24.| G r a c e
Nachdem ich Lilly gestern zusammen mit Noah in die Klinik gefahren habe, kreisen meine Gedanken immer wieder um den gestrigen Abend.
Ich weiß nicht, wieso aber aus irgendeinem Grund habe ich das Gefühl, dass da etwas zwischen mir und Noah war.
Müde stehe ich auf und öffne das Fenster in meinem Zimmer.
Die Luft die herein strömt ist warm und ich muss lächeln.
Auf einmal haben all diese wirren Gedanken in meinem Kopf keinen Platz mehr.
Ich lehne mich nach draußen und atme tief ein und aus, und mir jedem Atemzug verabschiedet sich einer dieser Gedanken in den blauen Himmel.
Unten höre ich, wie sich unsere Haustüre öffnet. Wahrscheinlich kommt meine Mutter von der Arbeit wieder.
"Grace?" , ruft sie nach oben und ich beeile mich mir meinen Bademantel über zu ziehen und nach unten zu laufen.
"Hi Mom." , sage ich und gehe zum Kühlschrank um mir ein Glas Saft zu nehmen.
Der Blick meiner Mom schweift zu mir, und bleibt auf mir hängen.
Ich kann erkennen, dass sie gerötete Augen hat.
Sie muss geweint haben, und ich kann mir nicht denken wieso.
"Alles gut?" , frage ich leise und trinke den ersten Schluck aus meinem Glas.
Für einen Moment denke ich, sie würde sich einfach umdrehen und gehen, doch meine Mutter tut es nicht.
Stattdessen setzt sie sich an unseren langen Esstisch und schlägt die Beine übereinander.
Ihren Kopf stützt sie mit beiden Händen.
Ich kann mich nicht daran erinnern, sie jemals so verzweifelt gesehen zu haben, außer als sie das mit Lilly und mir herausbekommen hat.
Ihr Blick war damals so emotionslos und enttäuscht zugleich.
Nie wieder werde ich vergessen, wie sie mich angesehen hat.
Meine Mutter antwortet immer noch nicht, und langsam gebe ich die Hoffnung auf, dass sie es noch tun wird.
"Mom." , flüstere ich erneut und meine Mutter sieht auf.
Sie fährt mit ihren Händen durch ihr braunes Haar, welches genauso schön glänzt wie meines.
"Schatz, es tut mir so leid. Deine Freundin ist im Krankenhaus...", beginnt meine Mutter und bei dem Wort "Freundin" zuckt sie kurz zusammen.
Natürlich bringen mich diese Neuigkeiten nicht aus der Fassung, aber für meine Mutter scheinen sie unheimlich wichtig zu sein.
"Wieso erzählst du mir das, mom?" , frage ich und stelle mich neben sie.
"Ich dachte nur, dass...", beginnt sie doch ich unterbreche sie.
"Schon gut. Wir haben keinen Kontakt mehr..." , lüge ich meine Mutter an und renne hoch in mein Zimmer.
Meiner Meinung nach, kann sie sich ruhig schlecht fühlen. Damit habe ich kein Problem, denn sie war es, die mir diese Beziehung verboten hat.
Ich schaue noch einmal zu meiner Mutter, die immer noch am Esstisch sitzt und verzweifelt an die Decke starrt.
Dann gehe ich in mein Zimmer, und schließe vorsichtig die Türe. Ich muss meine Tasche packen, den schon morgen muss ich in dieses verdammte Camp.
Ohne Lilly den Sommer zu verbringen, kommt mir schon fast unmöglich vor und immer wenn ich daran denke, steigen mir Tränen in die Augen.
Ich greife zu meinem Handy, und scrolle, bis ich zu Lillys Kontakt komme. Ich muss sie augenblicklich anrufen, um all das hier doch noch irgendwie verhindern zu können.
"Ja?" , höre ich ihre leise Stimme. Lilly klingt müde und ich weiß nicht, ob es eine gute Idee war, sie anzurufen während sie noch in der Klinik ist.
"Hi!" , sage ich und bemerke, wie sich mein Herzschlag sofort beschleunigt. Das passiert immer, wenn ich mir ihr spreche.
So war es immer, und vermutlich wird es auch für immer so bleiben.
"Ich wollte fragen wie es dir geht. Soll ich vorbei kommen?" , frage ich und atme ein und aus, um mich zur Ruhe zu bringen.
"Es geht immer besser." , flüstert Lilly und aus irgendeinem Grund habe ich das Gefühl, dass sie etwas auf dem Herzen hat.
"Was ist passiert?" , frage ich also, und hoffe auf ein Antwort.
Für einen Moment bleibt es still, doch dann ergreift Lilly erneut das Wort.
"Deine Mom." , sagt sie und macht eine Pause.
"Sie war hier." , flüstert Lilly nun und mein Herz bleibt für einen kurzen Augenblick stehen.
In meinem Kopf toben tausende von Gedanken. Ich habe nicht daran gedacht, dass meine Mom Lilly sehen wird.
Daher wusste sie gerade eben Bescheid.
"Was hat sie gesagt?" , frage ich und merke, wie sich Wut in mir ausbreitet.
"Es ist alles gut, Grace." , versucht Lilly mich zu beruhigen.
Wenn meine Mom irgendetwas zu Lilly gesagt hat, was sie verletzt hat, werde ich kein Wort mehr mit ihr reden und auf keinen Fall in dieses Camp gehen.
"War sie bei dir?" , frage ich nach und bemühe mich, nicht zu schreien.
"Ja..." , sagt Lilly und ich merke, wie mir eine Träne über die Wange läuft.
"Ich hasse sie." , sage ich dann und wische die Träne von meinem Gesicht.
Meine Mutter wird es nicht schaffen, mich zum weinen zu bringen.
"Sie ist wieder gegangen Grace. Bitte! Sie hat gesagt, dass sie mich nicht behandeln kann." , fährt Lilly fort, doch es macht nichts besser.
Sie war zu abgehoben, um meiner Freundin in einer Situation zu helfen.
Meine Mutter konnte ohne Probleme ihre eigenen Bedürfnisse über die von Lilly stellen.
"Nein. Ich werde mich nicht beruhigen. Sie hätte dich versorgen sollen. Es ist egal, ob sie unsere Beziehung unterstütz oder nicht. Lil, du hast Hilfe gebraucht!" , schreie ich nun und auf der anderen Seite wird es plötzlich still.
Das einzige was ich höre, ist mein lauter Atem und der Wind der durch mein Zimmerfenster weht.
"Ich muss auflegen." , sage ich und drücke auf den roten Knopf, ohne auf Lillys Antwort zu warten.
Ich stehe auf, und mein Blick fällt auf den gepackten Koffer, der schon seit ein paar Tagen in der Ecke meines Zimmers steht.
Morgen früh werde ich schon im Auto sitzen, auf dem Weg in dieses Camp.
"Grace?" , erneut höre ich die Stimme meiner Mutter, doch diesmal möchte ich nicht mit ihr sprechen.
Ich habe keine Lust, mich wieder für etwas rechtfertigen zu müssen, was einfach zu mir gehört.
Und das ist Lilly.
Statt auf meine Mutter zu hören, und einfach nach unten zu gehen, lege ich mich wieder in mein Bett.
Ich bin unmotiviert und erschöpft, von all den Dingen die ich momentan zu bewältigen habe.
Bevor mir die Augen zufallen, sehe ich sein Gesicht vor meinen Augen.
Noah.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro