10. alles verloren
WAKANDA, AFRIKA ⸺ Der Stein zersprang und setzte einen gewaltigen Strahl frei. Wanda und Thanos wurden nach hinten gestoßen, während das gelbe Licht der Explosion langsam verblasste und Vision mit der Luft verschwand. »Dad ...«, schluchzte Iryna, die alles mitansehen musste und nichts dagegen unternehmen konnte. Rein gar nichts hätte sie machen können, um das Schicksal von ihrem Vater zu verhindern.
»Aww, ich verstehe das mein Kind«, begann Thanos, als er sich der erschöpften Scarlet-Witch näherte. »Besser als jeder andere«, fügte er hinzu und im selben Moment lief Iryna stolpernd zu ihrer Mutter hinüber, ließ sich neben ihr in den Dreck fallen. »Das könntest du niemals!«, entgegnete sie und nahm die Hand ihrer Tochter in ihre eigene.
»Der Titan bückte sich zu den Maximoffs runter und strich sanft über Wanda's winzigen Kopf. »Heute habe ich mehr verloren, als du ahnen kannst«, meinte er. »Doch jetzt ist keine Zeit zu trauern«, fuhr er fort und lief auf die Stelle zu, wo Vision zuvor noch war. »Jetzt ... ist Zeit nicht bedeutend«, beendete er seine kleine Rede und benutze den grünen Zeit-Stein.
Er holte sich den Androiden unversehrt zurück und ließ die kleine Maximoff vergessen, wie man gleichmäßig atmete. Ihre Augen waren weit aufgerissen, während sie beobachtete, was Thanos als nächstes tat.
»NEIN!«, schrie Wanda voller Schmerz, bevor sie anschließend von der Faust des violetten Riesen nach hinten befördert wurde, damit er sich endlich (ohne irgendwelche Schwierigkeiten) den Stein in seinen Besitz nehmen konnte.
Thanos Hand packte Vision's Hals und hob ihn grob vom Boden auf. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, riss er ihm den gelben Gedanken-Stein aus dem Kopf und ließ den leblosen Körper von dem Androiden einfach auf den Boden fallen. Vision hatte keine Bedeutung mehr für ihn. Er hatte schließlich jetzt den Stein in seiner Hand.
Es war für ihn ein Moment des Triumphes. Jegliche Farbe war von Vision's Körper verschwunden und spülte eine Welle von schmerzender Traurigkeit zu Iryna, die ihr die Luft zum Atmen nahm. Ungläubig schüttelte sie kaum merklich mit ihrem Kopf, wollte nicht wahrhaben was sich vor ihren Augen abgespielt hatte.
Ein Schluchzer nach dem anderen verließ ihren leicht geöffneten Mund. Die Tränen flossen wie ein Wasserfall über ihre nassen Wangen, die leicht gerötet waren. Vorsichtig platzierte der violette Titan den letzten Infinity-Stein in die Mitte des goldenen Handschuhs an seiner Hand und lächelte siegreich.
Iryna konnte nicht aufhören auf den bewegungsunfähigen Körper ihres Dad's zusehen. Sie wünschte sich so sehr, dass das alles hier einfach nur ein schlimmer Albtraum war. Und nicht der Realität entsprach. Dass sie immernoch mit Wanda und ihm in Edinburgh war. Zusammen mit ihnen einen Spaziergang machten nach dem Abendessen und ihr, bevor sie schlafen gehen musste, einen so liebevollen Kuss auf ihre Stirn gaben.
»Ich hab es dir doch gesagt«, atmete Thor aus, der die Aufmerksamkeit von Iryna mit seinem auffälligen Auftreten auf sich gezogen hatte. »Dafür bezahlst du mit deinem Leben«, fügte er hinzu und rammte die Sturmbrecher-Axt in Thanos Hals. Ein schmerzender Schrei kam von dem Titanen, doch der Donner-Gott spüre keinen einzigen Funken an Mitleid.
»Du hättest⸺ ... du ... du hättest auf den Kopf zielen sollen!«, murmelte Thanos und hob etwas geschwächt den goldenen Handschuh in die Höhe, ehe er anschließend mit dem Finger schnipste. Iryna war über den Boden zu ihrem Vater geschliddert und hielt die eiskalte, graue Hand in ihrer. Wanda war bei ihr und betrachtete den Mann, der ihr ein und alles war.
»NEIIINNN!«, rief Thor lautstark, als keine Millisekunde später eine riesige, farbige Explosion das wunderschöne Wakanda durchströmte. »Was hast du getan?!«, fragte er und warf einen kurzen Blick auf den Handschuh, der aufgrund der heftigen Explosion rauchte. »WAS HAST DU GETAN?!«, wollte er erneut wissen und anschließend ergriff der Titan mit dem blauen Stein die Flucht.
Vor den Augen von Thor verschwand der Riese durch ein Portal. »Wo ist er hin?«, ertönte die Stimme von Steve, der auf seinen Freund zu ging und sich gleichzeitig vor Schmerz seine Seite festhielt. »Thor«, versuchte er die Aufmerksamkeit des Blondschopfs zubekommen, der ihm keine Antwort gegeben hatte. Wie sollte er auch? Er stand gerade unter Schock und war nicht ansprechbar. »Wo ist er hin?«.
»Steve?«, war Bucky zu hören, der hinter dem Captain war und kam langsam in seine Richtung.
Irgendwas stimmte nicht. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht. Bevor Barnes sich seinen Freund überhaupt richtig nähern konnte, lösten sich zuerst seine Beine und sein rechter Arm in Staub auf. Letztendlich blieb lediglich nur noch sein Gewehr übrig, dass neben einem Haufen voller Staub auf den Boden lag.
Rogers kniete sich hin und strich mit seiner Hand über die Überreste von Buck. Ungläubig starrte er zu Thor hoch, nur um den gleichen verängstigten und traurigen Gesichtsausdruck in seinem Gesicht vorzufinden. Doch nicht nur er war fort. Zur selben Zeit verschwand auch auf dem Kampffeld die Hälfte der tapferen Wakanda-Krieger.
»Aufstehen, General«, begann König T'Challa und reichte Okoye eine helfende Hand zum aufstehen. »Das ist kein Ort zum Sterben«, fügte er hinzu und half ihr hoch. Ehe sie es allerdings schaffe vollständig auf ihren Beinen zustehen, fiel sie zurück auf den harten Untergrund, als seine Hand und schließlich sein gesamter Körper zu Staub zerfiel.
Unwissend, was sie gesehen hatte, blickte sie starr auf den Rest ihres Königs in ihrer Hand und brauchte eine längere Zeit zum realisieren, dass das einmal T'Challa war. »Ich bin Groot«, jammerte das kleine Bäumchen und blickte in die nassen Augen des Waschbären. »Nein, nein, nein ... Groot«, murmelte Rocket und streckte vergebens die Pfote nach ihm aus.
»SAM? WO STECKST DU?«, rief Rhodey und suchte nach seinem Partner ⸺ doch ohne Erfolg. Der eben erwähnte Mann befand sich hinter ihnen Gebüsch und löste sich langsam auf. »SAM, WO BIST DU?«, fragend sah er in alle möglichen Richtungen. Nirgendwo war der Falcon zusehen.
»Mom?«, hauchte Iryna mit brüchiger Stimme und beobachtete die Scarlet-Witch dabei, wie ihre Beine sich langsam auflösten. Verzweifelt krallte sie ihre Hände in die Jacke ihrer Mutter fest und atmete panisch aus. Was passierte hier? Wieso verschwand sie einfach so?
Ihre Hände rutschten nach unten und mit einem letzten Blick in den Himmel gerichtet, war auch Wanda Maximoff verschwunden, als hätte sie nie existiert.
Die übrig gebliebenen Avengers versammelten sich um einen regungslosen Vision dessen kalten Hand wieder von der kleinen Maximoff festgehalten wurde. Das, war das einzige, was sie hatte.
Thanos hatte es tatsächlich geschafft. Er hatte die Hälfte des ganzen Universums ausgelöscht.
Sie hatten verloren ...
Und Iryna Maximoff hatte alles verloren, was ihr von Bedeutung war. Ihren Vater, ihre Mutter und einen wichtigen Teil ihrer Familie.
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