Kapitel 161
KAPITEL 161
~ Marco's Sicht ~
"Frau Reus, würden Sie sich bitte aus dem Bett erheben", sagte ich, als ich mit Kane auf dem Arm am Bett stand.
"Jaaaa!", grummelte sie und riss sich die Decke vom Körper. Dann stand sie auf und streckte sich erstmal. "Hast du Frühstück gemacht?"
"Nein. Wir gehen in der Stadt frühstücken. Wir haben ein paar Behördengänge hinter uns", sagte ich und Kane blickte seine Mama fragend an.
"Bist du müde?", fragte Kane seine Mutter.
"Nach einer schönen Dusche nicht mehr", sagte May und ging in ihr altes Zimmer, wo sie sich die Klamotten raus holte. Dann war sie im Bad verschwunden.
"Und wir gehen ein wenig spielen", grinste ich Kane an.
"Ja!", rief er und wollte von meinem Arm runter. Ich stellte ihn auf den Boden ab und er lief in sein Zimmer. Ich flitzte hinter her.
Nach zwei Stunden konnten wir endlich in die Stadt fahren.
"Marco, hast du nicht was vergessen?", fragte May mich und blickte mich stirnrunzelnd an, nachdem sie neben mir stand.
"Nee, wieso?", fragte ich und schnallte mich an.
"Naja, uhm, Schatz. Wie soll ich das sagen", meinte sie und kratzte sich die Schläfe.
"Hm, was denn?"
"Was denn?", fragte May erstaunt.
"Ja?"
"Rallst du überhaupt was?"
"Öhm."
"Marco. Du sitzt auf dem Fahrersitz. Du besitzt keinen Lappen. Jetzt runter da. Ich fahre!"
Ich starrte auf den Lenkrad vor mir. "Ach Herrjemine!", rief ich und schnallte mich wieder ab. Dann stieg ich aus und überließ meiner Freundin den Fahrersitz.
May fing an zu lachen, da ich ziemlich verdutzt schien. "Du bist einer", lachte sie und zog die Tür zu. "Sitzt die Silvester-Hochzeitsnacht noch in deinen Knochen, beziehungsweise Gehirn? Oder was ist los?"
"Ja, das auch. Wieso hast du mich nicht aufgehalten, als ich am Vegas Strip das Wort Strip zu ernst nahm?"
"Ich war damit beschäftigt es zu Filmen?", grinste sie und wir machen uns auf den Weg in die Stadt.
"Die liebende Ehefrau hätte mich aufgehalten, aber die wirklich liebende Ehefrau hält voll mit der Kamera drauf-"
May grinste nur. "Ich liebe dich auch", meinte sie.
"Ich liebe Papa auch", sagte Kane.
"Papa liebt Mama und Kane auch", schmunzelte ich.
"Also wohin darfs denn gehen?", fragte May mich.
"Ich beschreibe dir die Wege. Als wir vom gerichtlichen Übersetzer wenig später beim Standesamt waren, hatte ich May immer noch nichts davon erzählt, dass wir auch hier sind um die Vaterschaft von Kane anerkennen zu lassen.
"Überlass mir einfach das reden."
Das mit der Hochzeitssache abklären ging ziemlich schnell. Die Frau war auch ganz nett.
"Uhm, Frau Sommer", sagte ich und kratzte mir nervös an die Stirn. "Ich möchte noch etwas-"
"Was kann ich denn noch für Sie tun?"
Kane der auf meinem Arm saß, war beim Gespräch eingeschlafen und schlief seelenruhig weiter.
"Ich möchte gerne die Vaterschaft von Kane Range anerkennen. Und das er eben auch Reus wie meine Frau heißt."
Als sie mir noch ein paar fragen gestellt hatte, wie lange wir denn wieder zusammen sind, erzählte ich eine Lügengeschichte.
"Das damals war ein Onenightstand. Es hatte nichts zu bedeuten. Wir kannten unsere Namen nicht. Wir beide haben falsche Namen genannt-"
May neben mir verzog keine Miene, aber ich sah ihr an, dass sie mir am liebsten den Kopf abgerissen hätte.
"Nee, er lügt. Wir waren zusammen. Ich wusste die ganze zeit das er auch der Vater von Kane ist. Dann haben wir uns während der Schwangerschaft getrennt. Blieben im Kontakt. Er war sogar bei der Geburt dabei. Wir sind erst wieder seit ein paar Monaten zusammen. Ich bin sogar nach Dortmund gezogen, damit Kane bei seinem Vater ist. Ich habe zwar eine eigene Wohnung, bei Kane steht drinnen, Vater unbekannt-"
"Sie haben das nur wegen dem Staat gemacht?", unterbrach Frau Sommer May.
"Ja, ich wollte nicht, dass ihn das Geld aus der Tasche gezogen wird."
"Verständlich", bemerkte die Frau. "Dann wird das eben eingetragen, dass sie erst jetzt heraus gefunden haben, wer der Vater des Kindes ist. Diese werden schon verwundet sein, dass sie aufeinander gefunden und geheiratet haben. Naja. Wie auch immer. Auf jeden Fall können sie sich darauf einstellen, dass das Amt ihnen die Leistungen streicht, wenn sie einen Job haben?"
"Hab ich. Als Kellnerin", nickte May.
"Ihnen wird die Unterstützung gestrichen. Sie haben nichts mehr mit dem Amt zu tun."
"Wie ist das mit dem Unterhalt?", hakte ich nach.
"Das wird dann berechnet, wie viel sie monatlich verdienen."
"Gut. Okay, das ist ja kein Problem. Aber wir haben eine Wohnung angemietet. Also meine Freundin."
"Frau", meinte May.
"Frau", nickte ich. "Die bezahlt das Amt. Wie geht es da weiter?"
"Geben Sie an, dass Ihre Frau zu Ihnen ziehen wird. Daraufhin kündigen die die Wohnung. Es sind eben und leider ganz viele Behördengänge."
"Kann man halt nicht vermeiden", meinte ich.
"Stimmt", nickte die Frau nur. "So isses eben. Auf jeden Fall wird das alles eingeleitet. Ihre Frau sollte zum Amt gehen und sich dringend abmelden lassen. Dann sind Sie frei vom Amt und Ihrer Zukunft steht nichts mehr im Wege."
"Gut", meinte ich. Dann besprachen wir noch Kleinigkeiten, bis wir dann auch wieder gehen konnten.
"Ist eigentlich Kane's Kinderwagen im Auto."
"Ja, der Buggy ist immer drinnen", sagte May. "Willst du noch spazieren gehen, oder was ist los?"
"Klar. Ein wenig durch die Stadt schlendern. Ist doch auch mal ganz schön."
"Na gut. Aber sobald deine Fangirls deinen Geruch wahrgenommen haben, müssen wir hier weg", scherzte sie.
Ich lachte. " Da hast du recht, Schatz", stimmte ich zu.
Wenig später schob ich den Buggy mit meinem schlafenden Sohn vor mir durch die Dortmunder Innenstadt, während May neben mir ging. Ich hatte zwar meine Kapuze bei dem saukaltem Wetter in die Stirn gezogen, kam mir aber immer noch so vor, als ob mich alle anstarren und erkennen.
"Wo gehen wir hin?", fragte ich May und musterte ihr Gesicht.
"Ich denke, ich fahre zum Jobcenter. Da muss ja noch einiges geklärt werden. Du kannst ja mit Kane durch die Stadt gehen. Bin bald wieder da."
"Oha. Na dann", seufzte ich. May drückte mir einen Kuss auf den Mund und schaute noch mal in den Buggy.
"Er schläft immer noch", bemerkte sie und haute mir auf die dicke Winterjacke, ehe sie mich stehen ließ.
"Na gut. Dann gehen wir nach Karstadt", sagte ich und schob den Kinderwagen weiter. Da wurde Kane auch wach und wollte unbedingt, dass ich ihm die Jacke ausziehe, da es ziemlich warm wurde. So war es auch. Ich öffnete meine Jacke und schob den Kinderwagen beiseite, damit ich den Weg nicht versperre.
"Wo ist denn Mami?", fragte Kane, als ich ihm die Jacke auszog und auf den zugefalteten Sonnendeck legte.
"Mama, muss was holen und dann kommt sie hier her", erklärte ich und kniete mich wieder vor Kane. "Wir gehen jetzt erstmal neue Fußballschuhe für dich kaufen."
"Ich hab doch welche", bemerkte Kane.
"Ja, aber zwei paar wären doch auch cool, oder. Wenn die kaputt gehen, damit du noch welche hast."
"Oki", grinste er.
"Und danach gehen wir in die Spielzeugabteilung und du darfst dir was aussuchen."
"Ja!", rief er und warf die Arme in die Luft. Ich zog Kane die Emma-Plüschmütze vom Kopf und legte sie zu seiner Jacke. Mein Beanie zog ich auch vom Kopf, ehe ich durch meine Haare fuhr und mich dann mit dem Kinderwagen in Bewegung setzte.
Wir fuhren mit dem Fahrstuhl in den dritten Stock, wo die Sportsachen waren.
"Bambini-Fußballschuhe, da sind sie", sagte ich und schob den Kinderwagen so, dass Kane schauen konnte. "Welche?"
"Die da!", sagte Kane und zeigte auf ein Paar.
"Die grünen?", fragte ich und zeigte auf diese.
"Ja", nickte Kane.
"Uhm, aber die hast du doch schon."
"Die da?"
"Die schwarzgelben!", rief ich begeistert.
"Ja", grinste Kane.
Ich suchte zwischen den Kartons nach Größe 28. Da. Die letzten. Hoffentlich passten diese auch.
"So dann probieren wir die mal an, was?", sagte ich und kniete mich vor Kane.
"Japp", sagte er. "Du Papa?"
"Was denn?", fragte ich ihn.
"Was ist das da?", fragte er mich und zeigte auf eine Giraffe die an der Wand geklebt war. Da konnte man die größe der Kinder messen.
"Da kann man messen, wie groß du bist", sagte ich und zog ihm die Schneeboots aus.
"Können wir das gleich machen?", fragte er mich.
"Klar, wenn wir geguckt haben, ob dir auch die Schuhe passen", sagte ich und holte die Schuhe aus dem Karton raus. Erstmal musste ich dieses Papier aus diesen Schuhen holen. Ich hasste es in die Schuhe reinzufassen. Man weiß ja nie, wer die vorher an hatte.
Ich zog Kane die Schuhe an und er musterte jede einzelne meiner Bewegung. Als ich ihn die Schuhe zubinden wollte, wollte er aus dem Kinderwagen raus. Aber er war ja angeschnallt.
"Papa, kannst du mich los machen?", fragte er.
"Klaro", meinte ich und öffnete den Verschluss des Gurtes, dann hob ich ihn raus.
"Tust du Papa einen Gefallen. Läufst du mal auf und ab", meinte ich.
"Yo", meinte er und lief im Gang auf und ab. Die Stollen klackten auf den Boden, weshalb Kane wild herum hüpfte. Er hatte seinen Spaß daran gefunden.
"Drücken die?", fragte ich ihn und fing Kane ein, als er an mir vorbei lief.
"Nein", meinte er. Ich tastete die Schuhe ab. Na, sein Zeh war noch ein Stückchen vom Rand entfernt. Er hatte Platz. Beim anderen Fuß war es genauso.
"Dann nehmen wir die mit?", fragte ich Kane.
"Ja", sagte er und ließ sich vor mir auf den Boden plumpsen. "Ausziehen!"
"Muss ich ja wohl", sagte ich. Ich zog die Schuhe aus und packte sie wieder in das Karton. Dann zog ich Kane seine Boots an- ich wollte es. Aber er sprang auf und stellte sich an die 'wie groß bin ich'-Giraffe.
"Gucken, Papa", meinte er.
Ich stand auf und ging zu Kane. "Dann müssen wir dich einmal richtig an die wand stellen. Gerade. Nicht strecken, Kane. Hmmmm, Moment. Da haben wir die Größe. Ein Meter fünf."
"Du auch", sagte Kane und trat bei Seite.
"Na, das geht ja nur maximal bis eins dreißig", sagte ich und stellte mich da ran. Kane stellte sich neben mich und haute schockiert die kleinen Hände an die Wange. "Papa, du bist zu klein", bemerkte er.
Ich lachte nur. "Nee. Papa ist zu groß", sagte ich und schnappte mir Kane, welchen ich zurück zum Buggy trug.
"Jetzt ziehen wir dir die Schuhe an und dann gehen wir noch-"
"Luiiiiiiiis", rief Kane und blickte an mir vorbei.
"Kaniiiii", rief ein kleiner Junge und lief zu uns rüber.
Das war Luis aus Kane's Krippen-Gruppe. Die beiden hauten Faust an Faust und wenig später lief auch schon Luis Mama hinter her.
"Hallo, Frau Wilder", sagte ich.
"Hallo, Herr Reus", entgegnete sie. "Luis, du sollst doch nicht weglaufen."
"Da ist Kane!", sagte Luis und zeigte auf Kane.
"Ja, das sehe ich", meinte Luis Mama. "Auch hier um Weihnachtsgeschenke umzutauschen?"
"Nein. Neue Fußballschuhe holen, dann noch ein wenig Spielzeug. Gab es zu viele Socken?"
"Das sowieso. Aber Luis hat drei mal dieselbe Lego Diplo Ritterburg bekommen. Von mir, seinem Vater- meinem Ex-Mann, und von seiner Oma."
"Ach, dann werden Papas und Omas Geschenk -"
"Zurück gebracht ja", nickte Frau Wilder. "Wo ist denn May?"
"Meine Freundin muss auch bald wieder da sein", meinte ich. "Sie hat noch einen Termin, weshalb ich mit Kane Karstadt unsicher mache."
Kane zeigte Luis gerade die Fußballschuhe.
"Kane hat uns erzählt, dass er schon Fußball spielt", bemerkte Luis Mama.
"Ja, da ist er auch ganz stolz drauf. Nächste Woche geht es endlich wieder mit dem Training los. Er fragt schon, wann er wieder spielen darf."
"Kane ist ja jetzt auch schon drei. Der muss doch eigentlich in den Kindergarten hoch."
"Mitte Januar kommt er in die gelbe Gruppe", nickte ich.
"Da will Luis auch hin. Er will ja nicht in die blaue Gruppe, da das mit, wie heißen die-"
"Was meinst du?", fragte Luis.
"Wieso willst du nicht in die blaue Gruppe?"
"Wegen Schalke. Die mag ich nicht. Ich bin doch Dortmunder", sagte Luis.
Ich lachte nur. "Richtige Einstellung", bemerkte ich. "Wann kommt Luis hoch?"
"Anfang Februar soll er kommen. Er hat ja ende Januar Geburtstag."
"Dann kriege ich Geschenke", bemerkte Luis glücklich. "Und ich will, will auch wie Kane Fußball spielen!"
"Auch bei den Bambinis?"
"Ja", nickte Luis. "Dann werde ich mal so berühmt wie du und Aua-dey-dang."
"Wenn ich euch trainiere, dann ja."
Dann fragte mich Frau Wilder wo sie denn hin müsse, wenn sie Luis bei den kleinen Bambinis anmelden möchte. Ich schrieb ihr die Adresse und die Nummer des Trainers auf und das sie sich da melden solle. Dann wird da ein probetag ausgemacht und alles besprochen, während das Kind mit trainiert.
Dann verabschiedeten wir uns. Luis und Kane hauten wieder Faust an Faust und meinten, dass sie sich am Donnerstag eh in der Krippe sehen werden.
"So", sagte ich und setzte Kane in seinem Buggy ab. Den Karton mit den Schuhen legte ich auf seinen Schoß.
"Gut aufpassen", sagte ich.
"Immer", meinte Kane. Dann schob ich ihn zur Spieleabteilung im selben Stockwerk. Kane kreischte auf und flutschte aus dem Wagen. Die Schuhe legte er rein, ehe er zu den Regal mit den ganzen Playmobil Zeugs lief. Er hat zu Weihnachten sämtliche Playmobil Sachen bekommen, aber trotzdem fand Kane wieder etwas, was er haben wollte. Es gab seit neustem ein Fußballstadion. Die drei größten Deutschlands. Die Arroganz-Arena, das Olympia Stadion und unser Westfalenstadion.
Ich suchte alles ab. Kein Westfalenstadion mehr. Ich blickte zu Kane, der mich entsetzt anschaute.
"Die haben wirklich nur noch das", bemerkte ich. Ich war selbst niedergeschlagen.
"Ich. Will. Aber. Den. Tempel. Haben!", sagte Kane, wessen Unterlippe anfing zu zittern, seine Stimme bebte traurig und dann fing er an zu weinen. Ich stellte die Packung neben mir auf dem Boden ab und zog Kane in meine Arme. Er drückte sich zurück und trat gegen die Packung mit der Arroganz-Arena.
"Überall. Diese. Dummen. Bauern!", meinte er und trat nach jedem Wort noch mal dagegen.
"Lass es ruhig raus. Ich darfs ja nur bezahlen", meinte ich und hob Kane hoch, der die Packung wutentbrannt auseinandernehmen wollte.
"Kane. Papa guckt zu Hause im Internet, okay?", fragte ich ihn.
Er blickte mich weinend an. "Ich will es aber jetzt haben."
"Das heißt ich möchte."
"Ich möchte das aber jetzt haben."
"Aber das haben die doch nicht mehr hier. Papa kann ja mal fragen, ob sie das noch auf Lager haben."
"Dann mach", meinte Kane und wimmerte theatralisch.
"Seit wann setzt du denn so deinen willen durch?", fragte ich ihn. Ich hielt Kane immer noch auf meinen Armen und schob den Wagen vorran.
"Frag. Bitte", sagte er flehend.
Nachdem ich bei einer Mitarbeiterin gefragt hatte, ob sie noch den Westfalenpark auf Reserve hatten, wurde mir sofort gesagt, dass das letzte gerade rausgegeben wurde. Scheiße.
Kane blickte die Verkäuferin entsetzt an und dann fing er wieder an zu weinen.
"Muss es denn der Westfalenpark sein? Es kann auch das Olympiastadion sein?", bat die Verkäuferin nett an.
Kane blickte wieder zu ihr und zeigte auf mich. "Die hat keine Ahnung von Fußball!", heulte er weiter.
"Offensichtlich", nuschelte ich und runzelte die Stirn. "Trotzdem danke, dass sie uns helfen wollten."
"Tut mir leid. Die Limited Edition gib's halt nur bei Karstadt. Und ich kann ja in den anderen Filialen anrufen und nach fragen, ob sie noch welche haben?"
"Nee, das geht schon. Ich gucke im Internet", winkte ich nett ab und versuchte Kane zu beruhigen.
"Du kriegst das Stadion schon. Nur nicht heute. Aber du kriegst es, versprochen", flüsterte ich ihn zu. "Nun hör auf zu weinen. Sonst denken die Leute sonst was."
Ich drückte ihn einen Kuss auf die feuchte Wange. Kane weinte immer noch, aber war nicht mehr am heulen. Runter wollte er auch nicht.
"Du wirst aber schwer", sagte ich.
"Ja", meinte Kane nur. Dann seufzte er genervt. Und ich wusste wieso.
"Jason. Nein", knurrte die Mutter, als dieser kleine Rabaucke die ganzen Wollknäule aus den Körben schmiss.
"Was kann ich nur tun, dass du auf mich hörst?", fragte die Mutter.
"Laufleine und Stahlkäfig mit Panzerglas", sagte ich trocken im vorbeigehen. Kane lachte leise.
"Herr Raus, Sie schon wieder", meinte die Frau und schnaubte.
"Frau von und zu Ihr Name interessiert mich genauso viel wie eine geplatzte Currywurst im Wattenmeer, dass heißt Reus. Ersetzten Sie das A durch E und Sie haben das korrekte Ergebnis."
Kane wollte runter, da Jason auf den Kinderwagen zu ging. Als ich Kane runter ließ, schaute ich in den Einkaufswagen neben mir. Da war- jawollo. Der Playmobil Westfalenpark.
"Gehört der Ihnen, der steht im Weg", bemerkte ich und deutete auf den Wagen.
"Ja, da passen Sie ja wohl durch, sie Salzstange!"
Ich hob ein Wollknäul auf und warf es in die Richtung von Jason's Mom. "Nah, anscheinend haben Sie doch nicht Ihre eigene Erdumlaufbahn!"
Jason, der sich Kane's Trinkflasche geschnappt hatte und dort raus trinken wollte, wurde von Kane zurück geschubst.
"Das ist meins!", sagte Kane sauer und riss ihm die Flasche aus der Hand. Jason blickte entsetzt.
"Sie sollten die Wolle einräumen", sagte ich. "Sonst hauen Ihnen alte Omis mit den Krücken eine rüber. Die mögen das nicht. Ich spreche aus Erfahrung."
Jason's Mom drehte sich mit dem Rücken zu mir und pfiff nach ihrem Sohn. Jason stand auf und ging zu seiner Mom. Ich drehte den Kinderwagen um, griff in den Einkaufswagen, zog die Packung heraus und ließ sie im Kinderwagen verschwinden. Kane blickte mich aufgerissenen Augen an.
"Papa", meinte er.
"Pssst", meinte ich und hielt mir dem Zeigefinger vor die Lippen. Dann ging ich schnell vor. Kane lief mir hinter her.
"Da ist die Kasse!", bemerkte Kane als wir zum Fahrstuhl gingen.
"Wir bezahlen unten", sagte ich und drückte panisch auf den Knopf herum.
In dem Moment hörte ich einen Jungen kreischen - Jason - und dessen Mutter meckern.
Ihr Kopf tauchte hinter den ganzen Regalen auf und sie schaute sich um.
"Papa! Rein!", sagte Kane und haute mir auf den Po. Wir huschten in dem Fahrstuhl. Ich drückte auf den Knopf. Die Türen zogen sich zu und wir fuhren nach unten. Ich lehnte mich an die Wand und Kane blickte grinsend in den Wagen.
"Ist das meins?", fragte er mich.
"Wenn ich das bezahlt habe, dann ja", grinste ich. Dann schaute ich ernst. Kane musterte mein Gesicht. "Kane, dass machst du aber niemals. Anderen Kindern etwas wegnehmen, wenn du so groß wie Papa bist."
"Jason nimmt auch immer weg", sagte er.
"Ich weiß", nickte ich. Als wir unten ankamen, stellte ich mich zur Kasse und bezahlte die Schuhe und Kane's neues Spielzeug. Es wurde in eine Tüte gesteckt und dann gingen wir zum Ausgang. Ich zog Kane an, machte meine Jacke zu und setzte mein Beanie auf und dann verließ ich den Laden.
"Wo ist Mama?", fragte Kane, der in seinem Buggy saß und am summen war.
