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Shadows of Death (@JSuzan)

Der Winter war über das Land hereingebrochen, hinterließ Eis und Schnee. Nur die Stärksten und Reichsten vermochten, ihn zu überleben. Weißes Pulver legte sich über die weiten Hügel von Ravensvillage, bedeckte die Straßen aus holprigen Ziegelsteinen und die Dächer aus Stroh. Kleine Wölkchen bildeten sich bei jedem Ausatmen, erinnerten sie stets daran, wie kalt es war. Wenn es ihr nicht ohnehin ständig durch die vielen Schichten aus Wolle klar wurde. Doch so dick die Stoffe auch waren, die Kälte kroch trotzdem hinein, wie ein ungebetener Gast.

Ravensvillage war in diesen Tagen kaum wiederzuerkennen. Die einst lebhaften Straßen, wo Kinder gespielt und Händler ihre Waren angeboten hatten, waren leer und still. Nur das Knirschen ihrer Schritte auf dem gefrorenen Boden und das leise Heulen des Windes durch die Gassen unterbrachen die erdrückende Stille. Die Menschen blieben in ihren Häusern, wenn sie konnten, verkrochen sich am Feuer und warteten auf den Frühling, der kaum vorstellbar schien.

Sie zog den Wollumhang enger um sich, als sie die letzten Schritte zur Tür ihres Hauses nahm. Ihre Finger waren taub, trotz der dicken Handschuhe, und ihre Lippen fühlten sich spröde und rissig an. Das Feuer drinnen war vermutlich fast erloschen, der letzte Holzscheit hatte kaum bis zum Morgengrauen gereicht. Die Vorräte gingen zur Neige und die Aussicht auf das Überleben bis zum Frühling ... war düster.

»Wie geht es ihr?«, fragte sie, während sie ihre Schuhe und die nassen Socken auszog und zum Kamin stellte, der leise vor sich hin knisterte. Ein letzter Hauch, bevor er erlosch. Sie ließ die Holzscheite fallen, die sie vom Förster bekommen hatte, gegen ein gutes Stück Brot.

»Sie wird immer blasser.« Ihre Mutter saß am großen Bett, nahe dem Feuer, hatte ihre Hand auf die Stirn der Frau gelegt, die dort lag. Es war Margery, ihre jüngere Schwester, die mit hohem Fieber im Bett lag, ihr Atem flach, die Augen flatterten unruhig.

Die Sorge nagte an Eleanor, als sie zu Margery hinüberblickte. Die Decken lagen schwer auf ihrer Schwester, doch sie schienen kaum die Kälte fernzuhalten, die sich in jede Ecke des Raumes geschlichen hatte. Ihr Gesicht war so blass wie der Schnee draußen, fast durchsichtig, und jeder Atemzug schien ein kleiner Kampf zu sein.

»Der Arzt hat keine Hoffnung mehr«, murmelte ihre Mutter, ohne den Blick von Margery abzuwenden. Ihre Stimme klang erschöpft, gebrochen, als wäre all die Kraft, die sie früher einmal besessen hatte, in diesen Wintertagen verschwunden. »Er sagt, es ist nur eine Frage der Zeit.«

Das Pergament in Eleanors Mantel wurde immer schwerer. Eine Rolle, die sie in der Bibliothek gefunden hatte. Es war eine Karte mit Wegbeschreibungen und der Aufschrift »Für all jene, die meinen, den Tod überlisten zu können«. Erst war es ihr idiotisch vorgekommen, diesem Humbug Glauben zu schenken, denn wer konnte dem Tod schon trotzen? Doch nun schien ihre Lage so aussichtslos, dass sie versucht war, dem Weg zu folgen und diesen Stein, der dort eingezeichnet war, zu finden.

»Ich mache uns eine Suppe«, schlug Eleanor vor, ehe sie sich zur Küche wandte und Feuer unter dem Topf entfachte.

***

Der Wind tobte, doch es hatte aufgehört, zu schneien. Es war dunkel draußen, das flache Atmen ihrer Schwester hielt sie wach, brachte sie dazu, die Suche nach dem Stein in Erwägung zu ziehen. Eleanor war nie sonderlich furchtvoll gewesen, hatte häufig als Kind nachts im Wald gespielt. Eine alte verlassene Ruine ausfindig zu machen, um dort nach einem magischen Wundermittel zu suchen, löste dennoch eine gewisse Angst in ihr aus. Sie schlug die Decke zurück und schaute zu ihrer Schwester rüber, die noch immer auf dem Rücken lag, die Augen geschlossen. Schweißperlen auf ihrer Stirn.

Tief atmete sie ein und stand auf. In der Nacht würde Sie niemand sehen, niemand würde seltsame Fragen stellen. Daher beschloss sie, diese Ruine in den Tiefen des Waldes ausfindig zu machen.Der kalte Wind, der ihr durch Jacke und Pulli ging, begleitete sie, während sie mit ihrer Laterne den Boden vor sich beleuchtete. Den Kieselweg hatte sie schon lange hinter sich gelassen. Vor ihr befand sich der rohe Wald, ohne klaren Weg. In der rechten Hand die Lampe, in der linken ein Kompass. Die Karte steckte im Inneren ihrer Jacke, doch sie hatte sich diese bereits in ihren Kopf gebrannt, unmöglich zu vergessen. Sie meinte gerade, sich im Wald verlaufen zu haben, da sah sie in der Ferne eine alte Kirche. Es war keine Ruine, wie sie anfangs vermutet hatte, sondern ein solides Gebäude, wenn auch schon etwas heruntergekommen. Moos breitete sich zwischen den Ziegelsteinen aus, wuchs die Fassade entlang.

Die Natur holte sich zurück, was einst ihr gehört hatte.

Ein Rascheln hinter ihr, erweckte ihre Aufmerksamkeit, ließ ihr Herz stolpern und wenige Sekunden später doppelt so schnell schlagen. Vermutlich handelte es sich bloß um einen Vogel, sagte sie zu sich selbst, ehe sie sich der Tür zuwandte. Sie war mit Holz verriegelt worden, beinahe unmöglich, um sie zu öffnen, ohne das richtige Werkzeug. Eleanor zerrte ein paar Mal daran, doch vergeblich. Sie beschloss, sich ein wenig außerhalb der Kirche umzusehen, in der Hoffnung, einen anderen Eingang zu entdecken. Büsche wucherten aus der Erde, aber etwas weiter hinter gab es einen Fleck, der nicht von der Natur erobert worden war.

Langsam lief sie zu der Stelle. Im ersten Moment fand sie nichts Ungewöhnliches daran, doch sie beschloss, den Fleck etwas genauer anzuschauen. Vorsichtig kniete sie sich hin, die feinen Eiskristalle knirschten unter ihren Schuhen. Sie stellte die Laterne ab, die noch immer vor sich hin flackerte. Der Mantel tunkte in den Schnee, wurde feucht. Zum Glück hatte sie sich Handschuhe mitgenommen, sonst wären ihre Finger schon längst erfroren. Mit ein paar Bewegungen schob sie den Schnee beiseite. Darunter befanden sich einige Äste, die sie ebenfalls entfernte, bis auf einmal ein Steinboden zum Vorschein kam. Sie schnappte nach Luft und befreite auch den Rest des Steins von Schnee und Ästen. Es war eine Tür, die nach unten in eine Gruft zu führen schien. Sie zog an dem silbernen Henkel und öffnete unter Ächzen die schwere Steintür. Heißer Atem bildete kleine Wölkchen in der Luft, während sie nach Luft schnappte. Auf einmal wurde ihr unfassbar warm unter all der Kleidung.

Eine Treppe führte hinunter, sie traute sich kaum, sie hinabzuklettern. Die Kirche ragte hinter ihr wie ein Mahnmal, das sie kurz innehalten ließ. War dies nicht gegen Gottes Plan? Auch wenn sie in den letzten Wochen zunehmend an diesem sogenannten Plan Gottes gezweifelt hatte, kam es ihr auf einmal falsch vor, den Tod überlisten zu wollen. Sie ließ sich auf den kalten Boden sinken, starrte auf die Stufen, während sie darüber nachdachte, was sie nun tun sollte. Sie war bereits so weit gekommen. Sie begnügte sich mit der Antwort, dass es auch Heilpflanzen gab, die halfen, dem Tod zu entkommen, und dass dies nichts anderes war. Mit dieser Rechtfertigung stemmte sie sich nach oben.

Und so stieg sie Stufe für Stufe in die Gruft hinab.

An den Wänden reihten sich die Fackeln, die sie mit ihrer eigenen Laterne entzündete. Ein langer Gang mündete erneut an einer schweren Felsentür, allerdings schien kein Schlüsselloch vorhanden zu sein. Über der Tür stand mit blutiger Schrift geschrieben:

Sage die Worte, doch überlege gut, Manche von ihnen fordern ihren Tribut.

Verwirrt über die Warnung, holte sie das Pergament heraus und las die Worte leise vor, die dort standen.

»Für all jene, die meinen, den Tod überlisten zu können«, flüsterte sie.

Doch die Tür bewegte sich kein Stück. Langsam ließ sie das brüchige Papier sinken, starrte auf die Tür, ehe sie schluckte.

»Ich bin hier, um den Tod zu überlisten«, sagte sie dann mutig. Im nächsten Moment hörte sie ein Klicken und die Tür öffnete sich quietschend. Erneut zögerte sie kurz, hatte sie doch die Warnung nicht vergessen.

Langsamen Schrittes betrat sie den dunklen Raum, der einer Gruft ähnelte. Es war stockfinster, sodass sie erst einmal ein paar Fackeln entzündete, um sich genauer umschauen zu können. Die Flammen tauchten die runde Kammer in ein geheimnisvolles Licht, gerade genug, um etwas zu sehen. An den Wänden hingen große Spinnweben und Eleanor konnte sich vorstellen, dass hier noch einiges mehr an Insekten hausen musste. Das störte sie wenig, sie hatte ohnehin nicht vor, lange zu bleiben.

Eleanor fühlte die feuchte Kühle des Ortes auf ihrer Haut, doch sie zuckte nicht zurück. Die düstere Atmosphäre beunruhigte sie kaum; ihre Gedanken waren auf das Ziel gerichtet, nicht auf die Schrecken, die in den dunklen Ecken lauerten.

In der Mitte des Raumes erhob sich eine hohe Steinsäule, verziert mit furchtbaren Fratzen dämonenähnlicher Natur. Auf ihrem flachen Sockel lag ein schwarzer, glatt geschliffener Stein, der im schwachen Licht der Fackeln matt schimmerte. Eleanors Blick haftete an dem Objekt, doch sie ließ sich nicht von ihrer Neugierde übermannen. Stattdessen setzte sie ihre Schritte langsam und bedacht, beobachtete aufmerksam den Boden unter ihren Füßen, als wäre jeder Tritt ein potenzieller Auslöser für eine Falle.

Jeder Muskel in ihrem Körper war angespannt. Es kam ihr verdächtig einfach vor – zu einfach. Das Ziel eines Ortes, der so lange in Dunkelheit gehüllt war, konnte nicht so leicht erreichbar sein. Ihre Augen huschten misstrauisch durch den Raum, in der Erwartung, dass sich irgendwo etwas bewegen würde. Irgendein Geräusch, ein versteckter Mechanismus. War dies eine List? Eine Falle für jene, die es wagten, den Heiligen Vater zu hintergehen?

Ihr Herz schlug schneller, doch sie atmete tief durch. Sie durfte jetzt keine Schwäche zeigen, durfte sich nicht beirren lassen. Langsam streckte sie ihre Hand nach dem schwarzen Stein aus, aber ihre Sinne blieben wachsam, bereit für das, was kommen mochte.

Als Eleanors Finger den kühlen, glatten Stein berührten, durchzuckte sie eine Welle reiner Macht. Eine finstere Energie raste durch ihren Körper, kroch wie eine kalte, giftige Schlange durch ihre Adern. Ihr Atem stockte und ein tiefes, schmerzhaftes Dröhnen füllte ihren Kopf. Die Dunkelheit, die sie verspürte, war nicht einfach nur die Abwesenheit von Licht – sie war eine alles verzehrende Leere, die ihre Sinne zu überwältigen drohte.

Für einen Moment schien die Welt um sie herum zu schwanken. Der Raum drehte sich, und ihr wurde schwindelig, als würde der Boden unter ihr nachgeben. Mit einem raschen, fast panischen Reflex riss sie ihre Hand zurück und ließ den Stein hastig in die Tasche ihres Mantels gleiten. Kaum war der Kontakt gebrochen, ebbte das Gefühl von unendlicher Macht nach, doch die Nachwirkungen hallten in ihrem Inneren wider.

Sie stolperte rückwärts, die Beine weich wie Wachs, und ließ sich auf die Knie sinken. Ihr Atem ging stoßweise, und ihre Hände zitterten, als sie sie auf den kalten Boden presste, um Halt zu finden. Der Raum verschwamm leicht vor ihren Augen, aber allmählich kehrte Klarheit zurück.

Als ihre Sicht wieder schärfer wurde, entdeckte Eleanor eine schmale Fuge in der Steinsäule, kaum breiter als eine Handfläche, jedoch tief und verborgen. Sie zögerte kurz, dann streckte sie ihre zitternde Hand aus und griff vorsichtig hinein. Ihre Finger ertasteten drei Pergamentblätter, die sich kühl und brüchig anfühlten, als wären sie seit Ewigkeiten dort versteckt. Mit einem leisen Knistern zog sie die Blätter hervor und hielt sie in das schummrige Licht der Fackeln.

Eleanor spürte ihr Herz schneller schlagen, als sie die alte, zerfaserte Schrift auf dem ersten Blatt erkannte. Die Tinte war verblasst, doch die Worte waren noch deutlich zu lesen:

»Wer auch immer dieses Schriftstück findet ... Diese Zeilen sind womöglich die letzten, die ich verfassen kann, bevor der Tod mich ereilt.«

Ein Schauder lief Eleanor über den Rücken, als sie die düsteren Worte auf sich wirken ließ. Sie schluckte und las weiter:

»Ich war einst ein Abenteurer, der die entlegensten Winkel dieser Welt erkundete. Auf einer meiner Reisen stieß ich auf das Grab von Neptuchamun, einem vergessenen Pharao, dessen Name in keinem Geschichtsbuch verzeichnet ist. In seiner Kammer fand ich eine uralte Papyrusrolle, geschrieben in einer vergessenen Form des Ägyptischen. Eingewickelt in diese Rolle war ein Stein – der keinem anderen ähnelte.«

Eleanor hob kurz den Blick, als ihre Finger über den Umriss des Artefakts in ihrer Manteltasche strichen. Ein unangenehmes Ziehen breitete sich in ihrem Bauch aus.

Sie las weiter:

»Ich habe den Großteil meines Lebens der Übersetzung dieser Rolle gewidmet. Die Entdeckung, die ich machte, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Der Stein, den ich in jenem Grab fand, ist kein gewöhnlicher Stein. Seine Macht übersteigt jegliche Vorstellungskraft. Er besitzt die Fähigkeit, die Toten wieder zum Leben zu erwecken...«

Eleanor hielt den Atem an, als sie die letzten Worte las. Sie konnte die Anspannung in ihren Muskeln spüren, als sie das Blatt mit steifen Fingern senkte.

Die zweite Rolle war ein uraltes Pergament aus Papyrus, welches beinahe in ihrer Hand auseinanderfiel. Alte, ihr unbekannte Zeichen waren dort zu sehen, doch sie konnte sie nicht entziffern.

Auf der dritten Rolle hatte der Abenteurer die Schriftrolle scheinbar übersetzt:

Ein Stein, der Leben neu entfacht, Verjüngt den Geist, belebt mit Macht. Er weckt, was einst verloren schien, Und schenkt dem Herzen neues Blühn. Wer ihn berührt, dem wird gegeben, Ein neues Licht, ein zweites Leben. Wo Schatten war, erhellt der Pfad, Des Steins Geschenk, voll Segen tat.

Eleanor wusste, dass dies die einzige Möglichkeit war, ihre Schwester zu retten. Der Stein erschien ihr nur halb so düster, wie der kalte, trostlose Ort, an dem sie sich befand und die krakelige Notiz des Abenteuers. Auch die Prophezeiung klang nicht besonders furchterregend. Und so beschloss sie, nicht davor zurückzuschrecken, ihn für sich zu nutzen.

***

Als Eleanor die letzten Meter zu ihrem Haus hinter sich brachte, hörte sie das tiefe Schluchzen ihrer Mutter auf der anderen Seite der Tür. Ihr Herz zog sich zusammen. Wenn sie abends durch die Wälder streifte, um zu jagen, oder zum Markt ging, um zu handeln, war ihre größte Angst stets gewesen, ihre Schwester bei ihrer Rückkehr tot aufzufinden. Das Geräusch, das von innen hinaus zu ihr drang, war so voller Trauer und Schmerz, dass sie genau wusste, dass dieser Moment gekommen war. Sie blieb stehen, ihr Herz pochte ihr bis zum Hals, während es ihr unmöglich wurde, sich zu regen. Die Kälte legte sich auf ihre Haut, es hatte wieder begonnen zu schneien und ein Rabe hatte sich auf dem Zaun neben sie niedergelassen. War dies der Bote des Unheils, fragte sie sich. Doch all das nahm sie nur gedämpft wahr, während ihr Blick wie erstarrt auf die hölzerne Tür gerichtet war.

Kleine Wölkchen bildeten sich, als sie lange ausatmete. Der Stein fühlte sich schwer in ihrer Tasche an – er musste funktionieren. Wenn er es nicht tat, dann würde sie in ein Loch fallen, aus dem sie nie wieder herauskommen würde.

Tief atmete sie ein, sammelte all ihren Mut und drückte die Holztür auf. Der Kamin war mittlerweile erloschen und bloß das Mondlicht erhellte das Innere des Hauses. Eine angezündete Kerze stand am Nachtisch des großen Bettes, wo sie auch die Schemen ihrer Mutter zu erkennen glaubte. Langsam trat sie näher, hielt unbewusst die Luft an, während ein Rauschen in ihren Ohren sie begleitete.

»Mutter?«, fragte sie vorsichtig.

Doch diese reagierte nicht. Sie lag über dem Körper ihrer jungen Schwester und weinte bitterlich. Das Geräusch erschütterte Eleanor bis tief ins Mark.

Mit schnellen Schritten lief sie ans Bett und stellte ihre Laterne auf dem Fußboden ab.

Margery lag dort. Ihr Gesicht aschfahl, ihre Lippen bläulich, ihr Brustkorb reglos. Der schwere Atem, der sie die Nächte über begleitet hatte, blieb dieses Mal aus.

Ein Schluchzen drang aus Eleanors Kehle, als sie ihre tote Schwester auf dem Bett liegen sah.

»Ich wollte nach ihr schauen.« Es war bloß ein heiseres Flüstern. »Da hat sie nicht mehr ge–...« Ihre Mutter stockte, ehe die Trauer sie wieder überrannte.

»Ich muss etwas versuchen«, murmelte Eleanor.

»Du kannst nichts mehr tun, es ist zu spät«, hauchte ihre Mutter.

Der Stein musste funktionieren, wenn er es nicht tat – daran wollte Eleanor nicht denken. Sie zog ihn aus der Tasche ihres schweren Mantels. Als sie ihn mit ihren Fingern berührte, strömte erneut diese gefährliche Macht aus ihm und sie konnte förmlich spüren, wie ihr Herz von Dunkelheit zerfressen wurde. Vorsichtig nahm sie die kalten bläulichen Hände ihrer Schwester und legte das dunkle Artefakt hinein.

»Was ist das?«, flüsterte ihre Mutter.

»Ein Stein, der sie wieder ins Leben holen kann«, antwortete sie ihr.

»Das geht nicht, das ist Blasphemie!«

Eleanor wusste, dass sie religiös war, aber sie war nicht bereit auf sie zu hören. Sie legte ihre Hände über die ihrer Schwester, während sie die Worte vor sich hinmurmelte:

»Ein Stein, der Leben neu entfacht, Verjüngt den Geist, belebt mit Macht. Er weckt, was einst verloren schien, Und schenkt dem Herzen neues Blühn.

Wer ihn berührt, dem wird gegeben, Ein neues Licht, ein zweites Leben.

Wo Schatten war, erhellt der Pfad,

Des Steins Geschenk, voll Segen tat.«

Sie hatte sich die Worte auf dem Weg zur Hütte versucht zu merken – war es ihr doch richtig vorgekommen, sie hier nun aufzusagen.

»Hör auf!«, rief ihre Mutter immer wieder verzweifelt, wollte Eleanor wegschubsen, aber sie ließ sich nicht beirren.

Sie spürte, wie die Macht sich ausbreitete. Die Kerze flackerte unruhig umher, als es plötzlich dunkel wurde. Der junge kalte Körper ihrer Schwester zuckte zusammen und ihr Brustkorb füllte sich Sekunden später mit Luft.

***

»Was ist passiert?«

Margery und ihre Mutter saßen gemeinsam mit ihr am Esstisch, die Kerze flackerte zwischen ihnen und tauchte ihre Gesichter in einen warmen Schein. Ihre Schwester saß aufrecht, ihre Wangen rosig, ihre Augen leuchtend und ... lebendig. Eleanor konnte spüren, wie Tränen ihre Wangen hinunterliefen, während sie das junge Mädchen betrachtete.

»Deine Schwester hat einen schweren Fehler begangen«, antwortete ihre Mutter verängstigt.

»Du warst tot«, flüsterte Eleanor mit gebrochener Stimme, »Ich musste dich retten.«

Ihr Blick wanderte zu dem Stein, den sie wieder in ein Tuch gewickelt hatte und der nun auf dem Tisch zwischen ihnen lag. Noch immer strahlte er eine dunkle Macht aus.

Margery schnappte nach Luft und schaute an sich herab. Ihr Gesicht hatte wieder Farbe angenommen. Niemand hätte erkannt, dass sie Minuten zuvor noch tot auf dem Bett gelegen hatte.

»Ich war tot?«, flüsterte sie leise.

»Ja«, hauchte Eleanor, ehe sie um den Tisch ging und ihre Schwester in den Arm nahm. Tränen liefen ihr über die Wangen.

»Aber du bist wieder hier. Jetzt wird alles gut«, schluchzte sie und drückte Margery an sich.

***

Eleanor wurde von einem Rascheln geweckt. Nachdem sie sich heulend in den Armen gelegen waren, hatten sie sich schlafen gelegt. Sie wollten am nächsten Morgen weiter darüber reden, auch wenn ihre Mutter es am liebsten totgeschwiegen hätte. Eleanor war schnell in einen tiefen Schlaf gefallen, noch immer im Unglauben dessen, was geschehen war.

Es raschelte unaufhörlich, wodurch sie langsam die Augen öffnete. Ihre Schwester lag neben ihr, doch sie rührte sich nicht von dem seltsamen Geräusch, welches vom Kamin aus kam. Ihre Mutter hatte Eleanor verängstigt. War es wirklich eine gute Idee gewesen, den Stein zu verwenden? Der lebendige Körper neben ihr bestätigte, dass es die einzige richtige Entscheidung gewesen war.

Langsam setzte sie sich auf, schaute zu dem Kamin, wo sie eine Bewegung ausmachen konnte. Vorsichtig stand sie auf und näherte sich dem Geräusch, als sie plötzlich eine schwarze Ratte sehen konnte. Grüne Augen starrte ihr entgegen und sie meinte ein bösartiges Lächeln auf dem Gesicht des Tieres erkennen zu können. Erschrocken stolperte Eleanor zurück, doch sie kam rasant auf sie zugeschossen und sprang sie an. Mit einem leisen Schrei fiel sie rückwärts, stieß sich dabei den Kopf an der Tischkante an. Sie spürte einen schmerzhaften Biss an ihrer Hüfte, bevor sie wenige Sekunden später bewusstlos wurde.

***

»Eleanor!«

Margerys Stimme riss sie aus ihrem tiefen Schlaf. Ein brennender Schmerz schoss durch ihre Hüfte und benommen blinzelte sie ihre Augen auf. Ein Keuchen entfuhr ihr, als sie spürte, wie er sich weiter ausbreitete. Ihr Kopf dröhnte, schien zu zerbrechen.

»Mutter, hilf mir!« Die Stimme ihrer jungen Schwester wurde panisch.

»Nein, das ist die Strafe«, antwortete sie verängstigt, »Der Teufel kommt uns holen«.

Benommen schaute Eleanor zwischen Margery und ihrer Mutter her, ehe ihre Hand zu ihrem Kopf fuhr. Er war feucht, ihre Haare an manchen Stellen bereits ein wenig verkrustet.

Als sie ihre Finger betrachtete, konnte sie das Blut sehen.

»Du hast dir den Kopf gestoßen«, murmelte Margery.

Langsam nickte Eleanor, wollte sich aufsetzen, als der Schmerz in ihrer Hüfte stärker wurde. Als ihr Blick nach unten wanderte, sah sie etwas, was sie aufkeuchen ließ. Ihre Haut war schwarz und dunkles Blut hatte ihre Klamotten durchtränkt.

»Was ist das?«, flüsterte sie verängstigt, erinnerte sich dann an die Ratte, die sie angegriffen hatte.

»Ich weiß es nicht«, antwortete Margery sorgenvoll.

»Da war eine Ratte.«

»Wo?«

Benommen schaute Eleonor sich um, aber die Ratte schien verschwunden zu sein.

»Ich helfe dir hoch«, bot ihre Schwester ihr an, doch Eleanor schüttelte den Kopf.

»Fass mich unter keinen Umständen an!«, befahl sie ihr. Was auch immer es war, sie wollte sie nicht damit infizieren.

»Leg dich in das kleine Bett dort«, schlug Margery vor. Vorsichtig stand sie auf und schwankte kurz.

»Margery, kannst du mir das alte Lacken dort geben«, bat sie ihre Schwester, die nickte und zum Kleiderschrank lief, um ihr einen alten Kopfkissenbezug zu bringen. Mit einer schnellen Bewegung riss Eleanor ein Stück Stoff ab. »Ich brauch den Alkohol«

Ihre Mutter bewegte sich nicht, starrte sie bloß an, als sei sie der Teufel persönlich.

»Jetzt«, sagte Eleanor streng. Margery seufzte, eilte zur Küche und fing an, nach dem Alkohol zu suchen, den ihre Mutter immer heimlich hervorholte, wenn ihr die Nächte zu kalt und einsam wurden.

»Ich muss es desinfizieren«, erklärte sie ihrer Familie, setzte sich langsam an die Bettkante. Zischend zog sie das Kleid ein wenig hoch und konnte die Bissspuren der Ratte erkennen. Ihre Haut war dunkel gefärbt, nur ein kleiner Kreis an der Stelle der Bisswunde, aus der schwarzes Blut quoll.

Ihre Schwester eilte herbei und gab ihr den Alkohol, den sie unter dem Sofa gefunden hatte.

***

Nachdem sie ihre Wunden desinfiziert und verbunden hatte, übermannte sie eine Müdigkeit.

»Wir sollten einen Arzt holen«, flüsterte Margery besorgt.

Eleanor schüttelte den Kopf.

»Wir haben kein Geld mehr. Wir haben ihn schon zu oft geholt, als du krank warst«, murmelte Eleanor.

»Wir haben noch einen ganzen Winter vor uns. Wir brauchen das Geld für Holz und Essen«, erklärte sie dann. Margery nickte verstehend, schaute jedoch besorgt an Eleanor hinunter.

»Ich werde schon wieder. Ist ja nur ne kleine Wunde«, versuchte sie ihre kleine Schwester aufzumuntern, ehe ein Gähnen über ihre Lippen kam.

»Ich lege mich kurz ein wenig hin«, murmelte sie.

»Okay«, flüsterte Margery verängstigt.

Eleanor schloss ihre Augen und ließ sich in die Matratze sinken.

***

Als Eleanor wieder erwachte, war die Hütte leer. Der Kamin war entfacht worden, knisterte leise vor sich hin und wärmte den Raum. Welch eine Verschwendung, dachte sie, während sie sich aufrichtete. Die Wunde an ihrer Hüfte pulsierte unangenehm, aber sie ignorierte den Schmerz geflissentlich. Vorsichtig humpelte sie durch die Hütte nach draußen, wo sie Margery entdeckte, die gerade durch das Gartentor trat. Überrascht schaute sie hoch, als sie Eleanor an der Haustür entdeckte.

»Was tust du hier?«

Es war ein schöner kühler Morgen, die Bäume vor ihrem Haus waren in einen leichten Nebel gehüllt und der Schnee lag noch unberührt in ihrem Garten.

»Ich wollte frische Luft schnappen«, log Eleanor. Eigentlich hatte sie nach ihrer Familie schauen wollen.

»Geh wieder rein«, schalt ihre Schwester sie.

»Wo ist Mutter?«, fragte sie, ehe sie ins Innere der Hütte trat.

»Sie betet schon den ganzen Morgen. Du hast ihr einen ganz schönen Schrecken eingejagt.«

Eleanor verzog ihren Mund ein wenig, ließ sich aufs Bett sinken.

»Ich war einkaufen, auf dem Markt«, fing Margery langsam an und schaute besorgt zu Eleanor.

»Das Kind der Hilburys war wohl heute beim Arzt«, murmelte sie dann.

Sie wusste nicht, auf was ihre Schwester hinaus wollte, daher zog sie bloß fragend die Augenbrauen nach oben. »Sie hatte eine schwarze Wunde an ihrem Hals«, erklärte Margery mit ängstlicher Stimme. »So wie du.«

***

In den darauffolgenden Tagen breitete sich der schwarze Fleck an ihrer Hüfte immer weiter aus, machte es ihr beinahe unmöglich, sich vom Bett wegzubewegen. Ein Mahnmal dessen, was sie getan hatte. Der Schmerz war so stark, dass sie sich am liebsten gar nicht bewegte, doch sie durfte nicht liegen bleiben. Sie hatte Pflichten und Aufgaben zu erfüllen. Würde sie nicht jagen gehen, hatte ihre Familie keine Chance, den Winter zu überleben.

Stöhnend erhob sie sich vom Bett. Aus einem Stock, den Margery ihr aus dem Garten mitgebracht hatte, hatte sie sich eine Krücke gebastelt. Sie schnappte sich die Fallen, die sie die letzten Tage im Bett zusammengeknotet hatte, und humpelte nach draußen. Margery war bei der Näherin, um ein paar der Kleider zu verkaufen, ihre Mutter war seit dem Vorfall die meiste Zeit in der Kirche, betete noch immer für die Seelen ihrer Kinder.

Mit fest zusammengepressten Zähnen lief sie durch den Garten, zum Wald, wo sie ein paar der Fallen aufstellte. Und wenn es nur ein Hase war, der darauf hereinfiel.

***

Margery kam gerade herein, als Eleanor sich an der Küchentheke anlehnte, um eine Suppe vorzubereiten.

»Du solltest dich doch ausruhen«, schalt ihre Schwester sie.

»Es ändert eh nichts an der Tatsache, dass es sich ausbreitet«, erwiderte sie trocken. Margerys Blick wurde schwer. »Wie weit ist es schon?«, flüsterte sie.

Eleanor zog ihr Kleid nach oben und entblößte den großen Schwarzen Fleck, der sich mittlerweile auf ihr Bein und ihren Bauch ausgebreitet hatte.

»Das Kind der Hilburys ist gestorben«, sagte Margery mit ängstlicher Stimme.

Eleanors Herz zog sich bei den Worten zusammen und langsam ließ sie sich auf den Küchenstuhl senken. Hatte sie dieses Unheil über das Dorf gebracht? Seit dem Abend, an dem sie Margery zurückgeholt hatte, waren immer mehr solche Vorfälle ans Licht gekommen. Insgesamt zehn Bewohner von Ravensvillage hatten seltsame schwarze Flecke auf ihren Körpern und starben, noch bevor sie es tat.

»Es ist meine Schuld«, flüsterte Eleanor, die Schuldgefühle machten sich in ihr breit. »Ich habe den Tod über uns gebracht.«

»Was können wir tun?«, erwiderte Margery mit einem Zittern in der Stimme.

Der Wind zog zischend durch die Ritzen ihrer Hütte, während der Kamin leise vor sich hin knisterte. Eleanor fürchtete sich, sie wusste, ihre Zeit lief ab, doch genauso wusste sie, dass sie andere Menschen ins Verderben gestürzt hatte.

Ihr Blick wanderte langsam zu dem Stein und der Schriftrolle, die sicher in einer Kiste verstaut waren.

»Wir müssen sie vernichten«, antwortete Eleanor mit bebender Stimme. Doch was würde die Zerstörung der Rolle und des Steins bedeuten? War Margerys Leben daran geknüpft? Wenn es den Tod ihrer Schwester bedeutete, dann könnte sie es nicht übers Herz bringen, sie zu zerstören.

»Was passiert dann?«, fragte Margery.

»Ich weiß es nicht. Wir können nur hoffen, dass sie diese Ratte und die Verbreitung stoppen kann. Ich bin ohnehin des Todes geweiht.«

»Das wissen wir nicht. Alle anderen sind bereits tot, aber du bist noch am Leben«, flüsterte Margery.

Es stimmte, die meisten waren schnell von der Krankheit niedergestreckt worden, aber Eleanor lebte noch. Als würde sie sie verspotten und als wolle der große Schwarze Fleck, sie daran erinnern, welches Leid sie über das Dorf gebracht hatte.

Sie schluckte, während sich eine Schwere auf ihr Herz legte, die sie noch nie zuvor gespürt hatte.

Tränen sammelten sich in ihren Augen.

Sie hatte ihre Schwester gerettet, doch zu welchem Preis? Auch wenn sie es immer wieder tun würde, so konnte sie kaum damit leben, was sie angerichtet hatte.

»Du kannst nichts dafür«, versuchte Margery zu beruhigen, aber Eleanor schüttelte den Kopf, während ihre Tränen feuchte Spuren auf ihren Wangen hinterließen. »Ich trage die Schuld«, flüsterte Eleanor.

***

Die Tage vergingen und eine Dunkelheit breitete sich in Eleanor aus, fesselte sie mit einer Schwere ans Bett, die sie zuvor noch nie gespürt hatte. Der schwarze Fleck war nicht weiter gewachsen, doch stattdessen hatte sie das Gefühl, dass sich die Dunkelheit in ihrem Herz festgesetzt hatte.

Immer wieder hörte sie von neuen Fällen, die gestorben waren. Das Dorf galt inzwischen als verflucht. Händler trauten sich nicht mehr durch das Tor und so neigten sich auch die Vorräte weiter dem Ende zu. Der Winter war hart und fordernd, nicht bereit sie für einen Moment verschnaufen zu lassen.

Wenn Eleanor es schaffte, das Bett zu verlassen, stellte sie ein paar Fallen auf. Doch selbst dann spürte sie die Laster der Welt auf ihren Schultern. Sie fühlte sich träge, als würde sie nie mehr wirklich wach werden.

Margery bedachte sie zuhauf mit besorgten Blicken, sogar das brachte sie nicht dazu, sich aufzuraffen. Sie hatte keine Energie mehr, als wäre sie mit jedem Opfer der Krankheit fortgegangen. Als sei jedes Mal ein Teil ihrer Seele gestorben.

Sie hatte häufig darüber nachgedacht, den Stein und die Prophezeiung zu zerstören, allerdings war die Angst zu groß, dass ihre Schwester ihr neugewonnenes dabei Leben verlor.

Doch als an diesem Abend erneut ein Flugzettel unter dem Türschlitz geschoben wurde, mit einer weiteren Todesanzeige, da wandte sich Margery an ihre Schwester.

»Tu es, zerstöre den Stein«, flüsterte sie.

»Wenn ich es tue, dann stirbst du vielleicht. Das kann ich nicht«, antwortete Eleanor mit Tränen in den Augen. Sie war so müde, so schwach. Ihre Wangenknochen stachen deutlich hervor, die tiefen Augenringe, waren nur ein weiteres Zeichen dessen, dass sie langsam aber sicher von innen heraus zerfiel.

»Ich sollte gar nicht hier sein Eleanor«, sagte Margery mit tröstender Stimme.

Stille breitete sich zwischen ihnen aus, als ihre Mutter sich meldete. Sie war so ruhig gewesen, dass Eleanor zeitweise vergaß, dass sie noch da war. Sie ließ sich ohnehin kaum mehr blicken, um zu beten.

»Du musst es tun, Eleanor. Sonst sind wir dem Teufel geweiht«, ihre Stimme bebte vor Angst, ihre alten Hände krallten sich in den Holztisch.

Mit ängstlichem Zittern griff sie nach dem Stein, der noch immer in der offenen Kiste auf dem Tisch lag. Dann nahm sie die Schriftrolle in die andere. Ihre Mutter hatte recht. Sie musste sie zerstören, nur so konnte sie die anderen im Dorf vor dem Fluch bewahren.

Dieselbe Macht, die sie schon zuvor gespürt hatte, durchströmte ihre Adern, gab ihr die Energie, die sie die letzten Wochen schmerzlich vermisst hatte.

Sie schaute noch einmal zu Margery, ihr Blick voller Liebe. Ihre Schwester nickte ihr aufmunternd zu – ein leiser Abschied. Tief atmete sie ein und schloss die Augen. Worte sprudelten aus ihrem Mund, von denen sie nicht einmal wusste, woher sie kamen.

Zerschlage den Stein, und zahl den Preis, Ein Leben schwindet – kalt und leis'. Die Rolle brennt, die Macht zerfällt, Doch der, der rief, verlässt die Welt.

Im Stillen stirbt, wer es begann,

Damit der Fluch nie wiederkehren kann.

»Nein!«, hörte sie Margery noch rufen, doch ehe sie begreifen konnte, was sie gesagt hatte, spürte sie, wie sich der Stein und die Schriftrolle in ihren Händen auflösten.

Tiefe Dunkelheit kroch aus ihrem Herzen, breite sich aus, wie schwarze Flügel und bedeckte sie. Und endlich war sie befreit von der Schwere, als ein weißes Licht die Finsternis durchbrach und sie willkommen hieß.

Von: JSuzan



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