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„Besser?"
„J-Ja, ich denke... keine Ahnung, was das war. Irgendwie so Panik wegen der Z-Zeichen...", murmelst du und zwingst dich, auf deinen Schoß zu blicken, während der Mann sich schließlich von dir entfernt. Gleichzeitig denkst du dir, dass dich dein Lehrer auch für vollkommen bescheuert halten muss.
Nicht zuletzt fühlt es sich eigenartig an, seinen Berührungen nicht mehr ausgesetzt zu sein. Irgendwie nicht mehr so warm. Die ganze Szene erscheint dir plötzlich so surreal zu sein. Das konnte nicht gerade geschehen sein.
„Macht Klassisches Chinesisch Ihnen denn solche Angst?" Die Frage klingt so banal und ist sie auch. Du weißt nicht, ob Herr Kim das genauso findet und einfach nur so viel Kontrolle über sich hat, dass er es schafft, ein Lächeln zu unterdrücken oder ob er sich tatsächlich Sorgen um dich macht. Diese Tatsache scheint ja seit einiger Zeit gar nicht mehr so abwegig zu sein.
„Teilweise", gibst du von dir und kicherst sogar leise. „Aber ich werde mir Mühe geben... und mein Wörterbuch gegebenenfalls zu nutzen wissen..."
Erneut erschrecken dich deine eigenen Worte. Ebenso überrascht zieht Herr Kim eine Augenbraue in die Höhe, sagt aber nichts weiteres dazu und greift nach einer dunklen Mappe, ehe er ein letztes Mal seinen Blick auf dich legt und sich zu einem etwas weiter entfernen Sessel begibt, um sich dort niederzulassen.
Du versuchst deine Aufmerksamkeit wieder auf deine Aufgabenblatt zu lenken, was sich als ziemlich schwierig herausstellt, da deine Gedanken immer noch bei den Geschehnissen der letzten fünf Minuten sind und deines Lehrers Anwesenheit die Angelegenheit auch nicht besser macht. Es schockiert dich und schmeichelt dir zugleich. Du weißt nicht, ob du deine Empfindungen, als heiß oder ekelerregend bewerten sollst.
Etwa fünf Minuten später steht auf deinem Zettel immer nur noch das Datum und dein Name und ein erster Anfang an einer Übersetzung, der aber nur geraten ist.
Nach einiger Zeit hörst du, wie Herr Kim sich erhebt und sich schließlich zur Tür begibt, diese öffnet und den Raum verlässt. Ehe du es dir versiehst, bist du ein weiteres Mal alleine in dem kargen Büro.
Etwas unschlüssig zückst du dein Handy und beschließt, eine Wörter zu googeln, Jungkook ein paar genervte Emojis zu schicken und zuletzt – es ist beinahe schon üblich für dich geworden – auf den Chat mit dem Unbekannten gehst. Er kann dich zumindest etwas ablenken.
Ob du Jungkook oder gar Jimin über deine gruseligen Gefühle in der Nähe deines Lehrers aufklären solltest, weißt du nicht genau. Die ganze Sache überfordert dich schlichtweg total.
MY DUMB ASS
Ich glaube, ich sterbe...
MY DUMB ASS
Ich bin beim Nachsitzen und habe
keine Ahnung, wie ich das überleben
soll
HOPEFULLY NOT MY
FIRST REAL CRUSH
Was ist denn?
MY DUMB ASS
Herr Kim sitzt die ganze Zeit bei mir
MY DUMB ASS
Im Moment ist er irgendwie weg,
wahrscheinlich auf dem Klo oder
so oder holt sich einen Kaffee
MY DUMB ASS
Und ich muss übersetzen und bin zu
schlecht dafür >.<
HOPEFULLY NOT MY
FIRST REAL CRUSH
Meine arme kleine <3
MY DUMB ASS
Ja -.-
MY DUMB ASS
Vielleicht sollte ich auch mal
aufs Klo fliehen ...
MY DUMB ASS
Unbekannter?
Ein Seufzer verlässt deine Lippen. Was lässt er dich jetzt alleine? Du brauchst Beistand!
Schließlich erhebst du dich einfach ebenso, krickelst eine Notiz für Herrn Kim (falls er sich fragen wird, wo du abgeblieben bist) auf einen Zettel und schiebst den Stuhl zurück, um dich ebenfalls auf die Toilette zu begeben.
Der Schulflur ist gruselig still, das Mädchen WC ebenfalls. Als du dir deine Hände waschen willst, erkennst du den roten Schimmer auf deinen Wangen, streichst einige Haarsträhnen hinter die Ohren und atmest tief durch, ehe du dich aus dem Badezimmer zurück auf den menschenleeren Gang begibst.
Aus dem Augenwinkel erkennst du den Süßigkeiten-Automaten und plötzlich fällt dir auf, dass du immensen Hunger verspürst. Schließlich bildet sich ein listiges Grinsen auf den Lippen und du kramst in deinem Hoodie nach einer Münze, ehe du dich für einen Müsliriegel entscheidest. Du gibst zuerst die Zahl ein, wirfst das Kleingeld ein und wartest schließlich.
Als nach einigen Sekunden dein Riegel noch nicht aus der Reihe gelassen wird, verdrehst du entnervt die Augen und trittst einmal gegen das doofe Ding. Typisch, immer passiert dir das.
„Ach fuck", fluchst du und fährst dir durch die offenen Haare. Man, ich hab' Hunger.
