Kapitel 157
KAPITEL 157
~ Marco's Sicht ~
Am darauffolgenden Tag, war ich schon ziemlich früh wach. Normalerweise würde ich wie ein Stein schlafen, aber da ich heute HEIRATEN werde, ging es nicht wirklich. Ich war einfach so aufgeregt, dass dieses sich in Angst ausbreitete, da ich die Befürchtung hatte, die Blitzhochzeit mit meiner großen Liebe, gehe irgendwie schief. Ich verdrängte den Gedanken schnell wieder, aber dann fiel mir ein, dass ich ja dieses Ehegelübde schreiben soll.
Meine Probleme waren: Wie schreibt man das? Und was soll ich da überhaupt reinschreiben? Und wie kurz oder lang muss es sein?
Es stand fest, dass auf jeden Fall unser Humor mit eingebracht werden musste. Gott, das kann wirklich was werden. Damit ich Tommy und Janu um ein Uhr in der Nacht nicht weckte, war ich mit Stift und Papier im Badezimmer verschwunden. Ich saß vor der Badewanne und starrte das leere Blatt Papier an. Es gab so viel zu schreiben, aber wir mussten uns kurz halten. Die Zeremonie wird höchstens nur fünfzehn bis zwanzig Minuten gehen. Eigentlich nur zehn Minuten, aber ich habe da ein wenig die Tante bestochen, die das ganze ausrichtet wird.
Ich plusterte meine Wangen auf und atmete wieder aus. Dann fing ich einfach mal an zu schreiben. Ah, auf Deutsch oder Englisch. Janu wird doch nichts verstehen - bei Tommy war ich mir sicher, dass er das verstehen wird. Die Menschen da auf der Kapelle, haben auch Deutsch geredet- waren auch Deutsche gewesen.
Mir lag Deutsch ja eher, weshalb ich dass denn jetzt doch auf Deutsch aufschrieb.
Ich ging das erste Treffen mit May in meinen Gedanken durch, als sie nach Dortmund kam. Ich hatte sie einfach eingeladen mit nach Formenterra zu fliegen, obwohl ich sie kein bisschen kannte. Da fing halt eben alles an. Am nächsten Tag sind wir vier dann nach Formenterra geflogen.
Ich wollte May unbedingt kennen lernen, als ich das Foto auf Marcels Handy gesehen habe. Wir hatten sie sogar angerufen, weil mir die Idee kam, wieso nehmen wir sie nicht einfach mit. Als May dann den Anruf entgegen nahm, laberte Robin nur Müll und ich bekam anfangs kein Wort heraus.
Das dritte Mal fing ich gerade an und ich hoffte, dass es jetzt endlich was werden wird. Die Stunden vergingen wie im Fluge und ich war ziemlich stolz auf das was ich geschrieben hatte. Janu war gegen sieben wach geworden und wollte sofort zu ihrer großen Schwester. Tommy war nur am Grummeln und meinte, dass Janu sich gedulden soll. Das soll doch eine Überraschung werden.
"Wo's Mimis Mann?", hörte ich Janu fragen.
"Die beiden können auch nicht ohne einander", grummelte Tommy. Als ich aus dem Bad kam blickten beide zu mir.
"Hab ihn gefunden!", rief Janu und zeigte grinsend auf mich.
"Was hast du denn da drinnen gemacht?", fragte Tommy mich.
Ich hielt den Block hoch. "Das Ehegelübde verfasst. Ich hoffe ich kann nachher noch meine Schrift lesen und blamiere mich nicht vor meiner Frau."
"Das wird schon", meinte Tommy aufmunternd. "Ich denke, dann machen wir uns alle mal fertig."
"Alter vor Schönheit", sagte ich und blickte zu Tommy, als ich auf die Badezimmertür zeigte- scherzend natürlich.
"Du gehst zu erst. Ich brauch noch eine Weile um das alles zu realisieren."
"Wen sagst du das", meinte ich und war mit meinem Koffer im Badezimmer verschwunden. Ich duschte ausgiebig, schrubbte mir die Zähne fast durchsichtig, rasierte meinem Dreitagebart weg, der seit ich in der Beziehung mit May bin ziemlich dicht geworden ist. Das lag wohl an den Hormonen, die der Körper ausschüttet, wenn man zu viel Sex hat. Viel Sex- viel Bartwuchs.
Ja, Biologie war wirklich mein Lieblingsfach.
Aftershave draufgeklatscht und dann die Haare geföhnt und gestylt.
"Haaach", seufzte ich, noch geduldig, als eine Haarsträhne nicht so sitzen wollte, wie sie eigentlich MUSS. Der gab ich aus Ungeduldig, die sich in Verzweiflung umschlug und dann in puren Hass einfach mal einen Namen. "Gisela, ruiniere mir nicht meinen Hochzeitstag, verdammt. Sonst kotze ich im Strahl."
Tadaaaaaaa, die Strähne saß. Ich machte noch ein wenig Haargel rein und nickte zufrieden.
"Also, bei dir muss sie sofort Ja sagen", grinste ich und schnappte mir meinen Anzug, der in dieser Folie an der Tür hing. Es war ein dunkelblauer Anzug, darunter ein hellblaues Hemd und eine hellblaue Seidenkrawatte. Eigentlich wollte ich das heute für Silvester anziehen, aber das das dann doch mein Hochzeitsanzug werden sollte, habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet und gedacht.
Ich knöpfte die Bluse von oben nach unten zu und strich sie noch mal glatt. Dann faltete ich die Ärmel um und knöpfte die ebenfalls zu, damit sie mir ja nicht wieder aufgingen.
Die bescheuerte Krawatte wollte auch meine Geduld auf die Probe setzen. Ich musste zwanzig Mal neu anfangen, oke, jetzt einundzwanzig Mal. Dann ließ ich die erstmal sein und schnappte mir die Anzughose, in die ich schlüpfte. Mist, ich wollte mir noch Anzugschuhe kaufen, aber da mussten jetzt erstmal wohl meine Nikes herhalten. Ich stopfte meine Sachen wieder in den Koffer und schnappte mir die Anzugjacke, ehe ich mit Koffer das Badezimmer verließ. Janu trug bereits ein weiß-pinkes Sommerkleid und Tommy flechtete ihren Pony schräg nach hinten. Sie blickte mich mit denselben Augen an wie Tommy und May sie hatten. Dann grinste sie.
"Du kannst Flechten?", fragte ich ihn.
"Ich habe eine ältere Tochter. Das lernst du auch, wenn ihr mal ein kleines Töchterchen bekommt", grinste Tommy.
Ich schluckte leicht. Bekommen werden wir beide ja kein gemeinsames Kind mehr. Aber ich denke, wir konnten ja wohl ein Kind adoptieren. Später einmal. "Bestimmt", murmelte ich dann. Tommy steckte den geflochteten Pony mit Haarspangen fest und fuhr durch die leichten Naturlocken von Janu.
"Dann geh ich auch mal duschen", sagte Tommy und stand vom Bett auf. "Kannst ja mit Janu die Schuhe aussuchen. Viel Spaß."
Tommy hatte sich ein paar Sachen geschnappt und war im Badezimmer verschwunden. Ich setzte mich auf den Rand des Bettes, während Janu mich skeptisch musterte. "Was sind deine Absichten?", fragte sie mich.
"Bitte?", fragte ich perplex.
"Wieso heiratest du Mimi?"
Ich schmunzelte. "Weil ich deine Schwester wirklich über alles Liebe und ich so gerne will, dass May meine Frau wird."
"Und du wirst auch definitiv Ja sagen?", hakte Janu weiter nach.
"Ich wäre der blödeste Mann auf den Planeten, wenn ich diesen Schritt nicht eingehe", sagte ich. "Ich habe deine Schwester nicht umsonst gefragt, ob sie meine Frau werden will."
"Wie wird May dann heißen?"
"May Reus", sagte ich.
"Toll", sagte Janu und wandte sich dann ihren Schuhen zu. Sie seufzte theatralisch. "Welche soll ich denn nun anziehen."
Sie warf verzweifelt ihre Arme in die Luft und ich lachte leise. "Dass finden wir schnell raus."
Sie hatte nur vier paar Schuhe mit und als ich vorschlug, dass sie doch die weißen Ballerinas mit der kleinen Schleife vorne anziehen sollte, wirkte sie erst skeptisch, dann dachte sie nach und war mit dem Ergebnis einverstanden.
"Papa, wann darf ich eigentlich heiraten?", fragte Janu, als Tommy wenig später dann auch noch so nett war und mir die Krawatte band. Er kriegte es gleich beim ersten Mal hin und ohne Nervenzusammenbruch. Dann zog ich meine Anzugjacke an und knöpfte diese zu. Mein Ehegelübde steckte ich in die Brusttasche.
Wie schnell doch die Zeit vergangen war. Um 11 Uhr hatten wir unseren Termin drüben in der Kapelle und es war nur noch eine halbe Stunde. Wir wollten jetzt schon los gehen, damit ich mir das alles anschauen konnte, was die Mitarbeiter da fabriziert haben. Janu wollte unbedingt an meiner Hand gehen und wir gingen an den Brunnen vorbei. Ich schaute mich um, auf der Hoffnung May jetzt schon zu sehen. Doch sie war nirgends.
"Hast du was von meiner Verlobten gehört?", fragte ich Tommy, als wir draußen waren.
"Nein, überhaupt nichts", sagte Tommy mit einen komischen Unterton.
"Du hast oder?" Ich musterte sein Gesicht.
"Natürlich habe ich etwas von meiner Tochter gesehen. Ich war doch kurz bei ihr."
"Wie sieht sie aus? Geht es ihr gut?", hakte ich nach.
"Marco, chill doch mal", lachte Tommy. Janu stimmte mit zu und seufzte.
~ May's Sicht ~
"Kleines, es ist zwölf Uhr in der Nacht, wieso bist du denn noch wach?", fragte Marcel müde, als er fertig zum Kühlschrank schlürfte. Ich saß auf der Couch und schrieb schon seit einer gefühlten Ewigkeit am Ehegelübde.
Ich hob den Block hoch. "Ehegelübde", antwortete ich. "Aber ich bin bald fertig- hoffentlich."
"Darf ich das lesen?", fragte Marcel mich und schmiss sich neben mich auf die Couch.
"Du darfst bis zur Zeremonie warten", antwortete ich und klappte den kleinen Block zu.
"Ich bin dein bester Freund", bettelte Marcel und setzte seinen Dackelblick auf. "Und dein Trauzeuge."
"Marcel, warte ab. Die Hochzeit ist in ein paar Stunden. Du kannst dich ja mal wohl gedulden, oder nicht."
"Sorry."
"Hast du eigentlich was von Marco gehört?", nuschelte ich.
"Haben wir nicht abgemacht, dass du nicht nach ihm fragst?"
"Joah, eigentlich schon. Aber ich frage mich, ob er schläft, oder nicht schläft. Ob er am Gelübde schreibt, oder nicht. Was in seinem Kopf rumgeht. Ob er genauso nervös ist wie ich."
"Dass du schlafen sollst. Er will sicherlich keinen Zombie mit tiefen Augenringen heiraten."
"Idiot", murmelte ich.
"Idiot, bester Freund und Trauzeuge", grinste Marcel und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. "Jetzt geh schlafen."
"Ich muss noch das Gelübde zu Ende bringen."
"Mach aber nicht mehr lange, oke. Du sollst scharf aussehen. Marco soll schon von eurer Hochzeitsnacht träumen, wenn du zum Altar schreitest."
Ich bewarf Marcel mit einem Kissen. "Wenn er sieht, dass ich nichts außer einem Hauch von Nichts unter dem Kleid trage-"
"Jaja, ich weiß, ich weiß. Ihr beiden treibt es wie die verrückten."
"Ja, das brauch man nicht leugnen."
"Leugnen sowieso nicht", bemerkte Marcel. "Manchmal, seid ihr nicht gerade die leisesten."
Damit ließ mich Marcel wieder alleine. Ich klappte den Block auf und schrieb das Gelübde zu Ende, dann machte ich mich auch auf den Weg ins Bett. Das Gelübde versteckte ich unter meinem Kopfkissen und dann lag ich da erstmal eine Weile wach. Aber nur eine kurze Weile. Dann wurde ich plötzlich schrecklich müde und schlief ein.
"Guten Morgen, Braut", bemerkte Marcel, als ich frischgeduscht und im Bademantel aus meinem Zimmer kam.
"Morgen", meinte ich fröhlich. Auf der anderen Seite war ich so Nervös, dass ich kotzen könnte. Aber naja. Kane lief nur in Windel und offenen Hemd herum, während Marcel und Robin noch in ihren Schnellfickerhose und weitem Shirt unterwegs waren. Ich musste erstmal was Essen, aber wie ich etwas Essen musste. Die Jungs ließen mir etwas vom Frühstück übrig, wie nett die doch waren.
Nachdem ich ausgiebig gefrühstückt hatte, klopfte es auf einmal an der Tür unserer Suite. Ich runzelte die Stirn. "Wer ist das?"
"Vermutlich Marco, der es nicht mehr abwarten kann", lachte Marcel. Robin öffnete die Tür und ließ eine Frau mit Schminkkoffer rein.
"Eine Stylistin", bemerkte Marcel nur.
"Wächst das auf deine Kappe?", fragte ich ihn.
"Nee, auf meine", sagte Robin und grinste zuckersüß.
Die Frau die Meredith hieß, stellte sich mir vor und dann verschwanden wir ins Zimmer. Ich vertraute es den Jungs an meinen Sohn fertig zu machen. Verunstalten konnten sie ihn ja nicht gerade. Meredith blickte sich das Kleid an und war sprachlos. "Das ist ja mal mehr als perfekt. Ich weiß schon, was ich dazu mit deinen Haaren machen werde. Eine Hochsteckfrisur. Make-Up wird nicht übertrieben. Hast du Schmuck?"
"Ohrringe", sagte ich und zeigte auf den Nachtschrank.
"Wundervoll", meinte sie und flitzte ins Badezimmer. "Ich hoffe du hast keine Spülung drinnen?"
"Nein, hab ich rausgelassen", antwortete ich. Meredith schob einen Stuhl ins Badezimmer und forderte mich auf, dass ich mich darauf setzten sollte. Dann zog sie mir das Handtuch aus den Haaren und machte sich an die Arbeit mich herzurichten.
"God, Freckles", meinte Pop, als er plötzlich das Badezimmer betrat- gut, dass ich gerade geschminkt wurde.
"Pop", sagte ich grinsend. Meredith, die mir gerade den Lipgloss auf die Lippen machen wollte, hielt inne und wich dann zurück.
"May, vorsichtig. Ich hatte wieder von vorne anfangen müssen", mahnte sie mich.
"Du ziehst wunderschön aus", bemerkte Pop stolz und drückte mir einen Kuss auf das Haar.
"Ich bin nur halb geschminkt, Pop und mein Kleid muss ich auch noch anziehen."
"Ich sage nur die Wahrheit", meinte er. "Außerdem habe ich etwas für dich."
"Etwas geborgtes", sagte er und reichte mir ein Armband. "Das hatte mal deine Oma gehört."
"Schön", sagte ich lächelnd und er machte mir das Armband um.
"Jetzt fehlt nur noch etwas Altes und etwas Blaues", lachte Meredith.
"Das etwas Altes, steht genau vor dir", bemerkte Pop.
Meredith und ich lachten laut auf.
"Das etwas Blaue, werde ich dann noch werden", hörte ich Robin rufen, der ins Zimmer kam. "Du bist ja immer noch nicht fertig. Es ist zehn Uhr." Er trug einen schicken schwarzen Smoking mit Fliege.
"Du siehst toll aus, Robin", bemerkte ich.
"Danke, du hoffentlich auch und das in der nächsten halben Stunde bitte!", sagte Robin im Obergeneralston und klatschte in die Hände.
"Sag das der Kleinen. Ich habe sie zig Mal geschminkt, aber das fand sie dann zu nuttig, zu nude, zu bitchig, zu wenig, der Eyeliner-Strich war nicht genauso wie der andere. Der Lippenstift ist zu rot-"
"Ja, kein Lipgloss. Das klebt beim Küssen immer so. Das mögen wir beide nicht", warf ich ein.
"Da haben wir es", seufzte Meredith.
"Das ist meine Hochzeit. Ich will perfekt aussehen."
"Dann vertrau mir- mecker nicht herum. Du hast es gehört. Wir haben nur noch eine halbe Stunde."
"Ich geh dann auch mal wieder. Marco wartet noch im Zimmer."
Pop drückte mir wieder ein Kuss aufs Haar und war dann aus dem Bad verschwunden.
Robin stand noch da und machte einen auf Cheerleader, damit Meredith sich beeilte. Und endlich hatte ich ein Make-Up was mir gefiel. Dann machte sie sich an meine Haare dran. Sie föhnte diese trocken und steckte sie hoch.
"Jetzt das Kleid", sagte Meredith, als ich fertig war. Ich starrte mich einfach nur im Spiegel an und fuhr erschrocken zusammen, als Robin mich auf die Beine zog.
"Hast du Unterwäsche an? Ich will dich nämlich nicht nackt sehen", meinte Robin.
"Nur einen weißen String", meinte ich. "Bei dem Rückenausschnitt, würde es ziemlich bescheuert aussehen, wenn ich darunter einen BH tragen würde. Außerdem kannst du dich ja umdrehen, oder die Augen zusammenkneifen."
"Klar", meinte Robin und kniff die Augen zusammen, dann halfen wir beide ins Kleid. Ich schlug Robins Hand weg.
"Das war meine Brust", bemerkte ich.
"Das hab ich nicht kommen sehen", sagte Robin. "Meine Augen sind ja geschlossen."
"Ich hätte Marcel rufen sollen. Der hätte sich nicht so angestellt."
"Pff", machte Robin nur. "Der kümmert sich wieder um Kane. Anscheinend ist jetzt wieder Marcel cooler und bei mir hat er wieder die Phase, dass ich weggehen soll."
"Dann kannst du dich schon mal darauf einstellen, dass er bald wieder diese Phase haben wird, wo Marcel blöd ist, du aber nicht."
"Das wäre spitze", sagte Robin nur. Als ich im Kleid steckte und es perfekt saß, sagte ich zu Robin, dass er wieder die Augen aufmachen kann. "HEILIGE MUTTER GOTTES! MARCEL! KANE! DIE BRAUT IST FERTIG!"
"Mamaaaaaaaaa", kreischte Kane und kam ins Zimmer gestürmt. Kane blickte mich mit offenen Mund an.
"Prinzessin!", bemerkte Marcel nur und machte einen Hofknicks.
"Nee, Königin", sagte Kane und verdrehte die Augen. "Das ist meine Mamiiiii."
Kane sah aber auch zum verlieben aus. Dunkelblauer Anzug, mit passender Hose und seinen Nikesneakers. Darunter trug er ein hellblaues Hemd mit passender Krawatte. Und er hatte dieselbe Frisur wie Marco- hatte er ja schon immer. Was anderes gibbes bei dem Herrn ja nicht. Eben die Frisur die Papa hat, muss der Kleine ja auch haben.
"Kane, du siehst zum ablecken aus", sagte ich.
"Aber duuuu", grinste er verlegen und spitzte die Lippen. "Kuss, Mami."
Ich lehnte mich nach vorne-so weit wie es mit dem Kleid ging- und drückte meinen Sohn einen Kuss auf den Mund. Er schlang die Arme um meinen Nacken und grinste mich an. "Hab dich lieb, Kane."
"Ich hab dich mehr lieb."
Ich drückte Kane einen Kuss auf die Nasenspitze und er kicherte nur. "Guck mal wie schön meine Mami ist."
"Das sehe ich", grinste Marcel. "Dann können wir ja los. Es ist halb elf. Marco wartet sicherlich schon auf seine Braut."
"Ja, ich will endlich Reus heißen", bemerkte Kane ungeduldig.
"Nicht nur du", lachte ich. Ich bedankte mich mit einer Umarmung bei Meredith, die ihre Sachen zusammenpackte. Robin bezahlte die Stylistin gleich in Bar und dann machten wir uns auf den Weg nach unten.
