*7*Mood
Jeongguk
Heute ist einer dieser Tage an denen ich mich am liebsten im Zimmer verkriechen würde und nie wieder raus kommen will. Ich fühle mich verloren in der Welt und nicht mal ich selber kann mich davor retten.
Alles prescht auf mich ein, ich will nicht mehr das Ziel meiner eigenen Gedanken sein, kann ich vor mir selber fliehen? Ich wünschte ich könnte es. Ich wünschte ich könnte was machen, damit dieser Druck auf meiner Brust verschwindet. Ich wünschte ich könnte.
Atmen tut weh, leben tut weh. Ich will gehen, das Leben verlassen und am liebsten jetzt sofort. Ich habe aufgehört zu leben, vor langer Zeit. Und doch will ich nicht das Jimin sein Licht ebenfalls aufgibt.
Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich habe Angst vorm Sterben. Ich habe Angst vor dem verlieren und ich weiß das wir alle verlieren werden.
Als ich vor eineinhalb Jahren die Diagnose Krebs bekommen habe, ist alles zerfallen und gleichzeitig war ich froh, froh darum einen Weg gefunden zu haben aus dem Leben zu gehen ohne es selber frühzeitig beenden zu müssen.
Ich habe einerseits gehofft das ich nach meiner ersten OP bescheid bekomme, das alles okay ist, das ich geheilt bin und man meine inneren Dämonen auch heilen kann, das die Therapie an die ich schon so lange gebunden bin ihrendwann anschlagen wird, doch weder die OP noch die Therapie haben was gebracht, ich bin verfallen habe angefangen zu zerbrechen und immer tiefer in das Loch meiner eigenen Gedanken und Ängste gefallen, während mein Körper immer schwächer wurde und alle dachten das ich sterben werde. Ich dachte es ebenfalls, bis die Chemo doch angeschlagen hat.
Ich erinnere mich noch genau an den Tag an dem alle damit gerechnet haben, das ich schon längst tot hätte sein müssen. Ich bin aufgewacht und habe nichts gefühlt, nur leere. Wieso versucht das Leben mir eine Chance zu geben, wenn ich nicht möchte. Wenn ich lieber sterben will als weiterhin in meinem Kopf gefangen zu sein. Geplagt von meiner selbst.
Als hätte es verstanden, wurde zwei Wochen später Schilddrüsenkrebs festgestellt.
Mein Leben ist wie ein Mienenfeld, ich muss aufpassen wohin ich trete, um nicht in die Luft zu fliegen. Doch in Wahrheit habe ich keine Ahnung, wohin ich treten darf und wo nicht, weil ich nichts erkennen kann, die Erde bildet einen undruchsichtbaren Schutz um die Fallen, die mich zum fallen bringen.
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,,Jeongguk, wie fühlst du dich, deine Werte sind stabil und es sieht aus als würde die die neue Therapie gut bekommen. Wenn es weiterhin so gut ist, wird sie als Offizielle Möglichkeit gegen Schilddrüsenkrebs veröffentlicht. ", die Ärztin drückt noch einmal meine Schulter als sie den Raum verlässt.
Ich könnte fast lachen, bin ich hier, weil ich als Patient angesehen werde oder als Studie. Was bedeute ich überhaut?
Ich sollte froh sein, das alles so gut klappt und ich den zweiten Krebs auch überleben werde, doch irgendwie bin ich es nicht.
Als sich die Tür wieder schließt und das Licht aus dem Flur versiegt ist es dunkel in meinem Zimmer, ich schalte mein Handy ein und schaue auf das Display, das die einzige Licht Quelle in dem Raum ist. Die grüne App öffnet sich und ich klicke auf mein Playlist, bevor ich mir die roten Kopfhörer in die Ohren stecke.
Der Tag wird sich ziehen, wie Kaugummi, er wird mich nicht in ruhe lassen und zwingen so zu tun als würde ich leben.
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Nach ein paar Stunden öffnet sich die Tür erneut, die Musik, die mich bis dahin umhüllt hat verlässt mich, als ich Jimin sehen der sich an mein Bett gesetzt hat. er ist verkabelt mit einem Infusionsbeutel, seine Haut ist fahl und sein Gesicht zeigt mir, das er die Nacht wohl nicht geschlafen hat.
,,Hey, ist alles okay. Ich dachte ich schaue mal nach dir, hast du Hunger? Du warst nicht beim Frühstück und zum Mittagessen bist du auch nicht gekommen. Tae und ich sitzen am See, willst du auch kommen, vorher können wir noch schnell in die Mensa, es gib...", ich unterbreche ihn als ich meine Hand auf seinen Arm lege.
,,Schon Okay, Jimin. Ich will einfach nur alleine sein. ", in Wahrheit sehne ich mich nach Berührung, nach der Wärme, die mein Herz umhüllt wenn er ich mich manchmal berührt, wenn der mir nah ist. Ich sehen mich nach dem Gefühl nicht alleine zu sein, auch wenn ich in einer Menge von Menschen sitze.
,,Sicher?", mit seiner freien Hand streicht er mir die Haare aus dem Gesicht, seine Berührungen sind sanft und vorsichtig, als wäre ich eine gebrechliche Puppe, dabei bin ich mir sicher, das es um ihn viel schlimmer steht. Seine Heilungschancen sind deutlich niedriger und sein Tumor ist eine Tücke. Immer wider können sich Tochtertumore bilden und ihn schwächen und in seinem Heilungsprozess behindern. Irgendwann wird sein Herz aufhören zu schlagen, umhüllt von dem Krebs.
Ohne auf eine Antwort zu warten schiebt er mich vorsichtig zur Seite und legt sich neben mich. Seine Schulter ist warm, doch seine Finger sind kalt wie immer. Es erinnert mich an die Nacht in der wir am Strand lagen und in den Sternen nach Hoffnung gesucht haben.
,,Ich glaube ich werde gesund", sage ich plötzlich.
,,Das ist gut, ich hoffe es."
,,ich glaube ich...", er spricht es nicht weiter aus, doch wir wissen beide, das sein Zustand sich entweder verschlechtert oder gleich bleibt. Er wartet seit mehr als zwei Jahren auf ein Spenderherz, die Chance jetzt noch ein zu bekommen liegt gefühlt bei null.
Die Stille, die mich oft auffrisst zieht sich über den Raum und legt sich wie Staub auf die Möbel, sowie auf uns. Ich spüre wie sich seine Finger bewegen und langsam unter meine eigenen kriechen. Mit einem lächeln verschränke ich sie. Zwar sind seine Hände kalt, doch sie erfüllen mich mit wärme.
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Ich bin so motiviert zu Uploaden
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