Von Beichten und Taufen
Hawkeye und Trapper wuschen sich das letzte Blut von den Händen, um endlich nach Hause gehen zu können. Es fühlte sich schon eher so an, als hätte man nie richtig Feierabend, sondern immer nur Mittagspause.
"Hattest du ein nettes Gespräch mit dem Sergeant?", stichelte Trapper. Pierce war sowieso seit guten fünf Minuten dabei, sich seine Hände zum dritten Mal einzuseifen und seine Haut abwesend zu Tode zu schrubben.
"Wie war das Beichten?", kam es forsch zurück und Trapper richtete seinen Blick wieder dem Händewaschen zu.
"Nein ehrlich", ließ McIntyre nicht locker und Hawkeye wusch sich in Windeseile die schäumende Seife von den Armen. "Was habt ihr gesprochen?"
"Hast du und Father Mulcahy das von letzte Woche nicht vergessen?", griff Pierce nach einem Handtuch und trocknete sich.
"Du bist ein Spielverderber", schnaubte Trapper und schaltete den Wasserhahn ab.
Hawkeye lächelte ihm nur schelmisch entgegen und verließ den Waschraum. Mit eingeschobenen Händen und der untergehenden Sonne zu urteilen, war es offenbar Zeit, das Messezelt aufzusuchen. Auch wenn er kaum Hunger hatte, sein Magen dennoch rebellierend auf Essen bestand, tat er ihm den Gefallen.
Auf der Hälfte des Weges traf er Father Mulcahy.
"Haben Sie den Sergeant schon kennengelernt?", konfrontierte er ihn gleich mit der Frage und Hawkeye konnte schwören, dass Trapper die Begegnung zwischen Pierce und McLennon gebeichtet hat und kaum seine Sünden.
"Ja", kam es knapp und sie traten in das Messezelt. "Haben Sie sie abgeholt?"
Er nickte stumm und stellte sich mit einem Tablett an. Hawkeye hatte trotz Hungergefühl keine Motivation für Pulverei und gebratene Leber, weswegen er sich gleich zum Kaffee vorrang.
Er setzte sich an einen freien Tisch und bekam von Priester Gesellschaft.
"Ja. Ich musste sogar etwas warten, da ihr Flug Verspätung hatte", inspizierte er das Essen und Pierce nippte von seiner Tasse.
"Von wo kam sie?"
"Aus Japan, glaube ich."
Als sich Blake zu den zweien setzte, beendete er das Gespräch zwischen den zweien, rollte es aber wieder auf.
"Was sagt ihr zu unserer Airforce Soldatin", grinste er breit über das ganze Gesicht, als hätte man ihm einen neuen Anglerhaken für seinen Hut geschenkt.
Hawkeye verschluckte sich fast am Kaffee und musste kurz husten. Er hätte alles erwartet. Am meisten, dass sie aus einer Verwaltungseinheit kam. Aber nicht von der Airforce.
"Sie war dort medizinisch, sowie technisch", versuchte auch er das Essen zu entziffern.
"Sehr interessant", bemerkte der Father und schluckte den letzten Rest Kartoffelpüree. "Sie wirkt sehr gebildet auf mich."
"Sie soll aus einer Army-Familie stammen."
Hawkeye schnaubte und leerte den Kaffee in einem Zug. Ihm war der Appetit vergangen.
Noch eine Margret Houlihan in diesen Lager war zu viel.
"Aber sie wirkt weniger, wie soll ich mich ausdrücken", legte Mulcahy seine Gabel nieder und versuchte das richtige Wort zu finden. "Verbissen?"
Pierce gab dem Father Recht. Kein Salutieren bei der Begrüßung, als wäre sie gerade frisch aus den Vereinigten Staaten importiert worden.
"Sergeant!", rief Blake in den Raum und Hawkeye erwachte aus seinen Gedanken.
Die gemeinte setzte sich neben Hawkeye, gegenuber Mulcahy und Blake. Als sie etwas verwundert auf ihr Tablett sah, zog Hawkeye ihr es weg.
"Was machen Sie", fragte sie etwas empört, ein kleines Lächeln auf ihren Lippen und er schenkte ihr einen Seitenblick, der ihn kälter erscheinen ließ, als Pierces Seele eigentlich war.
"Ich will Ihnen nur das Menü erklären, Ma'am", richtete er sich auf und deutete auf den jeweiligen kleinen Haufen. "Gebratene Leber, zäher als eine Schuhsohle. Kartoffelpüree, wundervolles Pulver mit Wasser angerührt und Pulverei, selbe Produktion."
Michaela lachte kurz und bekam das Tablett wieder zurückgeschoben.
"Ach ja", merkte er noch an. "Die Pfannkuchen sind von vorgestern."
Benjamin erhob sich und schenkte sich etwas Kaffee nach.
"Was haben Sie bei der Airforce bekommen?", fragte Radar neugierig, der sich ebenfalls an den Tisch neben Mulcahy setzte und um das doppelte mehr auf seinem Tablett hatte, wie Michaela.
"Vorrangig japanisches Essen", probierte sie etwas von dem Pürree und wusste jetzt schon, dass sie sich daran gewöhnen musste. "Unser Küchenchef war Japaner und hat die besten japanischen Pfannkuchen gemacht, die ich je gegessen habe."
Hawkeye setzte sich wieder und hasste sich für seine kalte Seite. Innerlich platzte er fast vor Aufregung und versuchte dies mit einer ruhigen Art einzudämmen; es nicht nach außen zu zeigen.
Nach guten fünf Minuten fragte Radar den Sergeant, ob sie ihr Tablett noch anrühren würde und sie hat es ihm wortlos entgegen geschoben.
Hawkeye lud sie auf eine Tasse Kaffee ein.
"Ich weiß nicht, ob ich danach noch schlafen kann."
Ohne auf ihre Entscheidung zu warten, war er bereits dabei, eine Tasse zu füllen.
"Sonst kommen Sie nachher in den Sumpf und wir spielen eine Runde Poker", stellte er die Tasse vor ihre Nase mit einem kurzen Zwinkern. "Wir haben rund um die Uhr geöffnet."
"Kannst du sie nicht ein paar Tage leben lassen, Pierce?", bemerkte Henry und bekam darauf einen kräftigen Tritt auf den Fuß. Er verbiss sich sichtlich den Schmerz.
Der Father verabschiedete sich und wurde von Radar begleitet. Auch Henry scheint zu bemerken, dass es besser war, die beiden alleine zu lassen und verabschiedete sich mit der Ausrede, noch Berichte unterschreiben zu müssen.
Michaela hatte noch mit ihrem Kaffee zu kämpfen.
"Schmeckt er nicht?", legte Hawkeye den Kopf leicht schief und sie schüttelte kräftig den Kopf.
"Ich hab' mir nur geschworen, keinen Zucker mehr in den Kaffee zu tun", lächelte sie etwas beschämt in die Tasse und Hawkeye ließ ein Stück Würfelzucker hineinfallen.
"Den Zucker werden Sie für die Nerven hier brauchen."
Sie drehte sich ihm entgegen, ließ ihn sein Leben vergessen mit diesem Wimpernschlag, bevor sie ihn bat, sich doch zu duzen.
Hawkeye nickte einverstanden.
"Wie kommt man von der Airforce zum MASH", sprach er seine Gedanken laut aus und setzte sich ihr gegenüber, um besser miteinander sprechen zu können.
"Ist ganz einfach", stützte sie sich auf ihren Ellbogen ab und lehnte sich damit etwas Hawkeye entgegen. "Wenn man zwangsversetzt und wie ein Vieh zur Versteigerung ausgeschrieben wird."
Ihre Augen glitzerten finster und wiederspiegelten ihre innerliche Wut.
Er war von diesen Wort vorerst etwas überwältigt. Die Army war eine grauenvolle Organisation, aber war in diesem Moment sein Hass auf sie noch etwas größer geworden.
"Bist du eine Berufssoldatin?"
"Dank Mary Hallaren, ja", schnaubte sie sich ein paar feine Strähnen aus dem Gesicht. "Als Frau ist man nicht gerne gesehen in höheren Personen."
"Wer ist Hallaren?", tauchte Hawkeye in eine komplett neue Welt ein und vergaß alles um sich herum.
Er mochte ihr Lächeln, das sie auf ihren Lippen trug und ihre lässige Art, wie sie die Army über die Schulter warf, als wäre sie ein nasses Handtuch. Und auch dieser Blick, dass ihr seit langem einmal wieder jemand zuhörte.
"Colonel Mary Hallaren ist die erste Frau, die es in der US Army geschafft hat, die höchste Position zu erlangen", sprach sie, als wäre es aus seinem Buch vorgelesen und deutete danach auf einen Tisch, an dem nur Schwestern saßen. "Sie ist Leiterin des Women Army Corps und ist verantwortlich für die ganzen Frauen im Krieg."
Er nickte verständlich.
"Und du? Einberufener Arzt?", nahm sie einen Schluck von ihrem Kaffee und lächelte ihm danach entgegen. Ihr roter Lippenstift war auf der Tasse verzeichnet.
"Leider", schnaubte Hawkeye und klammerte beide Hände an die Tasse. "Ich sollte eigentlich in einer kleinen Praxis in Maine sein."
"Von woher?", zeigte sie auf ihn und war offenbar erstaunt. "Ich bin aus Portland."
Auch die Augen von Hawkeye weiteten sich.
"Crabapple Cove."
Beide lachten kurz und sahen danach auf die jeweilige Tasse. Langsam wurde es dunkel draußen.
Der heftige Donner unterbrach ließ beide an die Decke sehen. Der Regen prasselte hörbar auf das Zelt und McLennon bemerkte erst jetzt, wie spät es bereits war.
"Wenn Sie mich entschuldigen, Captain", erhob sie sich und Hawkeye folgte ihrem Aufruf. Er zeigte ihr, wie die Dinge beim Selbstabräumdienst funktionierten und sie standen kurz im strömenden Regen, um sich zu verabschieden.
"Vielen Dank für das nette Gespräch", lächelte sie und hielt ihre Hände über den Kopf.
"Es war mir ein Vergnügen, Sergeant", schenkte auch er ihr ein kurzes Lächeln, bevor sich ihre Wege trennten, aber ihre Blicke nicht.
Und als Michaela dann durch die Tür kam, Wasser durch ein Loch an der Decke auf den Boden floss, seufzte sie. Und sie hat vergessen das Licht auszuschalten.
"Konnte das Leben nicht so einfach sein, wie das Gespräch vorhin?", sprach sie mit sich selbst und ließ sich den Stuhl nieder.
Sie starrte an die Decke, doch alles was sie vor sich sah, war dieses verschmitzte Lächeln und diese blauen Augen, die sie mit dem Jetlag vermischt in Träume wiegten, die leider nur von kurzer Dauer waren.
Wie von einem Schlag getroffen riss Michaela die Augen auf. Sie nahm einen tiefen Atemzug und sah an sich hinab.
Ihre Kleidung klebte nass an ihrem Körper und auch die Haare waren durchnässt.
Regentropfen prasselten auf sie hinab und von einem vorerst geglaubten Streich, bemerkte sie nun den wahren Übeltäter.
Sie legte den Kopf in den Nacken und erkannte das Loch an der Zeltdecke, durch welches es regnete; und es begann sich langsam Wasser im Zelt zu sammeln.
Michaela schwang sich vom nassen Stuhl. Sie müsste jemanden finden, der ihr helfen konnte.
Sie rannte hinaus in den immer noch strömenden Regen. McLennon hat aufgegeben, sich die Hände schützend über den Kopf zu halten, da sie bereits patschnass war.
Ihre Füße hielten langsam vor dem Sumpf und sie überlegte, vielleicht den Captain um Hilfe zu bitten. Auch wenn Henry sie gebeten hat, ihn zu konsultieren, entschieden sich ihre Füße auf das Zelt mit der Türaufschrift Sumpf zuzugehen.
Sie öffnete diese leicht und sah, wie ein Bett leer war, eines besetzt und das andere als Sitzgelegenheit genutzt wurde.
Hawkeye war noch wach und über einen Brief gebeugt.
"Captain", hauchte Michaela und er schnellte mit dem Kopf zur Seite. Langsam trat sie ein und erkannte den leicht sorgenden Blick von Pierce.
"Sind Sie in die Dusche schlafgewandelt?", hauchte er mit einem Lächeln auf den Lippen, doch sie schüttelte den Kopf.
"Ein Teil der Zeltdecke ist aufgerissen und hat mich getauft."
Pierce biss sich auf sie Unterlippe, um Trapper nicht aufzuwecken und deutete ihr, sich neben ihn zu setzen.
Sie ließ sich auf das Bett nieder und er rückte etwas zur Seite. Wenn man das Parfüm des anderen roch, war man für eine Freundschaft zu nahe aneinander.
"Und wie kann ich helfen?"
"Ich brauche einen Platz zum Schlafen", strich sie ein paar klebende Strähnen aus der Stirn und er nickte.
Er deutete auf die Tür und sie gingen zurück ins VIP Zelt. Als Hawkeye das klaffende Loch sah, verschlug es ihm vorerst den Atem. Sie standen bereits knöcheltief im Wasser.
"Zum Glück hast du keinen Stromschlag bekommen", bemerkte er kurz und ihm wurde ihr Koffer in die Hand gedrückt.
Doch er gab ihr diesen wieder zurück, legte die Ausgehjacke über ihre Schulter und rollte die Matratze zusammen.
Sie rannten in den Sumpf, dabei bedacht die Tür des VIP Zelt offen zu lassen und somit eine Überschwemmung mit Kurzschluss und folgendem Feuer zu vermeiden. Pierce bat sie, kurz zu warten und ihre Sachen in irgendeine Ecke zu legen.
Doch bis Benjamin mit dem Bettgestell kam, hatte Michaela bereits beschlossen, eine späte Dusche einzulegen.
Mit Bademantel und Waschtasche, sowie frischer trockener Kleidung, überraschte sie Hawkeye ein wenig.
Sie lief durch das Lager, wurde aber von einer Patrouille aufgehalten.
"Halt, wer geht?", erklang die Stimme von Klinger und er sah ihren Weg nach, der aus dem Sumpf begonnen hat.
"Ich bin's Klinger", antwortete sie und hatte nur mehr drei Schritte bis zur Dusche. "Sergeant McLennon."
"Entschuldigen Sie Sergeant", lachte er kurz und trat zur Seite, um sie in die Dusche zu lassen.
Als Michaela wieder zurückkam und ihr Bett säuberlich hergerichtet, senkrecht zu Hawkeyes stand, erkannte sie erst, dass er eingeschlafen war.
Sie legte vorsichtig die Decke über seinen Körper und versuchte die Schuhe von seinen Füßen zu lösen.
Danach legte sie ihre Sachen neben den Koffer und streifte ihre Stiefel ab. Sie schlüpfte unter die Decke und driftete in den Schlaf.
Mit Regentropfen und Donner.
Im dem Zelt, mit dem Geruch einer Schnapsbar.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro