Kapitel 71//Verfolger
"Bleiben also noch vier von unseren Gefährten", spricht Aragorn bedrückt, doch richtet sich dann zu seiner vollen Größe auf und blickt die drei an. "Wir reiten zusammen weiter. Aber nicht wir allein, wie ich zuerst glaubte. Der König hat nun beschlossen, sofort aufzubrechen. Seit er den geflügelten Schatten gesehen hat, zieht er es vor, im Schutze der Nacht weiter zu ziehen", erklärt Aragorn ihnen und nimmt wieder die Rolle des Anführers ein, nun da Gandalf wieder fort ist.
"Und wohin wirst du uns führen?", fragt Legolas seinen Freund und hält dabei die Zügel seines Pferdes, denn gleich nach Gandalfs überstürzten Aufbruch hat er es gesattelt.
"Ich weiß es noch nicht", antwortet Aragorn. "Was den König angeht, so wird er zur Heerschau nach Edoras reiten, die er für in vier Tagen befohlen hat. Und dort, denke ich, wird er Nachricht vom Krieg empfangen, und die Reiter von Rohan werden nach Minas Tirith aufbrechen. Für mein Teil aber und für alle, die mit mir gehen wollen ..." Er kommt nicht zum aussprechen, da Legolas ihm ins Wort fällt. "Ich werde mit dir kommen und Gimli gewiss auch, nicht wahr?", fragt er den Zwerg, welcher sofort kräftig nickt. "Ay! Wir lassen dich nicht im Stich Junge", spricht er breit grinsend.
"Ich danke euch, doch ist mir mein Weg noch nicht klar. Auch ich muss nach Minas Tirith, aber welchen Weg ich dahin nehme ist noch im Dunkeln. Ich hoffe bald Antwort darauf zu bekommen", erklärt Aragorn ihnen.
"Bitte lasst mich nicht zurück!", fleht plötzlich Merry die drei an. "Ich hab euch bisher nicht viel nützen können, aber ich mag nicht beiseite gelegt werden wie ein Stück Gepäck, dass man erst wieder abholt, wenn alles vorbei ist. Ich glaube, dass ich den Reitern jetzt nur zur Last fallen würde auch wenn der König gesagt hat, wenn wir in sein Haus kämen, sollte ich an seiner Seite sitzen und ihm vom Auenland erzählen..", spricht der Hobbit trotzig und der Gedanke, dass er alleine zurückgelassen wird gefällt ihm nicht. Warum musste er auch auf diese waghalsige Reise mitgehen?
"Merry ich glaube der Weg des Königs ist auch der deine. Aber erwarte kein freudiges Ende, denn dies wird es womöglich nicht geben", spricht Aragorn liebevoll zum Hobbit, denn eines weiß er gewiss, sein Weg wird zu gefährlich für einen Hobbit sein.
Bald sind sie alle bereit zum Aufbruch, vierundzwanzig Pferde, Gimli hinter Legolas und Merry vor Aragorn. Sie reiten rasch durch die dunkle Nacht, welche schon bald ein Ende haben wird.
"Mein Gebieter", spricht er zu König Theoden. "Reiter kommen hinter uns her. Als wir die Furt durchquerten, glaubte ich, sie zu hören, und jetzt sind wir sicher. Sie holen uns ein und reiten sehr schnell."
Sofort lässt Théoden alle halten. Die Reiter machen kehrt und nehmen die Speere zur Hand. Aragorn sitzt ab und hebt Merry herunter, dann stellt er sich mit blankem Schwert neben den Steigbügel des Königs. Auch Éomer und sein Knappe reiten zurück zur Nachhut. Merry kommt sich mehr denn je wie unnötiges Gepäck vor. Wenn es zum Kampf käme, was soll er nur tun?
Angenommen, der kleine Geleittrupp des Königs sitzt in der Falle und würde besiegt, er aber entkäme in der Dunkelheit- und stünde dann allein in den menschenleeren Weiten von Rohan, ohne zu wissen, wo er sich befinde?
Nichts für mich, denkt er sich und zieht ebenfalls sein Schwert.
Der sinkende Mond ist hinter einer großen, dahinziehenden Wolke verschwunden, aber plötzlich tritt er wieder klar hervor. Nun hören sie alle die Hufschläge, und im gleichen Moment sehen sie auch schon dunkle Gestalten, die rasch auf dem Weg von den Furten herangeritten kommen. Hier und da blitzen Speerspitzen im Mondschein. Die Anzahl der Verfolger ist nicht genau zu erkennen, aber sie scheinen nicht weniger zu sein als die Begleiter des Königs.
Als sie nur noch fünfzig Schritte entfernt sich ruft Éomer mit lauter Stimme: "Halt! Wer reitet da in Rohan?"
Die Verfolger bringen ihre Pferde jäh zum Stillstand. Schweigen tritt ein, dann sieht man im Mondlicht einen von ihnen absitzen und langsam vorgehen. Weiß schimmert seine Hand, die er zum Zeichen des Friedens mit der Innenfläche nach außen hoch hält, doch die Manner des Königs halten ihre Waffen bereit.
Zehn Schritt vor ihnen bleibt die Gestalt stehen. Die Gestalt ist groß, ein dunkler, aufrechter Schatten. Dann sagt er mit klarer hallender Stimme: "Rohan? Sagtet ihr Rohan? Das hören wir mit Freuden. Von weit her kommen wir in großer Eile, auf der Suche nach diesem Land."
"Ihr habt es gefunden", erklärt Éomer immer noch feindselig. "Als ihr die Furten dort hinten durchquertet, habt ihr es betreten. Doch dies ist König Théodens Reich, niemand reitet hier ohne seine Erlaubnis. Wer seid ihr? Und warum seit ihr so in Eile?" Die Gefährten des Königs versteifen sich noch mehr, als eine zweite Person absteigt und neben den Mann tritt. "Dies ist Halbarad, ein Dúnadan und Waldläufer aus dem Norden und ich bin Miriel, eine Elbin aus Bruchtal", erklärt die zweite Gestalt und als sie ihre Kapuze herunter gestrichen hat scheint die Elbin wie ein Geist für die Männer Rohans. Weiß schimmert ihre Haut im Licht des Mondes und ihre Haare scheinen von selbst zu leuchten. "Wir suchen einen Mann namens Aragorn, Arathorns Sohn, und haben gehört, er sei in Rohan", erklärt die Elbin die Anwesenheit der Reiter und Aragorn atmet erleichtert aus und tritt gemeinsam mit Legolas vor, um ihre gemeinsame Freundin zu begrüßen.
"Und auch ihn habt ihr gefunden", ruft Aragorn und stürmt entgegen, um die Abkömmlinge zu umarmen.
"Halbarad, Miriel!", spricht er begeistert. "Von allen freudigen Ereignissen ist dies das am wenigsten erwartete."
"Alles ist gut", verspricht Aragorn den Reitern aus Rohan. "Hier sind einige von meiner Sippe aus dem fernen Land, wo ich wohnte. Doch warum sie gekommen und wie viele sie sind, soll uns Halbarad sagen."
"Dreißig Männer hab ich bei mir", erklärt Halbarad. "Das sind alle von unserer Sippe, die sich in der Eile zusammenrufen ließen; aber die Brüder Elladan und Elrohir, sowie die verehrten Elben Maglor und Miriel sind mit uns geritten, da sie auch in den Krieg ziehen wollen. Wir sind so schnell losgeritten wie irgend möglich, als uns dein Aufruf erreichte." Bei seiner Erklärung sind auch die Zwillinge und Maglor von ihren Pferden abgestiegen.
"Aber ich habe euch nicht aufgerufen", widerspricht Aragorn verwirrt, "es sei denn, in meinen Wünschen. An euch gedacht hab ich oft, und selten so viel wie heute Nacht, aber eine Nachricht hab ich nicht geschickt. Doch lassen wir's! All dies kann warten. Ihr trefft uns auf einem eiligen und gefährlichen Ritt an. Reitet nun mit uns, wenn es der König gestatten will!" Fragend blickt er zu Théoden, welcher es nur allzu gern gestattet.
"Es sei gestattet", spricht er. "Wenn deine Verwandten dir ähnlich sind, Herr Aragorn, so sind dreißig solcher Recken eine Streitmacht, die nicht nach der Kopfzahl zu bemessen ist."
Nun machen die Reiter sich wieder auf den Weg, und Aragorn reitet eine Weile mit den Dúnedain, und als sie besprochen haben, was es im Norden und im Süden Neues gibt beginnt Miriel zu sprechen: "Dein Vater hat mir einen Nachricht hinterlassen, welche ich dir bei passender Gelegenheit mitteilen sollte: Die Tage sind kurz. Wenn es dich eilt, denk an die Pfade der Toten." Der Mensch nickt nachdenklich, dies ist also sein Weg, welchen er zu bestreiten hat.
"Ein gefährlicher Weg, doch tatsächlich eilt es mich und ich danke dir. Ich hatte mich schon gefragt, welches mein Weg nach Minas Tirith sein wird."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro