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Das schrille Trillern der Trillerpfeife unseres Sportlehrers spornt mich nochmal mehr an Gas zu geben. Meine Füße fliegen geradezu über die rote Tartanbahn und ich spüre wie der Schweiß meine Stirn hinunterläuft und mein Top eng an meinem Körper klebt. Doch es tut gut sich mal auszupowern. Besser als im langweiligen Geschichtsunterricht zu sitzen. Dann, endlich habe ich es geschafft. Mit dem letzten Pfiff schaffe ich es über die weiße durchgezogene Linie und stütze meine Hände auf die Oberschenkel. Hinter mir kommen keuchend die anderen an. Es hat sich doch ziemlich gelohnt täglich joggen zu gehen. Seit ich vor drei Monaten angefangen habe regelmäßig joggen zu gehen fühle ich mich deutlich besser und fitter. Es fühlt sich einfach gut an alles aus sich rauszuholen und sich und seinen Körper selbst zu fördern.
„Gut gemacht Stuarto," Mr. Pierce klopft mir anerkennend auf die Schulter und wendet sich dann den letzten ankommenden zu.
„Boah ich kann nicht mehr. Das ist doch die Hölle auf Erden". Marissa lässt sich neben meine Füße ins Gras der Wiese fallen und atmet hektisch ein und aus. Ihr Kopf ist so rot wie eine Tomate und kleine Haare kleben an der schweißnassen Stirn. Ich schaue zu ihr herab als ich mich dehne.
„Ach komm. So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Wenn Du willst, gehen wir das nächste Mal zusammen joggen und Du wirst merken, dass Du im Nu fit bist", ich knie mich neben sie und halte unauffällig nach Nicklas Ausschau. Und was ich sehe gibt meinem Herz einen kleinen Stich. Umringt von einigen Mädchen zieht er gerade sein Sportshirt aus und enthüllt so sein leichtes Sixpack. Er genießt die Bewunderung und die beneidenden Blicke einiger Jungs. Mich bemerkt er nicht. Schnell schaue ich wieder weg und lege mich dann neben Mary ins trockene Kunstgras. Es kratzt unangenehm an meinen Ober- und Unterschenkeln und ich rücke meine kurze Sporthose zurecht. Ein leichter Windstoß weht über den großen Platz des kleinen Stadions und lässt mein heißes, verschwitztes Gesicht etwas abkühlen und trocknen. Ich fasse mir an die Wangen und spüre die Wärme, die ich abstrahle. Ich bin das reine Energie- und Heizkraftwerk. Das scheint auch meine Nachbarin bemerkt zu haben, denn diese robbt ein bisschen weg von mir und fächelt sich hektisch Luft zu.
„Mensch, Du strahlst mehr Wärme ab als meine Heizung im Winter, wenn ich sie auf volle Pulle stelle," sie schaut mich vorwurfsvoll an und ich grinse.
Ich rücke spaßeshalber auf und sie versucht mich mit ihrem linken Arm davon abzuhalten und fängt an zu giggeln. Auch ich fange an zu kichern und gebe schließlich auf. Ich lasse mich wieder auf meinen vorherigen Platz sinken und schließe die Augen, doch entspannen kann ich nicht mehr länger, denn da ertönt schon wieder die Trillerpfeife und wir stehen notgedrungen auf.
„So. Soviel Zeit bleibt uns für heute nicht mehr," unser Lehrer schaut auf die Uhr und verkündet dann weiter: „deshalb würde ich vorschlagen, dass wir für heute Schluss machen und dann nächste Stunde mit dem Weitspringen weiter machen. Ihr könnt euch jetzt umziehen gehen - ach und Akilah. Würdest du bitte noch einen Moment bleiben?"
Ich nicke und Marissa deutet mir an, dass sie in der Kabine zu wartet.
„Akilah, was ich heute gesehen habe war beeindruckend. Du hast eine ganzschöne Ausdauer und einen schönen Laufstil. Was hältst du davon in unserem Laufteam mitzumachen?"
Ich bin baff. Klar, ich wusste das ich gut bin, doch in einem Laufteam? Mom hat mir davon erzählt. Anscheinend sind die Fastcats ziemlich erfolgreich. Sie nehmen an umliegenden Wettkämpfen teil und sogar bei den nationalen Unionsmeisterschaften.
„Das klingt ziemlich gut, aber meinen Sie wirklich, dass ich dafür geeignet bin? Ich laufe eigentlich nur in meiner Freizeit zum spaß und trainiere nicht so hart wie die anderen. Ich kann da doch gar nicht mithalten."
„Wie gesagt, was ich heute gesehen habe, war ziemlich überzeugend und mit etwas Training bist du auf dem gleichen Stand wie die anderen!"
Reizen würde es mich schon. Aber schaffe ich das auch alles schulisch? So ein Team fordert bestimmt viel Zeit.
„Wie wäre es mit einem Probetraining? Donnerstag ist das nächste Training. Komm einfach, wenn du Lust hast um 17.30 Uhr hier her. Dann kannst du einfach mal versuchen mitzumachen".
Anscheinend hat er meine Unsicherheit bemerkt und schaut mich aufmunternd an.
„Okay. Ich komme am Donnerstag zum Probetraining."
„Super!" er freut sich ehrlich und hält mir seine Hand zum Highfive hin und ich klatsche kräftig ein. Dann drehe ich mich um und jogge zurück zur Umkleidekabine.
Als ich eintreffe sind immer noch ein paar Nachzügler dabei sich fertig zu machen. Marissa allerdings sitzt fertig angezogen auf der Holzbank und sieht mich fragend an.
„Alles okay? Was wollte er?"
„Er hat mir angeboten, ins Laufteam zu kommen und- "
„Du hast hoffentlich zugesagt. Mensch Akilah, das ist DIE Chance. Nicht jeder kommt da rein und manche trainieren Jahre lang, um dort angenommen zu werden. Das ist härter als die Aufnahmeprüfung bei den Cheerleadern."
„Lass mich doch mal ausreden. Ich wollte Dir gerade sagen, dass ich am Donnerstag zum Probetraining gehe, um es mir mal anzuschauen."
„Das ist ja super. Du wirst noch eine richtige Durchstarterin hier. Welche Talente und Fähigkeiten hast Du mir noch verschwiegen? Du landest hier gerade einen Kracher nach dem anderen!" sie zieht mich in eine kumpelhafte Umarmung wie es sonst nur Jungs tun und schaut mich prüfend an.
„Also eigentlich weis ich nichts von sonstigen Talenten. Das mit dem Laufteam kam auch für mich ziemlich überraschend. Ich dachte echt nicht, dass ich gut genug bin oder das noch Plätze frei sind." Ich zucke mit den Schultern und ziehe mir mein T-Shirt über den Kopf und schultere mir meinen Ranzen.
„Wollen wir dann gehen? Die nächste Stunde beginnt gleich." Ich hake mich bei ihr ein und wir verlassen den miefigen Raum, um die restliche Pause mit den anderen zu verbringen.
♥︎
„Stellt euch vor wer vielleicht bald der nächste Unionschampion wird", aufgeregt springt Marissa auf unsere Freunde zu und quetscht sich neben Leone und Luc.
„Keine Ahnung, doch du wirst es uns gleich sagen oder", Leone ist unauffällig näher an Marissa rangerückt - ein Wunder, dass es noch dichter geht, denn schließlich sitzen die drei schon ziemlich nah aneinander.
„Unser little italy Girl hier", sie zeigt auf mich und ich lasse mich ihr gegenüber auf den Boden nieder.
„Wie du," Nicklas und Paule sprechen diese zwei Wörter mit solch einem Unglauben aus, dass ich etwas brüskiert eine Schnute ziehe.
„Ist hier noch jemand halb Italienerin?"
„Nein, nein natürlich nicht", versucht sich Nicklas schnell aus der Situation zu rede, „Ich war nur so überrascht, dass du so schnell einen Platz angeboten bekommen hast. Immerhin bist du erst zweieinhalb Tage da. Aber das ist echt super. Herzlichen Glückwunsch". Er lehnt sich zu mir rüber und umarmt mich. Paule sagt nichts mehr zu diesem Thema, sondern schaut nur ziemlich genervt auf Nicklas, der sich jetzt von mir löst.
Nun kommt auch Bewegung in die anderen und sie gratulieren mir alle überschwänglich.
„Wie cool ist das denn? Dann sind wir ja zusammen in einer Mannschaft", Katlein strahlt mich an und wir geben uns einen Fist Bump.
„Bist du dann ab dem nächsten Training dabei oder wie läuft das?" sie beugt sich interessiert vor und schnappt sich einen Apfel.
„Jup. Also was heißt direkt dabei. Ich gehe am Donnerstag zu einem Probetraining und schaue mal ob mir das liegt. Dann kann ich mich immer noch entscheiden. Trainiert man eigentlich viel und hast du noch genügend Freizeit?"
„Mhh", sie beißt krachend von ihrem Apfel ab und etwas Saft läuft ihr über die Hand und das Kinn. Ich reiche ihr ein Taschentuch, welches sie dankbar annimmt und sich säubert. „Klar, es ist schon viel Training. Schließlich geht es um Ausdauer. Aber normalerweise finde ich noch relativ viel Freizeit. Ich bin ja nicht nur im Laufteam sondern auch noch in anderen Sportmannschaften und Hausaufgaben, Klausuren, Freunde, Auswärtsspiele und sonstige Freizeit sind da trotzdem noch drin. Du musst nur etwas planen, aber sonst ist es eigentlich relativ entspannt."
„Achso okay. Das ist nämlich echt der Knackpunkt bei mir. Irgendwie möchte ich ja doch noch etwas Freizeit haben."
„Die wirst Du bestimmt haben", sie lächelt mich kurz an und wendet sich dann Luc zu, der ihr schon eine ganze Weile ausgerupftes Gras in die Schuhe stopft.
Eine Weile schaue ich Luc und Katlein beim Herumalbern zu als mich Nicklas auf die Schulter tippt.
„Hey, sag mal. Wann ist denn das Training? Wir wollten uns ja auch noch zum Song komponieren treffen".
So was Doofes aber auch. Da fängt es schon an. Von wegen, alles ist total entspannt.
„Mist. Darüber habe ich ja gar nicht nachgedacht. Wann haben wir denn Schluss? Und sind wir da überhaupt in einem Kurs?"
„Warte kurz ich schau nach", Nicklas zieht eilig seinen leicht kaputten Rucksack zu sich heran und sucht hektisch nach seinem Kursplan und auch ich hole mein kleines Notiz- und Terminbüchlein heraus.
„Also. Am Donnerstag habe ich um 16:45 Uhr erst Schluss, also hätte ich noch circa eine halbe Stunde frei. Aber lohnt es sich dann schon anzufangen?" Ich schaue auf und beobachte amüsiert wie Nicklas immer noch verzweifelt seinen Planer zu finden. Nach ein paar weiteren Minuten des Wartens zieht er dann schließlich ein ziemlich kaputtes und zerfleddertes Büchlein mit schwarzem Einband und einem aufgemalten Totenkopf heraus.
„Hab's gefunden. Also, ich habe schon um 15:45 Schluss, aber wenn du willst kann ich dich abholen und wir setzten uns auf die Wiese und fassen schonmal zusammen. Später können wir dann richtig loslegen. Es ist ja noch etwas Zeit bis zur Bettruhe."
„Klingt nach einem guten Plan. Holst du mich dann am Kunstraum ab? Ich versuche mich zu beeilen".
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