『32
Die Wände der Eingangshalle der Psychiatrie waren in einem hellen Grün gestrichen. Die Atmosphäre war wie in einem Krankenhaus. Es roch nach Definitionsmittel und Seife. Der weiße Boden war ein wenig rutschig und quietschte, wenn man mit der Schuhsohle zu sehr daran entlang streifte. Mit einem Zettel in der Hand, den ich mir zu Hause ausgedruckt hatte, lief ich zusammen mit Yoongi, der mich begleitete, zur Rezeption. ,,Psychiatrien sind ja gar nicht so, wie in den Filmen." schaute sich der Türkishaarige um. ,,Ich dachte, hier würden nur Leute mit Zwangsjacken herumlaufen. Und Menschenschreie höre ich auch nicht." Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. ,,Du weißt ja nicht, wie es in den Gängen und den Zimmern aussieht. Vielleicht ist die Eingangshalle nur eine Tarnung."
Leicht lachend, stellten Yoongi und ich uns vor die Rezeption. Die junge Frau dahinter, trug eine grüne Krankenhausuniform, so wie es die Krankenschwestern immer taten und ihr dunkelbraunes Haar, war zu seinem festen Pferdeschwanz gebunden. ,,Ja? Haben sie einen Therapietermin?" ,,Äh, genau." nickte ich und legte den Zettel, den ich in der Hand hielt, auf den Tresen. ,,Mit Kim Namjoon. Mein Name ist Park Jimin und ich soll noch mal eine Therapie durchführen, bevor eine eindeutige Diagnose erstellt werden kann. " Die Augen der Frau erhellten sich. ,,Ah, genau."
Sie tippte auf der Tastatur ihres Computers ein und klickte mit der Maus herum, bevor sie sich wieder an uns wandte. ,,Okay, dann setz dich bitte dort hin." Sie nickte zu den gepolsterten Bänken, die in der Eingangshalle standen, worauf Yoongi und ich uns gleich auf diese zubewegten und uns hinsetzten. ,,Yoongi?" Fragend sah ich meinen Nebenmann an. ,,Glaubst du, dass alles gut laufen wird?" Auf meine Frage hin, verschränkte Angesprochener die Arme und schien zu überlegen. ,,Ich meine, Namjoon hat doch gesagt, dass er vielleicht falsch liegt, oder nicht? Könnte doch sein, dass seine Diagnose doch nicht richtig war?" fragte ich noch einmal, wobei mein Atem vor Panik schneller wurde. ,,Jimin, entspann dich." ,,Ich kann mich nicht entspannen!" unterbrach ich Yoongi. ,,Ich habe Angst, dass ich vielleicht wirklich Depression habe."
Ich lehnte mich nach hinten und schaute hinauf zur Decke. Yoongi seufzte. ,,Ich weiß, dass du Angst hast. Ich will auch nicht, dass du Depressionen hast, aber selbst wenn, Wooyoung und ich werden für dich da sein. Und Jin und auch Taehyung. Du wirst nicht alleine durch diese Zeit gehen. Wir sind alle bei dir und werden dir helfen." Ich lächelte den Türkishaarigen dankend an. ,,Wow. Das ist das emotionalste, was du jemals zu mir gesagt hast." ,,Jaja. Ich weiß. Aber das ist die Wahrheit, okay? Du bist nicht alleine." Durch Yoongis Ansprache, entspannte ich mich wieder ein wenig und mein Herzschlag verlangsamte sich wieder. Es wird alles gut werden.
Yoongi und ich warteten noch ungefähr fünf Minuten, bis ich plötzlich schnelle Schritte hörte und Namjoon im Eingangsbereich auftauchte. ,,Ah, Jimin. Gut, dass du da bist." Yoongi und ich standen von der Bank auf und liefen Namjoon entgegen. ,,Dann komm mal bitte gleich mit. Wir sind schon ein wenig zu Spät und Psychiater sind ungeduldige Leute. Ach so, du musst aber leider hier bleiben." wandte sich der Braunhaarige an Yoongi. ,,Es war zwar gut, dass du ihn bis hierher begleitet hast, aber jetzt musst du leider hier warten. Es wird auch nicht lange dauern." ,,Alles klar. Wenn das so ist. Ich warte dann einfach hier auf euch."
Namjoon führte mich, sobald Yoongi sich wieder hingesetzt hatte, aus der Eingangshalle hinaus, in einen der Gänge daneben. Wir stiegen eine Treppe hinauf in den zweiten Stock. Der Flur dort hatte dieselbe grüne Farbe, wie der untere Stock und viele Türen und Fenster. Auf einer der Türen steuerten Namjoon und ich zu. Es war ziemlich ruhig, dafür, dass es ein Ort war, in dem angeblich Leute untergebracht waren. Ich fragte mich, wo all die Bewohner der Psychiatrie waren. Die Klinik hatte nur drei Etagen und alleine schon die zweite sah nicht so aus, als würde hier irgendjemand wohnen. Merkwürdig.
,,Jimin." riss mich Namjoon aus meinen Gedanken und ich schaute ihn an. Er öffnete die Tür, vor der wir standen noch nicht, sondern schien mir noch etwas sagen zu wollen. ,,Also, wenn du jetzt da reingehst, wirst mit einem anderen Therapeuten alleine sein. Er wird dir noch mehr Fragen stellen und du musst sie alle ohne zu lügen, beantworten. Auch, wenn du die Person nicht kennst. Mit deinen Antworten können wir dir nur helfen." ,,Jaja. Ich weiß, Joon." winkte ich sicher ab. ,,Als ich dir im Club meine halbe Leidensgeschichte erzählt habe, war es mir auch egal, dass du fremd warst. Ich hab da keine Hemmungen mehr." ,,Aber damals warst du auch betrunken." Ich lachte leicht und schüttelte den Kopf. ,,Wer weiß, vielleicht bin ich das ja jetzt auch." Namjoon schmunzelte und drückte nun die Klinke der Tür vor uns hinunter und öffnete diese.
In dem Raum war ein kleiner Tisch, an dem eine Person, höchstwahrscheinlich der Therapeut saß. Ich musste gegenüber von ihm am anderen Ende des Tisches sitzen und mir für eine lange Zeit seine Fragen anhören. Es waren eigentlich dieselben Fragen, die Namjoon mir erst einen Tag zuvor gestellt hatte. Und auch die zwei weiteren Therapeuten, die zu mir in den Raum kamen, stellten ähnliche Fragen, jedoch musste ich ihnen nur erzählen, wie mein Geistlicher und körperlicher Zustand ist und nicht allzu viel über Jungkook und unsere Beziehung. Nachdem die Therapiestunden beendet waren, wurde ich in dem Raum alleine gelassen und musste fast zwanzig Minuten warten, bis Namjoon wieder zu mir in das Zimmer kam und sich gegenüber von mir an den Tisch setzte.
,,Also, wir haben jetzt die Diagnose fertig." sagte der ältere und legte zwei bedruckte Blatt Papiere vor mir hin. ,,Sieh es dir ruhig an. Am besten du liest es dir selber durch." Nervös nahm ich die Papiere in die Hand, wobei ich leicht zittern. So wie ich befürchtet hatte, stand auf dem Blatt, dass ich wirklich an einer mittelgradigen Depression litt. Fuck. Auf dem Papier stand ebenfalls all die Symptome, die ich hatte und die Ursachen dafür. Auch die Telefonnummer der Klinik und die Suizid-Hotline standen auf dem Zettel. ,,Oh man." atmete ich schwer aus und fasste mir an den Kopf. Das darf doch nicht wahr sein.
,,Auf dem Zettel steht alles, was du wissen musst. Und ein Terminplan, wann und wie oft du eine Therapie Stunde haben wirst. Du kannst auch mich privat anrufen, wenn du noch irgendetwas wissen willst." Ich nickte langsam, mein Blick noch immer auf dem Blatt haftend. ,,Ja. Danke, Namjoon." Mein Gegenüber stand auf, stellte sich neben mich und klopfte mir auf die Schulter. ,,Na komm. Wir müssen zurück." Stumm lief ich hinter Namjoon her, aus dem Raum, zurück hinunter in die Eingangshalle, in der Yoongi noch immer auf mich wartete. Der Türkishaarige hatte sich gegen die Rückenlehne der Bank gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und seine Augen leicht geschlossen. War klar.
Als Yoongi uns jedoch auf ihn zulaufen hörte, öffnete er die Augen und stand von der Bank auf. Namjoon verabschiedete sich noch schnell von uns, ehe er auch wieder hektisch verschwand. ,,Na, Jimin?" fragte Yoongi, während wir auf den Ausgang zugingen, um die Klinik wieder zu verlassen. ,,Wie ist es gelaufen?" Ohne ein Wort zu sagen, übergab ich letzterem die Zettel mit der Diagnose darauf, damit er sich es selber anschauen konnte. Yoongi las sich das gedruckte durch, wobei sich sein Gesichtsausdruck verfinsterte. Er blickte von dem Zettel auf und sah mich mitleidig an. ,,Fuck." Ich nahm ihm die
Papiere wieder aus der Hand. ,,Jimin..." ,,Ist schon okay, Yoongi." unterbrach ich den Türkishaarigen. ,,Ich will nicht darüber reden. Lass uns einfach nach Hause gehen."
Yoongi sprach mich während wir mit der Straßenbahn zurück zur Wohnung fuhren, nicht mehr auf das Thema an. Ich schätze er verstand, dass ich erst einmal selber damit klarkommen musste, dass ich solch eine Krankheit hatte. Als wir bei mir zu Hause ankamen, schmiss ich die beiden Zettel, die ich die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte, auf die Kommode im Flur, schlüpfte aus meinen Sneakern und ging hinüber zum Kühlschrank. Ich öffnete dessen Tür und holte ein übriggebliebenes Stück Kuchen heraus, welches ich vor ein paar Tagen in den Kühlschrank gestellt hatte und setzte mich damit an den Esstisch im Wohnzimmer. Yoongi setzte sich neben mich. ,,Frust Essen?" Mit vollem Mund nickte ich.
Zusammen saßen wir für einige Zeit in Stille am Tisch, während ich meinen Kuchen aß. Auch wenn ich versuchte so zu tun, als wäre nichts passiert, wussten ich, dass es nicht so war. Wir beide wussten das. Am meisten fürchtete ich mich davor, es all meinen anderen Freunden zu erzählen, was mit mir los war. Ich wollte nicht, dass sie sich meinetwegen noch mehr Sorgen machten, als sie es eh schon taten.
,,Jimin." sagte plötzlich Yoongi in unser Schweigen hinein. ,,Das, was ich vorhin gesagt habe, habe ist ernst gemeint." Wortlos sah ich ihn an. ,,Du wirst nicht alleine durch diese Zeiten gehen. Wir sind für dich da." Ich nickte und konnte mir gerade noch so ein leichtes Lächeln aufzwingen. ,,Ja, danke. Ich weiß, dass ich mich auf euch verlassen kann. Ich schätze, ich muss das alles selbst erstmal realisieren." ,,Willst du alleine sein?" fragte mich mein Nebenmann und legte seine Hand auf meine Schulter. Ich hatte Yoongi nicht gesagt, dass ich in Zukunft nicht ohne Begleitung sein dürfte, aber ich wollte jetzt einfach alleine sein. Niemand konnte kontrollieren, ob ich diese Regel auch einhielt, also konnte ich eigentlich den ganzen Tag alleine bleiben.
,,Wenn das geht, bitte." Yoongi winkte ab. ,,Das hier ist eh gerade meine Pause auf der Arbeit. Und die hab ich schon zwanzig Minuten überzogen, also wäre es wohl besser, wenn ich jetzt zurück zur Arbeit gehe." Der Türkishaarige schnappte sich seine Jacke, die er über den Stuhl gehängt hatte. ,,Aber ich verspreche dir, sobald Wooyoung und ich wieder zu Hause sind, werden wir dich nicht mehr in Ruhe lassen!" Schmunzelnd sah ich Yoongi hinterher, drehte mich aber dann wieder um, als ich die Haustür ins Schloss fallen hörte.
Ich blieb noch einige Zeit am Tisch sitzen und aß den kalten Kuchen vor mir, bis ich fertig war und meinen leeren dreckigen Teller in die Spüle stellte. In dem Moment, in dem ich die Küchen verlassen und in mein Schlafzimmer verschwinden wollte, ertönte plötzlich das Klingeln an meiner Haustür. Ich rollte mit den Augen. Hat Yoongi wieder sein Telefon vergessen? Seufzend lief ich hinüber zur Tür, an der derjenige der dahinter stand, schon zum zweiten Mal klingelte. ,,Jaja." murmelte ich etwas genervt, bevor ich nichts ahnend die Tür öffnete.
Doch hinter dieser, stand nicht, so wie ich erwartet hatte, Yoongi.
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