Tagträumerin
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Früher habe ich mich oft gefragt ob mein Vater es gutheißt, wie meine Mutter mit mir umgeht. Ob er Mitleid mit mir hat. Aber ich habe ihn nie zur Rede gestellt.
Ihn nie gefragt was er von alledem hält.
In meinen Augen ist er bloß eine Puppe, meine Mutter hält alle Fäden in der Hand und zieht an einem und dann an einem anderen.
Entgegen meiner Erwartung, schlagen wir nicht den Gang, der von all den seltsamen Dingen gesäumt ist ein, sondern bleiben vor einer anderen Tür stehen.
Als wir eintreten, sehe ich mich um. Der Raum ist von hellem Licht durchflutet während ich mich im diesem Moment einfach unbehaglich fühle. Wie angekündigt steht an einer der länglichen Seiten des Zimmers tatsächlich ein langer Esstisch aus dunklem Eschenholz.
Mit einem Mal überkommt mich ein derart großers Hungergefühl, dass ich beinahe auf den Tisch zugestürzt wäre, um meine plötzliche innere Leere mit den fantastisch aussehenden Torten und Keksen zu füllen.
Doch meine Eltern haben andere Pläne. Meine Mutter hält keinen Moment Inne als sie mit meinen Vater den Raum durchquert und direkt auf die drei Prinzen zugeht.
Das mitansehen zu müssen, lässt mich auf irgendetwas einschlagen wollen. Widerwillig folge ich ihnen und bin plötzlich froh, mich doch nicht an den Speisen vergriffen zu haben. Sonst würde das Gegessene in unter zehn Minuten auf dem glänzenden Marmorboden landen, keine Frage.
Ich sehe wie meine Mutter ihr hübschestes Lächeln an den Tag legt und damit vor Henry, Aleksander und Jasper stehen bleibt. Sie knickst und mein Vater verbeugt sich. Ein Paar mit tadellosen Manieren, äußerlich schön anzusehen, doch innerlich...nun, wie ich bereits sagte, Vollkommenheit ist meist nur oberflächlich.
Ich halte den Blick auf den Rücken meiner Mutter gerichtet, sehe weder die drei Männer noch meine Eltern an, während meine Mutter sich vorstellt. Ich weiß, dass ich lächeln müsste oder wenigstens bestätigend nicken, doch ich schaffe es einfach nicht.
Natürlich nutzt meine Mutter die Gelegenheit um davon zu schwärmen, wie schön doch alles sei und wie wunderbar die Torten doch aussehen. Als würde sie sie jemals probieren ohne vorher nicht nach der genauen Menge an Zucker nachzufragen.
Als ich es letztendlich doch schaffe meinen Kopf zu heben, ist meine Mutter gerade damit beschäftigt, sich bei den dreien zu erkundigen was sie von dem Wettbewerb halten.
Jasper antwortet als erster und sagt etwas von einer großen Chance für sie alle. Aleksander meint, es seie hervorragendes Konzept. Klar, als würde er nicht genau so wenig von der Idee dieses Wettbewerbs halten wie ich.
Unwillkürlich frage ich mich ob sie es nicht allmählich leid sind immer die gleichen Fragen gestellt zu bekommen.
Wie denken Sie über das Casting?
Halten Sie es für sinnvoll?
Was erwarten Sie von den Kandidatinnen?
Sind sie der Prinz?
Meine Stimmung erreicht ungeahnte Tiefen als meine Mutter sich leicht in meine Richtung dreht.
"Ich bin mir sicher, dass sie meine Tochter Avery bereits kennen", sie schenkt allen drei ein höfliches Lächeln. Eine grandiose Vorstellung einer talentierten Schauspielerin.
Sie weiß immer genau was zu tun ist, damit sich wichtige Personen in ihrer Gegenwart wohlfühlen- vielleicht verbraucht sie in diesen Momenten all ihre Herzlichkeit und Güte und vielleicht bleiben für mich deshalb nur Abwertung und Missfallen übrig.
Wie durch ein Wunder bringe ich ein halbwegs glaubwürdiges Lächeln zustande, wobei ich sorgfältig darauf achte, nicht in Aleksanders Augen zu sehen.
"Gewiss", meint Aleksander mit einem Unterton, der weder anklagend noch gehässig klingt, er klingt...bewundernd?
Nein, niemals.
Henry lächelt lediglich und zwinkert mir zu. Vielleicht würde er jetzt lieber Ellorys Familie begrüßen. Doch er macht keine Anstalten das Gespräch abzubrechen.
Jasper nickt, sein Blick wandert zwischen meiner Mutter und mir hin und her.
Inzwischen sind andere Gespräche entstanden, doch offenbar ist keiner der Erwachsenen so kühn- oder dumm sich in unser Gespräch einzumischen. Vielleicht ist es aber auch das autoritäre Auftreten meiner Mutter, das sie zurückhält- oder sie sind einfach zu höflich.
Ich riskiere einen Blick zu Ellory, sie steht, einen Arm und ihren kleinen Bruder geschlungen, neben Emory und ihren Eltern.
Juniper und Scarlett, scheinbar mitten in einer Unterhaltung mit ihren Familien, lachen herzhaft.
Jeder scheint überglücklich seine Familie sehen zu dürfen.
Ich fühle die Freude, fühle das Sonnenlicht auf meiner Haut, fühle das unerträgliche Gefühl von Geborgenheit um mich herum, ein Gefühl, welches mir in Gegenwart meiner Eltern verwehrt bleibt.
Meine Mutter redet und redet ohne zu viel zu sagen.
Sie weiß genau wie sie Menschen für sich gewinnen kann. Ich werfe einen flüchtigen Blick zu den drei Männern uns gegenüber. Jasper antwortet gerade auf eine Frage meiner Mutter, seine Haltung ist entspannt so als würde er jeden Tag mit jemandem wie meiner Mutter reden und vielleicht tut er das auch.
Ich versuchte, ihn mir als irgendeinen Professor mit Rollkragenpullovern und einer Aktentasche unter dem Arm vorzustellen. Er würde jedem ein offenes Ohr schenken- ob es ihn nun interessiert oder nicht.
Ich kann nicht genau sagen welche Rolle ich Aleksander in diesem bizarren Tagtraum zuteilen würde.
Als ich darüber nachdenke, kann ich nicht verhindern, das sich ein Bild von Aleksander, über ein dickes, großes Buch der Kunstgeschichte gebeugt in mein Gehirn einbrennt. Oder von mit schwarzer Farbe beklecksten langgliedrigen Fingern.
Er würde ausschließlich mit Schwarz malen- vielleicht ab und zu etwas Rot oder ein dunkles Blau hinzu mischen. Und er würde sicherlich-
Finger bohren sich in meine Seite und ich blinzle hektisch um die Bilder loszuwerden.
I actually didn't plan
uploading this chapter today
but here we are lol
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