"Wollen wir mal Mama anrufen?", fragte ich und ging um die Ecke, wo wir uns am Rand stellten. Ich zog mein Handy hervor und ging nach vorne zu Kane.
"Mama, wo bleibst du?", fragte Kane, nachdem May das Gespräch entgegen nahm.
"Bin gleich in der Stadt. Wo seid ihr?"
"Wo bist du?", fragte ich.
"Steige gerade aus der S-Bahn aus und gehe gerade bei KFC- treffen wir uns da?"
"Dann müssen wir den ganzen Weg zurück gehen. Komm zu Nordsee. Will mal wieder Lachs essen. Es gibt sogar Tintenfisch."
"Du mich auch", meinte May ironisch. "Dann komm ich da hin. Geht schon mal rein und haltet einen Platz frei."
"Alles klar Frau Reus", meinte ich.
"Herr Reus", sagte May.
Damit war das Gespräch beendet. Ich saß mit Kane zehn Minuten in Nordsee drinnen und waren bereits am essen. Dann betrat May den Laden.
"Meine Mami!", rief Kane und zeigte grinsend auf May. So jetzt wusste es jeder im Laden, das May seine Mami war. Sei es der genervte Rentnerclub neben an am Tisch, oder die anderen Gäste und Mitarbeiter. Jeder wusste es. Dasselbe auch mit mir, als ich ihm sein Essen hinstellte. May zog die Kapuze vom Kopf und zog die Jacke aus, die sie über die große Stuhlrückenlehne hang. Dann setzte sie sich hin.
"Hier", meinte ich und schob ihr den Teller mit den zwei Bremern rüber.
"Nice", meinte sie grinsend.
"Lass es!", zischte ich.
"Es ist mir egal, ob das Nice-Ding dein Ding ist", sagte sie und biss vom Bremer ab.
Nach dem wir fischig zu Mittagessen gegessen haben, schlenderten wir noch ein wenig durch die Innenstadt.
"Bisher bist du noch nicht aufgefallen", sagte May und schob den Kinderwagen vor sich her, während ich mit den Tüten neben ihr ging.
"Noch nicht. Anscheinend sind die ganzen Fangirls noch nicht wach. Sind ja immer noch Ferien."
"Bis Donnerstag", meinte May.
"Du weißt am Mittwoch muss ich zum Lakattest. Donnerstag geht es nach La Manga."
"Ja, ich bin Mittwoch noch mit Tuğba unterwegs. Nuri kann nicht mit zum Ultraschall. Sie hat mich gefragt."
"Du denkst, du kannst das ertragen?", hakte ich nach.
May nickte. "Muss ich doch. Ich muss doch dagegen kämpfen. Ich bin ja eine Reus."
"Sagst du es Tuğba dass wir geheiratet haben."
"Wir sollten es erstmal deiner Familie beibringen", sagte sie belustigt.
"Dann machen wir das", grinste ich.
"Was hast du Kane eigentlich gekauft?"
"Fußballschuhe und Playmobil."
"Der hat doch schon genug", seufzte May.
"Das ist eine Limited Edition", sagte ich und schnitt eine Grimasse. "Westfalenstadion!", meinte ich und zeigte May das was da drinnen war.
"Wen hast du das aus dem Wagen geklaut?", fragte May ironisch.
"Jason's Mom", sagte ich.
May lachte, hörte aber auf, als sie sah, dass ich das ernst meinte. "Nein! Marco!"
"Doch. Die hatte das letzte und joah, ich hab halt lange Finger gemacht. Kane hat geheult, weil da nur noch das Olympiastadion und die Arroganz-Arena war."
"Oh man. Du verdienst ehrlich den Preis für den beklpppzesten Vater der Welt", lachte May. Ich stimmte mit ein. "Das höre ich gerne", lachte ich.
Am Auto angekommen räumten wir alles ein und machten uns auf den Weg nach Hause.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro