
Training (Clint Barton x Reader)
Ich sprang zur Seite um Natashas Schlag auszuweichen, aber ich stolperte und ging zu Boden, bevor die rothaarige Frau überhaupt zum nächsten Schlag ausholen konnte. Mit einem Satz war Natasha über mir und hielt mich bei den Handgelenken fest.
Ergeben seufzte ich und Natasha ließ von mir ab. Sie reichte mir die Hand, um mir aufzuhelfen, aber ich winkte nur dankbar ab und blieb frustriert am Boden sitzen. Ich wusste nicht, warum meine beste Freundin mich immer noch bei ihrem Training mit dem Avengers dabeihaben wollte. Im Nahkampf war ich eine echte Niete und auch sonst hatte ich keine besonderen Fähigkeiten. Ich war mir sicher, dass ich dem Team nie wirklich helfen konnte und wusste nicht, warum Natasha die Hoffnung nicht aufgeben konnte. Vielleicht wäre es besser, wenn ich bei meinen Job in der kleinen Bar zurückkehren würde. Ich war einfach nicht aus dem gleichen Holz wie Helden und Kämpfern geschnitzt.
Ich bekam kaum mit, wie Natasha mir ein aufmunterndes Lächeln, bevor sie auf mich einredete. Mein Blick hatte sich auf den Mann gerichtet, der an der Wand lehnte und dessen ernster Blick auf mir lag. Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Es ärgerte mich, dass ich mich ausgerechnet vor Clint blamiert hatte. Er hatte etwas an sich, das mich schon lange faszinierte und auch, wenn ich es mir nie eingestanden hatte, mochte ich ihn.
"Hörst du mir zu?", prüfend sah Natasha mich an und riss mich mit diesen Worten aus meinen Überlegungen. Sie folgte meinem Blick und sah ebenfalls zu Clint, der sich in diesem Moment umdrehte und sich an Steve wandte. Ein wissendes Lächeln erschien auf Natashas Gesicht. Bevor sie einen ihrer Kommentare loswerden konnte, sprang ich auf.
"Gib es einfach auf, Natasha. Ich bin keine Kämpferin", murmelte ich und wandte mich schnell von ihr ab. Mit schnellen Schritten steuerte ich auf den Ausgang zu. Leider musste ich dadurch auch an Clint und Steve vorbei. Ich nickte den beiden kurz zu und wollte dann mit gesenktem Blick schnell weitereilen, als jemand nach meinem Arm griff und mich sanft, aber bestimmt von meiner Flucht abhielt.
Mit klopfendem Herzen wandte ich mich Clint zu. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie der Captain sich von uns entfernte.
"Ich hab dich beim Training beobachtet", begann Clint und selbst seine Stimme bescherte mir eine angenehme Gänsehaut. Aber seine Worte wusste ich nicht, wie ich sie deuten sollte.
"Und? Willst du mir auch sagen, wie sinnlos es ist, dass ich hier bin? Danke, aber das weiß ich selbst", entgegnete ich heftiger, als beabsichtigt. Tony hatte mir gestern erst klargemacht, was er von mir hielt und obwohl ich wusste, dass er Recht hatte, hatten mich seine Worte verletzt. Clint wirkte über meinen Zorn überrascht.
"Nein, ich finde es gut, dass du hier bist", entgegnete er sanft, "Allerdings finde ich Natashas Trainingsmethoden nicht wirklich gut." Mit schief gelegtem Kopf sah ich ihn kurz nachdenklich an und wartete, bis er weitersprach. Ein kleines Lächeln umspielte Clints Lippen und ich konnte nicht verhindern daran zu denken, wie schön dieses Lächeln war.
"Sie gibt nicht auf dich im Nahkampf zu trainieren, obwohl es offensichtlich ist, dass du nicht dafür geeignet bist", fuhr Clint fort und das schwere Gefühl von Enttäuschung überkam mich. Clint hatte es netter ausgedrückt, als Tony, aber am Ende kamen sie zum selben Entschluss. Ich würde wirklich keine Bereicherung für das Team werden und Natashas Hoffnungen waren umsonst. Es hatte mir nie etwas ausgemacht, dass Natasha von uns beiden die Kämpferin und Heldin war. Aber diese Worte aus Clints Mund zu hören war hart, weil ich eigentlich nur wollte, dass ihm irgendwann etwas an mir liegen würde.
"Was ich damit sagen will ist, dass wir vielleicht nach deinen anderen Stärken suchen sollten. Kraft ist nicht alles", Clints nächste Worte ließen mich erstaunt den Kopf heben. Ich wusste nicht, ob er das ernst meinte.
"Ich weiß nicht. Aber wenn man in einem Kampf gerät, sollte man doch stark sein, oder nicht?", ich klang spöttischer, als ich es beabsichtigte, doch Clint schien das nicht zu stören.
"Ja, allerdings gibt es verschiedene Methoden von Stärken. Triff mich morgen auf der Dachterrasse", erwiderte er nur und ließ mich los. Während er sich von mir entfernte, sah ich ihm überrascht und mit klopfendem Herzen nach.
An diesem Abend legte ich mich mit einem sonderbaren Gefühl ins Bett. Eine leichte Aufregung verhinderte, dass ich einschlief und als ich mich am nächsten Morgen auf den Weg zur Dachterrasse machte, war ich müde.
Die frische Morgenluft, die mir schließlich entgegenschlug, als ich die Terrasse betrat, weckten auch meine letzten verschlafenen Gehirnzellen auf. Tief sog ich die kühle Luft ein, die in dieser Höhe über New York seltsam frisch schmeckte.
"Ich dachte schon, du würdest nicht mehr kommen", erst jetzt fiel mein Blick auf Clint, der in einiger Entfernung an der Mauer lehnte, die muskulösen Arme vor der Brust verschränkt.
"Ich war neugierig, warum du mich ausgerechnet hier treffen wolltest", gestand ich und konnte meine Neugier nicht zügeln. Mit ruhigen Schritten kam Clint auf mich zu. Seine Lippen verzogen sich zu einen kleinen Lächeln und ich musste zugeben, dass ich sein Lächeln mochte. Dann fiel mein Blick auf den einfachen Bogen, den er in der Hand hielt und mein Lächeln erlosch augenblicklich, als sich eine leise Vermutung in mir zu Wort meldete, dass Clint eine andere Art von Training für mich geplant hatte.
"Beim Bogenschießen ist Kraft nicht alles. Ich glaube du hast einige Eigenschaften, die dir bei diesem Training helfen könnten", erklärte Clint mit einer solchen Ruhe, dass ich widerwillig zustimmte, es wenigstens zu versuchen.
Clint gab mir den Bogen und für dem Anfang einfache, hölzerne Pfeile ohne der metallernen Spitze.
Ich holte tief Luft und bemühte mich dem Bogen gerade zu halten. Ich legte den Pfeil an und zielte auf die Mauer, die in einigen Metern Entfernung sich vor New Yorks morgendlichen Himmel abzeichnete.
"Nein, nein, nein, warte", unterbrach Clint mich hastig, bevor ich überhaupt den Pfeil loslassen konnte. Frustriert ließ ich den Bogen sinken. Hatte Clint es sich anders überlegt und traute es mir trotzdem nicht zu, zu schießen?
Aber Clint griff selbst nach seinem Bogen und einem Pfeil und stellte sich neben mich.
"Schau mir zu. Die Haltung ist wichtig", fuhr er fort und ich beobachtete, wie sein abgeschossener Pfeil mühelos durch die Luft zischte. Ich musste zugeben, dass es beeindruckend war. Clints Muskeln spannten sich an, der Pfeil mit der metallernen Spitze schnitt durch die Luft. So schlank und tödlich.
Ich versuchte meine Haltung zu korrigieren, aber es war nicht einfach. Clint hatte an alles etwas auszusetzen.
"Zeig es mir bitte nochmal", knurrte ich schließlich etwas entnervt, als Clint nach einer halben Stunde immer noch nicht zufrieden war und ich noch keinen einzigen Pfeil abgeschossen hatte.
Clint lächelte angesichts meiner Ungeduld und näherte sich mir.
"Darf ich?", fragte er und bevor ich etwas erwidern konnte, stand er bereits hinter mir und umschloss meine Hand, die den Bogen umklammerte sanft. Ich sog angesichts dieser Nähe scharf die Luft ein.
"Entspann dich. Bleib ruhig, ein verkrampfter Wille wird dich nicht weiterbringen", meinte Clint leise, aber das war einfacher gesagt, als getan. Seine Nähe machte mich nervös. Die Art, wie eine seiner Hände locker an meiner Hüfte lag und die andere sanft die meine umschloss. Sein warmer Atem strich sachte über meinen Nacken und bescherte mir eine Gänsehaut.
Als er meine Haltung leicht korrigierte, spürte ich seine kräftige Brust an meinem Rücken. Viel zu schnell ließ er mich wieder los und trat einen Schritt zurück.
"Schieß jetzt!", rief er mir zu. Ich holte tief Luft und ließ die Bogensehne los. Mein Pfeil schoss mit atemberaubender Geschwindigkeit durch die Luft. Der Schuss war nicht perfekt, aber für mein erstes Mal waren sowohl Clint, als auch ich wirklich zufrieden damit.
Wir trainierten für eine halbe Stunde und endlich hatte ich das Gefühl etwas zu machen, das ich lernen konnte. Schließlich lehnte ich mich etwas außer Atem, aber mit funkelnden Augen gegen die Mauer und beobachtete Clint, wie er einige der Pfeile einsammelte und schließlich etwas verlegen vor mir stehen blieb.
"Danke für deine Hilfe, Clint. Kann ich mich irgendwie revanchieren?", fragte ich und ehrliche Dankbarkeit schwang in meinen Worten mit. Clint lächelte.
"Du musst mich nicht bezahlen, falls du das meinst. Aber vielleicht hättest du ja Lust später noch etwas zu unternehmen?", plötzlich schien er beinahe verunsichert. Langsam erschien ein strahlendes Lächeln auf meinem Gesicht.
"J... Ja... Sehr gerne", stammelte ich hastig und verfluchte mich innerlich, dass ich vor Freude und Aufregung stotterte. Aber Clint lächelte über meine Reaktion nur sanft und strich mir liebevoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor seine Lippen kurz meine Wange berührten.
Mit großen Augen stand ich vor ihm. Dann beugte ich mich einfach vor um meine Lippen fest auf seine zu drücken. Seine Hände legten sich an meine Hüfte und er hielt mich fest an seine harte Brust gedrückt, während seine Lippen sanft die meinen verwöhnten und meine Finger über seinen Rücken fuhren, um mich fest an ihn zu schmiegen.
Etwas außer Atem unterbrach ich schließlich den Kuss. Unsere Wangen waren gerötet, aber unsere Augen funkelten. Etwas verlegen wollte ich etwas sagen, als plötzlich die Tür zur Dachterrasse aufgerissen wurde.
Wir fuhren herum, als Natasha auf die Terasse gestürmt kam. Steve folgte ihr in einigem Abstand und schien sich in dieser Situation nicht ganz wohl zu fühlen.
"Ich wusste es", ein triumphierendes Lächeln umspielte Natashas Lippen, "Ich wusste es, dass es nicht mehr lange dauert, bis ihr euch eure Gefühle eingesteht." Hatten sie uns etwa beobachtet? Die Hitze stieg in meine Wangen und ich sah verlegen zu Clint, der Natasha einen wütenden Blick zuwarf. Diese wandte sich an Steve, der mit verschränkten Armen neben ihr stand und aus irgendeinem Grund nicht erfreut wirkte.
"Du schuldest mir jetzt 50 Euro", erinnerte sie ihn grinsend und Steve warf ihr einen ergebenen Seitenblick zu.
"Ich hätte mich nicht auf diese Wette einlassen sollen", stellte er fest, als Natasha ihm ein spöttisches Lächeln schenkte.
"Verschwindet bitte sofort", eindringlich sah ich Natasha an, die meine Wut über ihr Auftauchen bemerkte.
Ich sah unsicher zu Clint, der die zwei Avengers genervt ansah. Als sein Blick auf mich fiel, wurden seine Gesichtszüge weicher und er schenkte mir ein schiefes Lächeln. Mein Herzschlag erhöhte sich. Der Ärger verflog und ein warmes Gefühl machte sich stattdessen in mir breit.
~♥︎~
Dieser Oneshot für Strawbeerchen_Mimi ist etwas länger geworden.
Ich hoffe er gefällt euch <3
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