"Nein, hab ich abgesetzt, als es hieß ich kann keine Kinder mehr bekommen", antwortete ich. "Der Test wird negativ sein."
"Fünf Minuten sind rum", meinte Marcel und schnappte sich Test. "May?"
"Hm?"
"Such dir einen anderen Frauenarzt. Du bist schwanger-"
"Bin ich nicht-", ich riss den Test aus der Hand und blickte auf das Ergebnis. Clear Blue zeigt an, wie weit man schwanger ist, und da stockte mir der Atem.
"Was?", fragte ich.
"Mach einen Termin beim Doc", sagte Marcel.
"Mach ich", meinte ich. "Wo ist der Bauch, wenn ich so weit bin?", ich legte meine Hand auf meinen Bauch und blickte entsetzt. "Vielleicht ist das nur ein Fehler."
"Ja. Ich hab drauf gepisst. Ich bin Schwanger", sagte Marcel ironisch. "Wie weit ist das. Welcher Monat. Er zeigt ja nur die Wochen an."
"Die 13-14 Schwangerschaftswoche. Ich bin im vierten Monat."
"Naja. Bei Kane habt ihr das ja im fünften Monat erfahren", meinte Marcel. "Ein Lichtblick. Mach einen Termin und wir waren zu deinem Frauenarzt."
"Frau Reus, das wäre wirklich ein Wunder, wenn du schwanger wirst", meinte Frau Momo, als ich ihr den Test auf den Tisch legte. Marcel saß daneben.
"Ja, vor allem da es hieß von diesem Urologen, das ich nicht mehr schwanger werden kann."
"Wenn es so ist, ist es echt ein Wunder", meinte sie. "Dann machen wir mal ein paar Tests."
Auch die Urinprobe hier war positiv. Ich war in der 14 SSW. IN DER 14!
Das realisierte ich erst, als ich das Würmchen auf den Bildschirm sah, als der Ultraschall gemacht wurde. Marcel saß daneben und staunte nicht schlecht. "Mensch May. Du bist echt schwanger. Sieht man schon was es wird?"
"Wie ihr seht-"
"Hat er oder sie die Hand davor", meinte Marcel, während ich einfach nur am heulen war. Ich war wirklich schwanger. Aber so richtig. Da war mein nächstes Baby.
"Rotzbläschenalarm!", lachte Marcel und reichte mir ein Taschentuch. "Wenn May so weit ist, wieso hat sie keinen Bauch?"
"Jetzt wo die weiß das sie schwanger ist, wird der kleine Bauch noch auftauchen. Ein paar Tage. Dann sieht man eine kleine Wölbung", lachte Frau Momo. "Herzlichen Glückwunsch May."
"Und mit dem Baby ist alles in Ordnung?", schniefte ich und schnaubte mir die Nase.
"Gesund und munter", meinte sie. "Willst du denn Herzschlag hören."
"Ja bitte", sagte ich und weinte wieder los. "Ich bin schwanger. Da ist wieder ein Baby drin. Ich kann es nicht glauben."
"Nee, nicht weinen", seufzte Marcel und streichelte mit über den Arm.
Nachdem ich dann auch noch den Herzschlag meiner Tochter oder meines Sohnes hören durfte, stellte mir Frau Momo noch meinen Mutterpass aus. Ich saß einfach nur da und hielt meine Hand auf dem Bauch. Das Grinsen wollte nicht von meinem Gesicht weg.
In einem Monat habe ich dann noch mal einen Termin. 2 Trimester, 14 SSW. Ich konnte es nicht glauben. Es war Mai. Ich musste Ende Januar Anfang Februar schwanger geworden sein. Plus und Minus eine Woche.
Ich musste es Marco sagen. Sofort. Er war aber in Frankfurt. Frankfurt. Da musste ich hin. Am besten mit Kane. Ich erzählte Marcel von meinem Plan und er stellte sich dafür bereit, uns zu fahren. Also fuhren wir nach Hause und ich holte mir den Range Rover. Sofort machten wir uns auf den Weg zum Kindergarten. Ich klärte das mit der Erzieherin ab, sagte ihr aber nicht, dass ich schwanger bin.
