─ achtzehn.
𝐄𝐕𝐄𝐑𝐘𝐓𝐇𝐈𝐍𝐆
kapitel achtzehn; geständnisse
❝ Ein letztes mal, für immer. ❞
─── ❀ ───
Der Klang von Musik und Gelächter füllt die warme, tropische Nacht in Thailand, während die Gäste auf der Hochzeit weiter feiern.
Phil steht abseits vom Haupttrubel mit einem Bier in der Hand und beobachtet Sage, die am Strand spazieren geht. Ein Lächeln legt sich auf seine Lippen, als er sieht, wie ihre Haare im Wind wehen.
Doug beobachtet seinen besten Freund und folgt seinem Blick, als er Sage sieht, die mit ihren Füßen im Meer steht. »Entschuldige mich«, sagt er an Tracy gewandt, als er seinen Weg Richtung Phil einschlägt.
Phil lächelt seinen besten Freund an, als er erkennt, dass er auf ihn zukommt. Doug lehnt sich gegen eine Palme und nimmt einen tiefen Schluck aus seiner Flasche Bier. »Weißt du, ich habe gemerkt, dass du sie immer noch ansiehst, Phil«, sagt er schließlich.
Seine Stimme ist ruhig, aber er blickt Phil direkt in die Augen. »Du hast sie nie wirklich losgelassen, oder?«
Phil schweigt einen Moment und richtet den Blick auf das Meer, als würde er dort eine Antwort finden. »Nein«, sagt er schließlich leise. »Ich habe sie nie losgelassen. Nicht wirklich.«
Doug runzelt die Stirn. »Du hättest weiterziehen sollen, Phil. Es sind zehn Jahre vergangen.«
Phil lacht bitter, schüttelt den Kopf. »Glaubst du, ich hab's nicht versucht? Ich habe alles versucht. Verdammt, ich habe sogar eine Frau geheiratet, von der ich geglaubt habe, sie wäre die Richtige. Ich könnte sie lieben, so wie ich Sage liebe. Ich habe mir nur was vorgemacht.«
Doug schweigt für einen Moment, sieht zu Boden. Er weiß, dass er vor zehn Jahren das Richtige tun wollte, doch jetzt, nachdem er die ganze Nacht lang die Blicke zwischen Sage und Phil beobachtet hat, stellt er sich die Frage, ob er nicht doch einen Fehler gemacht hat.
»Weißt du, Doug«, beginnt Phil zögernd, »es gibt etwas, das ich dir nie erzählt habe.«
Doug hebt eine Augenbraue und sieht Phil an. »Was meinst du?«
Phil seufzt tief, als ob er sich darauf vorbereitet, eine Last von sich zu nehmen, die er all die Jahre getragen hat. »Bevor du damals mit mir geredet hast ... bevor ich mich von Sage getrennt habe ... hatte ich einen Verlobungsring für sie gekauft.«
Doug starrt Phil an, als hätte er sich verhört. »Was?«
»Ja«, sagte Phil. »Ich wollte ihr einen Antrag machen. Ich hatte alles geplant. Ich wusste, dass sie die Richtige war, und ich wollte den Rest meines Lebens mit ihr verbringen.«
Doug schluckt schwer. »Du wolltest ... ihr einen Antrag machen?«
Phil nickt. »Ja. Aber dann hast du mit mir geredet. Du hast mir gesagt, dass ich sie verletzen würde, dass ich nicht gut genug für sie wäre, dass ich nicht der Typ sei, der sich festlegt. Und ich habe dir geglaubt. Also habe ich es gelassen. Ich habe den Ring behalten ... und mich von ihr getrennt.«
Doug starrt seinen besten Freund ungläubig an und fühlt, wie sich sein Magen verkrampft. »Ich ... ich wusste nicht, dass es so ernst war, Phil. Ich dachte, du würdest sie irgendwann verletzen.«
Phil lacht leise, aber ohne Freude. »Du hast es wahrscheinlich gut gemeint. Aber ich habe sie nicht verletzen wollen, Doug. Ich wollte sie heiraten.«
Doug schüttelt den Kopf, immer noch fassungslos. »Und du hast den Ring die ganze Zeit bei dir gehabt?«
»Seit zehn Jahren. Ich trage den Ring seit dem College mit mir rum«, antwortet Phil leise. »Immer in meinem Portemonnaie. Ich konnte ihn nicht loswerden. Sie loslassen.«
Doug lässt das sacken, fühlt eine Mischung aus Schuld und Bedauern in seiner Brust aufsteigen. »Warum sagst du mir das erst jetzt?«
»Weil ich dachte, es wäre vorbei«, erwidert Phil. »Bis vor zwei Tagen.«
»Vor zwei Tagen?« Doug hebt verwirrt eine Augenbraue. »Was ist vor zwei Tagen passiert?«
Phil seufzt tief, als wäre das, was er jetzt sagen würde, noch schwerer als alles zuvor. »Ich war wohl so breit, dass ich ihr einen Antrag gemacht habe.«
»Was?«, fragt Doug fassungslos und sieht zu Sage, die sich mit Tracy und Lauren unterhält. Die drei Frauen lachen und kichern, während sich Stu zu ihnen gesellt und das Lachen schlagartig verebbt.
»Ja«, sagt Phil und hebt leicht die Hände, als ob er es selbst kaum glauben kann. »Ich weiß, das klingt verrückt, aber ... irgendwie muss ich ihr bei der Junggesellenparty einen Antrag gemacht haben.«
»Und sie hat ... ja gesagt?«, fragt Doug verwirrt, immer noch nicht ganz fassend, was Phil ihm da gerade erzählt.
»Anscheinend«, antwortet Phil und zuckt leicht mit den Schultern. »Ich weiß nicht, wie es passiert ist. Keiner von uns erinnert sich an irgendetwas von dieser Nacht, aber ... am Morgen ... trug Sage den Ring.«
Doug starrt Phil fassungslos an. »Was zum ... und keiner von euch erinnert sich daran?« Phil schüttelt den Kopf. »Weiß sie, dass der Ring von dir ist?«, fragt Doug seinen besten Freund.
Wieder schüttelt Phil den Kopf. »Kann sein«, antwortet er dann aber. »Ich kann es mir aber nicht denken. Wir haben nicht darüber geredet.«
Sage drückt Laura einen Kuss auf die Wange, als sie sich von ihr verabschiedet und allein Richtung Bar bewegt.
»Lass mich mit ihr reden«, sagt Doug schließlich. »Lass mich das wieder gut machen, was ich vor zehn Jahren kaputt gemacht habe.«
»Was willst du ihr sagen?«, fragt Phil besorgt nach. »Die Wahrheit«, antwortet Doug ihm. »Das ist schon lägst überfällig.«
Die warmen Wellen des thailändischen Meeres rauschen leise ans Ufer, während die letzten Strahlen der untergehenden Sonne den Himmel in tiefe Orangetöne tauchen.
Sage beobachtet, wie Stu mit seiner frisch angetrauten Frau tanzt. Es ist ein wunderschöner Moment, es erinnert sie an Doug Hochzeit vor zwei Jahren.
Da tritt Doug auf einmal neben sie und reicht ihr ein Glas Champagner. »Du siehst so aus, als hättest du gerade ein paar ernste Gedanken«, sagt er mit einem sanften Lächeln.
Sage lacht leise und nimmt einen Schluck. »Ach, ich bin nur etwas nachdenklich. Es ist alles so wunderschön hier.«
Doug nickt und sieht ebenfalls hinaus auf das Tanzparkett, wo die glücklichen Gäste feiern. Eine Weile schweigen sie, während die tropische Nacht langsam ihren Schleier über den Strand zieht.
Es ist eine ruhige, vertraute Stille zwischen den Geschwistern, doch Doug scheint plötzlich nervös, was Sage natürlich bemerkt, aber nicht anspricht.
