Kapitel 167
KAPITEL 167
~ May's Sicht ~
Kane war schon die ganzen Stunden total neben sich. Er wirkte irgendwie total, als hätte er sich in seine eigene Welt zurück gezogen. Er wirkte auch blass im Gesicht herum, seine Augen waren gerötet und er wirkte einfach total matschig. Das konnte ich jetzt nicht gebrauchen, dass Kane auch noch krank wird. Ich hielt in der Auffahrt des Hauses und stellte das Auto zum Parken ab. Dann stieg ich aus und ging nach hinten, wo Kane - der seid langem mal wieder ein Schnuller gebettelt und geweint hat - mich traurig anschaute. Ich musste ihn extra ein Schnuller kaufen, damit er ruhig war. Aber das sollte ja nicht zur Gewohnheit werden. Er nuckelte doch schon an seinen Daumen und den Schnuller hatte er deswegen ja auch eigentlich abgelehnt und abgestoßen gehabt. Kanes gerötete Augen fielen immer wieder zu, aber er kämpfte dagegen an, nicht einzuschlafen. Ich fuhr ihm durchs Haar und schnallte ihn im Sitz ab. "Was brütest du nur wieder aus?", fragte ich mitfühlend und nahm den kleinen Kerl auf den Arm. Dieser fing plötzlich an zu weinen und krallte sich an meiner Schulter fest.
"Mamiiii", wimmerte er. Ich schnappte mir schnell meine Handtasche, seine Plüschemma, machte die Autotür zu und schloss das Auto ab, um schnell ins Haus zu kommen. Ich blieb eine Weile an der Haustür stehen und drückte Kane an mich, der sich gar nicht beruhigen wollte. Irgendwie schaffte ich es, die Tür auf zu schließen. Ich ging ins Haus und machte die Tür hinter mir wieder zu. Als ich zur Wohnzimmertür blickte, kam Marco verschlafen auf den Flur.
"Was hat er denn?", fragte er mich. Ich schmiss meine Sachen auf Marcos, die achtlos auf der Treppe herumlagen und setzte Kane ab, der wollte aber sofort wieder an meinen Armen und krallte sich an meiner Jacke fest.
"Er ist so matschig und die ganze Zeit so ruhig. Das gefällt mir gar nicht", sagte ich und kniete mich neben Kane.
"Kane, Kumpel. Was hast du denn?", fragte Marco, dessen Augen auch gerötet waren.
"Hast du geweint?", fragte ich ihn.
"Nein", meinte er. "Ich habe nur einen Putzlappen mit Reiniger durchs Gesicht gezogen bekommen, da ich mit Schuhen herumspaziert bin."
"Hm", seufzte ich. "Kane, guck mal wer wieder zu Hause ist."
Kane drehte sich zu Marco und ließ den Schnuller aus seinem Mund fallen. Seine Unterlippe zitterte wild und dann ging - ja er ging, normaler weise, läuft er ja immer - zu seinem Vater, der sich auf den Boden hingekniet hatte.
"Papi", meinte Kane nur und schlang seine Arme um Marcos Nacken. Marco hob Kane hoch, dieser war am Husten.
"Was ist denn los mein Kleiner", Marco drückte ihn an sich und streichelte ihn über den Rücken. "Uff."
"Was denn?", fragte ich, als ich meine Jacke ausgezogen hatte.
"Er hat gebrochen!", sagte Marco nur und schnitt eine Grimasse. Er setzte Kane auf den anderen Arm ab und dann sah ich das seine linke Schulter voll mit erbrochenem war, was an seinem t-Shirt herunter lief.
"Scheiße", meinte ich. Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und nahm Marco Kane ab. Ich zog Kane schnell die Jacke aus und dann die Schuhe. Kane erbrach sich noch einmal an der Treppe- direkt auf die Autoschlüssel des Range Rovers.
Es bildeten sich Sorgenfalten auf meiner Stirn.
"Ich mach das weg", sagte Marco.
Ich blickte zu ihm. "Sicher?", fragte ich ihn.
"Ja, das geht ja schnell. Ich komme dann gleich herum", meinte er und ging in die Küche. Ich trug Kane nach oben und setzte ihn auf seinem Bett ab. Marco kam rein und gab mir eine Schüssel aus der Küche.
"Dann kaufen wir mal eine Neue und werden die nur noch für Kane benutzen, wenn er krank ist", meinte er.
"Die ist von deiner Mutter zu Weihnachten gewesen."
"Ja, dann wird die eben eingeweiht. Außerdem ist die Königsblau", grummelte er und drückte mir diese in die Hand. Dann fasste er Kane den weinenden Kane an die Stirn. "Mensch auf dir kann man Spiegeleier braten."
Kane würgte nur bei dem Wort Spiegeleier und ich konnte ihn gerade die Schüssel unter das Kinn halten, wo er sich Gott sei Dank auch drinnen erbrach.
"Ich gehe den Fieberthermometer holen und dann beobachten wir ihn", sagte Marco und drückte mir einen Kuss auf die Schläfe. Das gleiche machte er auch bei Kane, ehe er das Kinderzimmer unseres Sohnes verließ.
"Hast du irgendwo Aua?", fragte ich ihn und stellte die Schüssel in Reichweite.
"Da!", meinte er und hielt sich den kleinen Bauch.
"Da?", fragte ich sicherheitshalber noch mal und legte meine Hand auf seine kleine Hand, die auf dem Bauch lag.
"Das soll aufhören!", wimmerte er. Das zerbrach mir das Herz. Keine Mutter will ihr Kind in dieser Situation sehen. Ich unterdrückte mir es wirklich nicht ebenfalls wie Kane in Tränen auszubrechen, da ich eben nicht wirklich deuten konnte, was er hatte. Marco kam zehn Minuten später Oberkörperfrei und mit einem Fieberthermometer zurück ins Zimmer.
Das war so ein Fieberthermometer gewesen, wo vorne ein blauer Strahl rauskam - was Kane cool fand. Das zeigte auch an, ab wann es Fieber war - wenn's rot aufleuchtete - oder einfach nur eine Erhöhung der Temperatur - da leuchtete es grün auf.
"Hast du auf den Kopf gestellt?", fragte Marco mich.
Hoppla. Nee. An der Seite stellte ich von Haus auf Kopf und dann drückte ich auf den Startknopf unter dem kleinen Bildschirm.
Während ich mit dem 'Laser' über Kanes Stirn fuhr, machte Marco zu Aufmunterung die Geräusche der Laserschwerter nach. Normalerweise lachte Kane da, aber er wirkte teilnahmslos und starrte an mir vorbei. Gott, was war denn nur los mit ihm?
Das erste Mal ging das Ding einfach aus. "Man", sagte ich. "Kane, wir müssen das nochmal machen."
Keine Antwort. "Ab wann ist es eigentlich Fieber?"
"Von 36,5 bis 37,5° Celsius ist es normal bei Kindern. 37,6 bis 38,5° ist es erhöhte Temperatur. Ab 38,5° kann man auch schon von Fieber sprechen. Ab 39° Celsius hat er hohes Fieber. Aber da er eh am Erbrechen ist, würde ich trotzdem mit ihm zum Arzt fahren."
"Schatz, es ist Freitagabend."
"Dann fahren wir eben in die Notaufnahme."
"Ich rufe erstmal Mama an. Die weiß was zu tun ist", meinte Marco und zog sein Handy aus der Hosentasche. Ich machte mich noch mal daran Fieber bei Kane zu messen.
Piep-piep-piep-piep
Na geht doch. Er hat mal Fieber gewesen. Ich blickte auf dem Bildschirm. Holla die Waldfee. 39,1. Ich hielt es Marco hin, der sich nur durch das Haar fasste und darauf wartete, dass seine Mutter endlich ran ging. "Ja, hallo, Mama, ich bin's", sagte Marco und stellte auf Lautsprecher. Nachdem ich Manuela alles erklärt habe, meinte sie, dass wir ruhig bleiben sollen und das es noch nicht nötig sei zu einem Arzt zu fahren. "Das ist wichtigste ist, da Kane sich ja immer übergibt-" Das war Kanes Stichwort. Er würgte wieder und ich hielt ihm die Schüssel unters Kinn. "Der Arme. Er muss ganz viel trinken. Ihr müsst verhindern, dass er austrocknet. Behaltet ihn im Auge. Ich würde die ersten 12 und oder 24 Stunden nur etwas zu Trinken hingeben. Essen macht das erstmal nur Schlimmer. Wenn er direkt nach dem Trinken - am besten Kamillentee - wieder erbricht, dann gibt ihn jede halbe Stunde einen Löffel mit Tee. Hat er Fieber."
"39,1", antwortete Marco. "Wir werden alle halbe Stunde messen. Es kann ja noch steigen."
"Klar, kann es steigen, dass ist bei der Magen und Darmgrippe völlig normal", sagte Manuela. "Dann gibt Kane Paracetamol ich glaube nur drei mal am Tag. Da senkt wenigsten den Fieber. Aber erst wenn das Fieber über 39,5 ist. Es sei denn Kane hat Bauchschmerzen?"
"Hat er- meint er", sagte ich. "Aber die Tabletten kann er nur mit viel Wasser schlucken."
"Ich habe hier noch Zäpfchen von Nico rumliegen. Die helfen gegen Erbrechen. Marco kann die ja schnell holen kommen, oder?"
"Klar, kann ich machen. Aber ich denke wir haben noch welche hier."
"Vomex A, oder Emesan?", hakte Manuela nach.
"Da muss ich in unserem kleinen Apothekenschränkchen gucken", sagte Marco. "Moment." Er drückte mir das Handy in die Hand und war im Badezimmer verschwunden. Wenig später rief er: "Wir haben Emesan-Popo-Zäpfchen."
"Gut, dann braucht ihr unsere nicht. Die Dinger gebt ihr alle zwölf Stunden." Marco kam mit der Packung wieder ins Kinderzimmer. "Braucht ihr noch irgendwo Hilfe, oder habt ihr sonst noch irgendwo fragen?"
"Also soll ich ihn nur Kamillentee geben? Weil Yvonne meinte mal, dass sie für Nico etwas zusammengemischt hat, was besser wirken soll."
"Kamillentee, 1 Teelöffel Kochsalz und 3 Teelöffel Traubenzucker. Das hilft vor dem Austrocknen des Körpers. Besser als nur Kamillentee", meinte Manuela. "Aber wenn er extremes Erbrechen hat, wie dreimal in weniger als fünfzehn Minuten-"
"Hat er", meinte Marco.
"Dann nur abgekochtes Wasser geben. Keine Milch."
"Wissen wir!", sagten Marco und ich gleichzeitig. Marco war mit den Worten ich mach mal schnell nur Kamillentee aus dem Kinderzimmer verschwunden.
"Kane wird auch immer nur zum Wochenende krank", bemerkte ich und hielt seine kleine Hand. Er war nicht mehr laut am weinen oder so, er weinte leise in sich hinein und starrte auf seine BVB-Socken die er an seinen Füßen trug.
"Er will eben, dass die Mama malochen geht."
"Bestimmt."
"Du brauchst dir da keine Sorgen machen, May", munterte Manuela mich auf. "Das ist nur eine Magen und Darmgrippe und die ist drei bis sieben Tagen wieder vorbei."
"Ich mach mir halt Sorgen", gab ich zu. "Das gehört zum Mama-Dasein dazu. Außerdem hasse ich es meinen kleinen Sohn leiden zu sehen. Das zerreißt mir das Herz."
"May, wie gesagt, dass ist nur eine kleine Krankheit. In ein paar Tagen, wenn sich Mama und Papa super toll um den kleinen Borussen gekümmert haben, dann geht es ihn auch wieder besser. Dann tanzt er euch wieder auf der Nase herum."
Ich lachte leise. "Ja, auch wenn das echt an den Nerven zerrt, wenn er so aufgedreht ist und nur am herumzicken ist. Aber das ist eben Kane. Ich kenne ihn nicht anders."
"Wir kennen ihn nicht anders."
"Tee ist fertig", sagte Marco und kam mit einer Trinkflasche ins Zimmer zurück. "Ist lauwarm. Müsste gehen."
Wir tauschten Handy gegen Flasche und ich hielt diese Kane hin. "Hey, kleiner Mann, magst du was trinken?"
Kane blickte mich müde und ziemlich fertig an und nahm mir die Flasche aus der Hand. Er trank einen großen Schluck und gab mir dann die Flasche wieder.
"Hat er getrunken?", fragte Manuela.
"Hat er. Aber nicht viel", bemerkte ich, als ich die Flasche anschaute. Es war eben doch kein großer Schluck gewesen- es sah nur so aus. Hmpf.
"Wenn ihr Kane gleich etwas zu trinken gebt und er aus wieder sofort auskotzt, dann gebt ihr ihn das Zäpfchen und versucht es circa 20 oder 30 Minuten danach noch mal mit dem Trinken. Wie gesagt, keine feste Nahrung. Konzentriert euch nur auf die Flüssigkeitszufuhr."
"Oke, momentan hält er es noch drinnen", bemerkte Marco. Kane nahm mir wieder die Flasche mit dem Tee ab und trank noch einen Schluck. "Er trinkt wieder."
"Gut", meinte Manuela.
"Wie machen wir das mit dem Essen, Mama?", hakte Marco nach. "Wann können wir Kane wieder etwas richtiges zwischen die Futterluke werfen?"
"In den ersten sechs bis zwölf Sunden sollte er am besten gar keine feste Nahrung zu sich nehmen. Ihr müsst ihn danach langsamer an das Essen heranführen und das über mehrere Tage. Am besten beginnt ihr am zweiten Tag - wenn es besser geworden ist - mit kleinen Mengen. Wie Zwieback, Salzstangen, Knusperbrot, geriebener Apfel oder Banane. Am dritten Tag könnt ihr dazu noch Kartoffelpüree anbieten - nur mit Wasser zubereitet. Oder Nudeln ohne Sauce. Ihr könnt ihn auch schon Brot mit Marmelade und Honig geben- aber dann halt ohne Butter. Am vierten Tag könnt ihr schon mageres Fleisch versuchen, Reis, verdauliches Gemüse wie Karotten, fettarmer Käse und Wurst als Brotbelag. Ab den fünften Tag kann man schon anfangen, wieder normale Kost zu geben. Aber ich würde da noch auf Pommes und Buttercremetorte verzichten. Ihr müsst das halt langsam aufbauen, damit der Darm Zeit hat sich zu erholen. Wenn Kane keinen Appetit hat, ist es auch nicht schlimm. Das ist normal bei der Magen-Darmgrippe. Ist bei Marco nicht anders."
"Stimmt", nickte Marco. "Noch irgendwas, was wir beachten müssen?"
"Das Kane Ruhe hat und erstmal aus der Krippe draußen bleibt."
"Das Kane damit zu Hause bleibt ist ja wohl selbstverständlich. Ich schicke meinen Sohn nicht Krank dahin. Ich bin ja nicht wie die anderen Eltern", meinte Marco.
"Das ist Mist", bemerkte Manuela am anderen Ende. "Dann lege ich auch mal auf. Dein Vater will in Ruhe Abendbrot essen."
"Ja, dann guten Appetit und richte Papa Grüße von uns aus."
"Mach ich", sagte Manu. "Funkt durch, wenn es sich bessert oder verschlechtert."
"Machen wir. Bye, Mom."
"Bye, Manu."
Marco legte auf und in dem Moment schmiss Kane die Flasche an mir vorbei und würgte wieder. Ich hielt ihn wieder die Schüssel unter und erbrach sich wieder.
"Zäpfchen, ich hole dir ein Handschuh", bemerkte Marco und verließ das Zimmer.
"Na gut", meinte ich und wischte Kane mit seinem Halstuch, was eh in die Wäsche musste die Wundwinkel trocken. Er fing wieder bitterlich an zu weinen und ließ sich sogar nach hinten ins Bett fallen. Ich stellte die Schüssel bei Seite und hob Kane auf den Wickeltisch. "Kane, Papa singt gleich wieder die Ente, oke?"
"Mein Bauch!", wimmerte herum und hielt sich diesen, als ich seine Hose aufknöpfen wollte.
"Kane, wenn ich die Hose aufmache, dann wird das wieder mit den Bauchschmerzen gehen", versprach ich ihn zuversichtlich. Kane nahm seine Hände weg und ich zog ihm die Hose aus.
"Na, prima, wenigstens hast du keinen Durchfall", sagte ich, als ich die Windel schaute. Nur Pippi.
Marco kam mit einem Handschuh wieder und legte mir die Packung mit den Zäpfchen daneben auf den Wickeltisch. Ich machte Kane erstmal sauber und legte eine neue Windel runter, dann zog ich mir ein Handschuh an und Marco reichte mir ein Zäpfchen aus der Packung. "Ich kann das auch machen", bemerkte er.
"Nee, lenk du ihn ab. Er hasst das", bemerkte ich.
"Ich würde es auch hassen, wenn du da mit deinen Krallen-"
Ich warf meinem Ehemann einen warnenden Blick zu und er machte sich daran mit Kane über Fußball zu reden. Kane weinte immer noch, aber wandte sich seinen Vater zu.
"Sobald du wieder gesund bist, dann-"
Zack, fertig.
"Mama!", quietschte er und fing wieder an zu weinen.
"Ist doch schon vorbei, Schatz", sagte ich und zog den Handschuh aus, welchen ich in den Mülleimer schmiss. Dann machte ich seine Windel weiter und zog ihn einen Schlüpper über.
"Hm", lachte er. Das Ende der Geschichte war, dass Kane nicht wollte, dass ich ihn auch nur noch einmal anfasste, da fing er wirklich an zu schreien. Alles klar Herr Komissar. Da verabreicht man den Sohnemann ein Zäpfchen da wo die Sonne nicht hinscheint und dann so was. Ich hätte es doch lieber Marco machen lassen sollen, dann wäre er der Buhmann. Wie auch immer. Marco legte Kane ins Bett, nachdem er ihn seine Schlafsachen angezogen hatte und ich das Bett mit einer Pinkelmatte aus dem Schrank ausgelegt hatte- also im Kopfbereich. Marco deckte Kane gar nicht mit der dicken Decke zu, sondern nur mit der Wolldecke. Ich schnappte mir die Schüssel, um diese im Badezimmer auszutauschen. Als ich wiederkam und Marco sich wimmernd auf seine vier Buchstaben am Rand des Bettes setzen wollte, fragte ich ihn, was er denn wieder hat.
"Sonnenbrand auf meinem vier Buchstaben", meinte er und biss die Lippen aufeinander.
"Gott, Männer", sagte ich. "Hat der eine was- hat der andere auch was."
"Ja, willkommen bei den Reus'", sagte Marco nur.
"Ich mach dir einen Wickel mit Bepanthencreme, dann geht das."
"Wenn meine Frau das sagt."
Wenig später kam ich mit einem Wickel für meinem Freund mit, der damit sofort im Badezimmer verschwunden war. Kane hatte sich nur ein mal in der letzten halben Stunde erbrochen und war bereits im Land der Träume verschwunden. Ich nutzte das und kontrollierte noch einmal seine Körpertemperatur. 39,7. Sie war gestiegen. Was eine Scheiße.
"Und?", fragte Marco und kam mit einem Handtuch um die Hüfte zurück ins Zimmer. Den Wickel hatte er vermutlich darunter gehabt.
Ich hielt ihm den Thermometer hin und Sorgenfalten bildeten sich auf seiner Stirn. Dann schnappte er sich den Wackelstuhl aus der Ecke, wo ich immer drauf saß, wenn Kane nicht im Bett, sondern auf meinen Armen einschlafen wollte und bat mir den an.
Ich winkte kopfschüttelnd ab und kniete weiter neben Kane am Bett und beobachtete den Kleinen. Marco setzte sich am Bettrand und fuhr Kane durchs verschwitzte Haar.
"Hoffentlich wird das bald wieder", bemerkte er seufzend und streichelte Kane durch das blasse Gesicht.
"Hoffe ich", nickte ich und spielte mit Kanes kleiner Hand herum. Dieser schnappte sofort nach meinen Zeige und Mittelfinger und hielt sie ganz fest.
Ich weiß nicht, wie viele Minuten vergingen, vermutlich sogar Stunden, denn plötzlich wurde Kane wieder wach und fing an zu weinen. Er blickte mich an und streckte die Arme nach mir aus. "Arm."
Ich nahm ihn auf den Arm, er legte seinen Kopf auf meine Schulter ab und dann war er ruhig. Marco stand auf und schaute nach. "Schläft wieder", sagte Marco. Ich wollte Kane zurück ins Bett legen, aber er wurde wach und klammerte sich an mir fest. "Neiiin", meinte er nur und blickte mich mit großen Augen an. "Dann lass Mama sich aufs Bett legen", sagte ich und stand auf. Ich legte mich in Kane's Bett und er kuschelte sich mich heran. Dann schlief er auch schon wieder.
"Was macht dein Hintern?", flüsterte ich meinen Mann zu, der grummelnd da saß, weil Kane gerade nur auf mich Bezogen war.
"Kühlt sich ab", sagte er und stand auf. Er hob die Schüssel auf und blickte mich an. Diese legte er auf dem Stuhl und schob diesen Näher an mich heran, damit ich da besser ran kam, wenn Kane wieder kotzen musste.
"Wo willst du hin?", fragte ich.
"Ich werde hier ja eh nicht mehr gebraucht. Bin drüben."
Marco ging aus dem Zimmer raus und ich schnitt eine Grimasse. Und dann hieß es, wir Frauen waren- ach. Wurmte ihn die Sache immer noch, dass Marcel und ich mal zwischendurch im Bett gelandet waren?
Kane schlief tief und fest, sodass ich nach einer halben Stunde ohne Bedenken das Zimmer verlassen konnte. Marco saß im Schlafzimmer auf dem Bett und drückte auf der Fernbedienung herum. "Wieso geht der nicht?", knurrte er. Ich ging zur Steckerleiste und drückte den Knopf an.
"Versuch es jetzt mal", bemerkte ich. Der Fernseher ging an und Marco schaltete direkt auf EuroSport wo eine Rally gefahren wurde. Irgendwo in Frankreich.
"Es ist immer noch diese eine Sache die dir auf den Keks geht?"
"Die eine Sache, dass du und Marcel mal etwas mit einander gehabt habt", knurrte er. Ich stellte ich mich vor dem Fernseher. Marco blickte mir ins Gesicht.
"Ist dein Vater Glaser?", fragte er mich.
"Nein, aber gelernter Maler", antwortete ich ironisch. "Wir haben doch geklärt, dass es Vergangenheit ist, oder nicht?"
"Doch, eigentlich schon", meinte er. "Das da mal etwas zwischen euch war, bevor du weißt, dass es mich gibt- okay. Aber vor zwei Jahren? 2014? Ehrlich?"
"Es war 2013 gewesen und wie gesagt kein richtiger Sex."
"War er besser als ich?", fragte er stur hinaus. "Was frage ich, er ist Tänzer."
"Das sage ich jetzt nicht nur, damit du dich besser fühlst. Aber er war nicht besser als du."
"Hm."
"Nicht so liebevoll wie du."
"Hm."
"Manchmal habe ich mich bei ihm gefragt, ob es um Leben und Tod bei dem geht."
"Hm."
"Sei doch nicht mehr so eifersüchtig, sonst suche ich Nora auf und rasiere der Trulla eine Glatze."
"Das hat nichts damit zu tun. Er ist dein bester Freund- unser bester Freund. Er hängt bei uns ab. Gehört schon irgendwie zur Familie und dann ihr beiden. Ich komme darauf nicht klar."
"Wir können Marcel ja nicht einfach die Freundschaft oder so kündigen, dass ist dir schon klar."
"Ach, es geht alles, wenn's möglich ist."
"Du willst ihn deswegen jetzt nicht wirklich die 'Scheidung' einreichen?", fragte ich fassungslos.
"Ehrlich?", meinte Marco. "Ich hab darüber nachgedacht."
"Du bist so eine Dramaqueen, Marco."
"Ich hab halt nur Angst, dass-", er hielt inne. "Egal."
"Nee, ist es nicht. Sag ruhig", forderte ich ihn auf.
"Ich hab halt Angst, dass da dann irgendwann wieder etwas zwischen euch ist."
"Du ich hab ihn damals vor zwei Jahren klar gemacht, dass es nie wieder so zwischen uns sein darf und sein soll. Du kannst ja nicht Ewig auf Sex verzichten- ich kann das nicht."
"Bei mir geht das irgendwie."
"Aber nicht, wenn ich in der Nähe bin", stellte ich klar.
"Stimmt", seufzte Marco.
"Wie geht es jetzt weiter?", fragte ich ihn. "Willst du deswegen all die weiteren Jahre grimmig drüber sein und wenn's hart auf hart kommt deinen besten Freund ignorieren?"
"Ich hab nicht gesagt, dass ich Marcel ignorieren werde."
"Ich kenne dich. Das wirst du machen."
"Ja, vermutlich schon, bis ich mich wegen der Sache wieder eingekriegt habe."
"Eine Frage-" meinte ich und blickte zur Tür. Kane war wieder wach und am weinen gewesen. "Wieso bist du nur sauer auf Marcel und nicht auf mich?"
"Papa!", rief Kane. Marco sprang auf und verließ das Schlafzimmer, ohne mir eine Antwort zu geben. Dann war Kane wieder ruhig. Seufzend ging ich ins Kinderzimmer, als ich sah, dass Marco auf dem Rand des Bettes saß und den wieder eingeschlafenen Kane über den Bauch streichelte.
"Eine Antwort-", meinte Marco und wandte sich zu mir. "Ich bin nicht sauer auf dich und Marcel. Einfach nur enttäuscht, dass ich davon erst jetzt erfahre und mich Marcel deswegen angelogen hatte."
"Inwiefern?"
"Er meinte, er sei auf der Klassenfahrt von irgendeiner Tussi-", meinte ich.
"Ja, seine Mutter hat die Kondome bei ihm gefunden und dann hat er sie eben angelogen und das behauptet. Anscheinend hat sich Marcel das dann weiter eingeredet- ach keine Ahnung", meinte ich und setzte mich neben Marco auf das Bett. Auch ich legte meine Hand leicht auf Kane's angespannten Bauch. Marco daraufhin seine auf meine- dann seufzte er.
"Ich hoffe einfach nur, dass unser Borusse schnell wieder auf den Damm kommt", sagte er. Ich stimmte der Sache zu und meinte noch: "Wir können uns schon auch mal darauf einstellen, wie Kane die nächsten Wochen krank zu werden."
"Ein Hoch, dass bei uns im Bad und unten Waschbecken und Klo nebeneinander sind, falls es gleichzeitig aus beiden Seiten herausgeschossen kommt", nickte Marco nur.
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