[ XXXI - Besoffene sagen immer die Wahrheit ]
[ XXXI - Besoffene sagen immer die Wahrheit ]
Es ist der Tag des Sommerballs und wir hatten heute nicht gerade viel Unterricht, da wir bei der Dekoration und der Vorbereitung helfen durften. Eigentlich hingen wir nur die Sachen da hin, wo Lydia es wollte und sie hatte Augen wie ein Adler. Als Isaac und ich gerade dabei waren, ein Banner über der Turnhallentür zu hängen, meckerte sie herum, dass es nicht gerade war. Als ich schaute war da nichts schräg. Es sah für mich gerade aus. Doch das ließ Lydia nicht auf sich sitzen. Sie kletterte erst auf die eine Leiter, um zu schauen, wie dort der Abstand von dem Türrahmen zum Banner ist. Dann kletterte sie auf die andere Leiter und nahm wieder maß. „Hab ich mir gedacht. Isaac, deine Seite muss noch einen halben Zentimeter runter."
Sie sprang von der Leiter und drückte ihm den Zollstock in die Hand, ehe sie auf Scott und Allison zusteuerte, die die DJ-Ecke dekorierten.
„Bevor die Königin heute ausflippt, füge ich mich mal meinen Schicksal", sagte Isaac und kletterte wieder auf die Leiter. Nachdem er das Banner gerichtet hat, nahm er noch mal Maß und nickte. „Ist jetzt einen halben Zentimeter runter", sagte er und schaute noch mal nach. Als er seine Arme ausstreckte, zog sich ein wenig sein T-Shirt hoch und ich sah auf der Kleinen freien Stelle von Haut, die zwischen Jeans und T-Shirt hervorblickte, sämtliche blaue Flecke.
„Was hast du denn da gemacht?", fragte ich neugierig und wollte das T-Shirt weiter hochziehen. Doch Isaac reagierte schnell und schlug mir die Hand weg.
„Gehst du immer so schnell ran?", stellte er die Gegenfrage und versuchte das Thema scherzend abzulenken. Er blickte mich an und sprang die Leiter runter.
„Du bist wohl hingefallen. Das sah nicht gut aus."
„Ich habe mich im Skateboard fahren versucht. Ging nicht gut aus."
„Aua, nur blaue Flecke, oder auch Prellungen?"
„Ich geh nicht wegen jeder Kleinigkeit gleich ins Krankenhaus."
„Okay, wenn du keine weiteren Beschwerden hast."
„Alles gut, June."
„Na dann."
„Glaubst du Lydia schmeißt einen auch von der Feier, wenn meine Krawatte einen unterschiedlichen Rotton zu deinem Kleid hat?"
„Zutrauen könnte man ihr das", sagte ich belustigt.
„Stimmt", meinte Isaac. „Fragen wir sie mal was wir noch machen können, bevor es heißt, dass wir hier nur Blöd herumstehen."
„Lydia, was sollen wir noch machen?", rief ich ihr rüber.
„Einige Luftballons müssen mit Helium befüllt werden und andere einfach aufblasen."
„Begib dich zu Danny, der bläst gerne. Ihr Mädels seid ja dafür geschaffen", sagte Jackson zu mir.
„Wieso sitzt du dann nicht neben Danny und hilfst ihm?", fragte ich ihn und begab mich zu Danny, der mich belustigt anblickte.
„Irgendwann kommt der Tag, wo ich ihm Kaltwachsstreifen auf die Augenbrauen klatsche und abziehe, wenn er noch weiter seine Sprüche macht", brummte Danny.
„Einfach Kontern."
„Kontern? Süße, mir fallen die ganzen Kontor immer fünf Minuten später ein und das kommt dann voll blöd rüber. Als hätte ich keine Fantasie. Aber ich habe Fantasie. Zwar will die nicht jeder hören, aber mir gefallen diese."
„Hm", meinte ich und schnappte mir ein paar Luftballons. „Es fehlt hier ehrlich eine Luftballonpumpe."
„Ich kann höchstens mit einer Penispumpe dienen", meinte Danny trocken und lachte dann.
„War ein Scherz, pack dein entsetztes Gesicht weg." Er schlug mir leicht auf den Oberarm und ich musste nur lachen.
„Du bist bekloppt."
„Danke." Dann lehnte er sich zu mir nach vorne. „Du gehst also mit Isaac. Sehr gute Wahl."
„Danke, mit wem gehst du überhaupt?"
„Olivia Newton."
„Ist das nicht die die auf Mädchen steht?", fragte ich.
„Die dickliche Kampflesbe. Ja."
„Wow, immer ran an den Speck."
Danny lachte. „Ich würde die noch nicht mal mit einer Kneifzange anfassen. Nichts gegen Dicke. Meine Eltern sind selber zwei Sesselfurzer deren Lippen vor Chipsfett glänzen. Es ist einfach ihr Charakter und sie hat eine Vagina. Nee."
„Jeder wie er will", meinte ich und pustete weiter Luftballons auf. Nachdem Danny und ich die Luftballons aufgeblasen hatten, sollten wir die Luftballons in ein riesiges Netz packen, welches an die Decke angebracht werden sollte und gegen fünfzehn Uhr durften wir alle nach Hause.
Ich saß in meinem Zimmer und lackierte mir gerade die Finger- und Fußnägel in einem Beigeton, als meine Tante das Zimmer betrat. Sie fand das Kleid jetzt doch nicht so übertrieben, sondern vollkommen in Ordnung, was für mich eine Erleichterung war.
„Soll ich dir gleich die Haare machen?"
„Du mir die Haare?", fragte ich.
„Ja, ich hab zwei Jahre aus Friseurin gearbeitet, bevor ich schwanger wurde. Ich kann das schon. Hast du eine Spülung genommen?"
„Nein, ich weiß dass dann die Haare nicht halten werden, wenn man sich eine Spülung reinhaut."
„Hast du dir schon eine Idee, wie deine Haare aussehen sollen?"
„Ja."
„Gut, dann machen wir das so wie du willst."
„Zum Verfluchen, dass ihr alle immer so groß werdet", meinte meine Tante und blickte mich an, als ich fertig im Wohnzimmer stand und auf und ab ging.
„Ja", sagte ich nur und blickte auf meine Uhr im Handy. Keine Nachricht, kein Anruf und immer noch kein Isaac. „Ey, wo bleibt der?"
„Du bist genauso ungeduldig wie Wendy. Ist jemand auch nur eine Minute zu spät, flippt ihr aus."
„Noch flippe ich nicht aus", sagte ich. „Und wenn, dann hat er meine zwickenden Schuhe am Kopf kleben."
„Ich kann nicht länger warten, June", sagte Lucy. „Ich muss gleich runter in die Bar?"
„Trink für mich ein Bier mit."
„Das hab ich jetzt nicht gehört", sagte sie. „Und außerdem ist da heute mein erster Arbeitstag."
„Oh, hab ich vergessen."
„Das hatte ich dir vor zwei Wochen am Telefon gesagt, wo du mich dann einfach weggedrückt hast. Und naja, immer hin noch besser als gar nicht zu arbeiten."
„Ja", meinte ich. „Weißt du was. Ich rufe ihn an und wenn er sich dann nicht meldet, statte ich ihn einen Besuch ab."
„Ich muss runter. Ich wünsche dir ganz viel Spaß, Kleines. Und lass die Schuhe an deinen Füßen", sie drückte mich kur und verschwand dann aus der Wohnung.
Und ich rief Isaac an. Grummelnd blickte ich auf mein Handy, als ich sah, dass er mich weggedrückt hatte.
„Ich lass meine Schuhe ganz sicherlich nicht an den Füßen", brummte ich. Ich schnappte mir die kleine Clutch, stopfte dort Handy und Schlüssel rein und machte mich sauer auf den Weg zu Isaac. Es war schon komisch in die Straße zu kommen, wo du bereits all die Jahre über gelebt hast und dann die neuen Bewohner des Hauses zu sehen, wie sie gerade nach Hause kamen. Ich hielt mein Kleid fest, um nicht auf den langen Unterrock zu treten und schellte.
Mr. Lahey öffnete mir die Tür. Er schien verschwitzt zu sein, als ich einen glitzernden und feuchten Film auf seiner Stirn sah. Er wischte sich die Stirn mit dem Ärmel seines Hemdes trocken und blickte mich verblüfft an. „June, was machst du denn hier?"
„Isaac und ich sind verabredet", sagte ich. „Zum Sommerball an der Schule?"
„Hat er dir nicht gesagt, dass er nicht darf."
„Wie jetzt?"
„Er hat Hausarrest. Hat sich mal wieder Sachen geleistet, die nicht gerade von Nettigkeit ersprühten. Tut mir leid."
„Können Sie da nicht eine Ausnahme machen. Ich denke, Sie hätten es auch gewollt, wenn Ihr Vater Ihnen verboten hätte, mit Ihrer Frau auszugehen..."
„Vergleiche dich nicht mit meiner Frau! Die hat mehr Anstand und Güte als du gehabt."
Krawuuuums. Und schon knallte die Tür zu. Ich hab mich noch nicht mal mit seiner Frau verglichen, nur den Vergleich gemacht, dass er auch sauer wäre, wenn er nicht zum Ball gehen könnte.
„Vollpfosten", brummte ich und trat die Porzellankatze von der Veranda in das nächstbeste Gebüsch. Jetzt darf ich da allen erstens alleine auf dem Ball auftauchen. Was soll das denn?
Als ich den Vorgarten der Laheys verließ, warf ich noch einmal einen Blick über die Schulter und sah das Mr. Lahey mich aus der Küche hinterherstarrte.
Keine Ahnung wieso, aber ich streckte ihn einfach meinen Mittelfinger entgegen und machte mich dann grimmig auf den Weg zur Schule. Man war meine Laune im Keller.
„Miss, ich möchte gerne ein Foto von dir machen", sagte der Fotograf.
„Siehst du hier irgendwo mein Date?", fragte ich ihn.
„Nein."
„Das ist auch meine Antwort zum Foto, du Scharmhaarfrisur."
„Hm, okay", machte er.
Gerade als ich die Turnhalle betreten wollte, wurde ich an der Hand zurückgezogen. Ich machte auf dem Absatz kehrt und blickte direkt zu Isaac.
„Du hast doch Hausarrest?"
„Ja und der wird sich erhöhen", meinte er.
Er trug ein einfaches Hemd und eine schwarze Jeans. Nicht großartig herausgeputzt, aber etwas. „Hab mich ein bisschen rausgeschlichen, nachdem ich gesehen habe, wie irgendjemand die Lieblingskatzenfigur meines Vaters vom weggetreten hat. Hier für den Mittelfinger an meinem Vater."
Er hielt mir eine einzelne rote Rose hin und ich bedankte mich. „Hast du die aus dem Garten deiner neuen Nachbarn?"
„Vielleicht", meinte Isaac und winkelte einen Arm an, damit ich meinen dadurch stecken konnte. „So Scharmhaarfrisur, du darfst ausnahmsweise ein Foto von uns machen."
„Ihr glaubt doch nicht selber, dass ich jetzt noch ein Foto von euch mache, wenn ihr mich beleidigt?"
„Hattest du schon mal ein Objektiv in deinem Hintern stecken?", fragte Isaac.
„Nein."
„Willst du?"
Der Typ ging wieder zu seiner Kamera und blickte mich ungeduldig an. Nachdem er ein Foto von Isaac und mir gemacht hatte, gingen wir in die Turnhalle. Die Party war schon im vollen Gange und einige tanzten schon.
„Tanzen oder Minipizzen?", fragte ich Isaac.
„Beides."
Also standen Isaac und ich keine Minuten später auf der Tanzfläche und stopften uns Pizza rein, während wir zu neuster Pop-Musik am tanzen waren.
„Merkst du nicht, wie die halbe Lacrossemannschaft dich anguckt?", fragte Isaac mich, als wir die Pizzen verdrückt hatten. Ich schaute mich um und egal welchen Typen ich anguckte, diese schauten schnell weg, natürlich bis auf Stiles. Der starrte einfach nur weiter.
„Sollen die doch", sagte ich und zuckte mit den Schultern. Ich wandte mich wieder zu Isaac und tanzte weiter.
„Welches Tier hat Lydia getötet um an dieses Kleid zu kommen?", fragte Isaac.
Ich lachte nur. „Das weiß niemand so genau."
„Punsch und fresst uns nicht die ganzen Minipizzen weg", sagte Lydia und hielt Isaac und mir je ein Glas hin, als wir beide wieder an dem Büffet standen und uns an der Pizzen bedienten. „Aber ist ein bisschen mit Vodka verfeinert." Sie zwinkerte uns zu. „Wir treffen uns später noch am Lacrosseplatz und trinken ein bisschen weiter. Wäre schön, wenn ihr auch kommen würdet."
Isaac nickte nur und ich stimmte ebenfalls zu. Lydia ließ uns wieder alleine und ich trank sofort einen Schluck vom Punsch. Neben dem Kirschengeschmack vom Punsch, kam noch ein gewaltiger Vodkageschmack. „Alter", sagte ich und hustete. „Ein bisschen Vodka? Ich denke mal, dass ist ein wenig Punsch."
„Glaube ich auch", sagte Isaac und verzog keine Miene, dann haute er das ganze Glas weg.
Er stellte das Glas bei Seite und hielt mir die Hand hin. „Wieder ein bisschen tanzen?"
Ich nickte nur und haute wieder das ganze Glas weg, ehe ich das Glas wegstellte und mit einem Gänsehautschub mit Isaac auf die volle Tanzfläche ging.
„Wie viele Gläser hatten wir schon?", fragte Isaac nach zwei Stunden. Lydia hatte immer wieder für Nachschub gesorgt, was Isaac und ich auch weghauten.
„Hab nach dem ersten aufgehört zu zählen", hickste ich und war wirklich schon im Stadium, eines kleinen Besoffskis angekommen. Ich lehnte mich an die Wand und versuchte nicht umzukippen, was auf den Highheels ziemlich schwierig war.
„Geh mir bloß nicht unter wie die Titanic", sagte Isaac.
Ich fuhr zusammen, als er sich mit seinen Händen gegen die Wand haute, um sich abzustützen.
„Seid ihr betrunken?", fragte Mr. Finstock uns, im vorbeigehen. Isaac und ich stellten uns gerade hin und schüttelten nur unsere Köpfe.
„Und wenn, dann wäre mir das egal", sagte er und ging einfach weiter.
Ich lehnte mich wieder an die Wand und seufzte. „Ich vertag nix mehr."
„Moi auch", nickte Isaac. „Wow, ich bin Französisch."
„Hä? Ich dachte du bist Isaac."
„Wer ist Isaac?"
„Na du", sagte ich und tippte Isaac auf den Oberarm.
„He, vorsichtig, da tut es weh", lallte er und wich ein bisschen von mir zurück. „Ah, nee, muss mich festhalten, sonst lieg ich auf den Boden. Nicht cool."
Er stützte sich wieder mit seinen Händen neben meinem Kopf ab und blickte mich an. „Wäre ich nicht zu besoffen, würde ich dich küssen. Aber ich befürchte, dass ich gerade nicht weiß, wie das geht und mir ist schlecht. Ich will dir nicht in den Mund und in den wahnsinns Ausschnitt kotzen."
„Ich glaube wir brauchen frische Luft, hm?", fragte ich ihn. „Wir vertragen keine Minipizzen."
„Klar, das lag an den Minipizzen und nicht an dem mit Vodka missbrauchten Punsch", sagte Isaac ironisch und schnappte sich meine Hand. „Komm, Schnucki, frische Luft und außerdem macht mich Justin Bieber assessiv."
„Aggressiv?"
„Ja, ist er", nickte Isaac, als wir nach draußen gingen.
„Wer ist was?"
„Mein Papa, der hat ein kleines Aggressionsproblem", sagte er und ließ sich vor dem Schulgebäude auf die Treppe plumpsen.
„Er ist sicherlich ungeduldig..."
„Er hasst mich, June."
Isaac schaute auf und blickte mir in die Augen. Es bildeten sich Tränen, dass sah ich ihn an.
„Quatsch, er liebt dich."
„Das ist Quatsch", sagte er und riss die Knöpfe seiner Bluse auf. „Guck mal, wenn er mich lieben würde, dann würde ich doch nicht so aussehen, oder?"
Ich hielt mir die Hand vor dem Mund, als ich die sämtlichen blauen Flecke und Kratzer auf seiner Haut sah. „Was macht er denn mit dir?"
„Was macht er wohl, Juni? Mich als seinen Sohn behandeln schon mal nicht", schnaubte er. „Er verprügelt mich, wann immer er will. Wenn er mich nicht in einer Truhe für Stunden einsperrt. Er hasst mich, weil er denkt, dass Mama wegen mir weg abgehauen ist. Er gibt mir die Schuld, dass sie uns alleine gelassen hat und auf den Weg zu ihrer Arbeit den tödlichen Unfall hatte. Weil ich damals so aufgedreht und zickig war, habe ich meine Mutter in den Tod getrieben. Und das lässt er immer an mir aus. Ich bin für ihn nur ein widerwärtiges Stück Dreck." Und dann fing er an zu weinen.
Klar glaubte ich ihn. Erstens die blauen Flecke und zweitens gab es da immer eine Regel: Besoffene und kleine Kinder sagen immer die Wahrheit.
„Und heute war es mal wieder so weit. Er wollte nicht, dass ich mit dir da hingehe, weil er denkt, dass du ein schlechter Umgang für mich bist und weil er wieder Probleme mit der Arbeit hatte. Und an wen soll er das denn sonst auslassen?"
Ich kniete mich vor den wimmernden Isaac und nahm ihn einfach in die Arme. „Wieso redest du nicht mit Chief Stilinski darüber?", fragte ich ihn.
„Nee. Das bringt nichts, außer dass ich in irgendein Heim gesteckt werde und mein Vater dann seinen Job verliert. Er hat mir angedroht, dass er mich totschlägt, wenn ich jemanden was sage und die Existenz von Mom und ihn kaputt geht. Das war Mamas Wunsch. Kindern helfen und deshalb hat sie das Heim eröffnet."
„Du tust mir so leid."
„Hm", machte er. „Ich kann nachher wieder damit rechnen. Dann hat er wieder getrunken und verprügelt mich schon wieder. Und ich kann mich einfach nicht wehren." Wieder seufzte er du ich wusste nicht so recht, was ich sagen konnte. Irgendwie war ich einfach nur geschockt.
„Ich wäre hier schon längst weg, hätte ich das Geld dafür."
„Komm, vergessen wir für einen Augenblick das ganze und feiern noch ein bisschen, hm?"
„Wir haben die ganzen Minipizzen aufgegessen."
„Ich weiß aus zuverlässigen Quellen, dass es in eine der Umkleiden noch Nachschub ist."
Ich stellte mich gerade hin und hielt Isaac meine Hand hin. Dieser wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und stand schwankend auf. „Und mach dein Hemd zu, sonst denken die alle wieder sonst was."
„Sollen die doch und dann sollen die alle vor Neid sterben."
Dann lächelte er leicht, als er sich das Hemd zuknöpfte und nur zehn Minuten später saßen wir in der Mädchenumkleide und fielen über die anderen Minipizzen her.
„Ich werde so langsam wieder nüchtern", bemerkte ich nach einer Weile.
„Ich auch. Wollen wir noch zu den anderen am Platz gehen, oder nicht?"
„Ja, aber ich denke, dass es zu auffällig wäre mit einer Platte Minipizzen rauszugehen."
„Du könntest die rausschmuggeln, ohne dass es merkwürdig und eklig ist."
„Wie meinst du das?", fragte ich und fing an zu lachen, als Isaac mir tatsächlich Minipizzen in den Ausschnitt stecken wollte. „Wow, nein. Finger weg. Mein Ausschnitt, meine Regeln."
„Versuch war es wert."
Ich schaffte es mir nur zwei Minipizzen in den Ausschnitt zu stecken, als jemand die Umkleidekabine betrat. Ich horchte auf. „Nur zwei? Da passen mehr rein, wenn da noch Platz ist."
„Lass mich in Ruhe!", hörte ich jemanden panisch sagen.
„Du wolltest doch deine Jungfräulichkeit verlieren und ich bin dafür auch bereit!"
Ich drehte mich um und sah Stiles der von Sue Heck an eines der Spinde gedrückt wurde.
„Ja, aber nein", sagte Stiles und stellte sich auf die Zehenspitzen, damit er den Körperkontakt aufs Nötigste beschränken konnte. Er versuchte Sue wegzudrücken, aber diese fiel ihn so über den Hals. Wortwörtlich. „Reiß mir mit deiner Zahnspange nicht meine Haut am Hals auf!", sagte Stiles panisch und drückte diese weg.
„Ich weiß, dass du es willst, oder an wen willst du deine Jungfräulichkeit verlieren?"
„June!", rief Stiles, als er mich sah.
„June Lowman?", fragte Sue sauer und wich zurück. „Was willst du denn von ihr? Sie ist dumm wie sonst was und hat einen Pferdearsch."
