─ zwei.
𝐂𝐎𝐍𝐍𝐄𝐂𝐓𝐈𝐎𝐍
kapitel eins; ponyhof
❞ Kann nicht reiten. ❝
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»Ich hasse dich.« Murrend steckt sich Alea ihre Kopfhörer in die Ohren.
Mika verdreht nur die Augen über das kindische Verhalten ihrer Schwester und greift nach ihrer Tasche mit den Schulbüchern.
Ihre Eltern haben sich dazu entschieden, ihre beiden Töchter zu ihrer Großmutter auf das Gestüt Kaltenbach zu schicken.
Zu Aleas Bedauern, muss die Ältere mit. Denn so kann sie, laut Aussage ihrer Eltern "Mika beim Lernen helfen".
Was totaler Schwachsinn ist, denn jeder weiß, dass man Mika überhaupt nichts beibringen kann, da sie total Lernfaul ist.
Nach mehrfachem Umsteigen und schließlich knappen vier Stunden später, stehen die beiden Geschwister vor einer Bushaltestelle und warten dort auf ihre Abholgelegenheit.
»Meinst du die kennen hier Autos?«, fragt Mika ihre Schwester, die nur den Kopf schüttelt. »Nein, Mika«, sagt sie ernst, »die fahren hier noch mit dem Laufrad.«
Mika schaut ihre Schwester verdattert an. »Du verarschst mich doch gerade, oder?«, fragt sie, als sie das Lächeln auf den Lippen von Alea erkennt. »Du bist doch doof.«
»Die Leben hier nicht hinter dem Mond, Mika. Natürlich kennen die hier Autos«, erwidert die Dunkelhaarige nur und schaut sich um. »Ob sie welche fahren, ist eine andere Sache.«
Dabei landet ihr Blick auf dem roten Traktor, der auf sie zukommt. Doch schnell wandern ihre Augen zu dem jungen Mann, der den Traktor fährt.
Er scheint in ihrem Alter zu sein und sieht in Aleas Augen unglaublich attraktiv aus. Mika rümpft die Nase, als der Traktor vor ihnen hält.
»Und wer von euch beiden ist die Brandstifterin aus Frankfurt?«, fragt der Junge nach, als er absteigt und auf die beiden zugeht. Sofort schaut Alea ihre Schwester an.
Mika verdreht die Augen. »Du kannst mich auch Mika nennen«, erwidert sie und reicht dem Jungen ihre Tasche.
Mit einem Lächeln auf den Lippen dreht sich der Fremde Alea zu. »Dann musst du wohl Alea sein«, stellt er fest, was die Dunkelhaarige nicken lässt. »Klug kombiniert, Sherlock.«
Schmunzelnd zwinkert sie ihm zu und steigt zu Mika auf den Traktor. Verblüfft schaut Sam ihr nach, schüttelt dann aber den Kopf und setzt sich hinters Lenkrad.
»Nur die neuste Technik hier bei euch, was?«, neckt Mika den Jungen, nachdem der Traktor mit einem lauten Knall anspringt und losfährt.
Nach einem holprigen Start hält sich Alea feste und schaut sich ihre neue Umgebung für die nächsten Wochen an.
Während Mika damit beschäftigt ist Netz zu finden, um Fanny ein Bild von einer Kuh zu schicken, mustert Alea den jungen Mann vor sich.
Sie weiß noch immer nicht seinen Namen, was Alea schmunzeln lässt. Der Junge hat kurzes braunes Haar und ebenso braune Augen. Das hat Alea bereits gemerkt, als er ihr gegenüberstand.
»Gut Kaltenbach«, liest Alea laut vor, als sie den Eingang passieren und auf den Hof fahren. »Habt ihr hier Pferde?«, fragt Mika verwundert nach, was Alea die Augen verdrehen lässt.
Der fremde Junge schmunzelt. »Wie kommst du denn darauf?«
Alea verkneift sich ein Lächeln und schaut sich interessiert um. Sie passieren einen Trainingsparcours, wo gerade ein Mädchen, nicht viel älter als sie, am Trainieren ist.
»Nein! Der macht doch mit dir, was er will«, hören sie eine Stimme sagen, welche die Aufmerksamkeit der beiden Mädchen auf sich zieht. »Schenkel zusammen, Hände runter! Wir sind hier nicht beim Fliegenfischen.«
»Sympathisch«, murmelt Alea, als Sam plötzlich hupt und die Aufmerksamkeit der älteren Frau auf sich zieht und dann zum Stehen kommt.
Die Frau mit dem Gehstock kommt langsam auf die drei zu und Mika und Alea werfen sich einen skeptischen Blick zu, als sie sich dem Zaun nähern und ihrer lebenden Großmutter nun gegenüberstehen.
Maria Kaltenbach mustert die beiden für einige Sekunden. Dann wendet sie sich bewusst an Mika. »Du bist also Mika. Ziemlicher Satansbraten, was man so hört.«
Alea muss sich zusammenreißen nicht laut loszulachen, weshalb sie hinter hervor gehaltener Hand hustet.
Dann richtet sich die Aufmerksamkeit von Maria auch auf Alea. »Groß seid ihr geworden.«
»Kleiner wäre auch komisch«, entgegnet Mika. »Stimmt«, erwidert ihre Großmutter.
»Soll ich dann noch mal den Oxer probieren?«, fragt eine weibliche Stimme aus dem Hintergrund und das Mädchen auf dem Pferd bleibt neben Maria Kaltenbach stehen.
»Nein, das lassen wir für heute«, sagt sie an das Mädchen gewandt. »Sam«, meint sie in die Richtung des Jungen und Alea folgt den Blick ihrer Großmutter, »kannst du Mika und Alea ihr Zimmer zeigen?«
Alea dreht sich zu dem Jungen, Sam, um und lächelt ihn charmant an. »Wir sehen uns gleich beim Abendessen«, hört sie ihre Großmutter sagen. »Und versuch, so lange nichts anzuzünden.«
Das war an Mika gerichtet. »Vielleicht wollt ihr euch vorher noch umziehen«, fügt Maria hinzu und sieht die beiden Mädchen an. »Wieso umziehen?«, fragt Mika nach.
Doch auf ihre Frage hin bekommt Mika keine Antwort, als das Mädchen auf dem Pferd ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht. »Ihr seid also Frau Kaltenbachs Enkelinnen.«
»Ja«, meint die rothaarige. »Mika, Alea, und du?«
»Welche Klasse?«, fragt das Mädchen arrogant nach, ohne Mikas Frage zu beantworten. »8. Äh, 7.«, antwortet Mika und streichelt das Pferd. »Ehrenrunde.«
Die Mädchen um sie herum kichern. »Sie meint, welche Leistungsklasse«, erklärt ein junges Mädchen.
»Ach so«, lacht Mika. »Ähm ... KNR.«
»KNR?«, fragt die Reiterin verwundert nach. »Kann nicht reiten«, erklärt Alea ihr schmunzelnd.
Naserümpfend nickt das Mädchen. »Na dann noch viel Spaß auf Kaltenbach«, sagt sie an die Zwillinge gerichtet. »Wer will absatteln?«
Alle umstehenden Kinder heben die Hand und belagern die Reiterin. Augenverdrehend dreht sich Alea Sam zu, der bereits mit ihren Taschen in der Hand auf die beiden Schwestern wartet. »Kommt ihr bitte? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«
»Mika«, murmelt Alea und deutet mit dem Kopf in die Richtung in die Sam gegangen ist. Doch Mika ist noch viel zu beeindruckt von dem Pferd.
Alea schmunzelt über ihre Schwester. So hat sie ihren Zwilling noch nie so erlebt. Mika scheint völlig fasziniert von dem Pferd zu sein.
»Mika«, versucht Alea es noch einmal und legt ihre Hand auf ihren Arm. »Sam wartet.«
Die beiden folgen Sam ins Haus und schauen sich die vielen Bilder, Pokale und Medaillen an.
An einem Bild bleiben die Blicke der beiden Mädchen hängen. Sam scheint das zu bemerken und dreht sich zu ihnen um.
»Das war nach ihrem Olympiasieg. Den Rekord hält sie noch bis heute«, erzählt er ihnen. »Unsere Großmutter?«, fragt Mika verblüfft nach.
»Ja«, sagt Sam. »Frau Kaltenbach ist ... ich meine, sie war eine der besten Springreiterinnen der Welt. Und die Stiefel dort kriegt ihre Nachfolgerin.«
»Ist ja wie bei Aschenputtel«, merkt Alea an, was Mika kichern lässt. »So, kommt«, sagt Sam und geht die Treppe weiter hoch, »Frau Kaltenbach wartet nicht gerne.«
Sam öffnet die Tür zu einem Zimmer und lässt die beiden eintreten. »Frau Kaltenbach erwartet euch in einer Stunde«, informiert er die beiden.
Dankend nickt Alea. »Danke, Sam«, murmelt Alea an den Jungen gewandt, als dieser die Tür öffnet um die beiden alleine zu lassen.
Mit geröteten Wangen nickt Sam und verlässt das Zimmer schließlich. Als die beiden allein sind, setzt sich Alea auf das große Doppelbett.
»Danke, Sam«, wiederholt Mika die Worte ihrer Schwester in einer hohen Stimmlage, was Alea kichern lässt. »Hör auf«, lacht die Ältere und wirft ein Kissen nach ihrer Schwester.
Lachend fängt Mika das Kissen auf und setzt sich neben Alea auf das Bett. »Gemütlich« merkt sie an, als es unter ihr knackt.
»Glaub mir, Mika, ich kann mir auch besseres vorstellen, als ein Bett mit dir zu teilen«, schmunzelt Alea.
Mika lacht. »Du kannst ja Sam fragen, ob er mit dir ein Bett teilen möchte.« Dabei wackelt sie mit den Augenbrauen. »Du bist doof«, lacht Alea und lässt sich rücklings auf das Bett fallen.
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»Lass das«, murrt Alea, als sie sieht, dass Mika mit der Serviette am Spielen ist. Augenverdrehend legt Mika die zusammengerollte Serviette weg und sieht ihre Großmutter an, die ihr gegenübersitzt.
»Und?«, fragt Maria in die unangenehme Stille und lehnt sich in ihrem Stuhl zurück. »Wie war eure Reise?«
Die Zwillinge sehen sich an und nicken. »Gut« kommt es gleichzeitig von ihnen. »Schön.«
Wieder wird es still. »Musstet ihr oft umsteigen?«, fragt ihre Großmutter wieder. »Ein paarmal«, erwidert Alea leise. »Schön.«
Und dann kommt die Köchin und bringt den dreien ihr Abendessen. »Danke«, sagt Maria glücklich und sieht die Köchin mit einem Lächeln an.
»Ihr müsst bestimmt Hunger haben«, stellt die Großmutter fest und sieht die beiden Mädchen an. »Oh, und ... «, sagt Mika hungrig, schaut aber nicht so zufrieden, als sie das Essen sieht, »wie.«
Fragend schaut Alea zu Mika, als sie aber das Essen sieht, versteht sie den enttäuschten Blick ihrer Schwester und rümpft selbst die Nase. »Das sieht lecker aus«, sagt Alea schließlich und sieht ihre Großmutter mit einem Lächeln an.
Maria nickt. »Du kannst eindeutig besser lügen als deine Schwester«, sagt sie an Alea gerichtet. »Aber nicht gut genug.«
Peinlich berührt senkt Alea den Blick und fängt an zu essen. Mika grinst in sich hinein. Sie will es nicht zugeben, aber sie mag ihre Großmutter.
Endlich mal jemand, der Alea nicht als Perfekt ansieht.
»Wie geht es eurer Mutter?«, fragt Maria nach einer Weile, in der die drei nur schweigend gegessen haben.
»Gut« beginnt Mika und sieht ihre Schwester auffordernd an. »Ja, Mama ist wirklich erfolgreich mit ihrem Job«, führt Alea die Erklärung weiter aus.
»Schön« sagt ihre Großmutter nur wieder und die beiden Mädchen sehen sich an. »Ja«, murmelt Alea und nimmt einen Schluck von ihrem Wasser.
Peinliches Schweigen entsteht und nachdem die Zwillinge sich von ihrer Großmutter verabschiedet und ihr eine angenehme Nacht gewünscht haben, verschwinden die beiden in ihrem Zimmer.
Völlig müde lassen die beiden sich in das große Bett fallen. Alea hat ihre Augen geschlossen und ist kurz davor mit ihren Klamotten einzuschlafen.
»Alli«, murmelt Mika und die Dunkelhaarige öffnet die Augen. Gähnend setzt sich das Mädchen auf und fährt sich mit ihren Händen über ihr Gesicht.
»Hm«, murrt Alea nur und sieht zu ihrer Schwester, die auf dem Bett liegt und an die Decke starrt.
Mika presst ihre Lippen aufeinander. »Tut mir leid, dass du meinetwegen hier feststeckst.«
Alea bringt ein schiefes Lächeln zustande. »Mach dir keinen Kopf, Mik, vielleicht wird das ja der beste Sommer unseres Lebens.«
»Das sagst du doch nur wegen Sam«, lacht Mika und setzt sich auf, um ihrer Schwester in die Augen sehen zu können.
Die Wangen der Älteren werden rot und Alea greift wieder nach einem Kissen, um damit nach ihrer Schwester zu werfen.
Lachend lässt sich Alea auf das Bett fallen. »Nein, im Ernst, Mik«, beginnt Alea und stützt sich auf ihren Armen ab, »das wird schon.«
Mika nickt. Sie glaubt ihrer Schwester.
Das tut sie immer.
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