Auch Kane schien ziemlich verwirrt, als er von Marcel zum Auto getragen wurde.
"Wieso fahren wir nach Papa?", fragte Kane neugierig nach.
"Da frag mal die Mama", sagte Marcel und wandte sich zu mir.
"Wieso fahren wir nach Papa?", fragte Kane nun mich.
"Wir fahren halt nach Papa. Das erkläre ich dir auf den Weg."
"Ich will es aber jetzt wissen", sagte Kane und runzelte die Stirn.
Seufzend schloss ich das Auto auf und setzte Kane in seinen Sitz hinein. "Na gut", sagte ich und schnappte mir denn Mutterpass aus der Handtasche und zog das Ultraschallbild hervor, was ich Kane hin hielt. Er blickte mich verdutzt an.
"Das bin ich, als ich ein Baby war?", sagte er und blickte mich mit deinem 'ist-das-dein-ernst'-Blick an.
"Nein, Kane. Das ist ein Baby in Mamas Bauch."
Er runzelte die Stirn. "Wie?"
Ich grinste. "Kane, du wirst bald großer Bruder. Da", ich zeigte auf meinem Bauch. "Wohnt dein Bruder oder deine Schwester?"
"Nein?", sagte er erstaunt, dann grinste er auch. "Ich werde großer Bruder?"
"Ja, die Mama ist schwanger", sagte ich. Kane blickte auf das Ultraschallbild.
"Und das ist ein Bild von meinem Bruder oder Schwester?"
"Ja, guck mal", sagte ich. "Da siehst du schon das Gesicht. Die Finger."
"Wird das ein Bruder oder eine Schwester?", fragte er mich.
"Das Kane, das wissen wir noch nicht. Aber wenn Mama das nächste Mal zum Arzt muss, da der gucken muss, ob immer noch alles in Ordnung ist, dann wissen wir, ob wir einen Borussen oder eine Borussin bekommen."
"Aaaaaah, ich werd Bruder!", kreischte er entzückt. "Müssen Papa sagen."
"Genau, deshalb fahren wir jetzt zu Papi", meinte ich und wollte Kane abschnallen. Der schlang quietschend seine Ärmchen um meinem Hals.
"Meine Mami", meinte er stolz. "Danke."
Und ich fing schon wieder an zu weinen. Diese Hormone, Mensch.
"Mama, du weinst. Wieso?", fragte er mich und musterte mein Gesicht. "Ich hab dich doch lieb, oke?"
"Weiß ich", meinte ich. "Mama ist nur so froh, das es doch geklappt hat."
Kane drückte mir einen Kuss auf die Nasenspitze. "Dann sind wir ja noch ein Reus mehr."
"Na prima, noch so was verrücktes das ich ertragen darf", lachte Marcel, der an Steuer saß. "Ihr vermehrt euch wie die Karkalagen, nur das ich euch mag."
Ich lachte nur, weshalb Kane auch lachen musste. Dann schnallte ich Kane an und drückte den Kleinen noch einen Kuss auf die Stirn.
"Kriegt Mama, das Foto wieder?", fragte ich Kane.
"Nein, ich will mit meiner Schwester kuscheln", sagte er und drückte das Foto an sich.
"Kane, noch wissen wir nicht, ob du eine Schwester oder einen Bruder bekommst", sagte ich und musste ihn unbedingt noch einen Kuss auf die Wange drücken.
"Ich hab's im Urin, dass es eine Schwester für mich wird", sagte er festentschlossen.
"Dein Wort in Gottes Gehörgang", sagte ich und lachte leise. "Aber nicht kaputt machen."
"Ich mach doch meiner Schwester nicht aua!", rief er empört und drückte den Foto einen Kuss auf.
"Wette", sagte Marcel, als ich auf den Beifahrersitz Platz nahm. "Ich wette, dass Marco heulen wird."
"Ich wette auch. Und zwar wette ich, dass ich nicht Wetten werde, da ich in Wetten immer verliere. Wette abgelehnt. Fahr jetzt."
"Oke", lachte er und machte sich dann auf den Weg.
Gut zwei Stunden später in der ich ein wirkliches Gefühlschaos erlebte, heulen, lachen, motzen, schlafen, kotzen, heulen, heulen und - was war das noch mal - heulen, kamen wir endlich am Teamhotel an.
Die an der Rezeption behielt still schweigend da die Männer nicht im Hause waren. Training am späten nach Mittag.
"Wo?", fragte ich.
"Wenn Sie die angebliche Ehefrau von Marco Reus sind, dann rufen Sie ihn doch an und fragen Sie ihn", meinte die Tusse an der Rezeption.
Knurrend holte ich tief Luft und versuchte meinen Mann zu erreichen. Doch der ging nicht ran. Argh. Mats und Ilkay genauso eine Sackgasse.
Also blieb mir nichts anderes übrig, als die Fans zu fragen, die vor dem Hotel lauerten.
So wie es sich herausstellte, waren es keine Fans sondern Obdachlose. Das war peinlich.
Nachdem ich das realisiert hatte und den Fünfziger von diesen minderjährigen Rotzgören weggezogen hatte, wurde ich beleidigt, was Kane gar nicht gefiel.
"Nein! Ihr seid Schweine. Meine Mama ist lieb. Aber die kann auch böse werden. Haltet die Klappe, oder ich hau euch meinen Stinki ins Gesicht!"
"Stinki? Kane?", fragte ich auf dem Parkplatz.
"Hab nen Stinki gemacht", sagte er.
"In die Unterhose?"
"Ja", nickte er.
Das Ende vom Lied war, dass ich Kane auf den Parkplatz den Kloß mit zig Taschentüchern entfernen musste. Der Schlüpfer hatte nichts abbekommen. Ich zog Kane schnell wieder an und setzte ihn ins Auto.
"Wo hast du den Kloß hingeworfen?", fragte Marcel mich.
"Fährst du an den Problemkindern vorbei?", fragte ich nur.
"Schmeiß das Ding in das Gebüsch und dann hat sich. Wie du Schwangere auf Randale aus bist."
Ich seufzte nur und schmiss das in Taschentücher eingewickelte Stinki ins Gebüsch. Dann saßen wir da. Vielleicht. Auch wenn es nicht gut sein wird- ich rief einfach Erik an. Oder schrieb ihn.
Aber Mats schrieb mir zurück.
Pippi-Mats: Was kann ich für dich tun, Frau Reus? 👀
Ich: Wo habt ihr Training?
Pippi-Mats: Aaaw. Hört sich an wie eine Überraschung für Marco. Ich schick dir die Adresse. Uno momento.
Die Jungs trainierten auf dem Trainingsplatz von Eintracht Frankfurt. Hätte man auch eigentlich selber drauf kommen können. Entweder da wo die Eintracht trainiert oder der FSV.
Was eine Logik.
Der Wachmann wollte uns nicht durchlassen, aber als dann Mats ankam und meinte, es sei in Ordnung durften wir auf das Gelände fahren.
~ Marco's Sicht ~
"Es ist echt cool, dass wir und wieder vertragen haben", sagte Mario in meine Richtung. "Ich bin halt nur so falsch geworden, da Ann-Kathrin mir das eingeredet hat." Wir beide liefen nebeneinander her und trugen das DFB-Trainings-Dress.
"Gut, dass du die Alte abserviert hast. Jetzt bist du ja wieder fast normal", lachte ich.
"Fast normal? Ich bin normaler als sonst", bemerkte Mario.
"Der Anruf, wo du mir gesagt hast, dass Anka mal ein Mann war. Das war doch ein Witz?"
Marios Blick nach zu urteilen, war das die Wahrheit gewesen.
"Ah, wenigstens bist du um eine Erfahrung reicher."
"Und übelst Hetero geworden", bemerkte er trocken. Er warf einen Blick über die Schulter und lachte. "Du du kriegst Besuch-"
"Papaaaaaaa", kreischte Kane und kam zu mir gelaufen. Was machte der denn hier. May und Marcel gingen hinter her.
Jogi blickte mich sauer an und ich zog nur meine Unschuldsmiene auf.
"Papa!"
"Sohn!"
"Mami hat ein Baby im Bauch. Hab Foto", rief der Knirps und zog an meiner Hose herum. Mit der anderen Hand zeigte er mir das Foto.
"Quatsch mit Soße", sagte ich und riss ihn das Foto aus der Hand.
May Reus.
03.11.1989
31.05.2016
Ein etwas größeres Baby. 2 Trimester. 14 SSW.
Das Ultraschallbild war von heute. Von heute.
"Nein", meinte ich nur.
"Doch", meinte Kane.
Ich blickte zu May, diese weinte, lächelte und nickte gleichzeitig. "Doch du wirst Papi", meinte sie.
Ich ließ vor Schreck - positiv wohl gemerkt, dass Foto fallen und hielt mir die Hände fassungslos vors Gesicht. Dann fing ich auch an zu weinen.
"Nein?"
"Doch."
"Ich- oh Gott. Baby. Ich werde Dad", stammelte ich nur und fiel meiner Frau überglücklich in die Arme.
May kann nicht mehr schwanger werden? Von wegen.
"Ich werde Daddy?", fragte ich wieder.
"Und wie. Hier hast du den Elfmeter versenkt", sagte May und schlang ihre Arme um mich herum. Kane kreischte nur und sprang gegen mein Bein, ehe die anderen Jungs klatschten und uns beglückwünschten.
Ich sag doch ein Reus - und seine Spermien - lassen sich nicht unterbuttern.
Mein nächster Traum ist in Erfüllung gegangen. Ich hatte meine Frau. Meinen Sohn. Und bald noch einen kleinen Wurm um mich herum.
Meine eigene kleine Familie, würde um ein Köpfchen wachsen. Ich wollte es nicht glauben. Ich blieb einfach nur bei meiner Frau und umarmte sie fest. Am liebsten würde ich sie nie mehr los lassen wollen. Nie mehr.
"Ich liebe dich so unbeschreiblich dolle", sagte ich und drückte May näher an mich heran.
"Ich liebe dich auch", antwortete May knapp, aber wenn sie diese Worte sagte, klang es wie Musik in meinen Ohren.
Niemals könnte ich es ertragen diese Frau zu verlören. Nie.
Ich blickte May an und drückte ihr mit einem breiten Grinsen mehrere Küsse auf die Stirn.
"Ich werde dich immer lieben", flüsterte ich in ihr Ohr. "Till my last day."
"Till my last day", murmelte May und lächelte mich an. Sie drückte mir einen kleinen und sanften Kuss auf den Mund und blickte mich dann wieder an.
Ich zog sie wieder in meine Arme und drückte sie fest an mich.
"Darf ich vielleicht mitmachen?", fragte Kane mich und spielte mit dem Ultraschallbild herum. Ich schnappte mir das Bild und blickte wieder drauf.
"Wissen wir schon was es wird?", fragte ich und blickte stolz wie Bolle das Foto an. Das Foto unserer Kreation. May's und meine Kreation.
Ich hab dann wohl das 'Sahnehäubchen' hinzugefügt.
"Borussin oder Borusse, das ist hier die Frage. Wir wissen es noch nicht. Man hätte es sehen können. Aber anscheinend mögen es unsere Kinder nicht, sofort ihr Geschlecht preiszugeben", lachte May.
"Wann werden wir es wissen?"
"Beim nächsten Ultraschall in vier Wochen. Ende Juli. Nach der EM."
"Dann bin ich dabei. Da bin ich so was von dabei. Aber wie."
"Dürfen wir euch dann auch gratulieren, oder was ist?", fragte Mats.
"Nee, weißte", antwortete Kane ironisch.
"Dann hoffe ich mal nicht, das Kind Nummer zwei auch so frech wird", meinte Jogi belustigt.
"Frech? Er ist nur ionisch, wie seine Mama", lachte ich.
May lachte leise und drückte mir einen leichten Kuss auf die Lippen.
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