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𝗞𝗔𝗣𝗜𝗧𝗘𝗟 𝟮 - 𝗕𝗥Ü𝗖𝗞𝗘𝗡 𝗕𝗥𝗜𝗡𝗚𝗘𝗡 𝗭𝗨𝗦𝗔𝗠𝗠𝗘𝗡

Als ich nach einigen Minuten den Waldrand erreichte, spürte ich bereits, wie die Last auf meinen Schultern immer weiter abnahm. Mit zielgerichtetem Gang lief ich den kurzen Weg, bis ich zu der kleinen Brücke kam. Mit langsamen Schritten lief ich darauf bis ich ungefähr in der Mitte angekommen war und ging mit zitternden Beinen auf die Kante zu.
Die Brücke in diesem Wald hatte weder einen Namen noch ein Geländer. Als hätten die, die sie gebaut hatten, gewusst, wozu man sie gebrauchen konnte. Um mich herum herrschte Stille. Nicht einmal Vögel waren zu hören. Eine kühle Brise zog an meinen nackten Beinen vorbei. Ich war schon oft alleine, aber so alleine und einsam wie gerade hatte ich mich noch nie gefühlt. Ich wollte endlich meine Gedanken loswerden und alles vergessen.

Ich atmete tief ein und schloss die Augen. Nur ein Schritt. Es war nur ein Schritt und...

„Schlechte Idee", hörte ich eine tiefe Stimme hinter mir. Erschrocken schlug ich die Augen auf und zuckte zusammen. Ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der ich die Worte hörte. Es war bereits etwas dunkler geworden und ich war froh, dass wenigstens eine Lampe auf der Brücke hier funktionierte, sodass ich die Person erkennen konnte, die gerade gesprochen hatte. Es handelte sich um einen Jungen, wahrscheinlich in meinem Alter, mit dunklen Locken und einem unergründlichen Blick. Er trug eine dunkle Jeans und eine dünne Lederjacke über seinem schwarzen Shirt. Der Junge kam einen Schritt näher. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich sollte wahrscheinlich weglaufen oder wenigstens etwas sagen, aber in diesem Moment war ich unfähig, irgendwas zu tun. Mein Kopf war wie leergefegt.

„Ich hab's auch schon probiert, hat aber nicht geklappt, wie du siehst", erzählte er und deutete mit einem leichten Lächeln auf sich. Wem war dieser Wahnsinnige denn entlaufen?

Ein paar wenige Schritte weiter stand er neben mir und schaute die Brücke hinunter. Unbeeindruckt hob er seine Augenbrauen und zuckte mit den Schultern. „Nach einem Sprung verliert die Höhe wohl ihren Reiz." Er schaute wieder zu mir und sah mich abwartend an. „Bist du das erste Mal hier?", fragte er und sah an mir herunter. Sofort fühlte ich mich unwohl. Hätte ich eine Hose und ein normales T-Shirt getragen, hätte ich mich unter seiner Musterung vielleicht nicht ganz so nackt gefühlt wie unter dem kurzen Kleid meiner Schwester. Es war nicht kalt, trotzdem jagte ein kalter Schauer meinen Rücken runter.
„Das ist auf jeden Fall ein netter Aufzug für den Sprung von einer Brücke." Seine Augen fanden meine und ich schluckte. In seinen blauen Augen konnte ich Belustigung erkennen, die mich wütend machte.

„Ich hatte nicht vor, zu springen", sagte ich endlich, als ich meine Stimme wiederfand.

Ein wissendes Grinsen breitete sich wieder auf seinen Lippen aus. „Natürlich nicht."

„Ehrlich. Ich wollte nur..."

„Schon okay, Blumenmädchen", unterbrach er mich. „Du wärst nicht die Erste, die das verheimlichen wollen würde."

Diese Aussage machte mich wütend. „Ich will nichts verheimlichen, du Idiot. Und ein Blumenmädchen bin ich schon einmal gar nicht."

Überrascht hob er die Augenbrauen.

Was ist das denn für einer? Wie schaffe ich es eigentlich immer wieder, an die Freaks in meiner Stadt zu geraten?

Er ließ sich neben mich auf den Boden sinken und bedeutete mir, mich neben ihn zu setzen. Ich zog die Augenbrauen zusammen und verschränkte meine Arme vor der Brust. Ganz sicher würde ich mich nicht neben diesen komischen Jungen setzen. Wer weiß, was er wollte. Vielleicht hatte er vor, mich von der Brücke schubsen.

„Komm schon. Ich stoße dich schon nicht von der Brücke."

Überrascht ließ ich meine Arme sinken. Konnte er Gedanken lesen?

„Deine Gedanken sind dir wie ins Gesicht geschrieben. Ich glaube, du bist eins dieser Mädchen, die nicht viel sagen, weil ihre Augen alles sagen, was man wissen muss", erwiderte er und sah zu mir auf. Ich wandte meinen Blick ab und schaute in die Dämmerung der Brücke. Was hatte ich schon zu verlieren? Entweder müsste ich zu dieser grausamen Party zurückgehen oder ich ließ mich eventuell von diesem komischen Typen hier im Wald umbringen. Meine Antwort darauf war nicht schwer und so ließ ich mich neben dem mysteriösen Jungen nieder. Ich setzte mich ungefähr einen Meter weiter weg von ihm und ließ meine Beine über den Rand der Brücke baumeln.

„Also, was macht jemand wie du abends auf einer Brücke in einem Wald, ohne springen zu wollen?", fragte er interessiert. Jetzt war ich mir sicher, dass er irgendeiner Irrenanstalt entlaufen war. Vielleicht sollte ich die Polizei verständigen, damit sie ihn wieder zurück brachten. Er schien ja gerade wie besessen von dem Thema Tod zu sein.

„Abstand zwischen sich und den Idioten bringen", antwortete ich und sah ihn vielsagend an.

„Der war gut." Wieder grinste er mich an. „Wie heißt du?" Wieso wollte er meinen Namen wissen? Um mir später noch hinterher zu spionieren? Dabei kannte ich nicht einmal seinen Namen. Ich hatte mal irgendwo gelesen, dass Namen Macht hätten und wichtig seien und der Meinung war ich auch. Schließlich war es möglich, mit nur dem Name die ganze Identität eines Menschen mithilfe des Internets herauszufinden. Aber davon mal abgesehen, wollte ich nicht, dass er meinen spießigen Namen kannte. Ich meine, wer heißt denn heutzutage noch Cassandra? Genau, niemand. Dieser Name ist doch mindestens genauso alt wie meine Grandma. Dabei ist mein Spitzname Cassie auch nicht gerade besser. Da denkt man doch an ein kleines süßes Mädchen, was ich definitiv nicht bin. Ich fühlte mich eher wie eine Grace. Keine Ahnung wieso, aber dieser Name fühlte sich irgendwie passender an.

„Hat es dir die Sprache verschlagen?" Am liebsten hätte ich ihm dieses überhebliche Grinsen aus dem Gesicht geschlagen. Stattdessen gab ich mich mit einem Augenrollen zufrieden. Ich kannte diesen Typ gerade mal wenige Minuten und er ging mir jetzt schon auf die Nerven.

„Ganz bestimmt nicht. Nur scheint dein niedriger IQ auf mich übergesprungen zu sein und hat meine Gedankengänge blockiert. Mein Gehirn hatte wohl einen Kurzschluss."

Beachtend hob er beide Augenbrauen. „Du bist wirklich sehr schlagfertig."

„In jederlei Hinsicht", erwiderte ich drohend.

„Okay, verstehe. Ich muss zuerst dein Vertrauen gewinnen, um deinen Namen zu erfahren. Ich heiße Auden." Er betrachtete mich abwartend. War das überhaupt sein echter Name? Dabei konnte es sich schließlich auch um eine Lüge handeln. Doch sein Gesicht strahlte Ehrlichkeit aus. Trotzdem konnte er jemand sein, der beim Lügen keine Miene verzog.

„Ich heiße Grace." Auden musterte mein Gesicht, als wäre es ein Gemälde, das er für den Kunstunterricht analysieren musste.
„Warum starrst du mich so an?" Je länger ich hier saß, desto größer wurde mein Drang, einfach aufzustehen und zu gehen. Ich wusste ehrlich gesagt auch nicht, warum ich sitzen geblieben und nicht einfach nach Hause gelaufen war.

„Der Name passt zu dir." Erstaunt setzte ich mich aufrechter hin. Endlich verstand jemand, dass ich keine Cassandra war. Fast fing ich an, etwas Sympathie für ihn zu empfinden. Aber auch nur fast. „Aber wie heißt du wirklich?" Was? Wollte er mich veraschen? Und schon war die Sympathie verschwunden. „Was meinst du? Das ist mein Name."

Auden legte den Kopf schief. „Irgendwas sagt mir, dass das nicht ganz stimmt." So langsam ging er mir auf die Nerven. Ich atmete tief ein und machte mich daran, aufzustehen, als er mich aufhielt. „Entschuldigung. Ich wollte dich nicht verärgern. Ich sage das, was mir gerade durch den Kopf geht, ohne vorher darüber nachzudenken." Er lächelte mich schüchtern an und ich entschied mich schließlich doch, sitzen zu bleiben. Irgendwas hielt mich auf.

„Ich heiße Cassandra, aber alle nenne mich Cassie", sagte ich und sprach zum ersten Mal, seit ich ihm begegnet war, die Wahrheit. Was sollte es schon. Wahrscheinlich gab es mindestens dutzend andere Cassies in der Umgebung. Nur der Vorname konnte doch nicht so viel ausmachen. Außerdem hatte ich sowieso nicht vor, ihn nochmal wiederzusehen.

„Cassie." Nachdenklich ließ er sich meinen auf der Zunge zergehen. „Nett, dich kennenzulernen. Auch wenn die Umstände alles andere als gewöhnlich sind."

Ich stieß einen genervten Seufzer aus. „Ich..."

„Schon klar. Du musst es nicht immer wiederholen. Noch leide ich nicht an Demenz. Also, was machst du hier?", fragte er erneut und sah mich auffordernd an.

„Ich war auf einer Party und habe es nicht länger mit diesen Heuchlern in einem Haus ausgehalten, also bin ich abgehauen", erzählte ich.

Auden wandte seinen Blick ab und sah auf seine baumelnden Beine hinunter. Eigentlich hatte ich erwartet, dass er mir jetzt sagte, warum er hier war.

„Und warum bist du hier?", gab ich die Frage zurück und musterte ihn, als er seinen Blick wieder hob und in die weiterschreitende Dämmerung starrte. Er hob seine Schultern und drehte sich dann wieder zu mir. „Ich komme gern hierher, wenn ich Ruhe brauche."

Obwohl diese eine Lampe auf der Brücke nicht gerade hell schien, konnte ich ihm noch in seine blauen Augen sehen, die trotz ihrer hellen Farbe, etwas Dunkles an sich hatten.
Ein ungutes Gefühl überkam mich bei diesen Worten, aber ich wollte nicht länger darüber nachdenken. Zum Glück hatte ich auch keine Chance dazu, da er wieder das Wort ergriff. „Warst du auf der Party von Joshua Asher?", fragte er und der dunkle Ausdruck in seinen Augen verschwand.

Verwundert blinzelte ich. „Ja, woher wusstest du das?"

Seine Lippen verzogen sich zu einem überheblichen Grinsen. Er genoss das hier förmlich. „Ich weiß so einiges, Cassie." Okay, ich hatte offiziell beschlossen, dass ich diesen Typ nicht leiden konnte. Warum war ich überhaupt noch hier?

„Okay, es war mir keine Freude, deine Bekanntschaft zu machen, also", ich stand auf und war schon einige Meter gegangen, als Auden etwas sagte.

Ich drehte mich um. „Was hast du gesagt?", fragte ich nach, da ich es nicht verstanden hatte.

„Ich sagte, dass ich auch zur Party wollte", wiederholte er und stand nun ebenfalls auf. Auden kam wieder auf mich zu. „Aber ich war nicht da. Ich fand es dann doch etwas makaber", sagte er und deutete ein winziges Lächeln an.

„Woher weißt du überhaupt von der Party? Du gehst doch gar nicht auf unsere Schule."

„Stimmt. Ich gehe auf die West Highschool, aber mein Cousin geht auf deine Schule und hat mich zur Party eingeladen. Zuerst hatte ich vor, hinzugehen, aber als ich gehört habe, warum die Party stattfindet, habe ich mich dagegen entschieden."

Genau das hatte ich auch gedacht. Der Tod einer Mitschülerin war kein Grund, eine Party zu feiern, auch wenn es nach den anderen eine Party zu ihrer Ehre sein sollte. Ich hatte mich geweigert zu gehen, doch meine Schwester musste mich ja unbedingt mitschleppen.
„Stattdessen bist du hierher gekommen?", fragte ich skeptisch.

„Ja. Ist doch ein netter Ort, oder nicht? Schließlich bist du ja auch hier und nicht auf der Party." Okay, ein Punkt für ihn. „Also, wo willst du jetzt hin?"

„Meinst du wirklich, dass ich irgendeinem Freak, den ich gerade auf einer Brücke getroffen habe sage, wo ich wohne?"

Auden zuckte mit den Schultern. „Nein, aber ich dachte, du würdest es mir vielleicht sagen."
Ich verdrehte meine Augen. Noch nie war ich jemanden begegnet, der so... der mich so aufregte wie er.

„Komm schon, Cassie. Willst du wirklich schon nach Hause?"

Skeptisch hob ich eine Augenbraue. „Zurück zur Party will ich jedenfalls nicht."

„Klar. Aber die Nacht ist noch jung. Wie wär's, wenn wir unsere Zeit nutzen?", fragte er und trat einen Schritt näher. Ich holte aus und schlug ihm ins Gesicht. Überrascht taumelte er zurück und hielt seine Hand über die linke Wange, die ich getroffen hatte.

„Verdammt! Wofür war das denn?"

„Ist es das, was du machst? Wartest in dunklen Gassen und Wäldern und machst dich an irgendwelche Mädchen ran, die alleine sind?", sagte ich und gestikulierte aufgebracht mit meinen Händen. „Ich mag zwar schwach aussehen, aber ich habe genug Kraft, um sich kalt zu machen", fügte ich nun drohender hinzu.

„Woah, ruhig. Ich wollte mich weder an dich ranmachen, noch dich irgendwie verführen oder entführen." Abwehrend hob er beide Hände. „Ich dachte nur, du könntest etwas Gesellschaft gebrauchen."

Ich brauchte einen Moment, bis seine Worte zu mir durchsickerten. So wie er gerade da stand, wirkte er gar nicht bedrohlich, sondern eher verwirrt. Klar, er hatte mich auf einer Brücke gefunden und dachte jetzt, ich bräuchte jemanden, mit dem ich reden konnte. Doch da hatte er sich getäuscht. Ich brauchte niemanden, mir ging es gut. „Nein, danke. Mir geht's gut." Ich drehte mich endgültig um und verließ die Brücke und den Wald. Ich machte mir gar nicht erst die Mühe, zurück zur Party zu gehen und meine Schwester zu fragen, ob wir nach Hause fahren könnten, sondern ging einfach zu Fuß.

Nach gefühlten Stunden kam ich endlich Zuhause an und ließ mich ins Bett fallen, ohne meinen Eltern Bescheid zu geben, dass ich wieder da war. Sie würden sich schon keine Sorgen machen. Schließlich war ich ihres Wissens nach mit Olivia und Xander unterwegs.

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