»Sage ...«, beginnt er schließlich, und seine Stimme klingt etwas zögerlich. »Hm?« Sie wendet sich ihm zu und hebt eine Augenbraue. »Alles okay? Du wirkst irgendwie so ernst.«
Doug seufzt tief und starrt auf sein Glas. »Weißt du, ich habe lange überlegt, ob ich dir das jemals sagen soll. Und ich denke, es ist jetzt an der Zeit, dass ich ehrlich zu dir bin.«
Sage runzelt die Stirn. »Worüber?«
Doug zögert kurz, als ob er nach den richtigen Worten sucht. »Es geht um dich und Phil. Damals, vor zehn Jahren.«
Die Erwähnung von Phils Namen lässt Sage erstarren. »Was ist mit uns?« Doug dreht sich zu ihr und sieht sie mit einem ernsten Blick an. »Ich wusste damals, dass ihr beide zusammen wart.«
Sage blinzelt überrascht und versucht, die Worte zu verarbeiten. »Du wusstest es? Die ganze Zeit?«
Doug schüttelt den Kopf. »Nein. Erst nicht. Ich habe mir erst nichts dabei gedacht. Nur irgendwann kam mir das ganze doch ein bisschen Fragwürdig vor. Phil hatte immer weniger Zeit, du hast dich nachts aus dem Haus geschlichen und dann habe ich irgendwann eins und eins zusammengezählt.«
Sage fühlt einen leichten Kloß im Hals, aber sie bleibt ruhig. »Und warum hast du nie etwas gesagt?«
Doug atmet tief durch, als würde er sich auf das vorbereiten, was er gleich sagen würde. »Weil ich dich beschützen wollte. Ich wollte nicht, dass du verletzt wirst. Ich weiß, dass Phil ein guter Kerl ist, aber damals dachte ich, er würde dich früher oder später enttäuschen. Also... habe ich ihn dazu gedrängt, sich von dir zu trennen.«
Sage starrt ihn einen Moment lang schweigend an. Sie ist überrascht – verwirrt, nicht wütend. Oder doch? Die Erkenntnis, dass Doug hinter ihrer Trennung mit Phil steckt, trifft sie tiefer, als sie erwartet hat. »Du hast... was?«
»Ja«, gibt Doug zu, seine Stimme leise, aber bestimmt. »Ich habe ihm gesagt, er soll es beenden, bevor er dir wehtut. Ich dachte, das wäre das Richtige. Du warst damals so jung, und Phil ... na ja, er war Phil. Ich wollte nicht, dass du dein Herz an jemanden verlierst, der nicht gut genug für dich ist.«
Es ist ein kalter September Nachmittag, und der Himmel hängt grau und schwer über der Stadt. Phil sitzt auf der Veranda von Dougs Haus, die Hände tief in den Taschen seiner Jacke vergraben, während der Wind um die Ecken pfeift.
Doug hat ihn gebeten, vorbeizukommen – einfach so, wie er gesagt hat. Doch irgendetwas in Dougs Stimme am Telefon hat Phil gewarnt, dass dieses Gespräch alles andere als einfach werden würde.
Doug kommt schließlich aus der Haustür, zwei Dosen Cola in der Hand. Er reicht eine Phil, setzt sich neben ihn und öffnet seine eigene Dose mit einem Zischen.
Einen Moment lang sitzen sie schweigend da, den Blick auf die nasse Straße gerichtet. »Also«, beginnt Doug nach einem langen Schluck, ohne Phil direkt anzusehen. »Ich weiß Bescheid.«
Phil spürt, wie sich sein Magen verkrampft. Er hat gehofft, dass er und Sage es länger geheim halten könnten – zumindest vor Doug. Aber vielleicht waren sie zu leichtsinnig geworden, immerhin sind sie fast drei Jahre zusammen.
Doch jetzt ist der Moment da, und es gibt kein Zurück mehr. »Was genau weißt du?«, fragt er vorsichtig, obwohl er die Antwort schon kennt.
Doug dreht den Kopf zu ihm und sieht ihn mit schmalen Augen an. »Du und Sage. Ich weiß, dass ihr zusammen seid.« Seine Stimme ist ruhig, aber Phil kann die Spannung darin spüren, das brodelnde Unbehagen, das Doug in Schach zu halten versucht.
Phil seufzt, stellte seine Cola ab und reibt sich über das Gesicht. »Doug, wir wollten es dir sagen. Es war nur ... kompliziert.«
Doug schnaubt. »Kompliziert? Du meinst, du wolltest nicht, dass ich ausraste, weil du mit meiner kleinen Schwester rummachst.« Sein Ton ist härter geworden, aber er hält sich noch zurück.
Phil zuckt zusammen. Er hat gewusst, dass es hart werden würde, aber so direkt damit konfrontiert zu werden, fühlt sich schlimmer an, als er erwartet hat. »So ist es nicht, Doug. Ich ... ich liebe sie wirklich.«
Doug nimmt einen tiefen Atemzug und schüttelt den Kopf. »Phil, ich kenne dich. Du bist mein bester Freund. Und genau deshalb weiß ich, dass das nicht gut enden wird.«
Er dreht sich zu ihm und sieht ihn mit einem durchdringenden Blick an. »Du bist kein Typ für feste Beziehungen. Du hast immer diese Mädchen, eine nach der anderen, und sobald jemand Neues auftaucht, lässt du sie fallen. Das ist kein Geheimnis. Und das Letzte, was ich will, ist, dass du das mit meiner Schwester machst.«
Phil beißt die Zähne zusammen und spürt, wie sich seine Wut und seine Verzweiflung in ihm aufbauen. »Das ist anders, Doug. Sage ist anders. Ich meine es ernst mit ihr.«
»Echt?« Doug klingt nicht überzeugt. »Wie lange dauert es, bis das nächste Mädchen auftaucht, das dir den Kopf verdreht? Sei ehrlich, Phil. Du kennst dich doch selbst. Du wirst irgendwann jemanden treffen, der neu und aufregend ist, und dann ... was passiert dann mit Sage?«
Phil schweigt. Die Wahrheit ist, dass er Dougs Vorwürfe nicht so leicht abtun kann. Er hat einen Ruf – den eines Mädchenschwarms, der sich nie lange auf eine einzige Beziehung einlassen konnte.
Doch mit Sage ist es anders. Sie hat ihn verändert, ihm etwas gegeben, das er vorher nicht gekannt hat.
Aber Doug würde das nicht hören wollen. Doug würde ihn nie als denjenigen akzeptieren, der seiner Schwester das Herz brechen könnte.
Doug lehnt sich zurück und seufzt tief. »Phil, ich sage dir das nicht, weil ich dir die Schuld gebe. Ich kenne dich, Mann. Wir sind durch soviel zusammen gegangen. Aber genau deshalb weiß ich, wie du tickst. Und ich kann nicht zusehen, wie Sage am Ende verletzt wird, nur weil du denkst, es wird anders. Ich kann das nicht zulassen.«
Phil spürt, wie ihm die Kehle zuschnürt. Er liebt Sage – das weiß er, und sie weiß es auch. Aber Doug hat einen Punkt. Was, wenn er wirklich so ist? Was, wenn er irgendwann unbewusst genau das tun würde, wovor Doug ihn jetzt warnte?
»Was willst du, dass ich mache?«, fragt Phil schließlich leise, seine Stimme brüchig.
Doug sieht ihn lange an, bevor er antwortete. »Ich will, dass du dich von ihr trennst. Lass sie gehen, bevor es zu spät ist. Sie hat jemanden verdient, der sich hundertprozentig sicher ist. Der nicht der Typ ist, der von einer Beziehung in die nächste hüpft.«
Phil schluckt schwer. Es fühlt sich an, als würde er innerlich zerbrechen. Die Vorstellung, Sage aufzugeben, ist unerträglich. Aber Doug ist sein bester Freund – und Doug hat wahrscheinlich recht.
Wenn er sich irrt, würde Sage am Ende leiden. Und das ist das Letzte, was er will. »Ich ...« Phil zögert, kämpft mit den Worten. »Ich will sie nicht verlieren, Doug. Ich liebe sie wirklich.«
Doug hält seinen Blick fest. »Dann zeigst du ihr, dass du sie genug liebst, um sie loszulassen, bevor sie verletzt wird.«
Die Worte treffen Phil wie ein Schlag in die Magengrube. Ein Teil von ihm will kämpfen, will Doug sagen, dass er sich irrt. Doch tief in seinem Inneren weiß er, dass es keine einfache Lösung gibt.
Er kann Dougs Vertrauen nicht einfach ignorieren. Nach einem langen Moment nickt Phil schließlich langsam. »Okay«, sagt er leise, kaum mehr als ein Flüstern.
Doug sieht ihn ernst an, seine Augen verraten keine Freude über den gewonnenen Kampf. »Danke«, murmelt er schließlich und steht auf. »Es ist das Beste. Für sie.« Aber ist es das?
Phil spürt, wie ihm das Herz schwer im Brustkorb liegt. Die Vorstellung, Sage loszulassen, fühlt sich an, als würde er einen Teil von sich selbst verlieren. Aber er weiß, dass er Doug nicht widersprechen kann – nicht, wenn es um Sage ging.
»Du wirst ihr das Herz brechen«, murmelt Phil leise, mehr zu sich selbst als zu Doug.
Doug sieht ihn lange an, bevor er antwortet. »Vielleicht. Aber besser jetzt als später, wenn es noch schlimmer wird.« Und dann verschwindet er im Haus und lässt Phil allein auf der Veranda zurück.
Der 25-Jährige presst seine Lippen aufeinander und greift in seine Jackentasche, wo er eine samtgrüne Schatulle herausholt. Seufzend öffnet er diese und seine Augen werden wässrig, als er den goldenen Ring mit den Smaragden sieht.
Sage schweigt, während sie seine Worte verarbeitet.
Sie erinnert sich an die Zeit mit Phil – an die Freude, die Leichtigkeit, das Gefühl, geliebt und verstanden zu werden. Es war eine schöne Zeit gewesen, aber auch eine, die schmerzhaft geendet hatte.
Sie hatte jahrelang gedacht, dass Phil sich einfach aus dem Staub gemacht hat, weil er nicht mehr dasselbe empfand. Doch jetzt zu hören, dass Doug einen Anteil daran gehabt hatte, ließ sie innehalten.
Sie nimmt einen tiefen Atemzug und sieht ihren Bruder an. »Weißt du, Doug, ich ... ich bin nicht wütend. Vielleicht hätte ich damals wütend sein sollen, aber jetzt ... es ist schon so lange her.« Sie lächelt leicht und schüttelt den Kopf. »Ich glaube, du hast es nur gut gemeint.«
Doug sieht sie überrascht an. »Du bist nicht wütend?«
Sage schüttelt den Kopf und nimmt einen weiteren Schluck ihres Champagners. »Nein, ich bin nicht wütend. Ich meine, ja, es war hart, als Phil und ich uns getrennt haben, aber wenn ich ehrlich bin ... wir hätten sowieso nicht funktioniert. Es war schön, aber wir waren zu unterschiedlich.«
Doug starrt sie einen Moment lang an, dann schüttelt er langsam den Kopf. »Ich weiß nicht, ob ich das glaube. Ich habe dich in dieser Zeit gesehen, Sage. Du warst ... du warst so glücklich, wie ich dich selten gesehen habe. Glücklicher, als du es in den letzten Jahren je warst.«
Sage blinzelt und fühlte, wie ein schweres Gefühl in ihrer Brust aufsteigt. »Doug ... das war vor zehn Jahren. Dinge ändern sich. Menschen ändern sich.«
»Vielleicht«, gibt Doug zu, »aber das heißt nicht, dass es damals nicht echt war.« Er seufzt tief und fährt sich durch die Haare. »Manchmal frage ich mich, ob ich dir wirklich einen Gefallen getan habe. Ich dachte, ich beschütze dich, aber vielleicht ... vielleicht habe ich dir nur etwas genommen, das gut für dich war.«
Sage legt ihm eine Hand auf den Arm und lächelt schwach. »Es ist okay, Doug. Wirklich. Was passiert ist, ist passiert. Und wer weiß, vielleicht wäre es auch anders geendet. Vielleicht wären wir sowieso irgendwann auseinander gegangen.«
Doug sieht sie skeptisch an, als würde er ihr nicht ganz glauben. Er weiß es besser.
»Danke, dass du mir das gesagt hast«, sagt Sage leise. »Es bedeutet mir viel, dass du ehrlich zu mir bist.«
Doug scheint erleichtert, dass sie nicht wütend ist, aber das Bedauern in seinen Augen bleibt. »Ich wollte dir nie schaden. Ich wollte immer nur, dass du glücklich bist.«
»Und das bin ich«, sagt Sage sanft. »Ich bin glücklich. Alles ist gut so, wie es ist.«
Die beiden stehen noch eine Weile schweigend am Rande der Feier und beobachten die Hochzeitsgesellschaft. Nach einiger Zeit entfernt sich Doug von ihr und lässt sie und ihre Gedanken allein zurück.
Der Klang des Meeres und das ferne Gelächter der Hochzeitsgesellschaft füllt die Stille, während Sage noch immer an derselben Stelle steht, wo Doug sie eben verlassen hat.
Die Nacht ist warm, und die Luft duftet nach salzigem Wasser und Jasmin. Das Gespräch mit Doug hall in ihrem Kopf nach, und obwohl sie ruhig geblieben war, fühlt sie, wie sich etwas in ihr bewegt.
Sie dreht sich um und entdeckt Phil, der langsam auf sie zukommt. Sein dunkler Anzug sitzt perfekt, und seine Krawatte ist leicht gelockert – er sieht wie immer aus, mühelos charmant, und doch liegt ein ernster Ausdruck auf seinem Gesicht.
Er hält in einiger Entfernung inne, als ist er unsicher, ob er nähertreten soll. Ihre Blicke treffen sich, und eine Spannung, die sie beide zu kennen scheinen, legt sich über den Moment.
Phil sagt nichts, stellt sich nur neben sie, den Blick auf das Wasser gerichtet. Eine Weile schweigen sie. Es ist kein unangenehmes Schweigen, sondern eines voller unausgesprochener Gedanken. Erinnerungen. Worte, die nie gesagt wurden.
Sage weiß, dass sie sprechen muss. Das Schweigen ist zu schwer, um es einfach so stehen zu lassen. Sie atmet tief durch und nimmt einen weiteren Schluck ihres Champagners, bevor sie das Wort ergreift. »Doug hat mir gerade erzählt, dass er es war, der damals dafür gesorgt hat, dass du mit mir Schluss machst.«
Phils Körper verspannt sich leicht, als ob er darauf gewartet hat, dass dieses Thema angesprochen wird. Er senkt den Kopf, schließt kurz die Augen, und als er sie wieder öffnet, sah er sie aus den Augenwinkeln an. »Hat er das?« Seine Stimme klingt ruhig, aber es liegt ein Hauch von Bedauern darin.
Sage nickt langsam. »Ja. Er meinte, er wollte mich schützen. Weil er dachte, dass du mich früher oder später verletzen würdest. Also hat er dich dazu gedrängt, es zu beenden.«
Phil starrt eine Weile auf den Horizont, wo das Meer und der Himmel ineinander übergehen. Dann lehnt er sich an das Geländer, die Finger angespannt um das kühle Metall.
»Es stimmt«, sagt er schließlich leise. »Doug wollte, dass ich Schluss mache. Er hat mir klargemacht, dass er dachte, ich wäre nicht gut genug für dich.«
Sage beobachtet ihn, wie sich seine Kiefermuskeln anspannen, als er spricht. »Warum hast du es gemacht?«, fragt sie schließlich, ihre Stimme zögerlich, als würde sie die Antwort schon kennen, aber dennoch darauf hoffen, etwas anderes zu hören.
Phil seufzt tief und fährt sich durch das dunkle Haar. »Weil ich dachte, er hätte recht. Ich meine ... schau dir meine Vergangenheit an. Ich war nie der Typ, der lange bei jemandem geblieben ist. Und Doug ... er ist mein bester Freund. Er hat mich mit einem Blick gesehen, den ich nicht ignorieren konnte. Ich hatte Angst, dass ich dich tatsächlich verletzen würde.« Er hält inne, als ob ihm die Worte schwer über die Lippen kommen. »Also habe ich es beendet.«
Sage lässt seine Worte auf sich wirken, fühlt den leichten Schmerz, der immer noch da ist, auch wenn so viel Zeit vergangen war. Sie hat es damals nie verstanden. Sie hat geglaubt, dass er einfach das Interesse verloren hatte – dass sie für ihn nur eine von vielen gewesen war.
Jetzt, zehn Jahre später, weiß sie, dass es anders gewesen ist. »Du hast mich nie verloren, weil du nicht genug warst, Sage. Ich habe dich geliebt. Gott, und wie ich dich geliebt habe. Aber ich habe auch geglaubt, dass Doug recht hat – dass du jemanden Besseren verdient hast.«
Ein bitteres Lächeln stiehlt sich auf Sages Lippen, als sie auf ihre Füße hinunterblickt. »Jemand Besseren?« Sie schüttelt den Kopf. »Ich dachte, ich hätte einen Fehler gemacht. Dass ich dir nicht genug geben konnte. Und dabei ... war es gar nicht meine Entscheidung.«
Phil wendet sich ihr endlich ganz zu, seine blauen Augen suchen nach ihrem Blick. »Es war nie deine Schuld, Sage. Das war ... mein Fehler. Vielleicht hätte ich kämpfen sollen. Vielleicht hätte ich dir sagen sollen, was Doug mir gesagt hat. Aber ich dachte, es wäre einfacher, dich zu beschützen, indem ich gehe.«
Sie begegnet seinem Blick, spürt das Gewicht der Vergangenheit in der Luft. Es ist schwer, all das zu hören, nach so vielen Jahren, aber gleichzeitig spürt sie auch eine seltsame Erleichterung.
»Ich liebe dich, Sage«, gesteht er ihr.
Überrascht sieht sie den Mann vor sich an. Und dann auf den Ring an ihrem Finger. Ihr Herz schlägt schneller und Tränen bilden sich in ihren Augen. »Ist der von dir?«, fragt sie heiser.
»Ja«, gesteht der Mann ihr leise. »Ich wollte dir vor zehn Jahren einen Antrag machen«, erklärt er und Tränen rennen über Sages Wangen. »Ich wollte für immer an deiner Seite sein.«
Sage schluckt schwer und nickt verstehend. Sie will den Ring abnehmen und ihn ihm wiedergeben, aber Phil hält sie auf und legt ihre Hand in seiner. »Und das will ich heute immer noch.«
»Phil«, flüstert Sage und schaut zu dem Mann auf, um in seinem Blick etwas zu finden. Aber das Einzige, was sie darin entdeckt ist Liebe. Einzig und allein Liebe.
»Bitte, Sage«, beginnt er und zieht sie näher an sich. »Wir wissen beide, was wir empfinden. Lass uns zusammen sein, Sage. Du und ich. Ein letztes Mal, für immer.«
Sages Herz schlägt wie wild und ihr Blick wird weicher. Dann seufzt sie und ein Lachen kommt der ihre Lippen. »Ein letztes Mal, für immer.«
Glücklich legt Phil seine Arme um ihren Körper und zieht sie noch näher an sich ran. Und dann endlich, überbrückt er die letzten Zentimeter und drückt seine Lippen auf ihre.
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