Kapitel 57//Hoffnungslos
Mit langsam, vorsichtigen, kreisförmigen Bewegungen streicht Idril mit dem feuchten Lappen über die blasse Haut der schlafenden Elbin. Die kleineren Verletzungen sieht man kaum noch, doch große Sorge macht der goldhaarigen Elbin die großen Verletzungen. Stockend hält sie in ihrer Bewegung inne und betrachtet das einst reine, symmetrische Gesicht ihrer Geliebten.
Elrond hat ihnen erzählt, dass die Wunden Narben hinterlassen werden, also auch die Wunde im Gesicht. Natürlich stört dies Idril nicht, doch trotzdem hat es einen bitteren Beigeschmack.
Langsam legt sie den Lappen zurück in die Schüssel klares Wasser und streicht mit ihrer Hand über die weiche Wange ihrer Geliebten. Mit ihrer anderen Hand hält sie die Hand der Schlafenden und lächelt in sich hinein. Sie wusste genau das Miriel noch lebt und die Nazgul sie nicht bezwingen konnten.
Sie hält in ihrer Bewegung inne, als die Rothaarige leicht zusammen zuckt und flackernd ihre Augen öffnet. "Ich sollte mich öfter verprügeln lassen, wenn ich so einen Anblick genießen darf", spricht Miriel belustigt und Idril sieht sie seufzend an. "Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt im Witze zu machen, du bist fast gestorben."
"Bin ich aber nicht", seufzt sie leise und setzt sich schweratmig auf. "Was ist mit den Hobbits?", fragt sie besorgt und reibt sich ihre schmerzende Schulter. "Denen geht es gut, du hast Frodo das Leben gerettet", erklärt die Elbin und fühlt sich nicht wohl dabei, dass Miriel sich nicht weiter ausruht.
"Ich werde Elrond holen, damit er sich nochmal deine Wunden ansehen kann, außerdem hast du Gewiss Hunger." Mit diesen Worten erhebt sich Idril, um ihren Enkel suchen zu gehen. Dieser ist schnell gefunden, denn er wollte eh gerade zu Miriel.
"Die Wunde an deiner Stirn wird eine Narbe hinterlassen und auch die anderen werden wohl nicht verblassen. Ich habe mein Bestes getan, doch wurden sie zu spät behandelt", erklärt Elrond der Rothaarigen, während Idril Essen für die Verletzte holt.
Langsam nickt Miriel und fährt die offensichtliche Wunde entlang. "Ein oder zwei Narben mehr machen nichts", spricht sie leise, doch missfällt ihr der Gedanke, dass nun ihr reiner Anblick zerstört ist. Jedoch weiß sie, dass sie es verdient hat, wegen ihrer Torheit.
"Es war unfassbar töricht von dir dich gegen die Nazgul zustellen, doch auch unfassbar mutig. Ich bin froh das du nun in Sicherheit bist und auf dem Weg der Genesung", spricht Elrond lächelnd und hat sich auf der Bettkante neben ihr nieder gelassen. "Ich bin auch froh, Idril hat mir erzählt du hättest eine Versammlung einberufen", spricht die Elbin und wechselt somit elegant das Thema.
"Ja habe ich. Ich habe Nachricht an Elben, Menschen und auch Zwerge geschickt. Der Ring kann nicht hier in Bruchtal bleiben, er muss vernichtet werden." Elronds Stimme wird immer besorgter und hektischer, während sein Blick von Miriel zum Fenster schweift, um über das Tal blicken zu können. "Man kann den Ring nur im Schicksalsberg zerstören, oder vielleicht durch Drachenfeuer, doch beides ist unmöglich, Elrond. Es gibt keine Drachen mehr und der Schicksalsberg liegt mitten in Mordor. Es wäre Wahnsinn, wer würde sich bereit erklären eine solch lebensmüde Mission anzunehmen?", fragt Miriel geschockt, wobei sie weiß das Elrond recht hat. Der Ring muss vernichtet werden, doch kann sie sich nicht vorstellen, dass auch nur einer diese Mission machen wollen würde oder schaffen würde.
"Wer auch immer den Ring an sich nehmen würde, er würde ihm sofort verfallen", spricht Miriel nun etwas ruhiger weiter und Elrond nickt bloß wissend. "Dies ist wahr, alle bis auf einen. Frodo hat sich bisher als sehr widerstandsfähig bewiesen, außerdem hatte ich gehofft du würdest ihn begleiten", erklärt er und läuft nun zum Fenster, bevor er sich wieder zu Miriel dreht.
"Nein", erwidert sie bloß und sitzt mit steinerner Miene im Bett, während sie ihren Kopf schüttelt. "Auf solch eine Reise werde ich nicht gehen, denn in einer Sache hatte Galadriel immer Recht gehabt: wir Feanorians bringen nur Tod und Verderben. Außerdem bezweifle ich, dass ich rechtzeitig gesund werde", erklärt sie ihre Weigerung Elronds Bitte nach zu gehen. "Du hast Angst", stellt Elrond jedoch verwundert fest.
"Ja, ja ich habe Angst. Ich habe schon in vielen Kriegen mitgekämpft und bin es Leid zu kämpfen. Außerdem ist dies ein Krieg den wir nicht gewinnen können", erklärt sie abweisend und Elrond erwidert darauf nichts mehr.
Schon seit er ein Elbling war hat er immer zu der Elbin und ihrem Vater aufgesehen, für ihn waren die beiden die stärksten Elben überhaupt. Miriel nun so hoffnungslos zu sehen zerstört auch seine Hoffnung.
Ich hoffe es hat euch gefallen :3
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