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36

Nicht nur die Opfer der Angriffe befanden sich in einem unwiderrufbaren Zustand der Starrheit, das gesamte Schloss war in einem solchen gefangen. Alle warteten sie nur darauf, dass es weiterging, dass noch etwas passierte. Es war ein schreckliches Warten auf den alles beendenden Schlusspunkt, auf das letzte Wort vor der Stille.

Nur die wichtige Endphase des Wiederbelebungstranks lenkte Lily von der immer währenden Bedrohung ab, die die Schule so fest im Griff hatte, wie Professor Sprout die Alraunen beim Umtopfen. Bald würden sie reif sein und die Versteinerten zurück ins Leben rufen. Aber selbst der Trank konnte nur die Folgen eines Angriffs bekämpfen und nicht die Tat selbst. Es war zum Verrücktwerden, alles drehte sich im Kreis, man kam nicht vor und zurück. Dennoch zermarterte ihr etwas an der ganzen Sache den Kopf, ließ ihr keine ruhige Minute mehr.

Wütend schlug Lily Verwandlung für Anfänger zu. Sie hatte ohnehin bloß aufgeschlagen vor ihr liegen gehabt, um ihre Ruhe zu haben. Gequält massierte sie sich die Schläfen, es fühlte sich so an, als säße jemand auf ihrem Gehirn und würde mit einem riesigen Kochlöffel darin herumrühren.

Und das alles, während der Komplize des Gehirnrührers damit beschäftigt war, ihre Eingeweide mit einander zu verknoten. Sie musste unbedingt ins Bett, vielleicht würden sich Kopfschmerzen und Übelkeit bis zum morgigen Tag erledigt haben. Zumindest versuchte Lily sich das einzureden. Dabei wusste sie ganz genau, dass sie nicht auf Grund eines Schlafmangels an diesen Symptomen litt. Nein, es war das Gefühl etwas Gewaltiges übersehen zu haben, das sie so malträtierte.

Im Schlafsaal stolperte sie über ein Büchergebirge, das sich vor ihr auftürmte. Lily seufzte. Bevor sie sich in den Gemeinschaftsraum gesetzt hatte umso zu tun als würde sie arbeiten, war es noch nicht dagewesen. Widerstrebend machte sie Licht und ignorierte das schmerzhafte Pochen in ihrem Kopf.

Laureen war wirklich die Unordnung in Person. Überall ließ sie ihre Sachen herumliegen, die Hauselfen waren ihrem Chaos schon längst nicht mehr gewachsen. Sie vergaß stets, wo sich ihre Sachen befanden und kaufte sich kurzer Hand neue. Lily legte sich flach auf den Boden und langte unter Ginnys Bett, um eines der Bücher hervorzuziehen. Doch anstatt eines glatten Buchrückens ertasteten ihre Fingerspitzen einen weichen Federflaum.

„Lumos.", flüsterte sie. Unter Ginnys Bett wurde es hell. Der rote Farbkleckser, den Lily schon bei ihrer Aufräumaktion gefunden hatte, war immer noch da. Die Aktion schien ihr plötzlich Lichtjahre entfernt.

Lily zog einen Umhang hervor, er lag zusammengeknäult unter ein paar Federn verborgen. Auch er war mit roten Farbklecksen bedeckt. Sie waren eingetrocknet, an ihnen klebte ebenfalls Federflaum. Wo war der zweite, noch unbesudelte Umhang, den sie ebenfalls hier gefunden hatte? Und an was genau weigerte sich ihr Gehirn zu denken, wenn sie diese Farbe sah?

Ein flaues Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus, als hätte jemand ein Glas Eiswürfel in ihrem Bauch ausgeschüttet. Die Eiswürfel betäubten ihre Übelkeit, die körperlichen Schmerzen verblassten neben ihrer düsteren Vorahnung zu unwichtigen Lappalien.

Ihre Gedanken überschlugen sich, ließen Lily die feinen Haare auf dem Unterarm zu Berge stehen. Anstatt sich mit einem guten Buch in ihrem Bett zu verkriechen, tauschte sie ihre Socken gegen feste Schuhe und ließ ihren Zauberstab in den Ärmel gleiten. Vorsichtig schob sie den Umhang wieder unter das Bett zurück. Ihre Hand zitterte, als sie Laureens Buch hervorzog und es beiseitelegte, wie ein Relikt aus einem anderen Zeitalter. Niemand achtete auf sie, als sie das Portraitloch beiseiteschob und verbotenerweise hinauskletterte. Die schmerzvolle Erinnerung an Hermine blitzte in ihr auf, wie sie Lily garantiert daran gehindert hätte, den Gemeinschaftsraum zu verlassen.

Oder zumindest nicht ohne eine gute Erklärung.

Die Gänge lagen wie ausgestorben da und auf einmal kam Hogwarts ihr fremd vor. Das Schloss existierte ohne seine Schüler, aber lebendig war es nicht mehr. Sie musste Ginny finden, dem Ganzen ein Ende bereiten. Etwas stimmte nicht, stimmte schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Lily hatte es schon viel zu lange ignoriert. Ginny hatte sie ums ihre Hilfe gebeten, aber anstatt sich um sie zu kümmern, hatte Lily zugelassen, dass es ihr schlecht ging.

Mit klopfendem Herzen blieb sie stehen und schloss die Augen. Galle, so bitter wie ihre Reue, stieg Lily in den Hals. Bilder flimmerten vor ihren Lidern, zeigten die leuchtend rote Aufschrift.

Die Kammer wurde geöffnet. Feinde des Erben nehmt euch in Acht.

Leuchtend rot, wie der Schriftzug an der Wand, leuchtend rot wie der eingetrocknete Topf Farbe unter Ginnys Bett.

Es ist meine Schuld, allein meine. Woran war Ginny Schuld gewesen?

Er bringt mich dazu, Dinge zu tun. Schreckliche Dinge. Wer hätte sie dazu bringen können, diese Vergehen auszuführen?

Wer hatte Kontakt zu ihr, Ginny sprach mit niemandem mehr.

Tom.

Das Tagebuch, das sie zunächst für einen schlechten Scherzartikel gehalten hatte. Er hatte damals den vermeintlichen Täter überführt, dabei war seine Schuld niemals bewiesen worden.

Er war der wahre Täter. Er hatte gewartet bis er wieder hatte zuschlagen können. Seine Erinnerungen waren lebendig, waren vor ihrer aller Augen Wirklichkeit geworden.

Tom war gefährlich, er steckte hinter allem. Wer sonst hatte Einfluss auf Ginny gehabt.

Und jetzt war sie wieder unauffindbar. Lily schlug ihre Augen auf, ging mit schnellen Schritten um die nächste Ecke, fing an zu rennen. Die Bibliothek. Was, wenn es alles ein großer Irrtum war? Sie rüttelte an der Türklinke. Abgeschlossen. Ginny war nicht hier. Wo war sie dann? Sie rannte weiter, die Treppen hinunter. Lilys Atem ging stoßweise.

Der Gedanke war der erste Funke gewesen, ihre Erinnerungen das Öl. Je weiter sie rannte, desto mehr fiel ihr auf.

Die Federn. Wie passten sie ins Bild?

Nicht nur Farbe klebte, auch Blut. Hühnerfedern, es waren Hühnerfedern gewesen. Hatte Ginny Hühner getötet? Und warum hätte sie das tun sollen? Oder waren es Hähne gewesen? Ein Gedanke jagte den nächsten, bis sie schneller kreisten als Lilys Beine rennen konnten.

Ein Monster, dessen einzige Gefahr der Hahnenschrei ist. Wo hatte sie das gelesen? Es war ein Bibliotheksbuch, aber die Bibliothek war abgeschlossen. Es dauerte alles zu lange, sie musste etwas unternehmen, schnell etwas unternehmen.

Hagrid kannte sich mit Tieren aus. Aber Hagrid war in Askaban. Dumbledore würde weiter wissen, aber Dumbledore war nicht mehr da. Sev verstand von allem, was mit Tieren zu tun hatte, nicht mehr als sie selbst.

Lily würde es schaffen, würde es selbst schaffen müssen. Sie rannte weiter, nahm in letzter Sekunde Filchs Schatten wahr und presste sich gegen die Wand. Wünschte, flehte, dass er weitergehen möge. Sie biss sich auf die Zunge, schmeckte Blut. Ihre Gebete wurden nicht erhört.

Er schritt um die Ecke. Ihr Blick aus weit aufgerissenen Augen traf das schmutzige Braun seiner Iris.

Alles war wie mit Honig übergossen, sein Mund öffnete sich um einen erbosten Aufschrei auszustoßen, aber Lily war schneller. „Stupor!"

Der rote Blitz durchbrach die Stille und die Zeit kippte wieder ins Lot. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen rannte sie an ihm vorbei. Bald stand Lily wieder an der Wand, an der alles begonnen hatte. Gierig schnappte sie nach Luft.

Die Kammer wurde wieder geöffnet.

Filch hatte es nicht geschafft, die Schrift endgültig zu entfernen. Sie schloss die Augen, wollte den Schriftzug nicht mehr sehen. Aber die Worte hatten sich in ihrer Netzhaut eingebrannt.

„Hallo Aimée. Hast du mich schon gesucht?" Ginnys Stimme klang anders. Wie mit klebrig weißem Zuckerguss überzogen um die Bosheit zu verdecken, die darunter lag. „Du hast meine Sachen durchwühlt. Machst du das bei all deinen Freunden?" In ihren Händen hielt sie den Farbeimer, den Lily eben erst gefunden hatte. Sie mussten sich knapp verpasst haben.

„Ginny, bitte stell den Eimer ab. Wir dürfen nicht hier sein. Lass uns zusammen in den Gemeinschaftsraum gehen." Es war ihr egal, wie flehentlich ihre Stimme klang, aber sie musste Ginny dazu überredet bekommen, sich zu stellen. Oder zumindest dazu zu bringen, in dieser Nacht keine weiteren Dummheiten zu begehen. „Komm mit mir, bitte." „Verstehst du immer noch nicht was hier abläuft? Dabei hast du schon so viele Hinweise bekommen." Ginnys Augen blitzten gefährlich auf.

Augen. Einzige Gefahr der Hahnenschrei ist. Tom.

Das einzige, was noch nicht passte, war das Tagebuch, der Kalender. Tom, eine Name so gewöhnlich, er passte einfach nicht. Konnte jemand der so einen gewöhnlichen, so einen muggelähnlichen Namen trug Muggelstämmige ermorden?

Sie hatte den Namen schon einmal gehört. Dumbledore hatte ihn erwähnt.

Tom Riddle. Voldemort. Ich bin nichts anderes als eine Erinnerung.

Voldemort war in Slytherin gewesen, hatte er Parsel beherrscht? Bestimmt hatte er das. „Ginny, gib mir den Kalender."

„Hat die kleine Aimée es auch endlich verstanden? Schade, dass es jetzt zu spät ist. Ginny ist nicht mehr da, ich habe ihren Platz eingenommen." Die Stimme klang nicht nur bösartig, sie klang auch tiefer, voller. Lily schluckte, sie konnte sich denken, was das hieß.

Wenn sie Ginny schocken würde, würden sie Tom damit nicht im Geringsten schaden. Sie durfte ihrem Körper keinen Schaden zufügen, wenn sie ihrer Seele noch eine Chance geben wollte, gegen Tom anzukämpfen.

„Die Wahrheit ist unbarmherzig, glaub mir Aimée, das habe ich nicht unter minderen Qualen lernen müssen. Aber im Gegensatz zu dir habe ich die Wahrheit niemals verdrängt oder ausgeblendet." Ginnys Kopf wiegte sanft von der einen Seite auf die andere. Eine Locke löste sich, fiel ihr ins Gesicht.

„Ich habe es nicht gesehen, weil ich es nicht sehen wollte. Das stimmt. Aber ich wollte es nicht sehen, weil ich dich kenne, Ginny. Du bist nicht diejenige, zu der Tom dich macht. Höre nicht auf ihn!" „Aimée spricht zu ihrer toten Freundin. Rührend. Schade nur, dass ich für solche Gefühlsduseleien noch nie Verständnis hatte." Lily sah in Ginnys Augen und meinte in ihnen für einen Moment eine Spur ihrer selbst zu finden. Verzweifelt trat sie einen Schritt auf Ginny zu.

„Du bist nicht wie Tom", sagte sie vorsichtig, Ginnys Reaktion war aber umso plötzlicher. Entsetzt stolperte sie rückwärts von ihr weg. „Wie kannst du es wagen seinen Namen auch nur zu benutzen!", kreischte sie wahnsinnig und ihre Augen waren so rot, wie die Farbe in ihrem Eimer.

Lily packte sie an den Schultern. „Das bist nicht du, Ginny. Du bist mutig, lustig, ehrlich. Hör auf auf jemanden zu hören, der dich nicht kennt!"

Sie rüttelte an ihrer Schulter, packte sie so fest, dass sie sich sicher war, dass ihre Fingernägel unter Ginnys Umhang blutige Spuren hinterließen. Aber Ginny blieb ruhig, als wäre die Verbindung zwischen Körper und Geist bereits gekappt. Lily sah hilflos dabei zu, wie Ginnys Haare auf und ab hüpften, ihr Mund sich öffnete, aber kein Laut heraus drang.

Dann ließ Lily Ginny los. Sie kam nur wenige Zentimeter vor ihrem eigenen Gesicht zum Stehen. Ginny blinzelte. „Tom kennt mich, besser als jeder andere." Dann lächelte sie. „Er versteht mich."

Sie befand sich in einem Zustand, in einer Welt, in der Lily sie nicht mehr erreichen konnte. Ginny öffnete ihren Mund, die kreischend roten Augen waren so weit aufgerissen, dass man die gesamte Iris sehen konnte.

Es drangen keine Worte aus ihrem Mund, ihre Zunge beschwörte den Basilisken. Vollführte Bewegungen, wider der Natur. Ginny war zu einer willenlosen Marionette geworden, hatte die Kontrolle über ihre Worte verloren. Zischende Laute drangen aus ihrer Kehle hervor, bedrohlicher als alles, was sie hätte in Worte fassen können. Sie ließen Lily zurückweichen. Es knirschte, etwas Schweres schleifte über den Boden. Der Basilisk.

Sie wollte rennen, mit jeder Faser ihres Körpers wollte sie der Gefahr entkommen. Aber Ginny stand vor ihr, hinter der Fassade des triumphierenden Gegners stand sie dort. Gebrochen und unfähig zu handeln.

„Du hast es so gewollt, Aimée. Ich wollte dich schützen. Aber wer sucht, der findet. Tief in deinem Herzen hast du es gewusst, aber nichts getan. Jeder empfängt seine gerechte Strafe." Sie kniff ihre Augen zu rot glühenden Schlitzen zusammen. Lily schluckte, befahl sich selbst einen Schritt auf ihre Freundin zu zugehen. „Was hast du getan, Ginny? Was hast du mit dir tun lassen?" Ihre Stimme klang schon so, als hätte sie bereits aufgegeben.

Aber hatte sie das? Hatte sie Ginnys, hatte sie ihren eigenen Tod schon akzeptiert?

Es erfüllte sie mit mehr Schmerz als ihr Herz fassen konnte, Ginny so zu sehen. Unfähig, für sich selbst zu kämpfen. Aber es gab immer eine Möglichkeit, etwas, das man tun konnte. Das Tagebuch war der Schlüssel zu allem, war es von Anfang an gewesen. Sie musste den Kalender zerstören.

Mit einem schnellen Schritt war Lily wieder bei ihr. Sie langte nach Ginnys Tasche, riss sie mit zu Boden, schaffte es, sie zu überrumpeln. Der Stoff riss, der Inhalt verteilte sich auf dem Boden. Ein Pinsel rollte davon.

Ginny fluchte laut, trat Lily auf ihre Hand, so fest, dass sie es knacken hörte. Der Schmerz nahm ihr den Atem. Trotzdem robbte sie nach vorne, riss die Augen auf, obwohl sie sich mit Schmerzenstränen gefüllt hatten. Mit der gesunden Hand griff sie nach dem Kalender.

Ihre Haut brannte, als sie den Einband berührte, etwas tief in ihr drin verrutschte, sie verlor den Schwerpunkt. Wusste nicht mehr, wo unten war, wo oben, spürte nur noch das hässliche Reißen in ihrem Körper und den Kalender in ihrer Hand. Obwohl sich ihr Innerstes dagegen wehrte, fasste sie den kühlen Einband in beide Hände und presste ihn sich gegen die Brust. Sie musste ein armseliges Bild abgeben. Ginny trat auf sie zu, sie hatte sich wieder aufrappeln können. Einen Moment lang rechnete Lily damit, dass Ginny sie treten würde. Aber sie schaute nur auf sie herab.

„Es ist vorbei, du liegst auf dem Boden. Ich stehe noch." Mit einer verzweifelten Bewegung versuchte Lily sich aufzusetzen, aber ihre Hand pochte so sehr, dass ihr vor Schmerz schwarz vor Augen wurde. „Gib mir den Kalender einfach. Ich möchte nicht auch noch deine zweite Hand zertrümmern müssen." „Nein. Vergiss es Tom. So leicht werde ich es dir nicht machen. Ginny, wir müssen das Buch zerstören." In ihrem Ärmel spürte sie das warme Holz ihres Zauberstabes. Im Ärmel ihrer verletzten Hand. Aber sie konnte den Kalender nicht loslassen um ihren Zauberstab zu heben. „Gib es mir." Lily robbte rückwärts, schob sich mit verzweifelten Bewegungen zurück, bis sie die Wand in ihrem Rücken spürte.

„Du hast deine Chance verspielt." Ginny hob ihren Zauberstab.

„Du kennst keine Zauber, die über den Wabbelbeinfluch hinausgehen, Ginny. Du kannst nichts ausrichten." Lily versuchte Zeit zu schinden. Wo war die Lehrer Patrouille? Schon ein Vertrauensschüler hätte ihr dabei helfen können, Ginny zumindest abzulenken. Oder Hilfe zu holen. Aber die Gänge waren so leer, als hätte man Hogwarts bereits geschlossen.

„Du unterschätzt mich. Tom kennt viele Zauber." An der Spitze ihres Stabes erschien ein grünes Glühen. Lily drehte sich um, versuchte sich an der Wand hochzuziehen. Sie wusste, dass sie Ginny damit ihren ungeschützten Rücken zeigte, aber was blieb ihr denn schon für eine Möglichkeit?

„Incendio!", hörte sie Ginnys schrille Stimme hinter sich.

Dadurch, dass sie den Fluch laut aussprach, schenkte sie Lily die wertvolle Sekunde, die sie brauchte, um ihren Kopf aus der Flugbahn zu ziehen. Sie sah, wie Feuerfunken in der Wand neben ihr schwarze Rußflecken hinterließen. Ginny hatte versucht, sie anzuzünden!

Erschrocken drehte sie sich zu ihr um. Der Geruch von versengtem Haar kroch ihre Nase. Kaum hatte sie es geschafft ihn einzuordnen, spürte sie, wie die glühende Hitze an ihr empor züngelte. Schreiend vor Schmerz fiel sie zu Boden, der Kalender rutschte aus ihren Händen. „Was hast du getan, Ginny! Was hast du getan?" Ihre Stimme war kaum mehr als ein Wimmern.

Lily wandte sich, schreiend vor Schmerz und zwang sich dazu, die Flammen zwischen sich selbst und dem Steinboden zu ersticken. Zitternd blieb sie liegen. Ginny hatte sich die ganze Zeit über keinen Millimeter bewegt. Hatte ihr dabei zugeschaut, wie sie fast vor ihren Augen verbrannt wäre. Lily unterdrückte ein Würgen und wischte sich mit ihrem Handrücken die Schmerzenstränen aus den Augenwinkeln. Der Kalender lag aufgeschlagen zwischen ihnen. Mit letzter Kraft streckte sie ihren Arm aus um ihn zu erreichen. Lily keuchte bei dem Anblick ihres Armes.

Die Haut hing in Fetzten von ihren Schultern herab, in der Wunde klebten Reste ihrer verkohlten Haare. Sie drehte sich zur Seite weg und erbrach. Lily spürte, wie ihr der kalte Schweiß über die Schläfen rann. Als sie wieder den Kopf drehte, hockte Ginny neben ihr. „Du hast tapfer gekämpft. Du hast einen mutigen und unsinnigen Kampf zu Ende geführt. Aber du bist schwach. Gib auf, du kannst mich nicht mehr aufhalten. Niemand kann mich mehr aufhalten."

Es trieb Lily die Tränen in die Augen, dass der Kalender dalag, so wenige Zentimeter von ihr selbst entfernt, aber dass sie unfähig war, ihn an sich zu nehmen. Tom wusste das. Rührte ihn absichtlich nicht an, nur um ihr ihr eigenes Versagen vor Augen zu führen.

„Ginny", flüsterte Lily flehentlich. „Ich verzeihe dir, Ginny. Aber du musst dagegen ankämpfen. Du bist stark genug dafür. Das ist das Einzige, was uns noch retten kann." Der Schmerzen vernebelte ihr den Verstand, alles wirkte verschwommen wie durch einen trüben Tränenschleier.

„Kämpfe dagegen, ich glaube an dich. An deine innere Stärke. Lass dein Wesen nicht sterben." Sie unterdrückte ein Wimmern, blendete die Qualen aus, die die Verbrennungen ihr zufügten. Erleichtert nahm sie wahr, wie sich Ginnys Augen wieder in das warme braun verwandelten. In den Farbton, den sie kannte. Lily sah ihr zu wie sie aufstand, zur gegenüberliegenden Wand zurückging und all die Dinge wieder in ihre Tasche räumte, die eben herausgefallen waren. Sie zog etwas hervor, verbarg es in ihren Händen. Vorsichtig, als mache sie sich Sorgen, sie könnte Lily verschrecken, trat sie auf sie zu.

„Nimm ihn." Lily verzog ihre Lippen zu einem traurigen Lächeln. „Nimm ihn, Lily." Ginny setzte sich in ihr in einigem Abstand gegenüber, dann ließ sie etwas über den Boden schlittern.

Ein kleiner Taschenspiegel blieb vor ihren Händen liegen.

Lilys Finger bebten, schafften es nicht, ihn festzuhalten. Er fiel zu Boden, sie wagte einen weiteren Versuch, Ginny hatte ihr eine letzte Chance gegeben. Ihre Fingernägel kratzten über den Boden, hinterließen eine rote Blutschliere auf dem Spiegel. Dann hielt sie ihn endlich in den Händen.

Für den Bruchteil einer Sekunde sah sie in ihm ihr eigenes, schmerzverzogenes Gesicht. Dann hörte Lily es wieder. Das unheimliche Schleifen. Sie zwang sich dazu, ihre Augen nicht zu verschließen. Stattdessen hielt sie den Spiegel noch ein Stück höher. Über ihrem Gesicht im Spiegel erschienen zwei gelbe Augen, so groß wie Tennisbälle.

Dann verspürte sie Angst, die größte Angst, die ein Mensch zu spüren vermag. Die Angst war lähmend und ließ sie starr nach vorne kippen.

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