"Bevor ich es vergesse", sagte Marcel und drückte mir einen Brautstrauß in die Hand.
"Danke", sagte ich.
"Unser Gefährt wartet schon draußen auf uns", bemerkte Robin.
"Die Kirche ist kein Fußmarsch von zehn Minuten vom Palace entfernt", lachte ich.
"Das ist eine Hochzeit, da fährt die Braut auch bitte in einem Gefährt zur Kirche", entgegnete Robin. "Auf den Weg dahin, kannst du überfahren werden, wenn du zu Fuß gehst und das schlimmste Szenario ist, ein Vogel scheißt dir auf den Kopf."
"Ja klar, es ist auch um so einiges Schlimmer, wenn dir ein Vogel auf die Rübe scheißt, als wenn du mal eben kurz von einem SUV überfahren wirst", lachte ich und schnitt eine Grimasse.
Draußen vor dem Hotel, fing ich erstmal an zu lachen, als ich das Gefährt sah. Nö, es waren keine Bobbycars gewesen. Es war tatsächlich ein blitzsauberer weißer Porsche Carrera GT gewesen- und wer war der Fahrer? Marcels Papa. Tanner.
"Ihr seid doch verrückt", lachte ich.
"Nö, ich denke eher Besonders", lachte Tanner. Während Robin, Kane und Marcel im Geländewagen zur Kirche fuhren, stieg ich auf den Beifahrersitz des Zweisitzers ein. Tanner machte die Tür zu und sprang wenig später auf den Fahrersitz. Mit spielenden Motor verließ er den großen Vorderplatz vom Hotel und fuhr auf den Strip drauf.
Da das Hotel auf der gegenüberliegenden Straßenseite war und ich keine Lust hatte, dass Tanner einmal um den ganzen Strip fahren sollte, meinte ich, dass er doch bitte durch die Lücke fahren muss, meinetwegen auch mit seinem Driftstil. Er grinste breit und machte das tatsächlich. Mit quietschenden Reifen und driftend bretterten wir auf die andere Straßenseite in den Gegenverkehr. Einige Autos hupten und legten Vollbremsungen hin, aber Tanner fuhr seelenruhig und normal weiter.
Bei der Kapelle angekommen, driftete er wieder um die Kurve und hielt wenig später vor einem ausgerollten roten Teppich. Ich traute ehrlich gesagt meinen Augen nicht, wer da neben meinem Vater stand.
"Janu!", rief ich und schnallte mich ab.
"He, warte!", sagte Tanner und sprang raus, nachdem er den Porsche zum Parken abgestellt hatte. Er machte mir die Tür auf und ich sprang regelrecht aus dem Auto und lief auf meine Schwester zu. Und dann auch noch auf weißen Highheels, ich hielt mein Kleid nach oben, damit ich da nicht drauf trat und kniete mich vor Janu hin.
"Oh, Janu, dass ist so schön dich wieder zu sehen", sagte ich und zog das grinsende Mädchen in meine Arme.
"Mimi", lachte sie nur und schlang die kleinen Arme um meinen Nacken.
"Du siehst bezaubernd aus", sagte ich und drückte Janu einen Kuss auf die Stirn.
Kane der bei Marcel stand blickte Janu an. "Das ist doch nicht meine Tante!", meinte er. Ich stellte mich wieder gerade hin und richtete das lange Kleid.
"Doch, Kane. Janu ist deine Tante. Meine gaaaanz kleine Schwester."
"Ja, eben. Die ist doch voll klein", sagte er. "Nicht so wie Yvo und Melli."
"Ja, weil Janu auch so alt ist wie du. Nämlich drei."
"Krass", meinte Kane und blickte wieder zu Janu. Janu schaute meinen Sohn an und runzelte die Stirn.
"Poppey, ist das mein Kane?"
"Ja, er ist es", nickte Papa lachend.
"Ah, die Braut ist da", meinte eine Frau auf Deutsch und kam heraus. "Der Bräutigam und der Trauzeuge warten schon. Wenn wir dann anfangen können?"
"Ja, aber wie", rief ich und warf die Arme in die Luft. Dann atmete ich tief durch. Ich musste mich in einem Raum verstecken, da Marco ja als erstes zum Altar tanzen musste. Es lief Can't Feel My Face über die Boxen und ich fragte mich, ob das irgendeine Life-Version von ihm war, weil da The Weeknds typische Atmungen waren. Gut, dass das gefilmt wird, damit ich mich über Marcos spastische Zuckungen auch noch in Zukunft lustig machen kann. Nach Marco war Robin an der Reihe, danach Marcel, dann sollten Janu und Kane gehen- Janu wollte unbedingt Blumen dabei werfen, weshalb auf der schnelle noch irgendwelche geholt werden mussten. Dann trat ich aus dem Zimmer raus und stellte mich neben meinen Vater.
"Zeig mir deine Moves, Dad", lachte ich und war ein wenig perplex, dass wir nach draußen gingen. Ich sah ein Pavillion, einen Dunkelhäutigen Typen auf einer kleinen Bühne und merkwürdiger Frisur sinken.
HEILIGE GUAGAMOLE! Der Typ sah nicht nur so aus wie The Weeknd. ER WAR ES!
Weshalb Marco immer noch beim Altar hin und her tanzte. Als er mich sah, hörte er auf zu tanzen und starrte mich einfach an. Papa und ich setzten uns tanzend in Bewegung und haben irgendwelche bekloppten Tanzmoves, wie der Running Man, oder wie der Carlton von The Fresh Prince Of Bellair.
Als ich Marco immer näher kam, breiteten sich bei uns beide gleichzeitig ein wirklich breites Grinsen aus. Papa legte klassisch meine Hand in Marcos und tänzelte mit den Worten: "Das Lied ist ja mal gut", auf seinen Platz zurück.
"Wow!", bemerkte Marco nur und musterte mich von oben bis unten.
"Kann ich zurückgeben", sagte ich, nachdem ich bemerkt hatte, dass er denselben Anzug hatte wie Kane- sogar die selben Nike-Sneaker. Meine Männer - definitiv. Aus der Brusttasche des Anzugs tauchte ein Stückchen Blatt Papier auf - das Gelübde!
Scheiße! Es lag immer noch unter meinem Kopfkissen! Oh neeeeeeeeeeeeein. Ich grinste weiter, obwohl ich am liebsten vor die Füße meines Freundes gekotzt hätte.
Can't Feel My Face war übrigens zu Ende und Abel Tesfaye stellte sich neben Robin.
"Das ist der echte?", flüsterte ich.
"Japp!", riefen alle.
"Ja, der ist sogar mein Co-Trauzeuge", grinste Marco und winkte Abel zu. Abel winkte lachend zurück.
"Oh Vegas, wo ist mein Co-Trauzeuge?", fragte ich belustigt.
"Meine Freundin wartet im Hinterzimmer. Ich kann sie ja holen", schlug Abel vor.
Der Standesbeamte der bei uns stand, verdrehte leicht genervt die Augen. "Ja, aber mach hinne."
"Gigi!"
"GIGI HADID!", rief ich.
"Yes", meinte die Frau, dieses Supermodel. Sie grinste mich an.
"Co-Trauzeugin!", rief ich, ließ Marcos Hand los und schob diese neben Marcel, der total baff wirkte. Er stand total auf Gigi Hadid.
"Könnten wir jetzt endlich mal anfangen?", fragte Kane ungeduldig. "Ich will heute noch Reus heißen!"
Wir mussten lachen. Als wir den anderen das erklärten, die es nicht verstanden haben, lachten auch diese. Ich schnappte mir nervös die Hand meines zukünftigen Ehemannes und starrte ihn mit einem Grinsen an.
"Noch mal von vorne", sagte Marco mit einem breiten Grinsen. "Wow, du ziehst bezaubernd aus."
"Oh, du auch", grinste ich.
"Könnten wir-"
"Ja, verdammt, dann fangen sie doch einfach an zu reden, anstatt zu meckern!", motzte ich den Standesbeamtenheini an und wandte mich dann wieder mit einem zuckersüßen Grinsen meinem Marco zu. Dieser lachte nur belustigt.
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