„Nur weil du da nichts hast", meinte Stiles und schaffte es, von Sue wegzukommen. Stiles landete vor mir auf den Boden und blickte uns an. „Steckst du ihr gerade Minipizzen in den Hausschnitt?"
„Isaac!" fauchte ich und schlug seine Hand weg.
„Du lässt die Finger von Stiles!", fauchte Sue mich an. Ich wollte ihm noch nicht mal aufhelfen. Läuft bei ihr. Rückwärts, aber läuft.
„Ich hab ihn nicht mal angefasst, bleib mal ruhig, Sue."
„Atme noch nicht mal die gleiche Luft wie er. Er gehört mir und nicht dir."
„Sie will ihn noch nicht mal", meinte Isaac und aß wieder von der Minipizza, in seiner Hand.
„Raus. Stiles und ich haben etwas zu erledigen", meinte Sue.
„Bleib mal ruhig, Psycho", sagte ich und stand auf.
„Raus, oder ich sage, dass du deinen BH mit Minipizzen ausstopfst."
„Hab ich nicht nötig und wenn er sagt, dass du ihn in Ruhe lassen sollst, dann lass ihn in Ruhe. Oder liegen dir deine riesigen Zähne auf den Ohren? Ich nehme Stiles jetzt mit."
„Nimmst. Du. Nicht."
„Doch."
Irgendwas flog an mir vorbei und klatschte direkt in Sues Gesicht. Diese kreischte auf. „Ah, Salami-Pizza. Ich bin Vegetarierin. Ich esse keine Tiere. Oh Gott." Und dann war sie weg.
„Guter Wurf", meinte Stiles und rappelte sich auf.
„Danke", entgegnete Isaac.
„Was ein Freak."
„Wieso hast du Minipizzen in deinem Ausschnitt?", fragte Stiles.
„Ich bin besoffen, ich weiß es nicht", antwortete ich. „Gehen wir zum Feld."
„Mensch, ich dachte du kommst gar nicht mehr", rief Lydia stark angetrunken und winkte mir mit der Vodkaflasche in der Hand zu.
„Ich hasse Pärchen", bemerkte Isaac, als er sah wie Scott und Allison am herumknutschen waren. Lydia schmiss sich sofort Jackson am Hals.
Ich weiß auch nicht was dann passierte. Die Stimmung war eigentlich ausgelassen, Lydia hatte zwischendurch den Vodka wieder ausgekotzt und die Jungs machten irgendwelchen Quatsch. Bis es auf einmal zum Streit zwischen Jackson und Isaac kam. Die beiden hatten sich wegen irgendwas ziemlich in den Haaren, was ich nicht genau mitbekam, da ich mich um Lydia kümmerte, deren Haare ich halten musste. Aus den Augenwinkeln sah ich nur, dass Isaac Jackson eine mitgegeben hatte und dann verschwunden war.
„Übernimm mal", sagte ich zu Allison und stupste sie an. Sie nahm Lydias Haare und ich ging auf den Feld. „Was war los?"
„Isaac hat mich geschlagen. Der kommt wohl nicht mit Kritik klar", schnaubte Jackson.
„Du hast ihn aufs übelste fertig gemacht", sagte Stiles nur. „Kein Wunder, dass du eine kassierst hast. Verdient."
„Ich hasse ihn."
„Idiot", pflaumte ich Jackson an und zog meine Schuhe aus, ehe ich Isaac hinter her lief. Aber ich konnte ihn nicht mehr einholen. Prima. Jetzt hatte ich wieder schlechte Laune und irgendwie auch keine Lust mehr zu feiern.
„Gibt es nicht immer Drama auf Bällen?"
Derek, wer auch sonst taucht einfach auf dem Nichts auf und hat ein passenden Kommentar parat. Er lehnt an seinem Camaro und blickte mich an.
„Ich bin nicht dran schuld", sagte ich. „Mr. Porsche ist schuld."
„Du riechst wie eine Vodkafabrik, June", sagte Derek und rümpfte die Nase.
„Und das aus zehn Meter Entfernung, wow."
„Ich rieche tausend Mal besser als ihr Menschen", erinnerte er mich daran.
„Inwiefern, dass du gut riechst, was du tust, was mich auch verwundert, da du nicht nach nassem Hund riechst, oder dass du bessere Riechorgane hast."
„Letzteres, aber danke", wieder rümpfte er die Nase. „Hier riecht es nach Pizzen."
„Ja, ich hab fast alle aufgegessen."
„Aha, soll ich dich nach Hause fahren?"
„Hab eh keine Lust mehr Lydias Haare zu halten, während sie am kotzen ist."
„Deshalb war ich nie auf einen Ball", sagte Derek und machte die Beifahrertür auf, ehe er um sein Auto herum ging. Ich ließ mich auf dem Beifahrersitz plumpsen und zog die Tür zu.
Ich wollte ehrlich nur in mein Bett, da ich viel zu müde war. Ich schnallte mich an und lehnte mich in den kühlen Ledersitz zurück. „Was machst du eigentlich schon wieder hier?"
„Ich hab dich seit zwei Wochen nicht gesehen und wollte nur gucken wie es dir geht und bevor deine Tante mich wieder anmeckert, hab ich erstmal abstand gehalten."
„Das erklärt wieso sie so tiefentspannt ist."
„Ehrlich jetzt?", fragte Derek.
„Jepp", dann blickte ich zu ihn. „Kann es sein, dass du das Kleid ausgesucht hast?"
„Ich wollte nur nicht, dass du dich blamierst in den Dingern, was die anderen beiden ausgesucht haben. Und das sollen Freundinnen sein?"
„Das habe ich auch schon angezweifelt. Ich konnte nicht glauben, dass das Kleider sind... warte, hast du mich wieder gestalkt?"
„Ich hab von Scott gehört, dass du in der Stadt bist und ich wollte nur gucken wie es dir geht. Ich stalke nicht, aber deine Tante vielleicht. Ist jetzt auch egal. Kotz mir einfach nicht ins Auto und wieso riecht es hier so übertrieben nach Pizza?"
„Das weiß niemand", sagte ich geheimnisvoll. „Trainierst du eigentlich viel?"
Derek kniff die Augen zusammen, als ich an seinem Bizeps rumdrückte.
„Lenk mich nicht ab. Ist deine Schuld, wenn ich einen Unfall baue."
„Sorry", sagte ich und hickste.
Ich kam erst gar nicht richtig aus dem Auto und das zweite Problem kam dann noch dazu. Ich bekam einfach nicht den Schlüssel in die Haustür.
Derek nahm mir ungeduldig den Schlüssel aus die Hand und drückte die Tür auf, gegen der ich anlehnte. Noch bevor ich auf den Boden landete, fing Derek mich auf und meckerte wieder herum, ob ich in Pizzagewürz gebadet hätte. Ohne mich vorher vorzuwarnen, hob er mich hoch und trug mich die Treppen nach oben.
„Anscheinend ist das dein Training", bemerkte ich und zog mir eine der Mikropizzen aus dem Ausschnitt, um diese zu essen.
„Gehört seit heute wohl dazu." Er schloss die Wohnungstür auf und hielt inne. „Ist deine Tante da?"
„Nee, die ist unten in der Bar."
„Saufen?"
„Arbeiten", brummte ich.
Derek trug mich in die Wohnung und ich klatschte die Wohnungstür zu, ehe ich in mein Zimmer getragen wurde. Er legte mich ins Bett und blickte mich fragend an. „Was kaust du da?"
„Pizza."
„Woher?", fragte er fassungslos und ich stand wieder auf. „Hab ich die Wohnungstür zugemacht?"
„Ja, hast du", dann hielt er inne. „Du verlierst da gleich eine Minipizza", sagte er und deutete auf meinem Ausschnitt. Ich zog die Minipizza hervor und reichte die Derek.
„Nein."
„Hm, dann nicht", sagte ich und schmiss die Pizza ins Müll. „Du guckst als hätte ich sie nicht mehr alle."
„Das denke ich gerade auch."
„Wann hast du dich eigentlich das letzte Mal rasiert, oder wieso lässt du dir einen Bart wachsen?"
„Darf ich das nicht?"
„Mein Onkel, also Lucys Ex-Mann, hat einen voll laaaangen Bart gehabt. Hab da drinnen mal die Schuhe meiner Barbie verloren, ich glaube ich hab da sogar eine Taube gesehen die gerade am Brüten war. Wieso auch immer haben alle Vogelviecher Angst vor mir. Hab ich dir schon mal gesagt, dass du verdammt heiß aussiehst?"
„Soll ich dich unter die kalte Dusche stellen?", stellte er die Gegenfrage und blickte mich belustigt an. Er unterdrückte sich ein Grinsen. Was dann nicht wirklich klappte.
„Kaltes Wasser ist kalt und nass", meinte ich. „Das finde ich nicht so schön."
„Für dich ist das vielleicht nicht schön."
„Nee, ich will nicht", sagte ich trotzig und ging von Derek weg, der auf mich zukam.
Er lachte. „Lass dich nicht Ärgern."
„Du magst es anscheinend besoffene Teenager zu ärgern, oder?"
„Nein, ich ärgere gerne nur June."
„Wer ist June?"
„Na, du?"
„Was ist mit mir?"
„Okay, ich stelle dich jetzt unter die kalte Dusche und wenn sich noch weitere Minipizzen zwischen du weißt schon wen verstecken, nimm die jetzt raus. Eingeweichte Pizza ist ekelhaft."
„Lass mich runter", quietschte ich, als er mich wieder hochhob und mit mir ins Badezimmer ging. Er legte mich in der Dusche ab und schnappte sich sofort die Duschbrause. „Nö, Derek. Nein", motzte ich herum und stellte mich in die Badewanne.
Als das Zischen von Wasser ertönte, schaffte ich es nicht mehr rechtzeitig aus der Wanne und schon bekam ich eine Ladung eiskaltes Wasser ab. Ich quietschte und spannte mich an, als das Wasser meinen Rücken runterlief.
„Du..."
„Ich was?"
„Hund", keuchte ich.
„Werwolf", verbesserte Derek mich trocken und hielt den eiskalten Wasserstrahl von mir weg. „Hast du dich wieder ein bisschen gefangen?", fragte er mich.
„Joah", schmollte ich. Derek stellte das Wasser aus und schmiss die Duschbrause wieder in die Wanne. Dann reichte er mir ein Handtuch.
„Guck nicht so grimmig", sagte er.
„Doch."
Ich kletterte aus der Wanne und blickte auf das nasse Kleid. Dann grummelte ich irgendwas vor mich hin, was Derek natürlich hörte. Er warf mir einen warnenden Blick zu.
„Was bin ich?", fragte er mich.
„Ein Vollpfosten", sagte ich zuckersüß und trocknete meinen Nacken und meinen Arm ab.
„Danke. Und wieso starrst du mich jetzt so behindert an?"
„Hast du Sommersprossen auf der Nase?", stellte ich die Gegenfrage. Das sah echt so aus, als hätte Derek Sommersprossen.
„Willst du eine Lupe?"
„Nee, geht schon. Das sind echt Sommersprossen."
„Ja, vielleicht habe ich ein paar Sommersprossen und du bist betrunken."
„Nö."
„Doch."
„Ein bisschen."
„Ein bisschen zuuuu voll. Komm ich bring dich wieder ins Bett."
„Ja, das Kleid fühlt sich an wie ein Elefant der auf der Schleppe liegt."
„Dann ist das saugfähig."
„Bin ich nicht."
„Ich meinte das Kleid, June."
„Oh."
„Wann warst du das letzte Mal eigentlich betrunken?"
„Noch nie."
„Aber du hast schon mal Alkohol getrunken?"
„Ja, aber ich war noch nie besoffen."
„Krass und es gibt ehrlich keine Grenze?"
„Soweit ich weiß nicht."
„Wow."
„Und jetzt leg dich bitte ins Bett und schlaf dein Rausch aus."
„Wieso auch immer ist mein Kleid nass", brummte ich.
„Dann zieh es doch einfach aus."
Ich blickte Derek an und dieser drehte sich sofort mit dem Rücken zu mir.
Ich war so schwindelig und ich war zu müde, dass ich nicht mal schaffte, dass Kleid richtig auszuziehen. Ich schaffte es nur aus einen der Träger und ließ mich dann völlig erschöpft aufs Bett fallen.
„Ihr Menschen seid echt drollig", bemerkte Derek. „Hast du darunter noch etwas, oder muss ich mich gleich aus dem Fenster stürzen?"
„Bist du schwul?", fragte ich ihn.
„Nein, bin ich nicht. Wie oft denn noch."
„Schon in Ordnung, wenn du nicht zu dir stehen kannst..."
Unsanft wurde ich an den Beinen auf den Rücken gedreht und blickte direkt in Dereks grimmiges Gesicht, der über mir hing. „Bist du taub?", fragte er mich.
„Ich kann dich hören. Dann denke ich mal nicht."
„Ich bin nicht schwul, June."
„Hab's verstanden", sagte ich und zwinkerte ihm zu.
„Hör auf zu Zwinkern", brummte er.
„Hab ich gar nicht." Wieder zwinkerte ich ihm zu.
„June, ich kriege wegen dir noch Kopfschmerzen."
„Du kannst gar keine Kopfschmerzen bekommen, nur weil ich nerve."
„Wegen dir schon, wenn du mich weiter nervst."
„Sorry."
„Also, hast du da etwas runter, oder kannst du dich jetzt doch selbst ausziehen?" Ich war wieder abgelenkt und zählte die Sommersprossen auf Dereks Nase. „June!?"
„Ja."
„Kannst du dich selber ausziehen?"
„Ja, kann ich", meinte ich und wollte Derek von mir wegdrücken, aber dieser hielt kurz Inne. „Da fährt wieder irgendein Krankenwagen, oder so."
„Und ich lasse mich schnell ablenken?", fragte ich.
„Tust du", sagte Derek und stand auf. Als er mich auf die Beine zog, drehte sich alles und ich ließ mich wieder ins Bett fallen.
„Lass mich hier einfach liegen. Das Kleid trocknet schon irgendwie."
Derek warf eine Decke über mich. „Dann zieh dich im liegen aus."
„Okay."
Es musste ziemlich behindert ausgesehen haben, als ich mich unter der Decke aus dem Kleid puhlte, da das schon ein ziemlicher Kampf war. Erleichtert, dass ich das Kleid ausgezogen hatte, schmiss ich dieses neben das Bett und zu den Schuhen auf den Boden. Toll. Ich musste aufs Klo.
„Kannst du mir die Jogginghose und das T-Shirt vom Stuhl geben."
„Schlaf deinen Rausch aus."
„Ich muss auf die Toilette", sagte ich und setzte mich auf. Keine Sekunde später hatte ich T-Shirt und Jogginghose vor mir liegen. Unter der Decke schlüpfte ich dort runter und wollte mich auf dem Weg zum Badezimmer machen. Wieder schwankte ich.
„Ist ja fast wie mein Praktikum im Altersheim", bemerkte Derek.
„Leben die alten Leute noch?", fragte ich, als er mich stützte.
Ich hätte damit gerechnet, dass er mich einfach los ließ, damit ich auf die Fresse flog, aber er sagte gar nichts und stellte mich vor der Toilette ab, ehe er das Badezimmer verließ und die Tür hinter sich schloss.
Nachdem ich auf dem Klo war, lief ich zickzack aus dem Badezimmer und ließ mich auf die Couch fallen. Derek kam mit dem Kleid aus dem Zimmer und hängte es über einen der Essstühle.
„Alles in Ordnung?"
„Nie wieder so viel Vodka."
„Einsicht kommt meistens eh zu spät. Magst du in dein Bett?"
„Ist eigentlich ganz gemütlich hier", sagte ich.
„Ich bring dich in dein Bett, bevor deine Tante wieder herummeckert."
„Hm."
Und keine dreißig Sekunden später lag ich in meinem Bett und deckte mich zu. Derek setzte sich neben mich auf dem Rand des Bettes.
„Willst du jetzt die ganze Zeit da sitzen, bis ich eingeschlafen bin?"
„Nee, ich hab noch zwei Mikropizzen in deinem Kleid gefunden."
„Oh. Okay."
„Und ja."
„Und ja, was?"
„Ich bleibe hier sitzen, bis du eingeschlafen bist."
„Dann darfst du hier bis morgen früh sitzen", sagte ich und setzte mich auf.
„Wieso?"
„Weil ich nicht schlafen kann, wenn ich beobachtet werde. Und mal ganz ehrlich, dass ist ein bisschen gruselig."
„Ja, stimmt auch wieder", sagte Derek und stand auf. Dann verließ er mein Zimmer und zog die Tür hinter sich zu.
Als ich wieder wach wurde blickte ich auf die Weckeruhr neben mir. Es war kurz nach eins. Wow, dann hatte ich eine halbe Stunde geschlafen. Ich stand auf und verließ mein Zimmer. Derek lag auf der Couch und war am Schlafen. Meine Tante war anscheinend noch nicht da, sonst würde Derek schon gar nicht mehr hier sein. Ich schnappte mir die Wolldecke und deckte Derek zu, ehe ich zum Kühlschrank ging und mir eine Flasche Wasser schnappte.
Als ich mich umdrehte, sah ich Derek, der auf der Couch saß und sich verschlafen umschaute.
„Ist deine Tante immer noch nicht da?", fragte er mich.
„Nein."
„Sorry, dass ich auf der Couch eingeschlafen bin."
„Ist schon in Ordnung", sagte ich und torkelte neben Derek, damit ich mich neben ihn auf die Couch fallen lassen konnte. Dann trank ich vom Wasser. „Sie hat mit keinen Mal erwähnt, dass du irgendwie anders bist, und dass sie anders ist."
„Sie hat schon ihren Grund. Vielleicht denkt sie, dass du von nichts weißt."
„Wenn die wüsste, über was ich alles Bescheid weiß."
Ich ließ mich nach hinten fallen und seufzte nur. Ich könnte schon wieder einschlafen.
Derek stand auf und legte die Decke zurück auf die Couch. „Ich fahre lieber."
„Hörst du sie kommen?"
„Nee, ich will nur pennen."
„Danke."
„Für was?"
„Für das gerade alles."
„Jo, gerne", sagte Derek und machte die Tür auf. „Du hast immer noch einiges Intus."
„Ja, aber ein bisschen besser geht es mir schon." Ich war bereits aufgestanden und stand vor Derek. „Du hast Sommersprossen."
„Zum Thema Mobbing, June..."
„Das ist kein Mobbing, dass ist eine Feststellung."
„Wenigstens habe ich kein Pferdearsch, Bitch", meinte Derek.
„Oha, und du stalkst echt nicht?"
„Nö."
Ich lehnte mich nach vorne. „Wieso sind deine Augen schwarz?"
„Das liegt am Licht."
„Alles klar, Edward Cullen."
„Geh weg mit diesem Spasti", sagte Derek. „Vergleich mich nicht wieder mit dem."
„Sorry. Aber die sind echt schwarz."
„Werden die immer, wenn ich erschöpft bin. Vorgestern war Vollmond, June. Da schlafe ich nicht viel."
„Oh, das sieht krass aus. Grün passt besser, aber das blau was zwischendurch kommt, ist voll übertrieben cool."
„Hab noch nie jemanden erlebt, der so auf Augenfarben achtet."
„Hier ich. Ist einfach nur cool, was es für welche gibt. Übernatürlich, oder nicht."
„Ja, du solltest jetzt endlich schlafen, June. Ich will auch noch Hause."
„Okidoki, Sommersprösschen."
Ich kniff Derek in die Wange und er drückte meine Hände runter. „Du brauchst echt dringend Schlaf."
„Du auch."
„Ich weiß, soll ich dich wieder ins Bett tragen, oder kannst du das dieses Mal alleine?"
„Geht schon. Danke noch mal", sagte ich und umarmte ihn einfach.
Derek erwiderte die Umarmung. „June, du kannst mich los lassen."
„Gleich. Wenn du nach nassem Hund riechen würdest, hätte ich sofort los gelassen. Welches Parfüm ist das?"
„Auf jeden Fall kein billigeres mehr, weil du dich ja darüber beschwert hast."
„Hab ich?"
„Ja", meinte er. „Komm, ich will echt nach Hause, June."
„Na gut."
„Och, June, wow, ok...", brummte Derek und drückte mich dann von sich weg. „Das nutze ich jetzt nicht aus... Pack die Zunge rein... Super..."
Ich blickte ihn nur mit weitaufgerissenen Augen an und knallte ihn dann mit knallrotem Kopf die Tür vor der Nase zu. Was hatte ich da gerade gemacht? Hatte ich Derek gerade einfach so geküsst? Alter, nee, June, sofort ins Bett, bevor du noch mehr Unsinn machst. Auf den Weg ins Zimmer dachte ich über den Kuss nach. Ich hatte Derek wirklich geküsst und das war kein kleiner Kuss auf den Mund. Da war auch etwas Zunge von meiner Seite und so wie ich mich erinnere, Herrgott, das war keine 20 Sekunden her, hatte er auch für einen kleinen Augenblick den Kuss erwidert, ehe er mich weggedrückt hatte.
Mein Gesicht brannte vor Hitze und ich schmiss mich fluchend auf mein Bett. June Lowman. Du bist behindert, Mädel.
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