Kapitel 125
KAPITEL 125
~ Marco's Sicht ~
Ich klebte das letzte Foto auf dem Plakat nieder, was ich angefertigt hatte um eben diese Wette zu gewinnen.
Wir hatten die Wette Aufklärungsgespräch-Präsentations-Desaster-Wette getauft.
Keine Ahnung was May sich ausgedacht hatte. Aber ich denke, dass ich das Ding mir der guten alten Schule gewinnen werde.
Uns war klar, dass Kane das nicht kapieren wird. Wir machten das nur aus Spaß. Und letztlich wollten wir Kane nur klar machen, wie Babys entstanden und wer sie austrug. Mama's und nicht wie er angenommen hat wir Papas.
May holte Kane gerade von der Krippe ab und ich räumte das andere Bastelzeug weg.
"Bin da!", kreischte Kane.
"Ja!", rief ich ebenfalls und ging aus der Küche raus. Kane kam zu mir gelaufen und wollte auf meinem Arm.
"Geht doch nicht wirklich", sagte ich und zog ihm die Mütze vom Kopf.
"Oh", meinte er und lief zu May, die gerade die Jacke Aufgang und gleichzeitig aus den Schuhen schlüpfte.
Nach dem May Kane ausgezogen hatte, setzten wir ihm ins Wohnzimmer und wollten ihn unsere Präsentationen vorhalten.
"Der Verlierer darf anfangen", sagte May feixend zu mir.
Ich streckte ihr die Zunge raus und klebte das Plakat an den Fernseher. Natürlich mit Sekundenkleber- nicht. Tesafilm natürlich.
Ich bin ja nicht blöd.
Kane setzte seinem skeptischen Blick auf und fragte sich, was das da ist.
"Dazu komme ich gleich", sagte ich und räusperte mich. "Du denkst ja wir Papas kriegen Babys."
"Is doch so", meinte Kane.
"Nein, eben nicht. Das will ich dir ja erklären."
"Aha."
"Darf ich anfangen?"
"Muss ich das hören?", fragte Kane.
"Ja."
"Okay. Bitte."
"Nachdem Mama vor zwei Wochen aus ihrer Mumu geblutet hat ist in den Eierstöcken die Eizelle gereift. Die platzt dann und wandert dann zur Gebärmutter. Wenn Mama und Papa sich dann die letzten fünf Tage davor geliebt haben, trifft die Eizelle in Mama's Bauch, auf die Spermien, die von Papa kommen."
Ich zeigte auf die Eizelle und dann auf das Spermium.
"Woraus?", fragte May.
"Was?"
"Woraus kommen die Spermien."
"Wo denn wohl?"
"Aus Papas Penis. Du hast auch einen. Da machst du Pippi raus."
Kane blickte entsetzt. "Kommen die da aus mir raus!", kreischte er und zeigte auf das Bild mit den Spermien. "Die sind groß."
"Nein, die sind kleiner. Die siehst du eigentlich gar nicht", warf ich ein.
"Lügner!", kreischte er.
"Kane, ich muss es doch wohl besser wissen."
"Als ob!"
"Brechen wir hier ab", sagte ich zu May.
"Dann musst du für mich kochen."
"Nee. Du bist noch dran."
"Ich? Guck dir unseren Sohn an. Der ist verstört."
"Als ob er heulend in der Ecke sitzt. Er kann damit klar kommen."
Ich riss das Plakat ab und May schloss Laptop am Fernseher an.
Klar. PowerPoint. Wieso auch die Umstände machen und ein Plakat gestalten, nech.
"Kurz und knapp", sagte May, nachdem ich mich neben Kane auf die Couch gesetzt habe.
"Kane?"
"Hm", meinte dieser nur.
"Wenn Mama und Papa sich ganz dolle lieb haben, aber so richtig dolle, dann machen sie liebe."
"Wie geht das?", fragte ich.
"Was?"
"Liebe machen."
"Ja, wie geht das?"
Kane blickte zu ihr.
"Ich wusste das diese Frage kommen wird, weshalb ich da etwas vorbereitet habe", sagte May und tippte auf dem Laptop herum. "Ich war so frei und habe das selbst gezeichnet."
"Daran müssen wir noch Pfeilen", sagte ich, als ich mir die Strichmännchen mit Genitalien anschaute.
"Das hab ich!", kreischte Kane, der aufgesprungen war. Er stellte sich am Laptop und zeigte auf dem Strichmännchen mit dem viel zu großen Penis.
Ach. Madam hat es übrigens über Paint gezeichnet. Ist ja auch so viel verlangt sich Blatt und Papier zu schnappen, nech.
"Sehr. Naja. Detailgetreu."
"Danke, basiert aber nicht auf deinem. Auf jeden Fall. Das da ist ein Penis."
May wandte sich zu Kane.
"Tenis", sprach Kane nach.
"Penis", sagte May nochmal.
"Pemis."
"Najaaaaa. Egal. Wie dem auch sei. Das hier sind die-"
"Titten?"
"Titten!", kreischte Kane mir nach.
"Ja, die Brüste, Kane. Brüste. Brü-ste."
"Büfte?"
"Hm", meinte May nur. "Und jede Frau, auch die Mama hat das hier."
May zeigte nach etwas weiter unten.
"Was ist das?", fragte Kane nach.
"Die Mumu", sagte ich.
"Die Vagina", sagte May.
"Vatina?"
"Va-gi-na."
"Hm", meinte Kane.
"Auf jeden Fall, wenn Papa und Mama liebe machen, dann tunkt Papa seinen - na was ist das Kane-"
"Pemis."
"In Mama's-"
"Vatina."
"Genau."
"Tunkt?"
"Klappe."
"Ja, klappe Papa", sagte Kane zu mir.
"Okay."
"Ja Papa tunkt seinen Penis in Mama's Vagina. Mal schnell oder mal langsam."
"Wie mit den Nachochips, Kane, die du in den Käsedipp tunkst. Wenn du richtig Hunger hast, voll schnell und wenn du nicht so einen Hunger hast langsam."
"Deshalb machst Papa das auch immer schnell, weil er im allen ziemlichen Hunger hat", warf May ein. "Und dann ist er zu früh satt."
Ich warf ihr einen gereizten Blick zu.
May wandte sich weiter der Präsentation zu und erklärte es Kane weiter. Und der hörte lieber seiner Mama zu.
"Also kriegst du ein Baby und Papa nicht?"
"Genau. Mama's kriegen nur Baby's. Papa's fügen einen Teil dazu bei. Letztlich machen wir Frauen alles. Wie auch sonst immer."
"Ach komm", sagte ich.
"Ach komm was? Ich hab gewonnen. Du verloren. May kriegt ein leckeres Dreigängemenü", zwinkerte sie mir grinsend zu.
"Auch", sagte Kane.
"Wir lassen dir was übrig."
"Gut, dann bin ich der faire Gewinner. Ich denke ich weiß schon, wo wir uns eine Lebensmittelvergiftung holen werden."
"Von deinem Essen, dass ist doch klar", bemerkte May und schaltete Fernseher und Laptop aus.
"Das vermutlich. Ich hab eh schon eine gebrochene Rippe. Jacke wie Hose."
"Ich kann nicht schon wieder auf der Arbeit fehlen. Bitte streng dich an."
"Okay, ich werde mein bestes geben. Aber erst muss ich dafür einkaufen gehen."
"Das muss nicht heute sein. Es ist schon zu spät."
"Gut, dann lassen wir uns Zeit damit."
"Morgen?"
"Morgen?", fragten wir beide gleichzeitig.
Wir beide grinsten. "Dann sind wir uns ja einig", lachte May.
Während Kane oben im Bett lag und am schlafen war, saßen May und ich unten und stritten uns gerade über Uno, dieses Kartenspiel.
Sie war der Meinung, dass man auf diesem durchgestrichenen Kreis keine Doppelpfeile drauflegen darf. Entweder nur diese Kreise oder man setzt eben aus.
"Meine Mutter hat mir das aber so beigebracht."
"Dann hat dir die Manuela das falsch beigebracht."
"Heul nicht. Nur weil deine Mutter sich zu fein war und nie mit dir Uno gespielt hat."
Meine Freundin blickte mich entgeistert an und ich bereute diesen Seitenhieb.
Sie schmiss mir ihre restlichen Karten um die Ohren und war aus dem Wohnzimmer verschwunden.
"Oke, damit hast du recht", seufzte sie, als sie sofort zurück kam.
"Es tut mir leid."
"Schon okay, is ja nur die Wahrheit", bemerkte sie und sammelte die ganzen Karten ein.
"He, willst du mir an die Wäsche?", fragte ich, als sie eine Karte aus meinem Schoß wegnahm.
"Nee. Wir fangen von vorne an. Vorher lesen wir uns vielleicht mal die Anleitung durch", schlug May vor.
"Boah, da haste recht. Leben lang schon Uno gezockt und noch nie die Anleitung durchgelesen."
"Ist doch ein wertloses und unnützes Stück Papier. Es sei denn es kommt zu Schlägereien unter Familienmitgliedern."
"Oder irgendwelchen Beleidigungen", meinte ich. "Es tut mir echt leid."
"Ist doch schon in Ordnung", sagte May und fand in der Packung keine Anleitung.
"Ich suche danach im Internet", sagte ich und zog mein Handy hervor.
Verdammt. Und May hatte recht. So war es und nicht anders. Man konnte nur die durchgestrichenen Kreise auf die durchgestrichenen Kreise legen.
Wie ich das Wort durchgestrichenen gerade verabscheute.
Ich ließ sie Seite gleich offen, da ich eine Ahnung hatte, das es noch mehr Streit gab.
Aber so war es Gott sei dank nicht.
~ May's Sicht ~
"Ich muss heute nicht früh arbeiten, sondern spät", sagte ich zu Marco, als wir drei am nächsten Tag am Frühstückstisch saßen.
"Wieso das?"
"Keine Ahnung wieso", bemerkte ich schulterzuckend. "Vermutlich ist einer wieder krank oder so. Oder zwei, was weiß ich. Sandy muss auch einspringen. Das heißt sie arbeitet heute zwei Schichten und kriegt dafür einen Tag mehr Urlaub."
Marco nickte nur und wandte sich zu Kane. "Hörst du mal auf nur die Leberwurst vom Brot zu lecken und isst auch mal das Brot?", fragte Marco ihn.
Als Antwort bekam Marco eine Stulle mit Leberwurst auf die Stirn geklatscht. "So kann man das auch verneinen", bemerkte er und zog sich das Brot aus dem Gesicht, was er auf Kane's Teller zurückwarf.
"Der klatscht dir so ziemlich alles in Gesicht in letzter Zeit, huh?", fragte ich belustigt und biss von meinem Mortadella-Vollkorntoast ab.
"Ja, irgendwie bin ich in letzter Zeit die Zielscheibe seines Vertrauens", sagte Marco, der ruhig weiter frühstückte.
"Du hast da ein wenig Leberwurst."
"Meine ganze Gesichtshälfte ist damit bedeckt. Das ist nicht mit ein wenig Leberwurst."
"Stimmt auch wieder. Schon überlegt was du heute Abend für mich kochen willst?"
"Lass dich überraschen. Auch wo wir essen gehen", grinste Marco auf sein Teller. Dann zwinkerte er mir zu.
Gerade als ich etwas darauf erwidern hörte, lauschten Marco und ich gleichzeitig auf. Huh?
Also, es war klar, dass jemand irgendwo gerade Rasen mähte.
Aber das hörte sich an, als käme das direkt aus dem Garten. Aus Marcos Garten.
"Was ist das jetzt?", fragte Marco mich.
"Lass uns mal nachgucken", bemerkte ich.
Als wir auf die Veranda gingen, trauten wir unseren Augen nicht, als wir einen roten Rasenmäher sahen auf dem jemand mit Kopfhörern und BVB-Trainingsjacke saß.
"Sokratis?", fragte Marco verblüfft. "Was macht der Kerl da."
"Rasen mähen", sagte ich.
"Macht Sinn."
"Papa!", rief Marco.
War ja klar, dass er ihn nicht hörte. Er hatte erstens diese großen Kopfhörer auf den Kopf und zweitens war der Rasenmäher viel zu laut.
"Dann zieh ich den Stecker!", meinte Marco.
"Du Idiot, der hat doch kein Stecker, Schatz."
"Erst eine Beleidigung, dann stellst du mich als dumm dar und dann dieses liebevolle. Du hast so viele verschiedene Seiten, May."
"Dann ist das so."
"Papa was macht Papa da?", fragte Kane und zeigte auf Papa.
"Ja, nee. Er mäht unser Rasen."
"Mäh mäh mäh das Gras", seufzte May.
Wir ließen Papa noch weiter den Garten mähen, bis er irgendwann fertig war.
"What the hell was that?", fragte Marco ihn, als Papa fertig war und den Rasenmäher abstellte. Papa kam zu uns und blickte zu Marco.
"Losing a bet- again."
"Jesus", meinte Marco nur. Nachdem ich die beiden Männer alleine ließ, ging ich mit Kane rein und machte ihn für die Krippe fertig.
"Was hast du dich denn jetzt versteckt?", fragte ich Jonas, nach dem ich die Teller von der Durchreise geschnappt hatte.
"Scheiße, ich bin nicht da. Sag, dass der Koch krank ist, oder so", flüsterte er und stürmte in den hinteren Teil der Küche.
Ich schnappte mir die Teller und drehte mich um. Und dann wusste ich wieso Jonas sich versteckte.
Mats betrat gerade das Diner.
"Sandy, übernimmst du mal", sagte ich und drückte ihr die Teller in die Hand. "Tisch 1 und 5."
"Öh, okay, danke", meinte sie irritiert, als ich nach hinten verschwand.
"Jonas, wieso versteckst du dich", fragte ich und ging in die Kühlkammer, wo er sich versteckt hatte.
"Mein Bruder ist da."
"Mats?"
"Nee, Peter Maffay. Natürlich Mats. Er weiß nicht, dass ich hier arbeite. Ich hab ihn weiter klar gemacht, dass ich immer noch in Unterhaching Fußball spiele."
"Wieso sagst du es deinen Bruder nicht einfach, dass du lieber Koch werden willst, anstatt Fußballer?"
"Ich will ihn nicht enttäuschen."
"Enttäuschen tust du ihn, wenn er erfährt, dass du ihn angelogen hast. Mach reinen Tisch, dann musst du dich auch nicht mehr verstecken. Komm nach vorne und koche weiter."
"Nee."
"Vielleicht sieht er dich auch gar nicht."
"Pah."
"Geh nach vorne oder ich trete dir wieder in den Arsch."
"Ist ja gut", meinte Jonas und gab nach. Er stellte sich endlich wieder hinter die Herdplatten und ich konnte mich weiter auf die Arbeit konzentrieren.
Sandy unterhielt sich gerade mit Mats und die beiden schienen sich echt gut zu verstehen.
"Mats nicht baggern bestellen", sagte ich im Vorbeigehen.
"Ich bagger gar nicht. Ich unterhalte mich nur nett", hörte ich Mats sagen.
"Klar und ich hab Silikonbrüste, wie auch immer, Sandy arbeite weiter. Ich nehme die Bestellung auf, sonst verhungert Mats noch."
"Klar, wieso nicht", sagte sie und machte sich weiter an die Arbeit.
"Was magst du denn haben?", fragte ich Mats.
"Was zu Essen und was zu Trinken?"
"Was genau?"
"Irgendwas. Überrasche mich."
"Ah, hast du wieder mit Marco geschrieben?"
"Ja. Ihr kommt auch auf Sachen", lachte er.
"Ja, wie auch immer. Was willst du essen."
"Was essbares vielleicht. Im Ernst, May. Überrasche mich einfach."
"Gut. Dann einfach Klowasser zum trinken. Hast du eine Tüte oder so, damit ich aus dem Mülleimer ein Burger für dich angeln kann."
"Fritten, Cheeseburger und eine große Coke, danke", sagte Mats nur. Ich schrieb alles auf.
"Na, geht doch", meinte ich zufrieden und machte mich weiter an die Arbeit.
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