[ LVIII - "Ach du heilige Garnele" ]
[ LVIII - "Ach du heilige Garnele" ]
"Ihr glaubt, dass Kate Argent hinter dem Brand auf das Hale Haus von vor sechs Jahren steckt?", fragte Lucy, als wir sie aufgeklärt hatten.
"Peter hat es mir gezeigt", sagte ich.
"Wie? Hat er das etwa alles gefilmt?", lachte Lucy leise. Ihr Lachen verging, als sie in die Gesichter von Derek und Cora schaute. "Sorry, ihr beiden."
"Versuch einfach deine höhnischen Kommentare gegenüber uns Werwölfe einfach mal sein zu lassen", sagte Derek nur.
"Ja, hab's verstanden. Und was hast du gesehen. Also aus Peters Sicht?"
"Ich kann's dir zeigen?"
"Du willst mir deine Krallen in den Nacken hauen?", stellte meine Tante die Gegenfrage an Derek.
"Ja, weil es auch um deine Schwester geht."
"Wendy?"
Ich nickte nur und Lucy schluckte. "Dann mach ich das wohl noch mal durch."
"Du musstest da schon mal durch?"
"Bin auf mehrere Werwölfe in meinem Leben gestoßen. Und mit den einen war ich gut befreundet und mit den anderen wiederum nicht."
"Als Kanuma, wenn es doch diesen Kodex mit den Argents gibt?", Cora blickte meine Tante misstrauisch an.
"Ich habe mich nie gerne an Regeln gehalten", gestand meine Tante und warf ihr Haar über die Schulter. "Hau die Krallen rein."
"Erik was machst du da?", fragte Cora. Ich schaute von meiner Tante auf, die seit zehn Minuten am Träumen war und auf der Couch lag zu Erik, der am Kühlschrank hing.
"Essen", sagte er nur.
"Du bist hier Gast. Wie wäre es, wenn du fragst?"
"June hat schon nichts dagegen, oder?", Erik blickte zu mir.
"Solange du nicht den letzten Stück vom Schokoladenkuchen isst... oh man..."
"Eff tuff mir leiff", sagt Erik mit vollem Mund.
"Kannst froh sein, dass ich dich nicht umbringe", dann wandte ich mich wieder zu meine Tante, die langsam wach wurde.
"Wusstet ihr, das Peter tot war?", war das erste was sie sagte, als sie Derek und mich anblickte.
"Er war tot?", fragte Cora und stellte sich neben mich.
"Sonst wäre der Traum schon längst vorbei nachdem er im Haus bewusstlos geworden ist. Es war sein Geist der wiederkam, durch den wir alles sehen konnten, dass mit euch dreien, die Sequenz mit Kate und meiner Schwester."
"Wendy hat sich an den Kodex gehalten."
"Sie hält sich an fast alle Regeln. Schon immer. Aber das sie ein Kanuma war, dass wusste ich nicht. Dasselbe das sie mit Kate an dem Brand beteiligt war."
"Jetzt weißt du es", meinte Derek. "Kate wird hier nicht für Frieden sorgen, Lucy. Sie muss hier weg."
"Und mit Weg meint mein Bruder, das die Schlampe drauf gehen muss."
"Was ist mit Allison? Sie weiß bescheid. Und wenn Kate verschwindet, petzt sie das sicherlich ihren Eltern und dann hängen uns die drei an der Backe."
"Dann verschwinden die eben auch", meinte Cora schulterzuckend.
"Wir können Allison nicht töten. Sie ist mit Scott zusammen. Das wäre ein Verstoß gegenüber unseren Kodex. Töte niemals den Anker eines Werwolfes. Und in dem Fall ist Allison der Anker für Scott."
Anker? Hä?
"Sie hat absolut keinen Plan über was wir reden", lachte Erik. Die anderen blickten zu mir und ich rümpfte die Nase.
"Kann mich mal jemand aufklären?", nuschelte ich.
"Der Anker eines Werwolfes ist eine Person oder ein Gefühl, auf was wir uns konzentrieren, um Menschlich zu bleiben. Wir haben herausgefunden, dass Scott's Anker Allison ist. Alleine Allisons Stimme beruhigt ihn, wenn er kurz davor ist, die Kontrolle über sich selbst zu verlieren", erklärte Derek.
"Verstehe", nickte ich.
"Mein Anker ist die Kette", sagte Cora und zeigte mir die goldene Kette mit dem Delfin. "Die hat mir Mom damals geschenkt."
"Essen", sagte Erik nur. "Mein Anker ist Essen."
"Aber kann er nicht einen anderen Anker suchen und finden, wenn Allison tot ist?", fragte Lucy.
"Das wollte ich auch gerade fragen."
Cora zuckte nur mit den Schultern.
"Das ist möglich", sagte Derek nur.
"Seit wann ist es möglich? Ich hab Essen schon immer als Anker und bin es nie los geworden, auch als ich immer fetter wurde."
"Mein Anker war mal die Wut und die Trauer und der Schmerz über den Tod meiner Familie."
"Er war es gewesen?", fragte Cora. "Er hat sich bei dir geändert? Was ist es jetzt?"
"Meine Güte, es ist June. Und ja das geht. Ich hab's auch schon mehrmals hinter mir."
Derek verdrehte die Augen und wandte sich zum kleinen Flur, wo Peter stand. "June, du solltest dein Fenster zu machen. Die Spinnen und Mücken die sich da breit gemacht haben, werden die die nächsten Nächte den Schlaf rauben."
"Hat dich jemand eingeladen?", fragte meine Tante genervt und stand von der Couch auf.
"Meine Erinnerungen werden geteilt. Verstößt doch irgendwie gegen das Urheberrecht."
"Du hast auf gar nichts mehr Recht", sagte Cora.
"Ich kann das erledigen. Dann seid ihr fein raus."
"Wir kümmern uns schon darum. Wir brauchen deine Hilfe nicht."
"Komm, Derek, sei doch nicht so fies zu deinem Onkel."
"Ist doch nur die Wahrheit", fügte Cora hinzu.
"Ja, wir mögen dich nicht."
"Und sobald die Kacke am Dampfen ist, dann kommt ihr wieder angekrochen und geht bettelnd auf die Knie."
"Nimm die Tür, Herrgott", motzte meine Tante herum. Peter kam wieder aus meinem Zimmer und ging leise lachend zur Tür.
"Ach, ihr solltet mal Scott und Stiles anrufen. Denn ein neuer Alpha treibt sich hier herum und hat schon jemanden gebissen."
"Was meinst du damit?", fragte Derek hellhörig.
"Bist du taub?", stellte Peter die Gegenfrage. "Neuer Alpha-Werwolf der einen eurer Mitschüler gebissen hat. Scott und Stiles, die mit der Situation völlig überfordert sind."
"Mitschüler? Wo sind die?"
"Hale Anwesen. Die wollten mich genauso wenig. Also bin ich jetzt hier. Besitzt ihr keine Handys?"
Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und blickte drauf. Da ich es auf Stumm gestellt hatte, bekam ich gar nicht mit, dass Scott und Stiles mich mehrmals versucht hatten zu erreichen.
"Das ist auf keinen Fall gut, dass die im unseren Anwesen sind", sagte Cora. "Kate wird da früher oder später auftauchen."
Mit einer Vollbremsung hielt Derek vor dem Anwesen und am liebsten hätte er seinen Onkel, in dem Fall Peter, eine reingehauen, als er über seinen Camaro sprang.
"Kannst du nicht wenigstens auf die Besitztümer anderer acht geben, wenn es bei dir schon nicht klappt", maulte Derek Peter an.
"Laber mich doch nicht voll", sagte Peter trocken, während ich die Veranda hochstürzte.
Stiles fuhr erschrocken zusammen, als ich ins Haus stürzte.
"Pack die Machete weg", sagte ich und riss ihm diese aus der Hand. Dann schmiss ich die auf dem Tisch und blickte auf die Couch, wo Isaac lag und sich nicht rührte.
"Er wurde gebissen", meinte Scott. "Hier läuft ein neuer Alpha herum."
"Ja, hab ich auch mitbekommen."
"Für was hast du eigentlich ein Telefon?", fragte Scott mich.
"Sorry, dass Derek und ich uns mit Kate Argent herumschlagen mussten. Die Schlampe hat ihn entführt und bei sich im Keller gehortet."
"Wieso das?"
"Ich kümmere mich um ihn", hörte ich Cora sagen. "Erklär du Scott das mal alles."
"Was erklären?"
"Kate hat Allison gesagt, dass die Argents Werwölfe jagen. Sie hat Derek zur Schau gestellt. Nebenbei habe ich auch noch erfahren, dass meine Familie mit den Argents ein Abkommen hat. Kanumas und Jäger arbeiten gegen die Werwölfe. Und Kate wollte uns nur aufklären, was wir in Zukunft werden."
"Und du hast Derek alleine befreit?", fragte Scott und fing an zu lachen.
"Ja, hab Kate einen rüber gehauen und Derek hat Allison weggeschubst, da sie uns angreifen wollte."
"Er hat meine Freundin geschubst?"
"Besser wäre Ex-Freundin, weil sie dich eben töten könnte... Kodex und so."
Scott blickte mich fassungslos an. "Bist du behindert?"
"Nein", sagte ich und runzelte die Stirn.
"Sieht so aus, als ob der Lockenkopf das überleben wird", sagt Cora. "Er verträgt den Biss und jetzt bringen wir ihn erstmal hier weg."
"Zu uns wäre blöd", sagte ich schnell. "Kate weiß wo wir wohnen und scheint da auch gerne mal aufzutauchen."
"Dann zu uns", sagte Cora und horchte auf. "Die beiden haben sich schon wieder", sie verdrehte die Augen. "Dein Part, June."
"Was?"
"Rede einfach auf Derek ein und dann hat es sich."
"Okay", meinte ich und ging wieder nach draußen.
"Heulst du jetzt weiter rum, weil dein Schädel noch eine Beule reingehauen hat!", lachte Peter und hatte sich Derek am Nacken geschnappt, um ihn dann mit seinem Kopf auf die Motorhaube des Camaros zu hauen.
"Du bezahlst die Reparatur", stöhnte Derek vor Schmerzen.
"Peter lass ihn los", sagte ich genervt.
"Er hat mir zuerst die Beine weggetreten. Er hat es immer noch nicht gelernt ein bisschen Respekt an seinen Onkel..." Peter hörte mitten im Satz auf zu Reden, als Derek ihn mit den Ellenbogen in die Weichteile geboxt hatte. Dann ging er auf die Knie.
"Und du hast es immer noch nicht gelernt, einen Eierschutz zu tragen", entgegnete Derek.
"Hat ich ganz vergessen."
"Kannst du deinen Schmerz nicht einfach abstellen?"
"Pahaaahaaa", lachte Peter. "Bei einem Tritt in die Eier doch nicht. Da hat Gott bei uns Werwölfen anscheinend was falsch gemacht."
"Vielleicht hasst er euch einfach."
"Sei froh, dass du kein Werwolf bist und deine Periode hast. Kannst ja mal Derek fragen, wie Cora da drauf ist."
"Nicht gerade nett", stimmte Derek zu. "Und wen hat's erwischt?"
"Isaac", sagte ich nur. "Fass das Auto nicht an!", fuhr ich Peter an, als er sich daran festhielt und hochziehen wollte. Er ließ sich wieder auf den Boden fallen und hob unschuldig die Hände.
"Danke", sagte Derek.
Nachdem wir Isaac in die Wohnung von Erik, Derek und Cora brachten, kam er langsam wieder zu sich.
"Das heißt wohl, dass ich einiges erklären kann", sagte Derek, der nach der Bisswunde an Isaacs Hals schaute. Diese war schon am heilen.
"Was zum Henker ist passiert?", stammelte er. Ich legte ihm ein Waschlappen auf die Stirn und er blickte mich an, nachdem ich ihn fragte, woran er sich erinnern konnte.
"Ich wollte pinkeln und dann hat mich irgendein Tier angegriffen. Wieso bin ich nicht im Krankenhaus, sondern hier? Mir tut alles weh. Es brennt irgendwie alles."
"An was erinnerst du dich noch? Hast du was gesehen?", fragte Derek und nahm meinen Platz ein.
"Nur rote Augen und dann wurde ich angegriffen. Ab da weiß ich nichts mehr. Wie schlimm bin ich verletzt? Ich muss nach Hause... mein Vater." Isaac setzte sich auf, doch Derek drückte ihn zurück.
"Erstmal hörst du mir zu. Ich muss dir da was erzählen."
Isaac blickte Derek an. "Kann ich bitte sitzen bleiben. Sonst hab ich das Gefühl, dass ich bei einem Seelenklempner bin."
"Woher weißt du, wie sich das anfühlt?", fragte Stiles.
"Nach dem Tod meiner Mom..."
"Das tut jetzt nichts zur Sache, Stiles", unterbrach Derek forsch. "Geh ihn was zum trinken holen. Und dann fährst du June nach Hause."
"Na gut."
"Ich bring sie nach Hause", sagte Cora.
"Danke, noch besser."
Ich drückte Derek einen Kuss auf die Stirn und klopfte Isaac aufmunternd auf die Stirn.
Ich blickte zu Scott, der auf der Couch saß und die ganze Zeit grimmig da saß. Ihm passte es einfach nicht, dass Derek immer wieder sagte, dass er sich das mit Allison anders überlegen sollte. Dann seufzte ich und machte mich gemeinsam mit Cora auf dem Weg nach Hause.
"Derek hat mir erzählt, dass du dich übers Ziel ziehen musstest", lachte sie, als wir durch die Straßen von Beacon Hills gingen.
"Ein Mensch hat halt nicht so viel Kondition wie ihr."
"Hast du eigentlich schon mal darüber nachgedacht, dich irgendwann beißen zu lassen, um ein Kanuma zu werden?"
"Nein, ehrlich gesagt, will ich es gar nicht."
"Du hättest Kräfte, die du vorher nicht hättest und wirst dich vermutlich gegen dein Familienkodex stellen, wenn du weiter bei uns bleiben willst."
"Ist mir auch klar. Aber ich weiß nicht, wie ich drauf bin, wenn ich meine Periode habe..."
Cora verdrehte die Augen. "Nicht gerade nett. Ich war mal so wütend auf Derek, weil er mir einen Spruch gedrückt hatte, dass ich ihn mehrere Büschel Haare rausgerissen hatte. Er sah aus wie ein gerupftes Huhn."
Ich lachte leise. "Ist ja gut wieder nachgewachsen."
"Er hat einen Monat nicht mehr mit mir geredet, weil Mom ihm die Haare raspelkurz schneiden musste. Er hat sich nicht in die Schule getraut."
"Es gab glaub ich schon damals Mützen, oder wie die Dinger heißen, die man sich auf den Kopf setzt."
"Ich glaube Mützen, oder so. Mützis. Hütis. Keine Ahnung. Und mag er nicht. Er hat sich als Baby schon die Mützen vom Kopf gerissen und Mom vor Wut ins Gesicht gekotzt."
"Oh mein Gott."
"Trotzdem war er der einfachste von uns. Laura und ich waren Schreikinder und er hat nur geheult, wenn er die Windel gesprengt, oder Hunger hatte. Den konntest du in die Ecke setzen und ihn für Stunden mit einem Blatt Papier beschäftigen."
"Ich war auch ruhig. Zu ruhig. Das gefiel meiner Mom nicht. Sie dachte, dass ich Autismus habe und hat mich zu sämtlichen Seelenklempnern geschickt. Irgendwann hatte ich die Schnauze voll und habe einfach gesagt, dass ich Menschen hasse."
"Hasst du die immer noch?"
"Es gibt noch einige Menschen die ich nicht mag. Aber es ist nicht mehr so schlimm wie früher."
"Ich bin schon zufrieden, wenn du meinen Bruder magst."
"Mag ich."
"Hätte ich mir schon denken können", lachte Cora. "Ich hoffe für dich, dass du ihn nicht irgendwie verletzt oder so. Sonst zerreiße ich dich in Stücke."
"Wird nicht passieren", versicherte ich ihr.
"Und zu dem Fall, dass er dir wehtut, darfst du ihn ruhig in die Weichteile treten. Ich, als Schwester, erlaube es dir. Und dann werde ich ihn sogar mit Eisenhut betäuben und ihn eine Glatze schneiden."
"Deinen eigenen Bruder?"
"Ja."
"Du bist verrückt."
"Nein, nur eine Hale."
"Und es gibt keine verrückten bei euch in der Familie?"
"Uhm, doch, Peter. Leider."
"Er wäre vermutlich nicht das Arschloch, hätte er Laura nichts getan, oder?"
"Ja, mit diesem Schritt, meine Schwester zu töten, hat er sich keinen Gefallen getan. Nur um ein beschissener Alpha zu werden, da er glaubt, dass wir ihn im Stich gelassen haben. Haben wir auch irgendwie. Aber wir konnten einfach hier nicht mehr bleiben. Wir mussten hier weg. Es war einfach zu schmerzlich, viel zu grauenvoll für uns. Überall Erinnerungen. Ich hab gedacht, dass es nach ein paar Jahren nicht mehr so schlimm ist. Aber da habe ich mich geirrt. Mir wird immer noch schlecht, wenn ich das Haus betrete, in dem meine Mutter gestorben ist und in fast jeder Ecke sind Erinnerungen von früher."
"Wieso lässt du dir nicht die Erinnerungen nehmen?", fragte ich.
"Wir Betas können super die Erinnerungen teilen. Aber Erinnerungen löschen, dass können wirklich nur Alphas. Keine Ahnung wieso."
"Ich wünschte, dass ich auch eine Erinnerungen los werden könnte. Aber dann würden die anderen wiederum keinen Sinn mehr ergeben."
"Welche Erinnerungen sind es bei dir?", fragte Cora nach und musterte kurz mein Gesicht.
"Die ganzen beschissenen Erinnerungen mit meinem Bruder."
"Derek hat mir davon erzählt. Er hat mir fast alles von dir erzählt. Gott, wenn ihn ein Mädchen mehr am Herzen liegt, hört er gar nicht mehr aufzureden. Das konnte er schon früher. Also, als er das erste Mal siebzehn war."
"Hört sich an, als hätte er mehrere Freundinnen gehabt."
"Nach der zehnten habe ich aufgehört zu zählen", sagte Cora ernst.
"Bitte, was?"
Dann lachte sie. "Lass dich nicht verarschen, June. Es gab nur zwei. Damals auf der Highschool gab es Paige und dann als wir eine Zeit unterwegs waren, war er ein Jahr mit Lynn zusammen."
"Was ist mit den beiden?", fragte ich.
"Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nur noch Knochen sind."
"Bitte?"
"Die sind beide tot."
"Warum?"
"Ich will nicht weiter über Dereks Liebschaften reden, June. Das wäre dann ein Thema zwischen euch. Vielleicht ist er bald soweit und dann kommt das unangenehme Gespräch der Verflossenen... in dem Fall Verstorbenen auch mal an die Reihe..."
Ich schluckte nur. "Was ist mit Kate Argent?"
"Okay, da sag ich es dir. Die haben sich nur einmal geküsst. Derek fand schon immer, dass sie eine kleine widerliche Schlampe ist."
"Da hat er recht", nickte ich. "Bin mal gespannt, wann die wieder vor mir steht und mit mir wegen der Sache heute reden will."
"Sie muss es nicht unbedingt sein", meinte Cora und blieb stehen. Dann zog sie mich zurück.
"Wir müssen mal ein paar Takte reden", sagte ein älterer Mann, der neben Allison stand. Nein, dass war nicht ihr Vater.
"Wer sind Sie?", fragte ich.
"Gerard Argent und ich bin erfreut, dich in Gesellschaft mit Cora Hale zu sehen. Du kannst dir ja schon denken, wieso ich hier bin?"
"Nee, sorry", winkte ich ab.
Cora und ich wollten einen Schritt zurück gehen, doch hinter uns hatten sich auch schon Allisons Eltern hingestellt. Allison Mutter, als Mensch überhaupt die gruseligste Person hier in Beacon Hills, alleine wegen ihrer Ausstrahlung und ihrer strengen Fresse zielte mit einer Pistole auf Cora.
"Ihr beiden begleitet uns", sagte Gerard und auch er, hielt eine Waffe auf uns gerichtet. "Ich finde es absolut nicht in Ordnung, dass du gegen unseren Kodex verstößt, liebe June."
"Sie ist alles andere als lieb", meinte Cora genervt. "Hast du ja schon an deiner Tochter gesehen."
"Halt deine Klappe, du nerviges Ding!", zischte Allisons Mom. Cora neben mir sackte zusammen, als sich ein Schuss aus der Waffe löste.
"Cora!", rief ich und kniete mich neben ihr. Sie wandte sich auf den Boden und versuchte nicht zu schreien, um weitere Aufmerksamkeit zu verhindern.
Dann blieb sie regungslos liegen.
"Bevor du anfängst zu heulen. Sie ist nur Betäubt. Aus dir werden wir vermutlich nichts rausbekommen, wo sich die anderen Werwölfe herumtreiben", sagte Mrs. Argent trocken und ließ die Waffe wieder in ihre Handtasche gleiten. "Begleitest du uns jetzt, oder muss ich dir mit einer Eisenstange eine überbraten?"
Ich saß auf der Ladefläche eines Trucks, den Mr. Argent fuhr. Auf den Beifahrersitz saß seine Schwiegertochter, während Allison und ihr Vater mit mir hinten saßen. Cora lag neben mir. Ich hatte sie zu mich gezogen und ihren Kopf auf meinen Oberschenkel gelegt und hielt sie fest- hielt ihre Hand.
"Nur damit du es weißt, wir wollen Beacon Hills beschützen. Hier leben mehr als 30.000 Einwohner, June", fing Allisons Vater an.
"Muss man dafür meine Freunde töten?"
"Freunde?!", stieß Allison Mutter hervor. "Freunde! Hat dich dieser Hale-Junge so benebelt, oder was? Werwölfe sind nicht unsere Freunde, June. Und dieses kleine Miststück, was dort liegt und um was du dich sorgst, ist daran Schuld, dass deine Großeltern tot sind. Sie hatte sich an einem Vollmond nicht unter Kontrolle und hat die beiden in Stücke gerissen. Und wieso schweigst du Gerard? Du kennst die Geschichte. Du kanntest Katherine am besten. Sie war schließlich..."
"Das tut jetzt nichts zur Sache und du machst das doch gut", sagte Gerard nur. "June, Werwölfe sind unsere Feinde. In denen kannst du keine Freunde finden, noch nicht mal die Liebe."
"Was ich mache geht euch nichts an. Und was meine Vorfahren für widerliche Kodexe erfunden haben, interessiert mich auch nicht. Und ich werde ich auch nicht daran halten. Wir leben im 21. Jahrhundert, da kann man sich seine Freunde alleine aussuchen."
"Deine Mutter hätte das im Gegensatz zu deiner Tante unterbunden", sagte Mrs. Argent.
"Sie weiß noch nicht mal, von der Existenz von Werwölfen...", log ich.
"Lüge", sagte Gerard.
"Das ich angeblich mit welchen befreundet bin."
"Lüge!"
"Wieso sind wir wohl wieder auf der Lauer, June. Weil jemand uns bescheid gegeben hat, dass die Hales zurück sind und hier wieder für Chaos sorgen. Es sind genügend Menschen gestorben. Das durch ihre Hand."
"Ja und wieso? Weil das Miststück namens Kate hinter dem Feuer des Hale Hauses steckt."
"Sie mag zwar alleine und falsch gehandelt haben, da darunter auch menschliche Wesen waren..."
"Alleine? Meine Mutter war mit dabei. Deshalb interessiert es mich hier alles recht wenig."
"Du hast dich bereits auf deren Seite geschlagen. Derek Hale hat dich manipuliert."
"Er hat gar nichts gemacht!", schrie ich. "Halt an und lass uns raus!"
"Nein."
"Doch. Oder es geht für euch alle tödlich aus!"
"Stellst du dich weiter gegen deine Familie, Liebes, geht das ganz alleine für dich tödlich aus."
"Lucy und ich Scheißen auf den Familienkodex, der existiert hier nicht mehr. Den löse ich jetzt auf."
"Das hast du nicht für dich entscheiden. Das hat die ganze Familie zu entscheiden."
"Lucy und ich sind die einzigen in der Familie."
"Die ganze Familie..."
"Die Anti-Werwolf-Familie, oder was?"
Ich war irritiert, als Gerard rechts ran fuhr und merkte langsam einen Druck auf meiner Hand, in der Coras lag. Kam sie wieder zu sich? Ich fuhr zusammen, als die Tür auf ging und Gerard mich anblickte.
"Deine Tante weiß es nicht. Aber deine Mutter wusste es. Wendy war meine Tochter. Katherine, deine Großmutter, und ich waren mal zusammen gewesen und seitdem besteht der Pakt zwischen den Argents und den Kanumas und nicht seit Hunderten von Jahren. Erst seit 1971."
Ich sagte nichts, sondern stand unter den Blick von Allison, meiner vermutlichen Cousine und ihrem Vater, meinen vermutlichen Onkel auf und zerrte die benommene Cora, die langsam wieder zu sich kam, auf die Beine. Doch Allisons Vater stand auf und packte mich am Handgelenk.
"Cora bleibt bei uns."
"Nur über meine Leiche", zischte ich.
"Mom?", fragte Allison, als ihre Mutter vom Beifahrersitz sprang. Auch ich war verdutzt und das ging schnell vorbei, als wir wussten was war. Wir hörten erst langsame Schritte, das Klackern von Highheels, als wir wussten wieso. Ich sah zuerst die roten Augen eines mir unbekannten Werwolfes der Allisons Mom als Geisel hielt.
"Sie hat ihre Entscheidung getroffen. Lasst sie gehen."
"Nein", sagte Gerard. "Ich lasse meine Enkelin nicht gehen."
"Wie war das?"
"Ich lasse beide nicht gehen."
"Wie du es gewollt hast", knurrte der Werwolf und packte Allisons Mom mit beiden Händen um den Hals. Sie schrie auf, als er ihr mit einem Ruck den Kopf vom Hals riss. Blut spritzte überall. Allison kreischte und fing bitterlich an zu weinen. Der unbekannte Werwolf schmiss den Kopf von Allisons Mom in den Wagen mit Allison und ihren Vater, ehe er Cora rausholte. Die drei übrigen Argents waren nicht in der Verfassung irgendwas zu tun. Sie standen nur alle wie eingefroren da. Wie ich. Der Werwolf hob Cora auf seine Schulter und blickte dann zu mir.
"Komm", sagte er nur.
Ich nickte nur und folgte ihm eine hundert Meter weiter zu einem 69er Camaro, wo er behutsam Cora auf die Rückbank legte. Ich starrte den Mann einfach nur an, der sich mittlerweile wieder zurück von einem Werwolf-Alpha-Männchen in einem Menschen verwandelt hatte. Nachdem er den Beifahrersitz wieder nach hinten klappte, blickte er zu mir.
"Steig ein, June. Ich bring dich nach Hause."
"Woher kennen Sie meinen Namen?", fragte ich verdutzt nach.
"Eine lange Geschichte. Ich kann dir aber einen kleinen Hinweis geben, wer ich bin."
"Ein Alpha."
"Der wahre Alpha."
"Und hat der wahre Alpha auch einen richtigen Namen?", fragte ich unsicher nach.
"Sebastian. Sebastian Hale", seine Hand fuhr hervor, als er sich mir vorstellte.
"Irgendein Verwandter von Cora, Laura und Derek?"
Er grinste und zeigte Grübchen und weiße gerade Zähne, genau wie Derek sie hatte. Sebastian fuhr sich durchs schwarze Haar. "Irgendein Verwandter bin ich wohl kaum. Ich bin deren Vater."
"Ach du heilige Garnele."
"Ich hasse Fisch", sagte er. "Steigst du bitte ein. Ich will hier nicht noch länger auf der Interstate stehen, wenn sich nur hundert Meter weiter mehrere Argents gerade in Furien verwandeln."
"Okay."
"Wenigstens ist es jetzt eine Argent weniger. Fehlen nur noch fünf."
"Vier."
"Wendy Lowman."
"Die hat schon das zeitliche gesegnet. Das ist oder war meine Mom."
"Ach du heilige Garnele und mein Beileid", drehte Sebastian den Spieß um.
Jetzt weiß ich, woher Derek kam. Eindeutig von seinem Vater.
"Dann sind es echt nur noch vier Stück", sagte er erstaunt und hielt mir die Beifahrertür auf. "Ich will dich nicht noch mal ein viertes Mal fragen... Würdest du jetzt bitte einsteigen?"
"Uhm, ja, okay."
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