~ Finger | Zeichen | Weben | Chamäleon | Reise ~

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"Brrr, ist das kalt", murmelte Brianne und rieb sich die Finger.

Dieser Winter hatte es wirklich in sich. Bereits im Oktober des letzten Jahres hatten die ersten Schneeflocken den Weg vom Himmel hinab gefunden. Das war sehr ungewöhnlich und auch nicht sehr wünschenswert. Die Bauern hatten zumindest lauthals darüber geklagt.

Als dann im November richtiger Schneefall begann, war das für die Kinder eine Freude gewesen. Nicht so für Brianne. Denn diesen Winter war sie an der Reihe, von der Mutter das Weben zu erlernen. So war das nun einmal in einer Familie, die ihren Lebensunterhalt mit dem Weben von feinen Decken oder Kleidung verdiente. Da mussten alle mit anpacken. Jetzt war Brianne zehn Jahre alt und klug genug, um auch mit dem großen Webstuhl klarzukommen. Bei dem kleinen Kinderwebstuhl hatte sie schon erste Zeichen und Bilder im Alter von fünf Jahren hergestellt. Darauf war sie sehr stolz.

Aber nun war es etwas anderes. Während ihre Freundinnen mit den älteren Geschwistern rodelten oder auf dem zugefrorenen See Schlittschuhliefen, musste sie selbst erste kleinere Decken weben. Nur einfache Muster, bei denen ein Fehler nicht so sehr auffiel.

Brianne seufzte und rieb erneut über ihre Finger. Es war ein harter Winter gewesen. Sie mussten mehr heizen als sonst, um nicht allzu arg auszukühlen. Auch die hölzernen Webstühle litten unter der anhaltenden Kälte. Das war nicht gut. Noch schlimmer war das für Brianne. Denn jeder Fehler, der ihr unterlief, schmälerte den Gewinn an der Ware. Das war ein Druck, den die Zehnjährige gern abgegeben hätte. Doch man bekam nicht immer das, was man sich wünschte.

Inga hatte ihr erzählt, dass es Länder gab, in denen es immer warm war und niemals schneite. Ob das stimmte? Inga durfte noch zur Schule gehen und lernte dort interessante Dinge. Ja, auch davon träumte Brianne. Von einer Reise in ein fernes Land, wo es immer warm war, wo es seltsame Tiere gab und sie nur den Mund öffnen musste, schon fielen ihr die leckersten Früchte hinein.

Inga hatte von einem Vogel namens Kolibri erzählt, der leuchtend bunte Federn hätte, dabei aber kaum größer als eine Kinderhand wäre. Ein anderes Mal erzählte sie von einem kleinen Drachen namens Chamäleon, der seine Farbe ändern konnte.

Während draußen noch immer dicke Schneeflocken vom Himmel herabfielen und auch den Januar in ein weißes Kleid hüllten, träumte Brianne bei der Arbeit von fernen Ländern. Vielleicht ... eines Tages ... sah sie diese bunten Wesen einmal selbst.

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