22. gewaltig falsch
IN DER BRANDWÜSTE ⸺ »Jetzt wartet doch erstmal, was er zu sagen hat«, kam es von Thomas, dessen Neugierde geweckt wurde. Ob es an dem Ort lag oder daran, weil er wissen wollte wer dieser Jorge war, wusste Allison nicht. Aber womöglich konnte er ihnen weiterhelfen. Ihnen vielleicht sagen, wo sich der Rechte Arm in den Bergen befand.
Denn sie zweifelte stark an, dass er, das Mädchen und seine Männer das wären, was sie gehofft hatten zu finden. Schweigend blieb die Gruppe aus Überlebenden in einen großen Raum stehen, der durch eine Milchglaswand von der Halle abgetrennt war. Kleine Lichterketten tauchten den Raum in ein gelbes Licht. Wo kam der Strom her? Irgendwie sah es schon gemütlich aus. Vor den verdreckten Fenstern waren Vorhänge angebracht worden.
Sie hingen total schief, aber versperrten trotzdem den Blick auf das meiste Glas. Es gab unzählige Sitzmöglichkeiten. Stühle, die um kleine Tische herum standen, Sessel, ein Sofa und auf dem Boden lagen Sitzkissen. In der rechten Ecke stand sogar ein Bett. »Jorge, sie sind hier«, sprach die dunkelhaarige und erst jetzt bemerkte die ehemalige angehende Ärztin den Mann am andere Ende des Zimmers.
Das Mädchen ließ sich auf eine alte Couch fallen und musterte ihre Gäste, schien sich jetzt wohl eher im Hintergrund aufzuhalten. »Habt ihr manchmal das Gefühl, die ganze Welt ist gegen euch?«, fragte er plötzlich die Kids, nachdem er seine volle Aufmerksamkeit ihnen geschenkt hatte. »Ich habe drei Fragen: Wo seid ihr hergekommen? Wo wollt ihr hin? Was habe ich davon?«, abwartend starrte er jeden einzelnen der jugendlichen an, die ungefähr in der Mitte des Raumes standen.
Es blieb still.
Keiner wagte es ihm Antworten auf seine gestellten Fragen zugeben. Verständlich, die Probanden wussten immerhin nicht, ob sie ihm vertrauen konnten. Da keiner antwortete, ergriff er wieder das Wort. »Bloß nicht alle auf einmal«, sagte er sarkastisch und goß sich einen Drink ein. Allison schätze auf irgendetwas alkoholisches, was nun in seinem Glas war.
»Wir wollen zu den Bergen. Wir suchen den Rechten Arm«, entgegnete Thomas endlich und war bei nächsten Worten des Mannes vor sich ziemlich irritiert. »Ihr sucht nach Geistern, meinst du«, verbesserte er ihn und lachte leicht. Also hatte Janson doch gelogen? Warum sollte er? Er hatte nicht mitbekommen, dass Aris und der Brünette das Gespräch mit Ava Paige belauscht hatten. Oder doch? »Frage Nummer zwei: Wo kommt ihr her?«, widerholte er sich und ging mehrerer Schritte auf das Geschwister Trio zu, die vor ihren Freunden standen.
»Das geht keinem was an!«, erwiderte Allison für ihren Bruder und zog den Blick von Jorge auf sich, wurde von Emma giftig angesehen. Es hatte niemanden zu interessieren. Die Männer, hinter ihnen, packten plötzlich grob ihre Arme auf den Befehl von ihrem Anführer. »Hey! Lass mich in Ruhe! Lass mich verdammt nochmal in Ruhe, man!«, beschwerte sich Thomas und versuchte sich gegen die Griffe zu wehren⸺ allerdings vergeblich.
Er wurde unsanft auf den dreckigen Boden geschubst und das namenlose Mädchen kam wieder zum Einsatz, die von dem Sofa aufgesprungen war und irgendein Gerät von dem Tisch mitgenommen hatte. Sie scannte anschließend mit dem Ding den Nacken des braunhaarigen Junges, während er sich immer noch dagegen sträubte. Sie bewegte das Gerät über seinen Nacken hin und her. Es piepste kurz. »Halt die Klappe, du großes Baby«. Die dunkelhaarige ließ keine Sekunde später von ihm ab und auch die Männer ließen die Arme der Kids los.
»Du hattest Recht«, sagte sie nun und händigte Jorge das schwarze Gerät aus. Er senkte seinen Blick und sah auf den kleinen Display, der ihm etwas anzuzeigen schien und blickte beinahe ungläubig auf das Ergebnis. »Wovon redet sie?«, wollte der inoffizielle Anführer natürlich sofort wissen und versuchte einen kurzen Blick auf das Gerät zu erhaschen.
»Es tut mir leid, Hermano. Wie es aussieht, wurdet ihr markiert. Ihr kommt von ANGST. Und das bedeutet, ihr seid außergewöhnlich wertvoll«. Der Ausdruck in den Augen von Jorge gefiel keinem der Kids. Er sah glücklich aus. Zufrieden mit dem, was er eben erfahren hatte.
Im nächsten Moment spürte Allison schon wieder eklige Hände an ihren Oberarmen und wurde unsanft in eine Richtung gezerrt. Im Augenwinkel erkannte sie, dass mit den anderen genau das gleiche gemacht wurde. Ihr lief das Blut in den Kopf. Stechende Schmerzen in ihren Schläfen, ließen schwarze kleine Punkte vor ihren Augen tanzen. Wie hatten sie es bloß geschafft, schon wieder in Schwierigkeiten zu geraten?
Es könnte doch nicht sein, dass sie von einem Problem ins nächste liefen. Vor wenigen Stunden hatte sie ein Gewitter überlebt und jetzt ...
... Ja, jetzt hingen sie kopfüber zwei Stockwerke über dem Boden. Sie hatte keine Ahnung, wie das überhaupt passieren konnte. Einer von Jorge's Männern hatte ihr etwas um den Fuß gebunden und keine Sekunde später wurde sie zusammen mit ihren Geschwistern und Freunden nach oben gezogen. Zugegeben war sie sich nicht einmal sicher, ob die Seile überhaupt halten würden. Einen Sturz in die Tiefe würde niemand überleben.
»Super Plan, Thomas. Hören wir uns erstmal an, was der Mann zusagen hat«, machte sich Minho unerwartet über seinen Kumpel lustig. »Hat ja voll gut funktioniert«. Wäre die Lage nicht so verdammt ernst, hätte die Brünette wahrscheinlich sogar gelacht. »Halt die Klappe!«, murmelte der eben erwähnte Junge laut genug, sodass der Asiate doch tatsächlich seinen Mund schloss und die Lippen aufeinander presste.
»Vielleicht komme ich an das Seil ran«.
Doch bevor einer irgendetwas machen konnte, bekamen sie wieder Gesellschaft von diesem Jorge. Die ehemalige angehende Ärztin musste sich ziemlich verrenken, damit sie den Mann ansehen konnte und wollte ihm am liebsten so stark ins Gesicht hauen. Allein dafür, dass seine Männer so scheiße mit ihrem Bruder umgegangen waren.
»Genießt ihr die Aussicht?«, fragte er zuckersüß und ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, welches man nur schwach durch das wenige Licht erkennen konnte. »Was zum Teufel wollen sie?«, wollte Jackson wütend wissen und bewegte sich, sodass er direkt in die Augen von dem Anführer dieser Mistkerle gucken konnte.
»Das ist die große Frage. Meine Männer wollen euch an ANGST verkaufen. Ich jedoch, denke anders darüber. So wie ihr«. Versuchte er gerade einen Deal mit uns zu machen?, fragte sich Allison in ihren Gedanken und zog ihre Augenbrauen zusammen, wodurch sich einige Falten auf ihrer Stirn bildeten.
Irgendwas lief hier doch gewaltig falsch.
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