Kapitel 6
Am nächsten Morgen fühlte Louis sich ganz anders.
Er war motiviert aufzustehen. Weil... nun ja, vielleicht hatte er Geschichte mit Harry zusammen. Und Sport auf jeden Fall. Himmel. Sie würden danach zusammen unter einer Dusche stehen. Wie sollte Louis da so tun, als wäre alles okay? Als würde er nicht Herzklopfen kriegen, wenn er eines von Harrys Bildern sah, obwohl sie sich strenggenommen nicht mal richtig kannten?
Er schälte sich aus der Bettdecke und gähnte. Sein Wecker piepste immer weiter. Bis Louis mit voller Wucht draufhaute und ihn unter das Kissen legte. Damit er ihn bloß nie wieder fände.
Es fühlte sich an, als sei heute ein guter Tag.
Louis trabte die Treppe herunter in die Küche, wo alle schon saßen und Müsli in sich hineinschaufelten. Seine Mutter stand an der Kaffeemaschine und erhöhte die Menge an Bohnen.
„Morgen", sagte Louis gut gelaunt, nahm sich ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit Wasser. Dann lehnte er sich an die Arbeitsplatte und nahm einen Schluck.
„Steht heute irgendwas an? Tests? Arbeiten? Vorträge?", fragte Johannah und lächelte in die Runde. Sie sah ein wenig müde aus.
„Wir haben verkürzten Unterricht", erklärten die Zwillinge stolz.
Louis ließ fast sein Glas fallen. „Was?!"
„Wir nicht", beruhigte Lottie ihn.
„Ja eben! Das ist einfach nur unfair! Nur, weil wir auf der High School sind, heißt das doch nicht, dass wir uns bei Hitze besser konzentrieren können!"
„Ach Lou", murmelte Jay und legte ihrem Sohn eine Hand auf die Schulter. „Bekommt ihr bestimmt auch bald. Es soll noch ein bisschen wärmer werden demnächst."
Louis stöhnte. Dass so viele junge Typen (vor allem Gärtner, die hatten meistens richtig schöne Muskeln) oberkörperfrei herumliefen, war fast der einzige Grund, warum er sich selten über die Hitze beschwerte. Da bekam ‚Es ist heiß' noch mal eine ganz andere Bedeutung. Aber jetzt musste er mal. Sich beschweren.
Er stellte das Glas beiseite und griff nach seiner Flasche, füllte sie auf. Dann seufzte er. „Gut, ich gehe mich dann mal anziehen", murmelte Louis und stapfte mit müden Gliedern die Treppe hoch, stolperte ins Badezimmer und zupfte sich den Schlaf aus dem Gesicht.
Als er fertig war, stopfte er wahllos Sportzeug in seine Sporttasche und schulterte sie. Seine Schulsachen packte er an Tagen, an denen er Sport hatte, immer mit hinein. Er war doch nicht so dämlich und nahm zwei Taschen mit. Wäre ja noch schöner.
Er trampelte die Treppe herunter und in den Flur, wo sich Jay gerade von seinen Schwestern verabschiedete, die allesamt den Bus nehmen würden. Louis schüttelte den Kopf und griff nach dem nächstbesten Paar Schuhe, dass er finden konnte. Es stellte sich als uralte Adidasturnschuhe heraus. Sie waren mal schwarz gewesen, jetzt, da sie ausgeblichen waren, schienen sie eher grau zu sein.
Louis quetschte sich hinein und griff nach seiner Tasche. „Tschüss, Mum. Geh wirklich erst heute Mittag ins Krankenhaus, okay?"
Johannah lächelte und strich ihrem Sohn durch die Haare. „Ach Lou... pass lieber auf dich selbst auf, als auf mich." Sie piekte ihm in die Seite und Louis zuckte lachend weg. „Na komm her." Sie zog ihn in eine tiefe Umarmung und küsste seinen Kopf. „Viel Spaß in der Schule, mein Schatz."
Louis rollte grinsend mit den Augen. „Spaß? In der Schule? Auf welchem Planeten lebst du?"
Sie haute ihm spielerisch gegen den Arm und winkte ihm zu, als er, nachdem er sein Fahrrad aus der Garage geholt hatte, davonfuhr.
Louis war tatsächlich sogar noch vor den Mädchen da. Jedenfalls, wenn der Bus sich an seine Fahrzeiten hielt. Er konnte nicht checken, wann die Mädchen ankamen. Denn die Zwillinge waren noch nicht auf der High School und Lottie und Fizzy waren in einem anderen Gebäude. Beziehungsweise Louis war in einem anderen Gebäude. Die Unterrichtsräume für die 11. und 12. Klassen waren in einem Neubau, links neben der eigentlich High School.
Louia kurvte um die Ecke zu den Fahrradständern, an denen schon so manches Rad stand. Doch nur zwei weitere Schüler schlossen ihre Räder gerade an. Louis sprang ab und ließ seine Sporttasche auf den staubigen Boden fallen. Er kramte sein Schloss aus der Tasche und schloss sein Fahrrad an, drehte sich um und wischte sich Haare aus der Stirn.
Er schulterte seine Tasche, nahm sein Handy heraus und tippte eine Nachricht an Liam und Niall.
Hey habs fahrrad genommen bin schon da, treffen uns im raum, muss euch den chat mit harry zeigen
Niall: alles klar bud bin so aufgeregt
Niall: omg wir sind einfach kleine schulmädchen...
Liam: Okay, Louis. Wir sehen uns dann.
Louis steckte sein Handy wieder ein und sah sich um. Der Platz mit den Fahrradständern war bis auf ihn und einen anderen Jungen menschenleer. Louis wollte sich gerade umdrehen und gehen, da blickte der andere auf. Und Louis’ Herz stolperte.
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