65.| N o a h
Ich kann Graces Worte nicht begreifen, für mich scheint dass hier alles nicht echt zu sein. Niemals bekommt sie ein Kind von mir, dass kann nicht stimmen.
"Ich weiß nicht wieso du lügst, aber dass kann nicht wahr sein", schreie ich beinahe und als Grace erschrocken zusammen zuckt versuche ich die Lautstärke meiner Stimme zu drosseln.
"Es ist aber wahr", haucht Grace und mein Blick bleibt angespannt auf ihrem Bauch liegen.
Als langsam alles zu mir durchsickert, beginnt mein Herz schneller zu schlagen. Meine Gedanken wandern zurück zu jener Nacht, in der wir uns dem anderen geöffnet haben. Zurück zu der Nacht, in der unsere Körper mit dem anderen Verbunden waren, und unsere Herzen im gleichen Takt schlugen.
"Wir können dass nicht", sage ich und es fühlt sich an, als hätte man mich gerade angekettet. Grace Miene wird finster, und als sie mir tief in die Augen blickt, habe ich für einen kurzen Moment dass Gefühl sie würde all meine Gedanken lesen können.
In meinem Kopf dreht sich weiterhin alles, und es fordert alle meine Kraft um weiter zu atmen.
Ich weiß genau, dass ich Grace liebe und ich bin mir sicher, dass diese Situation auch für sie nicht einfach ist, aber dennoch ist es nicht möglich. All dass fühlt sich falsch an, und bevor ich vollkommen den Verstand verliere, laufe ich zum Ufer und greife nach einem der Steine. Das kalte Wasser scheint meine Gedanken und meinen Strudel aus Gefühlen auch nicht unterbrechen zu können und ich werfe den Stein wieder zurück, sehe zu wie er in der Kälte wieder untertaucht. Aufgebracht beobachte ich mich selber, wie eine salzige Träne meine Wange hinunterläuft, in der Hoffnung dass Grace nichts davon mitbekommen hat.
Ich bin mir sicher, dass dieses Kind das Ende meiner Karriere sein wird. Es würde all die Arbeit niedermachen, die ich die letzten Jahre auf mich genommen habe, nur um von einem guten Coach entdeckt zu werden und endlich das tun zu können, was mich glücklich macht. Der einzige Weg, um nicht Anwalt werden zu müssen wie mein Dad.
Als meine Gedanken wieder etwas mehr an Struktur gewinnen, sehe ich erneut zu Grace. In ihrem Blick kann ich keine einzige Emotion erkennen und aus irgendeinem Grund macht es mich extrem unruhig.
"Was ist?", frage ich wütend, und bereue es in der nächsten Sekunde auch schon wieder, denn ihr Blick verdunkelt sich.
"Du weißt nicht, wie sehr ich mir wünsche dass dieses Kind nicht von dir ist!", schreit sie und ich hätte nicht gedacht dass mich ihre Worte so sehr treffen würden. Voller Wut trete ich einen Schritt nach vorne, ehe ich mich zusammenreiße und tief ein und wieder ausatme.
"Hör auf so etwas zu sagen", hauche ich und gebe mir alle Mühe meine Gefühle zu verbergen.
"Es ist nur die Wahrheit Noah!", beginnt sie aufgebracht und sieht immer wieder angespannt auf den Boden. Mit den Schuhen kickt sie die Kieselsteine umher, und immer wieder ist ein leises Geräusch zu hören, wenn die Steine aufeinander treffen.
"Ich habe mir dass hier nicht ausgesucht", fährt sie fort und streicht sich nervös eine Haarsträhne aus der Stirn.
"Wir können dass hier sein lassen!", schreie ich aufgebracht und bin kurz davor einfach zu gehen.
Mich durchzuckt für einen Moment der Gedanke, einfach so zu tun als wäre dieses Kind nicht von mir. Genauso gut könnte ich es Jason unterschieben. Doch dann denke ich daran zurück, dass mein Dad nie für mich da war und ich das selbe nicht für dieses Kind wollen würde.
"Was sollen wir machen?", frage ich und sehe Grace in die Augen. Sie wirkt kalt und emotionslos.
"Ich weiß es nicht", haucht sie und ich kann sehen wie sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischt.
"Ich wollte doch nur dass du endlich aufhörst mich zu bitten wiederzukommen! Ich will dass du weißt, dass das mit uns vorbei ist! Bitte, lass mich einfach in Ruhe!", schreit sie plötzlich und erneut macht sich eine unendliche Wut in mir breit. Ich liebe dieses Mädchen, aber dass einzige was für mich gerade auch nur ansatzweise einen Sinn macht, ist dass sie damals aus nichts anderem außer Mitleid mit mir geschlafen hat. Diese Erkenntnis trifft mich wie eine Kugel mitten in mein Herz, doch ich kann nichts anderes tun, als zuzusehen wie ich kläglich in meinem eigenen Blut ertrinke. Meine Gedanken werden von Grace unterbrochen, und ich zucke zusammen als ich ihre zitternde Stimme an meinem Ohr höre.
"Ich bekomme dieses Kind und wir tun so als wäre da nie etwas gewesen!", sagt sie dann und dreht sich um. Ich kann nicht glauben, dass sie es ernst meint und überlege für einen kurzen Augenblick ob ich ihr nachlaufen sollte oder nicht. Ich überlege, ob es etwas an der ganzen Situation ändern würde oder nicht.
Grace wirkte, als hätte sie ebenfalls panische Angst und aus irgendeinem Grund möchte ich nichts lieber, als dass sie diese Panik nicht mehr haben muss. Ich möchte nicht mehr, dass sie Angst hat. Nicht vor mir.
Also reiße ich mich zusammen, und lasse mich auf den nassen Boden aus Steinen fallen. Die Wiese ist ebenfalls nass, und mit einem mal beginnt es zu regnen. Es fühlt sich an, als wäre ich in einem falschen Film und ich würde nichts lieber tun als einfach den "Aus" Knopf der Fernbedienung zu drücken.
Diesen ganzen Alptraum einfach beenden und vermutlich nie wieder Teil dieser Geschichte sein.
Aber, dass Leben ist nicht fair. Wir müssen uns damit zufrieden geben, in welchem Film wir welche Rolle spielen.
Wenn man durch die Hölle geht, bleibt einem keine andere Wahl als einfach weiterzugehen.
Mit diesen Worten, die sich beinahe in mein Gehirn brennen schließe ich die Augen und versuche all den Schmerz wegzudrücken.
All diese dunklen Gedanken sollen keinen Platz mehr haben, und endlich still sein.
Egal wie aufregend und schön die Liebe sein kann, in diesem Moment kann ich nichts anderes als Schmerz empfinden der mich innerlich zerreißt.
Ich tue dass für sie, flüstere ich mir leise zu ehe ich den Regen auf meiner Zunge schmecke.
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