|2| Von Stripclubs und den Rolling Stones //
,,Wer sind Sie?", fragte ich den Mann, der mich abgeholt hatte und nun im Auto neben mir saß.
Ich versuchte meine Angst zu verstecken.
Der Typ könnte ein Organhändler sein, oder noch schlimmer, ein Zuhälter.
Das Auto war schon losgefahren und so sah ich Gebäude, Autos und Menschen an mir vorbeisaußen.
Der Mann wandte sich zu mir.
,,Agent Phil Coulson ist mein Name.", meinte er nett.
,,Aha.", sprach ich monoton. ,,Und wo bringen Sie mich hin?"
Bitte sag jetzt nicht Stripclub, dachte ich mir.
Ich denke, ich hatte all diese Paranoias von den Büchern, die ich las.
,,Zum Shield Hauptquartier."
Ich zog die Augenbrauen zusammen.
,,Und wo ist das?"
,,Das werde ich ihnen nicht verraten."
Ich schnaubte.
Ja, der Typ war mir irgendwie sympathisch, aber das entschuldigte nicht, dass er mich einfach irgendwohin mitnahm.
Außerdem konnte er vielleicht auch einfach einen auf nett tun.
,,Sie wissen, dass das eine Entführung ist?", fragte ich kalt und kratzte mich am Nacken, so wie ich es immer tat, wenn ich aufgeregt war.
Zu meinem Glück hatte Phil mir meine Handschellen abgemacht, nachdem wir ins Auto stiegen, sonst würden die meine Handgelenke aufschürfen.
Coulson lächelte sanft.
,,Nicht bei Shield."
Ich schmollte trotzig, bis mir plötzlich eine Idee kam.
Ich setzte mich gerade hin und legte den Kopf schief.
,,Und was, wenn ich einfach die Tür öffne und rausspringe?"
,,Das werden Sie nicht."
,,Sagt wer?", fragte ich herausfordernd.
Coulson nahm seine Sonnenbrille ab und drehte sich mit dem Oberkörper zu mir.
,,Ihr Überlebensinstinkt."
Ich zog eine Augenbraue nach oben.
Dachte der etwa, ich würde spaßen?
,,Sie kennen mich nicht."
,,Ich kenne Sie gut genug, um sagen zu können, dass Sie nicht aus einem fahrenden Auto springen werden."
,,Ich will aber nicht zu diesem Shield Hauptquartier!", protestierte ich ein letztes mal.
,,Sie werden aber trotzdem mitkommen, Miss Smith. Für Ihre eigene Sicherheit."
,,Wieso Sicherheit?", fragte ich, um etwas Zeit schinden zu können.
Unauffällig löste ich meinen Gurt, meine Hände zitterten dabei leicht.
,,Wir vermuten, dass eine Organisation mit schlechten Absichten hinter Ihnen her ist."
,,Ich kann schon auf mich selbst aufpassen.", versicherte ich ihm.
Langsam bewegte ich meine Hand Richtung Klinke.
,,Das sieht man auch an ihren Wunden.", konterte Coulson sarkastisch.
,,Die anderen sehen viel schlimmer aus, vertrauen Sie mir..."
,,Tut mir Leid, aber Sie werden trotzdem mitkommen müssen. Wir haben keine bösen Absichten vertrauen Sie mir.", meinte er sanft.
Es wirkte bei mir nicht.
Ich wollte nicht hier sein, es war mir egal, wer hinter mir her war.
Meine Finger berührten das kalte Metall und ergriffen es.
,,Ich will nicht. Und außerdem habe ich nicht viel zu verlieren, also..."
Mit einem Ruck öffnete ich die Tür und wollte rausspringen, jedoch wurde ich am Kragen gepackt und zurück gezogen, in zwei Arme die mich fest packten.
Durch sie Kurve, die der Fahrer erschrocken gemacht hatte, schloss sich durch den Schwung die Tür, kurz nachdem ich das langgezogene Hupen eines Autos gehört hatte.
,,Was zur Hölle sollte das?!", meinte Phil aufgebracht und schnallte mich wieder an.
Er tippte kurz auf seiner Uhr herum, als ein verdächtiges Klicken neben mir angab, dass wahrscheinlich die Kindersperre aktiviert wurde.
Ich musterte Coulson mit meinen Killerblicken.
,,Ich. Will. Nicht.", schnaubte ich mit finsteren Blicken.
Coulson schaute mich nur mahnend an und hob einen Finger.
,,Tun Sie nichts waghalsiges mehr!"
Ich schaute, die Arme verschränkt zum Fenster hinaus und beobachtete beleidigt die vorbeifahrenden Autos.
,,Kann ich nicht versprechen..."
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Die Fahrt dauerte ungefähr eine halbe Stunde, in der wir kalt schwiegen.
Währenddessen entschied ich mich dazu, die Harte zu spielen und frech zu bleiben.
So würden leicht die mich nicht kriegen.
Ich meine, mit welchem Recht setzten die mich einfach in ein Auto und fuhren ohne meine Einwilligung an einen Ort, den ich nicht einmal kannte?!
Genau, mit keinem!
Wie dem auch sei, nach dieser halben Stunde hielt der Wagen und ich stieg aus, direkt neben mir Coulson, der mich wie ein Bodyguard bewachte.
Seine Sonnenbrille aufgesetzt hielt er mich am Arm fest und führte mich durch die Garage, in der wir geparkt hatten zu einem Aufzug. Wir liefen an einigen Leuten vorbei, die auch Anzüge anhatten, aber ich beachtete sie nicht weiter.
Ich braucht nur die Anzahl von ihnen und den Weg hier raus. Mir würde für die Flucht schon etwas einfallen.
Im Fahrstuhl warteten wir schweigend, bis sich die Türen geöffnet hatten und traten auf einen Gang hinaus, Coulson mich immernoch festhaltend.
Wir befanden uns in einem breiten, grauen Gang, der sich in drei weitere Gänge abzweigte. Noch mehr Typen im Anzug eilten vorbei und direkt vor mir an der Wand prangte wahrscheinlich das Wappen der Organisation, ein schwarzer Adler. Ich verdrehte fast den Kopf, als ich versuchte die Schrift um den Adler herum zu lesen.
,,Strategische Heimat Interventions-, Einsatz- und Logistikdivision...Wie lange habt ihr dafür gebraucht?", fragte ich Coulson, als wir einen Gang entlang gingen.
,,Weiß ich nicht. Ich habe Shield nicht gegründet."
,,Aha.", meinte ich im Laufen.
,,Wissen Sie überhaupt irgendetwas von Shield? Außer dass Sie anscheinend dort arbeiten."
,,Ich weiß genug, um Shield zu vertrauen.", antwortete er.
Kurz schwieg ich.
,,Wohin genau bringen Sie mich?"
,,Zum Direktor dieser Einrichtung."
Wir bogen um eine Kurve.
,,Ist er ein Badass?"
Coulson stockte und schaute mich verwirrt an.
,,Was meinen Sie?"
,,Na so wie in diesen Filmen. Ist er so ein Badass Boss?"
Der Agent schmunzelte.
,,Ja, so könnte man es bezeichnen."
Gut, dann wusste ich wenigstens ein wenig, was mich erwartete.
Tatsächlich war der Boss hier ein Badass. Augenklappe, schwarzer Mantel, volles Programm. Coulson hielt mich immernoch fest und setzte mich, nachdem wir eine Art Büro betreten hatten, auf einen Stuhl gegenüber des schwarzen Typen, welcher hinter einem schwarzen Schreibtisch auf einem schwarzen Stuhl saß.
,,Gab es Komplikationen, Agent Coulson?", fragte der Augenklappen-Typ.
,,Keine, die nicht zu lösen waren, Sir.", beantwortete er ziemlich professionell.
Kurz herrschte Stille, in der sich Coulson neben die Tür hinter mir stellte und der Boss-Typ mich musterte. Ich musterte ihn ebenfalls und auch den großen Raum, in welchem wir saßen. Meine kalte Miene behielt ich jedoch auf.
Dennoch klopfte mein Herz wie verrückt.
,,Paint it black, würde ich mal sagen.", schmunzelte ich.
Witze waren meine Art, meine Nervosität zu übertönen.
,,Sie hören Rolling Stones?", fragte er und befüllte ein Glas vor mir mit Wasser.
Ich zuckte mit den Schultern.
,,Gelegentlich."
,,Wissen Sie, wieso Sie hier sind, Miss Smith?"
Ich seufzte genervt.
,,Ich habe eine wage Vermutung.", rutschte es mir raus.
Ach verdammt, war ich dumm!
,,Und die wäre?"
Wenn die Anwort jetzt falsch war, wäre ich am Arsch.
Am besten einfach Lügen, meinte ich im Inneren.
,,Entweder weil ich in so vielen Prügeleien verwickelt war oder weil ich diesen Kathedralen Führer zu Tode erschreckt habe."
Der Mann schüttelte den Kopf.
,,Weder, noch. Mein Name ist Direktor Nick Fury und Sie sind wegen keiner Ihrer Verbrechen hier."
Erleichtert seufzte ich auf.
,,Also doch nicht die Weed-Geschichte...", flüsterte ich zu mir selbst.
,,Was?"
Ich schaute auf und blickte ihn ahnungslos an.
,,Was?"
Fury musterte mich wieder kurz, sprach dann aber weiter.
,,Sie sind hier, weil wir vermuten, dass Sie spezielle Kräfte haben.", haute er heraus.
Ich hob meine Augenbrauen.
,,Und dann nennt man mich verrückt..."
Fury bedachte mich mit einem finsteren Blick.
,,Wir meinen es ernst, Miss Smith. Und der Grund ihrer Kräfte ist ihr Vater."
Ich stockte.
,,Mein...Vater?", ging ich mir sicher.
Fury nickte.
Der Typ tickte doch nicht richtig. Zuerst die Kräfte und dann mein Vater.
Auch wenn es verrückt klingen mag, das mit meinem Vater glaubte ich weniger als mit meinen 'Kräften'.
,,Nein, das kann nicht sein.", meinte ich.
,,Wieso nicht?"
,,Ich glaube nicht an das Übernatürliche."
,,Und wie erklären Sie sich Captain America?"
Ich schnaubte genervt und lehnte mich nach hinten.
,,Ein Typ auf Drogen beendet den zweiten Weltkrieg mit einem Todesfrisbee..."
Fury schmunzelte. Ich lehnte mich nach vorne und lehnte mich mit meinen Armen auf den Knien ab.
,,Hören Sie, Mister. Bei mir ist alles reine Wissenschaft."
Der Direktor musterte mich erneut, öffnete dann eine Schublade neben ihm, holte einen Bleistift heraus und legte ihn vor mich, neben das Glas.
,,Bewegen Sie bitte diesen Stift mit ihrer Gedankenkraft , Miss Smith."
,,Wieso sollte ich das?"
,,Machen Sie es einfach."
,,Nein."
,,Wieso nicht?"
,,Weil ich nicht will und weil ich es nicht kann."
,,Sie sollen diesen Stift mit ihrer Gedankenkraft bewegen, Miss Smith.", meinte er, wie immer ruhig, aber dennoch autoritär.
Ich seufzte genervt.
Dann schließen wir eben einen Kompromiss, kam es mir in den Sinn.
,,Ich soll diesen Stift also mit meiner Gedankenkraft bewegen?"
Fury nickte.
Ich zuckte mit den Schultern und stupste mit einem Finger den Stift an, sodass er einige Zentimeter nach hinten rollte.
Der Direktor schaute mich verwirrt und genervt an.
,,Mit ihrer Gedankenkraft, Miss Smith.", wiederholte er eindringlich.
Unschuldig schaute ich zu ihm.
,,Na ja, im Prinzip war es ja Gedankenkraft. Ich habe mir gedacht 'Ok, Einauge will, dass ich diesen Stift bewege', also hat mein Gehirn einen Befehl gesendet und mein Arm hat darauf reagiert..."
Fury schaute mich entnervt an. Ich blickte kalt zurück.
,,Miss Smith, Sie wissen genau, was ich gemeint habe."
Ich legte meinen Kopf leicht schräg und lächelte schelmisch.
,,Tat ich das?"
Einauge seufzte und packte den Stift wieder weg.
,,Agent Coulson, geben Sie dem Mädchen ein eigenes Zimmer und gehen Sie sicher, dass wir immer wissen, wo sie ist."
Ich sah Coulson zwar nicht, aber wahrscheinlich nickte er, bevor er dann zu mir kam, mich am Arm packte und aus dem Büro führte. Ich schnaubte während wir den Gang entlang liefen, diesmal in eine andere Richtung.
,,Sie wollen mich einfach hier behalten?", fragte ich entnervt und zog kurz an meinem Arm. Zu meinem Pech hatte Coulson einen festen Griff.
,,Ja. Wir können hier am besten auf Sie aufpassen."
,,Ich werde abhauen."
Phil zog etwas aus seiner Tasche und schloss es mir um mein Handgelenk des Armes, welches er mir festhielt.
,,Was ist das?", fragte ich, immernoch laufend.
,,Eine Art GPS Gerät. Wasserdicht und kaum zu zerstören. Kann nur von einem Agent ab Level fünf abgenommen werden."
Ich schnaubte erneut.
,,Dann weiß ich ja, wen ich erpressen werde."
,,Versuchen Sie es nur, es wird keiner auf ihre Tricks reinfallen."
,,Ich werde schon einen Weg finden."
,,Ja, das werden Sie.", meinte er, sarkastisch lächelnd.
Er zog mich in einen Gang mit unzähligen Türen und öffnete eine dieser. Hinter der Tür befand sich ein fast zehn Quadratmeter großer Raum mit Bett, Schrank, Kommode, Schreibtisch, Stuhl und einer zusätzlichen Tür an der Wand. Alles in schwarz natürlich.
,,Das ist mein Zimmer?", fragte ich genervt. Zwar besser als meins im Waisenhaus, aber es fehlte sehr viel Farbe.
Und außerdem wollte ich nicht hier sein.
,,Ja."
,,Paint it black ist also wirklich euer Motto?"
,,Wie kommen Sie nur darauf?", fragte er und schmunzelte.
Ich betrat das Zimmer und drehte mich einmal im Kreis.
,,Wenn Sie fragen haben oder etwas brauchen, wenden Sie sich an mich oder irgendeinen anderen Agent. Es wird gleich jemand vorbeikommen und ihnen Kleidung und andere Sachen bringen."
Ich nickte.
,,Und wie lange werde ich hier bleiben?"
,,So lange wie nötig."
Immernoch genervt seufzte ich und verschränkte meine Arme, das Armband, oder was es auch immer war, spürte ich kaum.
,,Die werden mein Verschwinden bemerken."
Mit einem ,,Shield kümmert sich darum.", schloss er die Tür.
Ich schnaubte und ließ mich auf mein Bett fallen.
Ja, gleich morgen würde ich meine Pläne schmieden.
Ich würde hier ausbrechen, denn ich hatte gar keine Lust, von einem Verrückten, der behauptet, ich hätte Superkräfte, herum kommandiert zu werden. Vorallem nicht von einem, der behauptet, er würde mein Vater kennen.
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Es sind jetzt zwei Wochen Ferien, damit kann ich in Ruhe meine Kapitel weiter schreiben.
Bewertung und Kritik sind erwünscht!
~ManiacLaughter
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