„Brauchen Sie etwa Hilfe?"
Du schreckst in dich zusammen, schnellst mit dem Kopf herum und stößt plötzlich mit deinem Schädel seitlich gegen das Metall des Automaten. Ein stechender Schmerz schießt durch deine Stirn, ehe dir Schwarz vor Augen wird und deine Beine nachgeben.
(...)
Dein Kopf pocht und du spürst ein fremdes Polster unter dir. Langsam flattern deine Augenlider vor, ein Seufzer verlässt deine Lippen und du versuchst dich, irgendwie zurechtzufinden. Du liegst definitiv nicht in deinem Zimmer, sondern in einem fremden Raum.
Unwohlsein erfasst dich und du versuchst dich irgendwie aufzustützen, während sich langsam wieder ein klares Bild vor deinen Augen ergibt.
Ach, du scheiße.
Deine Kinnlade klappt hinunter, als du realisierst, dass du in dem Krankenzimmer deiner HighSchool liegst und mit dem Rücken zu dir gewandt, an dem Waschbacken mit aufgekrempelten Ärmeln Herr Kim steht.
Er hat wohl vernommen, dass du erwacht bist, denn er wendet sich zu dir, lässt seine Augen kurzzeitig über deine Gestalt huschen, macht den Wasserhahn aus und schaut anschließend erneut zu dir.
„Bleib liegen...", spricht er mit einer beruhigenden, tiefen Stimme und trocknet sich die Hände, ehe er auf dir zukommt.
„Was zur Hölle ist passiert? War ich wieder zu dumm und bin hingefallen?", bringst du erschöpft hervor und reibst dir die Augen.
„Du bist mit der Stirn gegen den Automaten gestoßen und zusammengebrochen. Da niemand anderes zum jetzigen Zeitpunkt in die Schule ist und du aber keine starke Wunde aufweist, sondern nur vor Schreck wahrscheinlich kurz weg warst, habe ich dich hierhergebracht", erklärt er kühl und hebt dein Kinn kurzzeitig an, ehe du ein feuchtes, kühles Tuch an der Stirn spürst.
Konzentriert drückt er es daran und du spürst dein Herz unruhig gegen deinen Brustkorb schlagen, während du schweratmend zu dem Mann aufblickst. Er lässt seine dunklen Augen kurzzeitig zu deinen huschen und drückt dann etwas stärker gegen deine Prellung. Du fühlst dich sogleich viel besser.
„Sicher, dass ich nicht ins Krankenhaus muss?", willst du schmunzelnd wissen.
„Tut es denn sehr weh? Oder fühlst du dich nicht wohl?", stellt er als Gegenfrage. Du verdrehst nur müde die Augen.
„Mir geht's gut, es tut kaum weh."
Schließlich lässt der 29-jährige von dir ab und mustert dich noch einen Moment, ehe er sich erhebt, um das feuchte Tuch zu entsorgen.
„Ich hoffe, dir ist klar, dass du dein Nachsitzen nicht fortführen oder nachholen musst", erläutert er dann schließlich in seiner gewohnten, strengen Stimmlage.
„Danke... also nicht nur dafür, sondern allgemein", sprichst du das aus, was du ihm eigentlich all die Zeit hattest sagen wollen.
Denn du meinst es wirklich ernst. Du warst so schusslig und bist gegen diesen dummen Automaten geknallt. Er muss dich ja schon in dieses Krankenzimmer getragen haben. Du blickst zur Seite und entdeckst ebenfalls dein Handy auf dem Tischchen neben dir liegen. Selbst daran hat er gedacht. Zum Glück ist deinem Baby nichts passiert.
„Du brauchst dich nicht bedanken", entgegnet er tonlos und plötzlich fällt dir auf, dass er dich erneut duzt. Was bringt ihn dazu, von seinem üblichen, formalen Sie auf das Du überzugehen? Eigenartigerweise verwendet er es nur, wenn ihr beide allein seid. Als würde er nicht wollen, dass es jemand mitbekommt...
„Andere Jungs hätten mich wahrscheinlich ausgelacht oder wären panisch weggerannt", erklärst du ihm und schluckst schwer, ehe du dich erneut erheben möchtest.
Der Mann ist augenblicklich zur Stelle und du spürst seine starken Armen um deinen Oberkörper, ehe du etwas sagen kannst. Dankend hältst du dir den Kopf, als du schließlich wieder aufrecht sitzt und deine Beine die Liege hinunter baumeln lassen kannst.
„Du vergisst wohl, dass ich kein Junge bin", raunt er gefährlich nahe an deinem Ohr, während du noch deine Hände benötigst, um dich auf dem Polster aufzustützen. Für einen kurzen Moment weiten sich deine Augen, als du seinen heißen Atem in der Halsbeuge verspürst. Du schaust schweratmend zu dem Mann, der inzwischen seine dunklen Augen ebenso in deinen versinken lässt und wirfst einen kurzen Blick auf seine einladenden, vollen Lippen.
Doch dann erhebt er sich erneut und die Spannung zwischen euch beiden zerreißt, ehe er ausdruckslos zu dir herabblickt.
„Sag mir Bescheid, wenn du wieder vollkommen bereit bist, aufzustehen... dann bist du entlassen. Am besten solltest du dir ein Taxi rufen."
Nach wie vor etwas wie in Trance nickst du.
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