75.| L i l l y
Ich spüre Islas Haut auf meiner, und in der nächsten Sekunde streicht mich ihr warmer Atem.
Ohne weiter darüber nachzudenken, ziehe ich ihr Shirt aus um ihr noch näher sein zu können.
"Lilly-", flüstert Isla und sieht mir in die Augen.
Sie strahlen und dennoch bin ich mir nicht sicher, ob ich zu weit gegangen bin.
"Bist du sicher?", fragt Isla und streicht sanft durch meine Haare.
Ihre Berührungen sind so zart und unscheinbar, und dennoch beginnt alles unter ihnen zu kribbeln.
Ich nicke, und in meinem Herzen beginnt ein kleines Feuerwerk, als ihre Lippen erneut auf meine treffen.
Ihr Shirt fällt zu Boden, und nach einiger Zeit sind wir beide vollkommen verletzlich vor dem anderen.
Es ist, als würde Isla durch mich hindurch sehen können und als wäre mein Herz noch nicht bereit dazu.
"Ich habe Angst", sage ich leise und Isla stoppt mitten in ihrer Bewegung.
"Wovor?", antwortet sie und schenkt mir ein warmes Lächeln welches mein Herz wieder um einiges erleichtert.
"Ich weiß nicht ob mein Herz das kann", erkläre ich vorsichtig und streiche ihr sanft durchs Haar.
Ihr Blick ist von einer liebevollen Wärme zu einer enttäuschten Kälte über gegangen und augenblicklich fühle ich mich schlecht.
"Wie meinst du das?", fragt Isla und rutsch ein Stück von mir weg.
In diesem Moment breitet sich eine Gänsehaut über meinen gesamten Körper aus, und Tränen steigen in meine Augen.
Ich habe das Gefühl ich würde wieder kurz vorm Abgrund stehen, gezwungen die nächste Person die ich liebe zu verlieren.
"Wenn mein Herz bricht, bin ich nicht sicher ob es jemals wieder heilen wird", hauche ich und greife nach ihrer Hand.
Sie ist warm, und dennoch beschleicht mich erneut eine eisige Kälte.
"Und was wäre, wenn ich es heilen würde weil es schon längst gebrochen ist?", erwidert Isla und berührt zaghaft meine Lippen.
Ich nicke, weil ich sicher bin dass sie Recht hat.
Vielleicht würde sie etwas reparieren, was schon lange zerrstört ist.
"Okay", flüstere ich und lasse all ihre Wärme und Liebe in mein Herz um zu spüren wie sich jeder Riss und jede Wunde langsam schließt.
Ihre Hände umfassen mein Gesicht und nach Ewigkeiten habe ich das Gefühl nicht unaufhaltsam zu fallen, sondern gehalten zu werden.
Es ist, als würde ein Stein von meinem Herzen fallen und ich kann endlich wieder aufatmen.
"Lass mich nicht mehr los", flüstere ich und ziehe mich noch näher an sie.
"Versprochen", haucht Isla und küsst mich ein letztes mal.
Mein Handy reißt uns aus diesem innigen Moment, und wütend greife ich danach.
"Sorry", murmele ich und öffne die Nachricht meiner Mutter.
"Kommt bitte nach unten", schreibt sie und mein Herz beginnt schneller zu schlagen.
"Wir müssen nach unten", sage ich und ziehe mir mein Oberteil wieder über, ehe ich Isla ihres reiche.
"Okay", antwortet sie und wischt sich die leichte Schweißspur von der Stirn.
Als wir angezogen sind, laufen wir Hand in Hand die Treppe hinunter und sehen meine Mutter unten stehen.
"Ihr zwei seid-", beginnt sie und ihr Blick fällt auf unsere umschlungenen Hände.
Ich nicke und ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht auf, ehe ich Isla ein glückliches Grinsen schenke.
"Kannst du sie nehmen?", fragt meine Mutter und reicht mir meine Tochter um ein Stück Papier vom Esstisch zu holen.
"Du hast Post bekommen", erklärt meine Mom und räuspert sich angespannt bevor sie mir den Brief reicht nachdem mein Baby augenblicklich greift.
"Ich kann sie halten", bietet Isla an und nimmt sie strahlend in die Arme.
Dann versuche ich vorsichtig das Kuvert zu öffnen um kurzerhand den Brief herauszufischen.
"Von wem ist der?", frage ich an meine Mutter gewannt und sie schüttelt nur unsicher den Kopf.
Meine Augen wandern über das Papier, und als ich die kleinen Blumen mit herunterhängenden Köpfen in der Ecke des Briefes erkenne bleibt mein Herz für einen Moment stehen.
"Ich kann das nicht", hauche ich und lasse das Papier auf den Boden segeln, ehe ich erneut nach oben in mein Zimmer renne.
Die Tränen überfluten mein Gesicht und ich habe keine Kraft mehr sie zurückzuhalten.
Meine Mutter hat mir nach dem Tod meines Vaters einmal gesagt, dass er mir nicht böse sein wird für das Glück was ich in meinem Leben noch erfahren werde.
Ich hatte jahrelang Schuldgefühle wenn ich gelacht habe, weil ich nicht begreifen konnte dass es ihm nicht mehr möglich ist.
Isla zu lieben, während Grace gegangen ist fühlt sich wie Verrat an, und ich kann es dieses mal nicht leugnen.
Ich bin glücklich, während sie es nicht mehr kann und es auch nie wieder können wird.
Daran kann nichts richtig sein.
"Lilly?", höre ich die Stimme meiner Mutter und automatisch drehe ich mich zu ihr um.
"Schatz", sagt sie und die Worte klingen weich wie samt, was meine Tränen noch mehr zum laufen bringt.
"Du bist stark", flüstert sie und wischt mir eine Träne aus dem Augenwinkel.
"Und du wirst es immer sein. Nichts kann dich brechen", versichert sie mir und versteht nicht den Schmerz den sie mit diesen Worten auslöst.
"Mom", sage ich und meine Stimme zittert, meine Hände tun es ihr gleich.
Ihr Blick ist liebevoll, und dennoch bleibt mir nichts anderes übrig, als endlich die Wahrheit zu sagen.
"Ich bin schon gebrochen", flüstere ich und zeige auf mein Herz.
"Etwas gebrochenes kann nicht noch weiter kaputt gehen", sage ich und sehe ihr in die Augen die in diesem Moment jedes Licht verlieren.
"Wie kannst du das denken?", fragt sie schließlich und ihre Worte klingen aufrichtig.
Ich schüttele nur den Kopf, und mit einem mal nimmt sie meine Hand.
"Du hast den Tod ertragen, und du hast ein Leben erschaffen", sagt sie dann und drückt meine Hand sanft.
"Du bist eine Kämpferin. Für solange schon", flüstert sie.
"Du verdienst es glücklich zu sein", fügt sie hinzu und streicht mir eine Haarsträhne aus der Stirn die durch die salzigen Tränen an meiner Haut klebt.
"Ich liebe dich Mom", antworte ich und drücke sie an mich.
Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass ich irgendwann genauso für meine Tochter sein werde wie sie für mich.
"Durch dich", sage ich leise und schenke ihr ein trauriges Lächeln.
"Nein", antwortet sie und schüttelt den Kopf.
"Es sind nicht die Menschen die dich zudem machen was du bist. Du bist es", versichert sie mir.
"Beschütze es", fleht sie mich an und zeigt auf mein Herz.
Das einzige was ich noch tun kann, ist zu nicken.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro